21. September 2015


ETF: Die Mischung ist egal

Am Anfang meiner Finanzkarriere war ich davon überzeugt: An den Finanzmärkten muss man ganz genau wissen, was man tut, und es ist wichtig, die richtigen Produkte zu kennen. Nur so kann ich erfolgreich sein.
Ich habe Experten angeheuert, da ich mir das selbst nicht zugetraut habe.
Nach einiger Zeit habe ich festgestellt: "Mein Depot leidet an Schwindsucht. So dolle ist das mit den Experten nicht."

So trat das Konzept "passives Investieren in Eigenregie" in mein Leben. Meine Überzeugung: Passiv funktioniert. Aber nur, wenn man sich ganz genau überlegt, wie man seine Anlageklassen kombiniert. Ein Vermögen braucht ein solides Fundament. Deshalb muss ich mir ganz genau überlegen:

  • Wie soll das Verhältnis von Industrie- zu Schwellenländern sein?
  • Wie hoch muss der Anteil von Nebenwerten (Small Caps) sein?
  • Was ist mit Value-Aktien?
  • Soll ich nach Marktkapitalisierung oder nach Bruttoinlandsprodukt gewichten?

Ich war der Überzeugung: Ohne ein sorgfältig konstruiertes Regelwerk werde ich Schiffbruch erleiden. Deshalb habe ich sehr viel Zeit und Excel in diese Bachelor-Arbeit investiert. Die von mir in dieser Abhandlung festgelegten Prozentwerte sind schließlich die Basis für meinen Anlageerfolg.

Fast forward ein paar Jahre.

Nachdem ich die korrekte Assetallokation herausdestilliert hatte, habe ich mich ‒ rein interessehalber ‒ weiter in den einschlägigen Foren herumgetrieben und Blogs und Bücher zum Thema gelesen.

In den Foren, Blogs und Büchern wurden ebenfalls Buy-and-hold-Assetallokationen propagiert. Jede dieser Assetallokationen wurde ‒ mit durchaus vernünftigen Begründungen ‒ als die Assetallokation vorgestellt.

Kein Problem, ich weiß es besser. Sind halt alles Idioten die anderen.

Doch irgendwann, so nach der zehnten Variante, wird man mürbe und ein Verdacht keimt auf:

Was, wenn es wurschtpiepegal ist, ob man 90 % Industrieländer + 10 % Schwellenländer kombiniert oder 41 % USA plus 24 % Europa, 11 % Japan, 24 % Schwellenländer? Oder noch Small Caps, Value-Aktien und Rohstoffe und Immobilien dazu mixt?

Was, wenn es nur darauf ankommt

1. Hinreichend breit diversifiziert zu sein
2. Hinreichend lange investiert zu sein

Ein entsetzlicher Verdacht! Würde er sich erhärten, wären 99 % des ganzen Smoke-and-Mirrors-Spiels der Finanzbranche vom Tisch.

Mein Kronzeuge

Darf ich Ihnen Meb Faber vorstellen. Herr Faber ist Mitgründer und Chief Investment Officer von Cambria Investment Management. Er hat das Buch Global Asset Allocation: A Survey of the World’s Top Asset Allocation Strategies (English Edition)* verfasst.

Global Asset Allocation: A Survey of the World’s Top Asset Allocation Strategies (English Edition)

Meb Faber vergleicht 13 renommierte Buy-and-hold-Ansätze miteinander. Seine Analyse umfasst die 40 Jahre zwischen 1973 und 2013.

Mit „renommierte Ansätze“ meine ich Portfolios wie das

  • "Risk Parity"- und das "All Seasons"-Depot, hinter denen Ray Dalio, der Gründer von Bridgewater Associates, einem der größten Hedgefonds, steht.
  • "Permanent Portfolio" von Harry Browne, Präsidentschaftskandidat und Finanzberater
  • "Warren Buffet Portfolio", Herr Buffet riet seiner Frau, nach seinem Ableben 10 % des Vermögens in kurz laufende Staatsanleihen und 90 % in einen weltweit investierenden Index-Fonds zu stecken.
  • Portfolio von Rob Arnott, dem Smart-Beta-Advokaten.
  • Portfolio der Schweizer Fonds-Legende Marc Faber.
  • Portfolio, das David Swensen für die Yale Universität managt.

Also schon eher Sachen, die den Horizont der örtlichen Sparkasse übersteigen.

Herr Faber hat munter hin und her gerechnet und kommt zu dem Schluss:

Your Buy and Hold Allocation Doesn’t Matter

"If you exclude the permanent portfolio (high cash), they are all within 1 percentage point of each other!"
Die Grafik

Nach vierzig Jahren hat sich alles ausgemittelt.
Warum ist das so?

  • Es gibt Jahre, in denen rocken die brasilianischen Aktien.
  • Dann sind die Biotech-Aktien die Überflieger.
  • Es gibt Perioden, in denen Nebenwerte besonders gut laufen.
  • Dann gibt es Jahre, in denen der Aktienmarkt als Ganzes am Boden liegt und die Anleihen für die Rendite sorgen.
  • Zwischendurch kommen und gehen die Rohstoff-Jahre. Mal glänzt das Gold ganz besonders, dann wieder Öl, und Soja-Jahre gibt es auch.

Jede Region, jede Branche, jede Assetklasse ist mal top und mal flop.
Das ist ein bisschen so wie in der Grundschule beim Malen mit Wasserfarben. Am Anfang ist die Farbe im grünen Töpfchen grün, im blauen blau und im roten rot. Am Ende der Stunde ist alles ein trauriges graubraunschlammgrün. Das nennt man die Marktrendite.

Wenn man die Renditen aller Assetklassen nur lange genug zusammenrührt, kriegt man graubraunschlammgrün.

Ein anleihenlastiges Depot mag 15 Jahre in Führung liegen, irgendwann rafft sich der Aktienmarkt auf und stürmt los. Dann schmilzt die Führung in den nächsten zehn Jahren dahin. Bevor aber die Aktien mit ihrer Rendite am Horizont verschwinden, schmeißt die Anleihe ihre Bola und bringt die Aktien fürs Erste zu Fall.

So geht das ‒ wie in Game of Thrones ‒ Jahr um Jahr. Alles sehr unübersichtlich. Keine Anlageklasse behauptet ihre Führung auf Dauer. Bereits tot geglaubte Anlageklassen erleben ein Revival und entreißen den Publikumslieblingen den Renditepokal.

Aber alle huldigen nur einer Macht: der Regression zum Mittelwert. Die Regression zum Mittelwert stutzt den Arroganten die Flügel und hilft den Gefallen auf. Denn die Lieblingsfarbe der Regression zum Mittelwert ist graubraunschlammgrün.
Die Regression zum Mittelwert ist für die Finanzmärkte das, was für uns Menschen die Schwerkraft ist: die Kraft, der keiner entkommt.

Fazit

Buy-and-hold ist wie Kuchenbacken. Gewisse Grundzutaten müssen rein, der Rest ist ad libitum, und Geduld muss man haben.

Mangels Fähigkeit backe ich seit 30 Jahren den gleichen Geburtstagskuchen. Ich brauche dazu Butter, Zucker, Mehl, Eier und Backpulver. Ohne geht‘s nicht. Im Rezept steht: 250 Gramm Mehl plus 50 Gramm Mondamin. Wenn ich kein Mondamin habe, nehme ich 300 Gramm Mehl und bin auch fertig.
Was das Backpulver angeht: 2 Teelöffel soll‘n es sein. Ok, sind drin. Aber jetzt ist noch ein halber Löffel im Tütchen übrig. Macht nix, kommt auch mit rein.
Was die Zutaten angeht: Gemahlene Haselnüsse sind gewünscht. Wenn ich den Kuchen für einen Nussallergiker backe, nehme ich gemahlene Mandeln.
Sukkade, Rosinen und Schokolade gehören ebenfalls in den Kuchen. Außer, es ist ein Kindergeburtstag, dann ohne Rosinen und Sukkade, denn die sind eklig. Lieber mehr Schokolade oder ordentlich Streusel drüberkippen.

Sie sehen, ich habe eine Menge Freiheiten. Was ich nicht tun darf, ist

  • dauernd nachsehen, ob der Kuchen denn nun endlich fertig ist,
  • die Backzeit von 50 Minuten bei 170 Grad auf 25 Minuten bei 340 Grad abkürzen.

Egal wie die Mischung ist: Die Backzeit ändert sich nicht.

Will sagen: Solange Sie marktbreite Indizes (Mehl und Butter) als Fundament haben, können Sie gerne Small Caps (Rosinen) oder Value-Aktien (Schokolade) hinzutun.
Sie können Ihren Kuchen auch mit allem pimpen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Unsere Mädchen haben das mal gemacht und fanden es sehr lecker. Meine Frau und ich mussten unsere Mägen erst einmal mit einem Likörchen rebalancen. Wenn auch Sie nach dem Rebalancen Ihres ETF-Depots erst mal einen Schnaps brauchen, sollten Sie über das Thema "operative Komplexität" nachdenken.
Wenn es Ihren Wunsch-ETF nicht in der Haselnussvariante gibt, dann nehmen Sie die Mandelvariante, und wenn es gerade operativ gut passt wegen Sparplan, dann nehmen Sie eben statt Mehl und Mondamin etwas mehr vom Mehl-ETF.

Ihr ETF-Kuchen wird in jedem Fall gelingen!

Denn es kommt nur darauf an

  1. Hinreichend breit diversifiziert zu sein
  2. Hinreichend lange investiert zu sein

Hauptsache, Sie fangen damit nicht erst mit 50 an, denn 340 Grad ‒ das hält kein Sparplan aus!

Ist das jetzt gut oder schlecht?

Ich weiß nicht recht. Dieses Ergebnis zeigt einmal mehr: Passives Investieren ist eigentlich kein Geldanlage-Thema, sondern eine Haltung zur Welt.

Haltung, so wie man es aus den Kung-Fu-Filmen kennt. Der junge Mu Ki kommt ins Shaolin-Kloster, fühlt sich als Alpha Bärus und will den "stürzenden Kranich", den "tretenden Drachen" und all die anderen coolen Moves lernen, um seine Feinde ordentlich zu vermöbeln.
Doch leider hat er die Rechnung ohne den weisen Meister gemacht. Der weiß: "Ohne die richtige Haltung sind all die coolen Moves nur leeres Gefuchtel." Also triezt der Alte den armen Mu Ki unerbittlich, bis dieser versteht: "Es kommt auf die richtige Haltung an."
Ab dann verbessert sich auch Mu Kis Verhältnis zur jungen attraktiven Li Be.

Was heißt das für uns als Passivanleger?
Die Haltung des Passivanlegers besteht aus

  1. Demut
  2. Stoizismus
  3. Arroganz

Demut

Ich weiß, dass ich nichts weiß. Markttiming und Stockpicking lohnen nicht.

Stoizismus

Wie der Rheinländer sagt: "Et is, wie et is." und "Et kütt wie et kütt."
Dinge, die man ändern kann, werden geändert, alles andere akzeptiert man. Durchhalten, nicht jammern, weitermachen. Die Zeiten ändern sich auch wieder.

Arroganz

In meiner Jugend hätte "stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein" genügt. Aber wir lebten in einer Zeit, in der das Bewegtbild schwarz-weiß war und um Mitternacht abgeschaltet wurde.
Man braucht viel Kraft und Arroganz, um 30 oder 40 Jahre gegen den Medien-Tornando anzukämpfen.
Das ist die Achillesferse des passiven Investierens.
Es ist sofort klar, warum es toll ist, zu den Gewinnern zu gehören: "Unsere Momentum-Strategie mit dem Schmörks-Faktor hat in den letzten fünf Jahren den Markt um 25,57 % outperformt". Topp, da will ich dabei sein.
Passives Investieren kann da nicht mithalten. Keine 25,57 % Outperformance, sondern nur graubraunschlammgrün.
Was daran cool sein soll, erschließt sich erst, wenn es zu spät ist. 30 Jahre konstantes Graubraunschlammgrün schlagen

  • 5 Jahre Schmörks-Outperformance, die leider nach dem Crash nie wieder zur alten Form zurückfand.
  • Gefolgt von der 7jährigen Regentschaft des Volatility-Momentum-Gurus Gordon "Crazy Bull" Miller. Der soff sich leider zu Tode und sein Nachfolger taugte nichts.
  • Also ‒ vorsichtig geworden ‒ und umgeschichtet zu Cash-im-Crash-Papst Prof. Dr. Bibo Binder. Doch leider kam der Crash nicht (ganz erstaunlich, denn eigentlich sind Wirtschaftswissenschaftler unfehlbar) und für das eine Prozent Rendite hat der Cash-Papst zwei Prozent Gebühren genommen.

Jetzt ist das Kind nicht bloß in den Brunnen gefallen, sondern in einem kilometertiefen Schacht auf der Reise zum Mittelpunkt der Erde. Als 50-Jähriger sehen Sie da nie mehr das Licht der Sonne. Zinseszins braucht Zeit.

Ich sage deshalb: Was ist die Auswahl eines ETFs gegen das Nichtschauen eines ARD-Börsenbrennpunkts.

Wenn Sie das mit dem ETF vergurken, verlieren Sie zwischen 0,2 % und 1 % an Rendite. Ärgerlich, aber nicht ruinös.

Wenn Sie sich von der GEZ-gesponserten Gestalt im Fernsehen, die noch nie in ihrem Leben eine Aktie besessen hat, verrückt machen lassen und verkaufen, kann das das Ticket für eine Flaschensammler-Karriere im Alter sein.

Was ist eigentlich aus dem alten Kung-Fu-Meister geworden?

Der kann natürlich all die Tritte und Schläge. Aber er braucht sie nur noch sehr selten, denn er ist weise geworden. Das meiste, was er gelernt hat, hat er wieder vergessen, denn

vor der Weisheit kommt das Vergessen.

Kung-Fu ist ein Teil von ihm. All das, was er einmal gelernt hat, ist zu Humus verwittert und in die entsprechenden Gehirnareale sedimentiert. Wenn der Meister Kung-Fu braucht, ist es da, ohne dass er genau erklären kann, wie er den Gegner auf den Hosenboden gesetzt hat. Das ist ihm auch nicht wichtig. Wichtig ist ihm sein Mittagsschläfchen und die Tasse Jasmintee mit den anderen Mönchen.

Was hat das jetzt mit mir als ETF-Anleger zu tun?

Sie werden sich ‒ wie der junge Mu Ki ‒ fluchend durch die ETF-Kolonnen bei JustETF wühlen, immer auf der Suche nach dem besten, dem optimalen ETF (die ganz Verwegenen jagen sogar den optimalsten ETF).
Sie werden ‒ wie die meisten von uns ‒ einige Zeit auf der Suche nach dem Heiligen Gral verbringen. Irgendwann wird ihnen aufgehen, dass sie einem Trugbild hinterherjagen.
Dann mault man noch ein bisschen rum, und irgendwann ist es einem egal, was genau man im Depot hat und was das aktuell wert ist. Und auch die Kostenquoten kann man nicht mehr auswendig herbeten.
Das ist das Vergessen, was ich meine. Das einzige, was man noch weiß, ist: Ich habe Inhalt und Zusammensetzung beim letzten Rebalancing für gut befunden. Mehr muss nicht sein. Darauf einen Jasmintee.

Sie können natürlich auch abkürzen, sich etwas anlesen und dann hurtig, hurtig das Deport einrichten, nur damit die Sache vom Tisch ist.
Ich bezweifle aber, dass Sie dann die mentale Stärke haben, eine richtige Krise zu überstehen.
Sie sollten sich lieber einen Finanzberater suchen. Es könnte aber sein, dass Sie sehr unzufrieden mit Ihrem Berater wären. Der optimale Berater ist ein Berater, mit dem Sie permanent unzufrieden sind, weil er

  • Sie daran hindert Haus und Hof zu verwetten und Aktien auf Kredit zu kaufen, wenn die Märkte brummen. => Der Kerl hindert mich daran, voll vom Boom zu profitieren.
  • Sie stoppt, wenn Sie alles verkaufen wollen, weil die Börse einbricht. => Ich will retten, was noch zu retten ist, und der Kerl behindert mich schon wieder.

Wer bezahlt schon dafür, dauernd behindert zu werden?

Fazit

Das Einzige, was Ihren Gewinn verlässlich ruiniert, sind zu hohe Gebühren. Achten Sie also auf die Gebühren und schrauben Sie dann noch ein bisschen an der Assetallokation herum. Hören Sie auf, wenn Sie

  • keinen Bock mehr haben (der Kuchen muss fertig werden, in zwei Stunden kommen die Gäste),
  • meinen, die optimale Kombi gefunden zu haben (Rosinen zwei Tage in Cognac eingelegt und die Schokolade ist bio).

Sie werden in beiden Fällen nicht vom Ergebnis enttäuscht sein. Das Schönste am Geburtstagskuchen ist doch, dass man ihn zusammen mit Familie und Freunden isst.


(*)Affiliate-Link: Das Buch wird für Sie nicht teurer, aber wir erhalten eine kleine Provision.

(awa)

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Abgelegt unter Strategie, Geldanlage, Rendite, Index, Portfolio, ETF



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Kommentare

CM sagt am 21. September 2015

Top Beitrag, wird verschickt und weiterempfohlen. Danke.


Gerhard sagt am 21. September 2015

Genau so ist es! Ich kann den Finanzwesir nur in jedem einelnen Punkt bestätigen.
Leider habe ich nicht die Gabe es so wunderbar auf den Punkt zu bringen.
Großes Lob für diesen klugen Beitrag.


Peter K. sagt am 21. September 2015

Auch hier gilt die 80/20-Regel. Die meiste Arbeit macht halt immer die Optimierung am Schluss, welche gleichzeitig den geringsten Einfluss auf das Endergebnis hat.

Nehmen wir mal als Beispiel einen Anleger mit 100% Tagesgeld. Die Entscheidung in den Aktienmarkt einzusteigen verspricht wohl das größte Perfomanceplus, ziemlich egal welchen Aktienfonds er wählt. Natürlich ist breiter diversifiziert immer besser, aber jeder Europa-/Amerika-/Deutschlandfonds einer großen Investmentgesellschaft oder Bank verspricht ein deutliches Plus im Vergleich zum Tagesgeld. Natürlich erziehlt man durch die Wahl eines möglichst marktbreiten ETFs mit niedrigen Kosten mit aller Wahrscheinlich ein noch größeres Plus, die Perfomancesteigerung wird aber nicht so groß Ausfallen wie bei der anfänglichen Entscheidung für die Aktienanlage.

Warren Buffet empfiehlt seiner Frau übrigens die Anlage in den S&P 500. Von internationalen Investments hält er nichts, u.a. mit der Begründung dass die Wirtschafts- und politischen Systeme anderer Länder nicht so hoch entwickelt sind wie die der USA. Die Unternehmen des S&P 500 seien selber so international aufgestellt, dass dadurch eine ausreichende Diversifikation gegeben sei.

Man kann natürlich darüber streiten, ob international diversifiziert nicht doch besser ist. Seine Haltung mag sicherlich mit seinem Alter und seiner Herkunft zusammenhängen. Aber die Entscheidung "nur" 50% des MSCI World zu halten ist wahrscheinlich allemal besser als auf irgendeinen aktiven Fonds zu setzen.


Maximilian Fischer sagt am 21. September 2015

Da ich noch sehr am Anfang stehe, ist dieser Beitrag wirklich Gold wert. Habe jetzt eine relativ einfache Strategie gewählt. Aber war mir jetzt nicht sicher, ob ich nicht, wenn ich irgendetwas kaufe etwas kaputt mache. Daher ein wenig Angst sich zu sehr zu konzentrieren.

Aber hiermit hast du mir diese Gedanken etwas genommen. Mit einer guten Diversifikation ist es wohl egal, wie die Gewichtungen dann sind. Irgendwas geht immer runter und etwas anderes hoch.

Auf dem Blog von Maximilian Fischer gibt es hierzu diesen Artikel: Mafis


Peter K. sagt am 21. September 2015

Apropos Börsennachrichten. Volkswagen war heute sicherlich das Topthema, immerhin ein minus von 17,79 Prozent. Dass der Dax allerdings mit plus 0,33 Prozent geschlossen hat, wird nur am Rande erwähnt werden. Wenn das mal kein Musterbeispiel für Diversifikation ist. Egal wie traditionsreich und solide ein Unternehmen auch sein mag, es gibt immer Risiken. Und wenn sie "nur" aus den völlig dummen oder gar kriminellen Entscheidungen des Managements bestehen.


Käpt'n Nuss sagt am 21. September 2015

@Peter:

Jack Bogle argumentiert ja ähnlich: 70% Total Stock Market (USA natürlich), 30% Total Bond Market (USA natürlich) und fertig ist die Laube. Daraus spricht natürlich die us-zentrische Sicht der Börsenwelt, was aus Sicht des Amerikaners ja auch völlig o.k. ist. Ich diversifiziere lieber über die ganze Welt, ohne EM zu hoch zu gewichten. Deren Vola ist ja doch eher schmerzhaft und fordert das Durchhaltevermögen unnötig heraus. Ansonsten hat der Wesir vollkommen recht: Am Ende regiert immer "regression to the mean" - denn jeder Zauber verpufft irgendwann.


Hü oder hott? sagt am 21. September 2015

Aktuell habe ich mein Depot aus Einzelteilen und grob nach BIP gewichtet. Jetzt bin ich nach einigen Jahren doch am hadern, ob es nicht besser wäre, auf die Basiskombi MSCI WORLD+EM umzubauen. Die Vorteile wären eine geringere durchschnitts-TER (akt. ca 0,5% auf ca 0,3), zwei etfs weniger und einfachere Struktur (im Falle meines Ablebens einfacher für die Frau).
Nachteilig wären wohl die steuerimplikationen beim verkauf, sowie die Konzentration in weniger Fonds... momentan kaufe ich ja immer die günstigste Region (Direktorders). Ausserdem sind einige etfs in DE domiliziert, dh steuereinfach.

Eigentlich würde ich vom bauchgefühl lieber den bisherigen Ansatz weiterverfolgen, aber die 0,2 TER differenz wurmen mich. Sind ja unnötige Kosten die in meiner Hand liegen.
Ich optminiere mich wohl irgendwann zu Tode...


Stefan von uebergeldreden.com sagt am 21. September 2015

Wenn ich so durch Blogs und durch verschiedene Communitys streife findet ich immer mehr Anleger die sich eine Kopf machen den besten ETF, die allerbeste Strategie oder die Top Portfolio-Zusammensetzung zu finden. Hier noch ein Prozent mehr in da und da. Da spricht mir der Finanzwesir aus dem Herzen. Leute macht es euch doch nicht zu kompliziert.
Breit und lang und der Kuchen gelingt immer. Meistens schmecken die einfachen Kuchen am besten. Et hätt noch immer jot jejange- es ist noch immer gut gegangen, lerne aus der Vergangenheit.

Flach spielen hoch gewinnen


Peter K. sagt am 21. September 2015

@Käpt'n Nuss:

Ich bin mir nicht sicher, ob er diese Sicht auch heute noch vertritt. Vanguard hat in seinen Target Date Funds mittlerweile neben amerikanischen Aktien und Renten auch internationale Aktien und sogar internationale Anleihen. Macht bei einem Zeithorizont von teilweise über 40 Jahre auch Sinn.

Man sollte nicht vergessen, dass es vor einigen Jahren noch keine kostengünstigen Fonds auf internationale Indices gab. Als amerikanischer Indexanleger machte es da schlicht keinen Sinn in teure Fonds zu investieren, eine etwaige Überrendite oder Diversifikation wurde da schnell von den Gebühren aufgefressen.


PIBE350 sagt am 22. September 2015

Den Artikel ausdrucken und bei jeder aufkommenden Panik um 19:55 Uhr (Börse vor acht) vor den Fernseher hängen. :D


Mithrandir sagt am 22. September 2015

Hi Wesir ! Lese immer wieder gerne Deine Artikel; muss aber mal en bichen Kritik üben.
Aber bei diesem kommt mir zu viel Kuchenbäckerei und Kung-Fu vor.
Dein eigentliches Anliegen wird mir damit zu sehr überlagert, auch wenn das Ganze der Anschauung dienen soll.


Warmduscher sagt am 22. September 2015

@Peter K

Kommt immer auf die Benchmark an. Im Vergleich zu Sparbuch oder Tagesgeld wäre es für viele deutsche Anleger schon ein grosser Fortschritt in (teure) Mischfonds oder aktive Fonds zu investieren.

@Finanzwesir Toller Artikel, Danke! Schätze dafür bekämst Du ordentlich Haue im WPF, da dort doch der dogmatische Forums-Standard 30/30/30/10 über allem steht.


Peter K. sagt am 22. September 2015

@Warmduscher:

Genau meine Meinung. Besser durch (teure) Mischfonds oder aktive Fonds in Aktien investiert als gar nicht. Deswegen sehe ich den aktuellen Trend zu Mischfonds auch nicht nur negativ. Immerhin sorgt er dafür, dass so mancher Anleger überhaupt erst in Aktien investiert ist.


Oliver sagt am 22. September 2015

Obwohl ich in Einzelaktien investiere, gebe ich mir auch dort nicht so viel Mühe, um die "beste" Aktie zu erwischen. Falls mir das gelingen sollte, wäre es Zufall. Letztendlich kann man in ETFs, Aktien, festverzinsliche Papiere, Häuser etc. investieren. Solange man weiß, was man tut und sich von hochriskanten Dingen fern hält, ist man im grünen Bereich.
Für mich ist die Quintessenz, dass man regelmäßig spart und versucht, Investments zu steigern, die einem monatliches Einkommen bringen. Das heißt, immer mehr Kapital in Investments zu haben, die gewinnbringend sind. Natürlich steigen und fallen die Preise für jedes Investment regelmässig. Aber selbst, wenn ich das Pech haben sollte, z.B. eine Summe unmittelbar vor einem Crash zu investieren, wird sich das langfristig auszahlen. Das wird gerne vergessen.

Natürlich kann ich auch mit einem permanenten Sparen auf einen ETF sehr gute Ergebenisse erzielen. Wenn jemand überhaupt keine Lust auf Finanzen hat und monatlich 500 € auf z.B. einen MCSI World investiert, wird über die Jahre einiges zusammenkommen. Und zwar durch den Fakt der Regelmäßigkeit.
Natürlich wird der Sparer über die Jahrzehnte weit in die Gewinnzone kommen, da Börsen tendenziell langfristig ansteigen, egal ob ein böser Crash irgendwo dazwischenkommt. Über den Zeithorizont von 40 Jahren wird mehr als ein Crash kommen und auch wieder gehen. Das ist der Lauf der Dinge, da die Börse manchmal schlechtgelaunt und hysterisch ist. Nur das regelmäßige sparen zählt, alles andere passiert langfristig von alleine.


Phoenix sagt am 22. September 2015

Ich möchte an dieser Stelle Mithrandir zustimmen:
Der Artikel ist vom Inhalt her einer, den ich Jemandem, der bisher noch gar nichts mit Investieren am Hut hat, durchaus zeigen würde. Durch die Aufmachung wirkt er für einen FW-Neuling allerdings leider etwas zu verspielt und unseriös.
Was im Gegenzug nicht heißt, dass Finanzthemen immer todernst und staubtrocken sein sollten. Aber die Kuchen-Analogie hätte gereicht, die Kung Fu Nummer war meiner Meinung nach überflüssig.


Roland sagt am 22. September 2015

Finanzwesir schreibe wie Du es für richtig empfindest ! Las Dich nicht beeinflussen! weiter so anschaulich , verständlich, mit Deiner eigenen Bildsprache! Das ist es, was Deinen Blog einzigartig macht.

ob Kung Fu oder Kuchen backen,Diva-Prinzip,Schlumpf oder sonst was.

einfach weiter so.


Kuno sagt am 22. September 2015

@Oliver

Da hast Du aber diverse Mantren der Finanzindustrie schön auswendig gelernt. Dumm nur, wenn der Crash erst kurz vor der Rente kommt bzw. wenn man das Geld benötigt. Auch dumm, wenn es wie in Japan eine sehr lange Phase der Konsolidierung gibt. Ewiges Wachstum ist eine Mär. Bäume wachsen nicht in den Himmel.


Peter K. sagt am 22. September 2015

@Phoenix:

Ich bin da deiner Meinung. So gern ich den Finanzwesir auch lese, der Artikel hat für mich eine zu hohe Analogiedichte. Wenn man es mit einem Beispiel sagen kann, braucht man für das gleiche Thema nicht mehrere.


Oliver sagt am 22. September 2015

@Kuno:

Du scheinst auch nicht frei von Mantren zu sein mit deinem Japan-Argument. Die Zeit habe ich als Bankazubi sogar noch live miterlebt und obwohl ich damals schon in Aktien investiert habe (ich würde zu der Zeit lieber gezockt formulieren), bin ich den Japanern ferngeblieben. KGV und solche Kennzahlen waren mir damals schon geläufig und die waren für diese Werte horrend weit weg, um mit gutem Gewissen was zu kaufen. Haben natürlich trotzdem viele gemacht. Übrigens: Obwohl die japanischen Märkte in den letzten Jahren gestiegen sind, habe ich immer noch keine japanische Aktie. Zu unattraktiv, was die Dividendenausschüttung betrifft. Aber das Argument hat ungefähr einen so langen Bart wie die Telekom-Story (gleiches unsinnig hohes KGV vor allem beim dritten Verkauf von Staatsaktien). Deshalb ein wirkliches Mantra von mir: Du solltest schon wissen, was Du tust.

Wo ich dir allerdings wirklich widerspreche ist das Wachstum. So lange es immer mehr Menschen gibt, gibt es auch Wachstum. Rohstoffe gibt es noch genug und irgendwann sind wir soweit, dass der Abbau nicht mehr nur auf die Erde beschränkt ist. Ohne eine Glaskugel zu besitzen prophezeie ich dir, dass es Wachstum bis zu meinem Ableben mit ein paar kleinen Unterbrechungen weiter geben wird. Die neuen Technologien sorgen schon dafür. Übrigens: Bäume wachsen auf der Erde wegen der Erdumdrehung nicht zum Himmel. Wie ein Baum ohne Schwerkraft nach hundert Jahren Wachsum aussieht, kann ich dir aber auch nicht sagen.

Was das Verkaufen betrifft: Habe ich gar nicht vor. Mein Ziel ist es, genügend Dividenden im Jahr zu bekommen, um eben nicht verkaufen zu müssen. Da es auch in den nächsten 50 Jahren genügend Babys gibt, die in die Windeln scheissen oder Länder mit immer mehr Bevölkerung, die dies und das konsumieren, bin ich da recht optimistisch. Da ich Aktiensparen schon eine Zeitlang mache, wirds wohl so in vier bis fünf Jahren so weit sein. Ich habe viele Fehler mit Trading und was weiß ich alles gemacht und wenn das nicht der Fall gewesen wäre, dann hätte ich schon seit Jahren das Thema vom Tisch nur durch passives Ansparen. Ich kann das jedem nur empfehlen, da es zweifelsohne klappt. Egal durch ETF oder Aktienstrategie oder was anderes. Das wichtigste ist, regelmäßig was zurück zu legen. Vielleicht kommst Du auch irgend eines schönes Tages darauf? Ich würde es dir wünschen.


Alexander@klarplus.de sagt am 22. September 2015

Wenn man die Bilder weglassen möchte, kann das ja jeder für sich tun.
Dann kommt man ganz schnell auf den Artikel, den ich bei Prof. Weber von der Uni Mannheim gefunden habe, immerhin einer der beiden angesehensten BWL-Professoren Deutschlands (s. Link). Das Ergebnis ist (laut meinem Verständnis): Diversifiziere wie du willst, Hauptsache, du diversifizierst. Mein Lieblingssatz steht auf Seite 32 in den Ergebnissen:

"Our findings are good news for individual investors: relying on simple rules of thumb in asset allocation significantly improves the performance of any single asset class portfolio. Moreover, following these easily implementable strategies does not lead to lower risk-adjusted returns as compared to even very sophisticated and recently proposed portfolio choice models."

Das ist jetzt also auch wissenschaftlich bewiesen ;-)

Auf dem Blog von Alexander@klarplus.de gibt es hierzu diesen Artikel: How should an individual investor diversify?


Alexander Pöppl sagt am 22. September 2015

Hallo,

klar Diversifizieren über einen langen Zeitraum, was sonst für uns Privatanleger! Möchte nur nochmals zu bedenken geben, wenn man - wie Meb Faber in seinem Buch - 42 Jahre einmalig Geld anlegt, daß

  • 1% p.a. mehr Rendite am Ende 50% mehr an Endkapital als ohne diese Überrendite von 1% sind; d.h. 100.000 in 1973 zu 5% p.a. ergibt in 2014 (42 Jahre) ca. 776.000 und zu 6% ca. 1.155.000.
  • 0,5% p.a. mehr Rendite am Ende gut 22% mehr sind.
  • 0,25% p.a. mehr Renidte am Ende gut 10% mehr sind.

Leider wissen wir ex ante nicht, was uns diese Überrendite beschert, aber - wenn ich den Kommer richtig gelesen habe - dann habe ich doch ganz gerne einen Teil small caps und value caps in meiner Asset Allocation.

Schöne Zeit,

Alex


Peter K. sagt am 22. September 2015

@ Alexander Pöppl

Du illustrierst hier eigentlich nur den Zinseszinseffekt. Selbst ein nur kleines jährliches Renditeplus macht sich über lange Zeiträume beim Endergebnis extrem bemerkbar.
Klar kann man nun hoffen, dass man durch eine spezielle Assetallokation (z.B. Small Caps) eine bessere Rendite erziehlt. Dafür gibt es eine historische Indikation, eine Garantie gibt es aber nicht. Mein Tipp ist daher immer auf die Kosten der ETFs zu achten. Jede Ersparnis hier stellt nämlich ein direktes Renditeplus dar und ist garantiert. Auf ein Renditeplus durch eine spezielle Assetallokation kann man dagegen nur hoffen.

Die Small-Cap-Strategie scheitert meiner Meinung nach im Moment auch noch daran, dass es keine wirklich kostengünstige und weltweit diversifizierte Fonds dafür gibt. Und wenn es sie gäbe, warum nicht sein komplettes Kapital in Small Caps anlegen? Immerhin versprechen diese doch eine höhere Rendite.


Käpt'n Nuss sagt am 22. September 2015

@Peter:

Doch, tut er. Er ist ja nicht mehr CEO von Vanguard und kritisiert durchaus deren Entwicklung - er ist da sehr dogmatisch. Aber man muss ihm ja nicht in allem folgen... ;o)


Stefan sagt am 22. September 2015

@Oliver

Was ist denn für Dich "hochriskant"?

Waren E.on und RWE für Dich vor 5-10 Jahren eher "sicher" oder "hochriskant"? Wie sieht es mit VW aus? Solides Unternehmen. "sicher" oder "hochriskant"? Tabakwerte? "sicher" oder "hochriskant"? Pharmawerte? "sicher" oder "hochriskant"? Ölwerte? Brauch man doch immer. "sicher" oder "hochriskant"? usw.


Oliver sagt am 23. September 2015

@Stefan:

RWE habe ich bis vor etwa 7 Jahren besessen und dann verkauft, da sich abgezeichnet hat, dass es Probleme geben wird. Bis dahin ein sehr solider Titel, den man blind kaufen konnte. E.ON habe ich nie besessen.
Beides würde ich heute als hochriskant einstufen, ist richtig.
Für mich gibt es unterschiedliche Abstufungen und Dinge, in die ich nicht (mehr) investiere. Optionen, Warentermingeschäfte, irgendwelche Zertifikate sind alles Sachen die ich aussen vor lasse. Gleiches für Pennystocks kleiner Unternehmen. Alles hochriskant und schaue ich nicht an.

Das was Du oben aufgezählt hast, muß man für sich immer wieder neu bewerten. Natürlich ist mein Ziel, möglichst nicht zu verkaufen und es muß auch entsprechend etwas passieren, bis das ich es mache. Wenn man sich z.B. VW anschaut, ist das über Jahrzehnte ein hochsolides Unternehmen gewesen. Ich bin mir sicher, dass am Ende nicht nur VW hängen wird, weil den Trick andere Autohersteller auch praktizieren. Ich habe mir heute sogar kurz überlegt, VW zu kaufen, aber ich werde meinem Spieltrieb nicht nachgeben.
Solche Sachen wie bei VW kann einem als Aktionär immer passieren, da man natürlich die Internas nicht kennt. Je mehr Positionen man hat, desto wahrscheinlicher ist es.
Dafür legt man ja sein Geld in unterschiedlichen Anlagen bzw. bei Aktien in mehreren Unternehmen an, um das Risiko zu verkleinern, damit das Portfolio nur prozentual in Mitleidenschaft gezogen wird und man nicht von einem Unternehmen abhängig ist.

Egal, was ich kaufe, ich kaufe immer ein Risiko mit. Damit muß ich leben. Wenn ich Zypriote gewesen wäre und ganz konservatibv in Sparbriefen einer dortigen Bank gespart hätte und das wäre mehr als 100.000 € gewesen, dann hätte ich auch Geld verloren.
Man muß sich immer bewusst sein, dass man Geld verlieren kann und mit irgendeiner Position auch wird. Selbst konservativ, wie RWE, E.ON und VW zeigen, kann man viel Geld verlieren.
Es wird auch Leute geben, die mit ETFs viel Geld verlieren werden, weil sie falsch aussteigen bzw. einsteigen. Deshalb wiederhole ich nochmal meinen Satz: Man muß wissen, was man tut. Mit praktischer Erfahrung kommt man dahin.
Fast alle Leute sind in den Anfangsjahren nicht sehr erfolgreich, was Geldanlage betrifft. In Deutschland bleiben es leider die meisten, da sie sich nicht interessieren und keine praktischen Erfahrungen sammeln außer mal eine Lebensversicherung oder Riestervertrag abzuschließen.

Zu den Zigarettenaktien: Altria prüft z.B. den Einstieg ins Hanfgeschäft. Das wird in absehbarer Zeit in immer mehr US-Staaten legal und bietet eine Wachstumsperspektive. Finde ich gut, dass sie nach neuen Geschäftsfeldern suchen. Tabak wird sicher nicht mehr das große Wachstum beschehren, also müssen sie sich weiter entwickeln. Ich würde diesen Wert z.B. als mässig riskant einstufen.

Ölwerte: Die großen Werte sind meines Erachtens sogar äußerst interessant, da sie die Krise gestärkt verlassen werden. Nicht sonderlich riskant.
Alle kleinen und mittleren Firmen: sehr riskant.
Pharma ist für mich bei den großen konservativ, also mässig riskant. Sind nur meine persönlichen Einschätzungen und Du kannst zu ganz anderen Ergebnissen kommen.
Zeigen wird sich alles in 20 Jahren, ob deine Einschätzungen richtig waren. Aber wie im richtigen Leben: Du wirst auch immer wieder kräftig daneben liegen.


Peter K. sagt am 23. September 2015

Noch ein Nachtrag zum Thema John C. Bogle. In diesem Interview führt er seine Postion sehr schön aus. Er erkennt durchaus an, dass seine Meinung nicht dem Konsens entspricht und sich auf einen US-Investor bezieht.

https://youtu.be/vMj4sHjF_kA?list=PL4cQu5_mUB3Au6lpn7uSodLFcuZ7hFJ5p


Malte U. sagt am 23. September 2015

Am schönsten ist das Kung Fu Geschwafel...guter Artikel mal wieder!


Marco sagt am 24. September 2015

Kuno: Bäume wachsen nicht in den Himmel.

Aber sie können sich exponentiell verbreiten. Allerdings, und das wiederum untermauert das Fazit zum Buy-and-hold-Teil dieses Artikels, kann es sehr lange dauern, bis aus einem Baum ein ganzer Wald wird.


Georg sagt am 24. September 2015

Wow richtiger guter Blogg und nett Post.
Ich bin also noch auf der Suche nach dem richtigen Kung FU Stil (ETF Kombi) und Dojo (Depot Bank) :D:D Also der Stil ist ja egal wie ich ebend erfahren habe. Es kommt auf den Kämpfer an ;)

Spricht irgend etwas gegen diesen ETF HSBC MSCI WORLD UCITS ETF ISIN: DE000A1C9KL8
Bisher gut:

  • Ter 0,35%
  • ich möchte ausschüttende ETFs
  • aus Deutschland
  • Fondswährung $ Handelswähung in EURO

Frage: Das Fondsalter wird mit 5 Jahren angegeben, allerdings geht es im Chart erst ende 2013 los, vorran liegt das?

Einmalige Einzahlung von ca 10k und monatliche Einzahlung von 1k. Möchte aber dennoch die Möglichkeit haben Dividenden auch mal auszuzahlen. Eigentlich wollte ich mit diesem ETF eine 2-3 ETF Kombi machen mit Schwellenländer und Europe, allerdings wollte ich fragen ob ich mit diesem ETF auch problemlos eine 1ETF Strategie fahren kann.
ETFs sollten wie oben erwähnt ausschüttend sein, damit ich die Möglichkeit habe auch etwas auszuzahlen.

Wichtige Frage: Welches Dojo. Ich möchte ja regelmäßig bis unregelmäßig ca. 1k pro Monat manchmal auch mehr nachkaufen und zusätzlich die Option haben auch mal Dividenden auszuzahlen. Bin ich da bei der DAB Bank oder bei der ING Diba besser aufgehoben???
Nach meinen Recherchen bei der ING Diba, da dort Nachkäufe ab 500 Euro keine Gebühren anfallen. Ist das soweit richtig?
Ich bin auch für ausführliche Beantwortung der Fragen offen und gerne für weitere Anregungen!!!

VIELEN DANK
PS: SCHÖNER ARTIKEL !


Peter K. sagt am 25. September 2015

@Georg: Alle ETFs bzw. deren Anbieter haben eine Webseite auf der man die Fondsdokumente findet. Und diese sollte man umbedingt lesen. Der von dir genannte ETF hat zwar eine "deutsche" ISIN, ist aber in Irland beheimatet.

Die Fondswährung und Handelswährung ist meiner Meinung nach ziemlich egal. Das ergibt sich aus dem Arbitragegedanken und der Indexzusammensetzung.


Phoenix sagt am 25. September 2015

@Georg:

Ich bin selber auch bei der DAB. Das Angenehme ist, dass man jederzeit Sparpläne erstellen und ändern kann. Auch eine Einmalanlage kann man so als Sparplan realisieren. Begrenzt ist das Ganze lediglich auf 3.000€. Allerdings kann man mehrere Sparpläne haben.

Konkret:
Du kannst Sparpläne mit Ausführdatum 1., 5., 15., 20. und im Intervall monatlich, (quartalsweise - nicht ganz sicher), halbjährlich, jährlich anlegen. Von jeder Kombination (also z.B. 1. monatlich) aber pro ETF nur jeweils einen mit bis zu 3.000€.
So kann man dann innerhalb einer Monats problemlos auch Tausende Euros per Sparplan kostenlos anlegen. Nach einmaliger Ausführung dann einfach löschen und fertig. Somit sind auch einzelne Nachkäuft effektiv gebührenfrei.


C. Fischer sagt am 25. September 2015

| @Georg_2: Ja bei der diba kaufst du etfs kostenlos. Gehandelt wird bis 20.00 Uhr. Kommt zur Zeit besonders gut, weil man sich frei von Orderprovisionen häppchenweise in einen fallenden Markt einkaufen kann. Vor Kauf von Fonds immer in den Bundesanzeiger schauen, inwieweit ausschüttungsgleiche Beträge versteuert werden. Am Besten an Steuereinfache große euro stoxx- und dax- Fonds von ishares halten: WKNs: 593393, 593395 oder Dekaetf: ETFL01. Dividenden ETF weltweit: A0F5UH oder von Dekaetf auf dax:ETFL23
Nichts das ganze Cash auf einmal investieren, falls die Kurse noch fallen sollten nochmal "nachschießen".
Emerging Markets?


Georg sagt am 25. September 2015

Danke erstmal soweit.

Was haltet ihr nun von dem ETF HSBC MSCI WORLD UCITS ETF ISIN: DE000A1C9KL8 als 1 ETF Strategie im Portfolio?
Zudem @Phoenix steht bei diesem ETF bei der DAB, dass er nicht sparplanfähig ist.
https://boerse.dab-bank.de/maerkte-kurse/fonds/etf/etf-suche/id_89227348.html

Noch eine Frage, welche Börse sollte beim Kauf ausgewählt sein und was wird dadurch beeinflusst?
Habe bei der DAB: Xetra, Stuttgart, Frankfurt, München, gettex und Tradegate zur Auswahl.

Danke


Da Schau Her sagt am 26. September 2015

Den Fans der ING Diba "Nullkosten"-Aktion sei ein Blick auf die Spreads beim Direkthandel empfohlen (siehe Börsenplätze).

Und siehe da, so ganz kostenfrei ist die Aktion dann doch nicht mehr. Hier exemplarisch ein paar beliebte MSCI World ETFs:

  • UBS MSCI World = Spread 2,10%
  • HSBC MSCI World = Spread 0,40%
  • ishares MSCI Core World = Spread 5,62%
  • dbxtracker MSCI World = Spread 1,43%

Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme des gestrigen Handelstages. Der Direkthandel der ING läuft über Tradegate. Über Xetra sind im Vergleich dazu die Spreads im Bereich von 0-0,1%.


Dummerchen sagt am 27. September 2015

Hallo Georg,

ein MSCI World ETF ist kein schlechter Startpunkt für eine Investition in Aktien. Man kann ihn noch mit einem MSCI Emerging Markets kombinieren und würde damit einen noch größeren Markt abdecken. Man kann - man muss nichts.
Wenn Du also (aus welchen Gründen auch immer) nur in einen ETF investieren willst, wäre dieser Index mein erster Ratschlag. (MSCI ACWI wäre die einzige, wenn auch etwas teurere Alternative.)

Ob Du nun diesen konkreten ETF oder einen anderen auswählst, wird bei Deinem Anlageerfolg eine untergeordnete Rolle spielen. Du gehst in meinen Augen allerdings bei der Fondsauswahl etwas "komisch" vor. Du entscheidest den Fonds nach der Bank. Warum suchst Du Dir nicht zunächst den passenden Fonds heraus (https://www.justetf.com/de/find-etf.html?index=MSCI%2BWorld) und schaust dann, welche Bank diesen passend anbietet?

Zu Deinen Kriterien:

Geh bei Deinen Entscheidungen Top-Down vor. Also erst für den Index, dann für den ETF, dann für die Bank und erst am Ende für die Börse entscheiden. Du springst ein wenig wild hin und her. Kläre für Dich erstmal die grundlegenden Dinge ab, bevor Du so unbedeutende Themen wie Börsenplatz nachfragst.

Lieben Gruß
Dummerchen


Shixal sagt am 27. September 2015

Klasse Artikel!

Dieses Thema beschäftigt wahrscheinlich viele Anleger, alle haben Angst sich mit einer unglücklichen Mischung am Ende schlechter zu stellen und was falsch gemacht zu haben. Das führt dazu das Anleger "optimieren" bis ins Kleinste und dabei übersehen das es nichts bringt im Vergleich zu einfach was Diversifiziertes auswählen und fertig. Hauptsache man hat was getan, auch wenn es am Ende wahrscheinlich mit Sicherheit lediglich Kosten produziert hat. Das geht meiner Ansicht nach in die Richtung Activity Bias.

Das führt mich zu einer ernstgemeinten Frage in die Runde: Wozu dann das Rebalancen in einem Portfolio mit einer "gesunden" ETF-Mischung, beispielsweise das Standardding mit Anfangs 70%MSCI World und 30%MSCI EM. Wozu Rebalancen wenn das Ding sich mal verschiebt beispielsweise auf 50%/50%? Wenn Rebalancen unter Umständen(je nachdem wie komplex das Portfolio ist und wie oft man es durchführt) mit Kosten einhergeht wäre doch die logische Konsequenz es einfach zu lassen und stur den Plan durchzuziehen.

Wie wäre es denn bei einer theoretischen Sparrate jeden Monat einfach stur 70% in den MSCI World und 30% in den MSCI EM zu stecken, auch wenn die Portfoliogewichte sich im Laufe der Zeit zu 50/50 verschoben haben? Durchzuckt den geneigten Leser bei dieser Vorstellung ein gewisser Widerwille? Sieht es nicht viel schöner aus wenn man die sich selbst gesetzten Portfoliogewichte wieder im Excel vor sich sieht, möglichst auf die 4 Nachkommastelle genau? Meine Proposition ist, dass dieses Gefühl möglicherweise (je nachdem wie clever man das Rebalancen anstellt)in Form von Kosten erkauft wird und diese sich rein rational einsparen lassen. Und das ist doch die oberste Regel, Kosten minimieren, der sicherste Weg die Rendite zu verbessern.

Bin auf eure Meinungen gespannt!


Peter K. sagt am 27. September 2015

@Shixal:

Die 70/30-Aufteilung zwischen MSCI World und Emerging Markets kommt öfters vor. Man liest dann in der Regel, dies entspreche ungefähr der Verteilung des weltweiten BIPs. Kapitalgewichtet, also nach Wert der Unternehmen beträgt das Verhältnis ungefähr 90/10, siehe MSCI ACWI.

Die Argumentation mit der BIP-Gewichtung liegt meiner Meinung nach vor allem an der Tatsache, dass man den MSCI ACWI bisher nicht vernünftig kaufen kann bzw. konnte. Der Verbraucher muss ihn also aus MSCI World und EM selber basteln. Und dann weisen viele darauf hin, dass der Aktienmarkt der EM ja eigentlich viel zu gering gewichtet sei, wenn man die Bevölkerungsgröße und wirtschaftliche Entwicklung der Emerging Markets betrachtet. Außerdem sind EM in den letzten Jahren ja auch in den letzen Jahren nicht schlecht gelaufen, bis es jetzt den Dämpfer mit dem chinesischen Aktienmarkt und den russischen Sanktionen gab. Die implizite Annahme ist wohl, dass Emerging Markets stärker als entwickelte Volkswirtschaften wachsen und daher Unternehmen aus diesen Ländern es auch tun.

Nehem wir mal Deutschland als Beispiel. Unser BIP ist weit größer als unser Anteil am MSCI World. Liegt daran, dass viele Unternehmen bei uns nicht an der Börse gehandelt werden. Im Vergleich zur USA, kannst du also an der Börse nur an einem geringeren Teil der Volkswirtschaft teilhaben. Daraus jetzt aber zu schließen, dass deswegen die deutschen Börsenunternehmen besser sein werden als die der USA, halte ich für Blödsinn.

Warum also zwischen MSCI World und MSCI Emerging Markets rebalancieren? Hättest du nur einmal MSCI World und EM im Verhältnis des MSCI ACWI gekauft und Kapital in genau dem Verhältnis hinzugefügt oder entnommen, dann würde deine Kombination genau dem ACWI entsprechen und ein Rebalancing wäre nicht nötig.

Hälst du MSCI World und Emerging Markets allerdings in einem anderen Verhältnis und hast eine "logische" Erklärung dafür, z.B. BIP-Gewichtung, dann solltest du dein gewünschtes Verhältnis einmal im Jahr wieder herstellen. Zugrunde liegt hierbei die Annahme, dass sich Developed und Emerging Markets einfach unterschiedlich verhalten, z.B. was Kursschwankungen, etc. betrifft.

Die selbe Idee steckt auch hinter dem Rebalacing zwischen Aktien und Anleihen, nur dass sich diese beiden Assetklassen deutlicher unterscheiden. Ich halte es jetzt nicht für schlimm zehn oder zwanzig Prozentpunkte mehr an Emerging Markets zu halten, wenn man sich bewusst ist, dass es nicht dem Gesamtmarkt entspricht und man sich des Risikos bewusst ist. Letzendlich ist dass dann eine Regionenwette. Ich würde heute übrigens das Verhältnis nach MSCI ACWI abbilden, oder ihn nach Möglichkeit gleich kaufen.


Kuno sagt am 27. September 2015

@Shixal

"Rebalancing" ist das "Market Timing" der Passivanleger. Jetzt lass uns doch wenigstens den Spass.


Finanzwesir sagt am 27. September 2015

Hallo Shixal,

"gesunden" ETF-Mischung, beispielsweise das Standardding mit Anfangs 70%MSCI World und 30%MSCI EM. Wozu Rebalancen wenn das Ding sich mal verschiebt beispielsweise auf 50%/50%?"

Ich war heute in der Mucki-Bude. Der Typ vor mir hatte 400 Pfund bei der Beinpresse aufgelegt. Ich bin froh, wenn ich 330 schaffe.
Was ist jetzt ein gesundes Gewicht? Seine 400 oder meine 330? Er braucht 400, damit sich bei ihm muskelmäßig noch was tut, ich zerlege mit 400 meine Sehen und Bänder. Gesund ist immer individuell.

So ist das auch mit der ETF-Mischung. Jede Mischung hat ihre eigene Volatilität. Mit der muß man klarkommen. Dann ist das Ganze "gesund".
Wenn jetzt der kraftstrotzende Mr. Market 400 Pfund auflegt, muß man die für sich wieder auf 330 Pfund reduzieren.
Die Mischung des gesamten Depots macht eine Aussage über die eigene Risikotragfähigkeit. Wenn Mr. Market die durcheinander wirbelt, muss man korrigieren.

Ein guter Kapitän hält den Kurs und läßt sich nicht durch die Strudel treiben.

Wenn sich Deine Risikotragfähigkeit nicht im Laufe der Zeit ändert, darf sich auch die Mischung nicht ändern.
Wenn sich die Risikotragfähigkeit ändert (Hausbau steht an), muss sich auch die Mischung ändern (raus aus den Aktien).

Für mich persönlich ist die Rediteverbesserung durch Rebalancing nur ein netter Bonus. Ich rebalance, weil Mr. Market solche Kapriolen schlägt und mir mein schönes Rioskoprofil versaut.

Gruß
Finanzwesir


PIBE350 sagt am 27. September 2015

@Da Schau Her: Keine Ahnung, woher du diese Zahlen hast, aber während der Xetra-Handelszeiten bekomme ich jedes Mal beim Nachkaufen meiner ETFs über Tradegate die gleichen Kaufkurse angezeigt. Dass die Spreads bzw. Kurse außerhalb der Xetra-Handelszeiten schlechter bzw. höher sein können, ist ja nichts Neues.


Shixal sagt am 28. September 2015

Rebalancing ist insofern logisch wenn man einen übergeordneten Index aus zwei Subindezes nachbilden möchte, was dieser Artikel aber impliziert ist, dass es langfristig nicht so wichtig ob beispielsweise MSCI World oder ACWI. Und wenn die Nachbildung mit Kosten verbunden ist, dann ist es konsequenter das zu lassen.

Ich hab mich zu ungenau ausgedrückt, was ich sagen wollte ist das meiner Ansicht nach Rebalancing innerhalb des Aktienteils des Gesamtportfolios (Aktien, Anleihen, usw.) nicht unbedingt Sinn macht, denn wie der Artikel so schön zusammenfasst: wie die Zusammensetzung des Aktiendepots aussieht, spielt für den langfristigen Erfolg eine untergeordnete Rolle, vorrausgesetzt das weltweit und marktbreit diversifiziert wurde, was mit den Standardindizes ja der Fall ist. Sollte sich das Aktienportfolio zugunsten eines volatileren Index verschieben könnte natürlich sich der Anleger unwohler damit fühlen aber rein sachlich betrachtet ist es kein Problem, schließlich wird man immer für die Volatilität belohnt die man bereit ist zu tragen. Und persönlich muss ich sagen, dass während einer Finanzkrise es mir egal ist ob der eine Index um 55% und der andere um 65% Prozent runterrauscht, Sturm ist Sturm, hauptsache ein Dach über dem Kopf und weitermachen.

Ich stimme überein, das gelegentliches Rebalancen Sinn machen kann, wenn die Anteile sich in Richtung von Extremwerten bewegen, allerdings plädiere ich dafür weniger zu Rebalancen und eventuelle Kosten zu sparen. Es ist egal ob sich die Mischung mal um 10% 20% in die eine oder andere Richtung verschiebt, langfristig wird das am Erfolg nichts ändern, also lieber passiv bleiben und stur seinen Plan weiterverfolgen, das ist das Credo

Wo Rebalancing durchaus Sinn macht, sogar notwendig ist, ist zwischen den einzelnen Risikogruppen. Jemand der z.B. nächstes Jahr in Rente geht ist mit beispielsweise 90% Aktien und 10% Anleihen wahrscheinlich nicht so gut aufgestellt. Dieses Rebalancing befürworte ich, und sehe es auch als andauerenden Prozess über das gesamte Investorenleben.


Georg sagt am 28. September 2015

@Phoenix

Nochmal ein Frage zu deiner Sparplanausführung bei der der DAB. Der von mir ausgesuchte ETF steht bei der DAB als nicht sparplanfähig: HSBC MSCI WORLD UCITS ETF WKN: A1C9KL

https://boerse.dab-bank.de/maerkte-kurse/fonds/etf/etf-suche/id_89227348/uebersicht.html

Geht das trotzdem was du angemerkt hast?

Danke


Georg sagt am 28. September 2015

@all

ich habe mich jetzt für eine 1-Etf Strategie entschieden. Anbei die beiden ETFs, unter denen ich mich entscheiden möchte.

  1. HSBC MSCI WORLD UCITS ETF WKN: A1C9KL
  2. LYXOR UCITS ETF MSCI WORLD D-EUR WKN: LYX0AG

welchen würdet ihr empfehlen? Wie sehen eure Begründungen aus?

Thx


Phoenix sagt am 29. September 2015

@Georg: Nein, damit geht das dann nicht. Deswegen war meine Suche bei justETF auch so: Index auswählen -> Sparplanfähgie aussortieren -> Dann den Rest (Swapper/Replizierer, ...)

Für mich ist der minimalst mögliche Aufwand ein entscheidendes Kriterium. Deswegen habe ich nur thesaurierende Swapper, die ich per Sparplan automatisiert kaufen kann. Einmal im Jahr fürs Rebalancing reingucken reicht an Arbeit völlig aus.


Dummerchen sagt am 29. September 2015

Hallo Georg,

ich habe ein wenig das Gefühl, Du möchtest die Entscheidung lieber anderen überlassen, aber gut. Ich schreib mal was:

  • beide ETFs: Domizil ausserhalb von DE aber ausschüttend: Sollte steuerlich kein Problem sein
  • TER: Lyxor 0,30% (lt. Factsheet), HSBC 0,35% (lt. KIID) -> quasi identisch, aber:
  • Legt man die Jahresrenditen nebeneinander, stellt man fest, dass der Lyxor nicht nur 0,05% (TER-Differenz) sondern zumeist eine zwischen 0,5% und 1% höhere Rendite erwirtschaftet hat. Das liegt vermutlich an:
  • Lyxor: Synthetisch (unfunded swap) und HSBC: Physisch (optimiertes sampling mit Wertpapierleihe) -> Lyxor kriegt die Nachbildung günstiger hin und/oder erwirtschaftet noch über ein Zusatzgeschäft weitere Gelder.

[Herzblattmelodie an]
Tja, und nun musst Du Dich entscheiden, Georg. Möchtest Du
a) den Lyxor, der einen synthetischen Replizierer darstellt und mit seinem Unfunded Swap eine höhere Rendite in der Vergangenheit erwirtschaftet hat oder
b) den HSBC, der lieber physisch repliziert und damit keine "bösen" Swaps verwendet, dafür aber "böse" Wertpapierleihe betreibt und bei der Nachbildung etwas teurer ist oder
c) Dich von dem Gedanken lösen, dass es unbedingt ein Sparplan bei der DAB-Bank (-> Lyxor?!) sein muss und schaust Dich erstmal bei allen ETFs nach Deinen Wunschkriterien um und wählst dann die Bank, die diesen im Sparplan anbietet bzw. löst Dich von dem Gedanken, dass Sparpläne ein wichtiges Entscheidungsmerkmal sind. Es sind Marketing-Maßnahmen mit Verfallsdatum. Zur Not legt man halt in größeren zeitlichen Abständen einen größeren Betrag an und hat dann auch akzeptable Kaufkosten (<1%).
[Herzblattmelodie aus]

Georg, das klang jetzt bestimmt irgendwie nicht nett, aber DU musst doch mit der Entscheidung auch noch in 6 Monaten gut schlafen können. Wenn Du sagst: Swap? Wertpapierleihe? Mir doch egal - ich kann das Risiko eh nicht abschätzen, dann entscheide nach den Kosten. Wenn Du entweder Swaps oder Wertpapierleihe für Teufelszeugs hälst, dann entscheide Dich für das jeweils andere. Warum Du Dich zwischen diesen beiden ETFs entscheiden willst, verstehe ich nicht, denn Du erklärst nichts zu Deinen Hintergedanken:

  • Warum ausschüttend? "damit ich die Möglichkeit habe auch etwas auszuzahlen" Was heißt das für Dich? Bist Du auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen? Ist der Sparerfreibetrag noch nicht ausgeschöpft? Oder ist es einfach "das gute Gefühl", das regelmäßig etwas aus dem investierten Vermögen "herauskommt"?
  • Warum nicht einer der anderen vielen ausschüttenden ETFs aus dem Hause dbx-trackers (zu jung?), ishares (Teilthesaurierungen?), UBS?

Es ist vermutlich grad egal, welchen der insgesamt aufgeführten ETFs Du Dir ins Boot legst. Achte darauf, dass Du keine Kaufkosten >1% hast und mit einem guten Gefühl schlafen kannst (Wertpapierleihe, Swaps,...). Alles andere ist herumdoktern im Promillebereich: Wir reden hier von der ersten Nachkommastelle der Prozentangaben!!

Lieben Gruß
Dummerchen


Finanzwesir sagt am 29. September 2015

Hallo Georg,
Dummerchen hat recht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Ab jetzt gilt der Untertitel dieses Blogs ;-)

Gruß
Finanzwesir


Georg sagt am 29. September 2015

@ Dummerchen
Vielen Dank erstmal für deine Ausführung!
Ich möchte noch einen weiteren ETF zur Wahl stellen: ISHARES MSCI WORLD UCITS ETF (DIST) WKN: A0HGV0
Der TER liegt hier bei 0,5%, allerdings performed er noch etwas besser als die beiden o.g ETFs richtig?
Was hälst du von dem? Macht er auch "Swaps", "Wertpapierleihe" oder sonstigen "Unfug" :)

Zur Frage ob ausschüttend oder nicht: Ich habe für mich jetzt festgelegt, dass ich eine 1-ETF Strategie mit einem World ETF fahren möchte, der auschüttend ist, um zur Not (auch einfach für ein besseres Gefühl) Geld aus dem Investment ziehen kann, ohne etwas zu verkaufen.

Danke

PS: Alle anderen können natürlich gerne Antworten


Dummerchen sagt am 29. September 2015

Hallo Georg,
ich habe Dir in meinem ersten Kommentar nicht aus Spaß diesen Link mitgeteilt:
https://www.justetf.com/de/find-etf.html?index=MSCI%2BWorld
Man kann dort mehrere ETFs auswählen, filtern, vergleichen, etc. Man kann dort auch nachlesen, ob Wertpapierleihe betrieben wird. Selbst ist der Mann.

Gruß
Dummerchen

PS: JustETF ist "nur" eine Sammelplatform über verschiedene Anbieter. Wer ganz sicher gehen will, dass die Daten auch tatsächlich stimmen, sollte immer abschließend auch nochmal auf der Anbieterseite (ishares, ...) nachschlagen.


Akim sagt am 29. September 2015

@Georg. Kleiner Tipp, auf den Seiten des Anbieters, hier www.ishares.com findest du die Antworten auf deine Fragen (Swap No, Wertpapierleihe ,Yes 0,03%) und noch viel viel mehr Infos zu diesem ETF :-)

LG aus der Kurpfalz


Rudi Ratlos sagt am 30. September 2015

@Georg

Wenn Du einen neuen Fernseher oder ein neues Auto kaufst, fragst Du dann auch jemand anderen, der dann für Dich die Auswahl treffen soll?

Selber denken hilft. Glaub mir. Und es tut auch nicht weh. Einfach probieren.


All You Can Eat sagt am 30. September 2015

Habe mir gerade mal den MSCI World von db-xtrackers genauer angeschaut.

https://etf.deutscheawm.com/DEU/DEU/ETF/LU0274208692/DBX1MW/MSCI-World-Index-UCITS-ETF

Tracking Differenz von 0,09% durch die SWAP-Erträge. Das dürfte schwer zu toppen sein. Allerdings fliessen gerade stärker mittel aus dem Teil in die neuen physisch-replizierenden Varianten der db.


Hartmut sagt am 03. Oktober 2015

Hallo!

Ich bin beim Suchen auf
CFS - db x-trackers MSCI World Index UCITS ETF (DR) 1D ISIN IE00BK1PV551, WKN A1XEY2 gestoßen:

  • (optimiert sampelnd) replizierend
  • TER 0,19%
  • ausschüttend, damit kein Steuerproblem obwohl aus Irland

allerdings anscheinend brandneu und mit 157Mio kein Riese, und ich habe den Verdacht, dass die 0,19% ein "Kampfpreis" sind.
Ist das eine "kaufen und vergessen"-Lösung, oder gibt es ein Haar in der Suppe, das ich übersehen habe?
Was meint Ihr?

https://www.justetf.com/servlet/download?isin=IE00BK1PV551&documentType=MR&country=DE&lang=de
https://www.justetf.com/servlet/download?isin=IE00BK1PV551&documentType=KID&country=DE&lang=de

Hartmut
... am Anfang der buy-and-hold-your-ETF-Karriere


Georg sagt am 03. Oktober 2015

Hallo,

der TER bei dem ETF wird bei der DAB nur als 0,09% angegeben.
https://boerse.dab-bank.de/maerkte-kurse/fonds/etf/etf-suche/id_130467083/uebersicht.html

Das Fondsvolumen wird bei laut der DAB auf 914 Mio USD angegeben.

MfG


Gisela sagt am 04. Oktober 2015

@Hartmut

Sieht gut aus. Ist nur noch etwas gering gehandelt = größere Spreads.

Mir wäre der Punkt Liquidität sehr wichtig. Liegt vielleicht auch daran, dass ich 2008/09 erfahren durfte, wie wichtig Liquidität sein kann.


Dummerchen sagt am 04. Oktober 2015

@Georg: Es ist ziemlich unerheblich, was die DAB (oder justetf oder sonst irgendeine Drittplatform) schreibt. Der Anbieter liefert offizielle Werte. Ich schrieb neulich nicht ohne Hintergedanken:
"Wer ganz sicher gehen will, dass die Daten auch tatsächlich stimmen, sollte immer abschließend auch nochmal auf der Anbieterseite (ishares, ...) nachschlagen."

-> Es sind tatsächlich 0,19% TER.

Das Fondsvolumen beträgt wohl ggw. 914 Mio USD. Die Fondsanteilsklasse 1D, die Hartmut im speziellen interessiert, ist trotzdem nur knapp 160 Mio. Euro groß.
(Der Fonds ist ja ein "Umbrella-Fonds mit getrennter Haftung der Teilfonds" und es gibt ihn in verschiedenen "Geschmackssorten": D: Ausschüttend, C:Thesaurierend. Wer es genauer wissen möchte, sollte einen Blick in den Verkaufsprospekt werfen.)

Lieben Gruß Dummerchen


Robert sagt am 04. Oktober 2015

@ Gisela

Kannst du das nochmal genauer ausführen ?


Gisela sagt am 06. Oktober 2015

@Robert

Was genau? In der Finanzkrise gab es ein erhebliches Liquiditätsproblem. Man konnte zwar handeln, aber teilweise zu unverschämten Spreads und mit grossen Abschlag zum NAV. Einige Anlageklassen, wie Immobilienfonds (damals sehr beliebt) wurden komplett von der Rücknahme ausgesetzt.

Ich achte deshalb bei ETFs auf eine möglichst hohe Liqudität - auch zu ungunsten von 0,x% Gebührenunterschied. Die Grossen (ishares, dbx usw.) haben über die Market Maker hohe Liquidität für den Grossteil der Produkte.

Ein beliebter, da günstiger ETF auf den S&P500 von HSBC wird zum Beispiel nur sehr gering gehandelt. Einfach mal beobachten und auf der Seite der Deutschen Börse nachschauen.

P.S.: Durch die künstliche Liquidität der Notenbanken gehe ich davon aus, dass "Liquidität" in der nächsten Krise ein Problem wird. Sollte ich mal die Verkaufs-/Entnahmephase erreichen, werde ich da noch grösseren Wert drauf legen.


Markus sagt am 05. Dezember 2015

Hallo,

ich bastle aktuell an meinem ETF-Portfolio und mich interessieren dazu eure Meinungen zu den gewählten ETF`s, der Verteilung und sonstigen Vorschlägen.

  • 50% MSCI World --> favorisiere ishares (IE00B4L5Y983)
  • 25% Emerging Markets --> favorisiere UBS (LU0480132876). Wobei Amundi und Comstage bessere TER anbieten.
  • 15% Europa (STOXX 600) --> favorisiere DB (LU0328475792) oder ishares (DE0002635307)
  • 10% MDAX --> favorisiere DEKA (DE000ETFL441)

Vielen Dank vorab für jeden Input von euch!


Marc sagt am 07. Dezember 2015

Hi Markus,

prinzipiell kannst du das gewichten und aussuchen, wie auch immer es dir gefällt. Aber warum nimmst du denn explizit den MDAX zu einer TER von 0,3 mit rein? Hast du dafür einen speziellen Grund? Oder einfach ein kleiner Homebias? :)

Ich würde dir empfehlen einfach 70% MSCI World und 30 % EM zu wählen. Ich habe den gleichen MSCI World im Portfolio, bei EM habe ich mich für IE00BKM4GZ66 (iShares) entschieden. Die TER von 0,25 und das hohe Fondsvolumen waren dabei für mich die Hauptargumente.

Viele Grüße,

Marc


Stefan Stulle sagt am 27. Oktober 2016

Ich hab in Sachen Geldanlage schon viel gelesen, aber dieser Post ist der Hammer!
Durch die geschaffenen Bilder mit dem Kuchen kann ich auch Börsenneulingen erklären, wie die ganze Anlagekultur zu handhaben ist. Das verstehen auch Leute, die von Wirtschaft, Anlage, Börse usw. keinen Schimmer haben.
Chapeau!


Steinalt sagt am 11. Dezember 2016

"Als 50-Jähriger sehen Sie da nie mehr das Licht der Sonne."

Waaaaa - ich werde demnächst 50 ! Soll ich schon mit Flaschensammeln anfangen? Wäre jemand so freundlich einen Karriereleitfaden zum Flaschensammeln zu posten?

Danke,
Steinalt


Wolfgang sagt am 06. Januar 2017

Hallo und ein gutes neues Jahr, für die Emerging Markets gibt es ja auch den Index "MSCI Emering Markets IMI":
https://www.justetf.com/de/find-etf.html?groupField=index&index=MSCI%2BEmerging%2BMarkets%2BInvestable%2BMarket%2B%2528IMI%2529

Und für World gibt es den Index "MSCI World Small Cap:
https://www.justetf.com/de/find-etf.html?groupField=index&index=MSCI%2BWorld%2BSmall%2BCap

Für die beiden Indexe gibt es jeweils nur einen ETF, beide NOCH steuerhässlich, ab 2018 wohl nicht mehr:

http://www.finanztip.de/blog/etf-investmentsteuergesetz/:

Meine Überlegung ist, mit wenigen ETF's möglichst breit, also auch mit Small Caps, aufgestellt zu sein:

  • ca. 50% MSCI World (large und mid cap, Industrieländer)
  • ca. 20% MSCI World Small Cap (small cap, Industrieländer)
  • ca. 30% MSCI EM IMI (large, mid und small caps, Schwellenländer)

Ich stehe am Anfang meiner ETF Suche und würde gerne wissen was ihr von dieser Konstellation haltet!

Vielen Dank im Voraus!
Gruß Wolfgang


Luke sagt am 06. Januar 2017

Wenn die ETF Mischung egal ist, wozu muss ich dann Rebalancing durchführen?
Dann kann ich das Depot doch einfach die Sparpläne über Jahre einfach laufen lassen, oder habe ich jetzt einen Denkfehler?

Grüße

Luke


Finanzwesir sagt am 12. Januar 2017

Hallo Luke,
weil Deine Assetallokation Deine Risikotoleranz wiederspiegelt. Nehmen wir als einfaches Beispiel die Verteilung von RK1 zu RK3. Du kannst mit 70% TG bzw. Anleihen und 30% Aktien leben. Die Aktien laufen gut, irgendwann bist zu bei 50/50. Jetzt gibt es an der Börse einen Crash und die Kurse halbieren sich.
Aus 100.000 € werden 75.000 € (50.000 € RK1 plus 25.000 € RK3). Das überfordert Dich emotional. Du verkaufst in der Krise.
Hättest Du immer Dein Rebalancing durchgeführt, würdest Du 85.000 € ( 70.000 € RK1 plus 15.000 RK3) Dein Eigen nennen. Diesen Verlust kannst Du aussitzen.
Man legt als Anleger fest, welchen Maximalverlust man ertragen kann und rebalanct dann immer wieder auf dieses Ziel hin.

Gruß
Finanzwesir


ChrisS sagt am 12. Januar 2017

@ Luke:

"Wenn die ETF Mischung egal ist, wozu muss ich dann Rebalancing durchführen?"

Der Artikel hier bezieht sich ja auf einzelne (Regionen)-Aktien-ETFs.
Alles RK3 (falls du mit den Begriffen schon was anfangen kannst). Was der Wesir anspricht, ist natürlich, dass man zwischen festgelegter Verteilung zwischen RK1 und RK3-Anteil (und Rebalancing wenn beides zu sehr vom Plan abweicht) dass einmal festgelegte Risikolevel des Gesamtportfolios über die Zeit relativ konstant halten kann (oder zumindest in der Krise eben nicht in die Verlegenheit gerät, mehr als nötig einzubüßen).

Warum es auch Sinn macht, selbst innerhalb des RK3-Anteils (also bei den verschiedenen Aktien-ETFs untereinander) selbst immer fortlaufend die Soll-Allokationen einzuhalten (und wenn nötig zu rebalancen) ist, dass man ansonsten ja eigentlich die einzelnen Regionen-ETFs garnicht braucht sondern nur den MSCI ACWI und dann gleich alles der Marktkapitalsierung überlässt.
Wer davon abweichend das lieber in Regionen-ETFs aufsplittet, macht das ja weil er abweichend vom MSCI ACWI eigene Gewichtungswünsche (zB. BIP) hat, und die muss er auch immer wieder fortlaufend wiederherstellen, wenn sich die Anteile der ETFs durch unterschiedliche Kursentwicklungen verschieben.
Langfristig kann man so antizyklisch handeln (man grenzt das Engagement in Blasen-Regionen ein (ist dann vom späteren Fall nicht so stark betroffen) und kann bei aktuell ungeliebteren Regionen nachkaufen (und ist an der später folgenden Erholung wieder stärker beteiligt). Historisch hatte man damit (wenn man es jahrzehntelang konsequent befolgt hat) etwas Renditepremium herausschinden können, aber jeder muss selbst einschätzen was er von der Kosten/Nutzen-Abwägung davon hält.
Anhänger des Ansatzes splitten und rebalancen die Regionen eben, und Leuten denen das weniger wichtig ist haben lieber die Simplizität eines Gesamt-ETFs. Da gehts auch nicht unbedingt um richtig oder falsch, jeder soll halt das machen was er für richtig hält und woran er langfristig festhalten kann.

@ Wolfgang

"Ich stehe am Anfang meiner ETF Suche und würde gerne wissen was ihr von dieser Konstellation haltet!"

Kann man natürlich prinzipiell so machen. Wenn das für dich so passt (Anlagepolitik geklärt, Risikotoleranz in Assetallokation berücksichtigt, Kenntnis über die Produkteigenschaften und ob sie zur gewählten Investitionsmethode geeignet sind), dann investiere darin und bleibe lange dran :-)

Wenn du den Artikel (und ein paar andere hier, die auch ins selbe Horn blasen) gelesen hast, weißt du ja eigentlich - die konkrete Mischung ist relativ egal :-D


Wolfgang sagt am 13. Januar 2017

@ChrisS
Vielen Dank für deine Einschätzung! Dann werd ich das wohl so umsetzen. An den Prozentzahlen werd ich vielleicht noch etwas feilen:

  • O-Saft: ca. 50% MSCI World (large und mid caps, Industrieländer)
  • Rum: ca. 30% MSCI EM IMI (large, mid und small caps, Schwellenländer)
  • Wodka: ca. 20% MSCI World Small Cap (small caps, Industrieländer)

    ;-) ;-) ;-)

MfG
Wolfgang


Eichelhäher sagt am 08. August 2018

Wenn in der Vergangenheit, wo die Globalisierung noch nicht so stark vertreten war wie sie es in Zukunft sein wird die Gewichtung nach Bruttoinlandsprodukt das meiste gebracht hat, bedeutet das dann, dass die Gewichtung nach Marktkapitalisierung in der Globalisierung die bessere Alternative ist?
Gibt es sinnvolle Argumente für diese These oder ist das schwachsinnig?


Leser sagt am 16. August 2018

@Eichelhäher:

Welche Argumente hast du denn für deine These?


Eichelhäher sagt am 21. August 2018

Ich habe keine und frage eben nach diesen.


DummeFrage sagt am 11. Dezember 2018

Wie dumm wäre denn anstatt eines 70% MSCI World und eines 30% MSCI EM ein Portfolio mit einem 70% MSCI EM und einem 30% FM? :-D

Ich lese immer mal wieder, dass der EM heute, der MSCI World vor 10 bis 20 Jahren gewesen ist. Damit wären die FM das, was der EM vor 10 bis 20 Jahren gewesen ist. Und damit hat der FM seine besten Jahre noch vor sich und der EM befindet sich erst im mittleren Alter während der MSCI World ja schon ein alter Greis ist :-P

Auf der anderen Seite: Wer geht schon so ein Risiko und dann auch noch mit Aktien heutzutage noch ein? Bestimmt keiner der Rendite haben will...

-D


Dummerchen sagt am 11. Dezember 2018

@DummeFrage
Mich würde ja sehr interessieren, wo du die steile These immer mal wieder gelesen hast, aber ganz unabhängig davon, hätte ich da ein paar Gegenfragen (und -antworten).

Warum willst du denn überhaupt in ETFs investieren? Warum nicht in Einzelaktien investieren? Wäre es nicht viel besser nur in die Gewinner der Zukunft zu investieren und die zukünftigen Rohrkrepierer zu vermeiden?

Falls es dir wie mir geht und du überhaupt nicht weißt, wer zukünftig Gewinner und wer Verlierer ist, dann (und nur dann) macht eine Streuung über möglichst viele Unternehmen Sinn. Damit nimmt man halt in Kauf, sich mit einer Gesamtmarktrendite zufrieden geben zu müssen und an Silvester nicht vom hippen Tesla-Aktiengewinn berichten zu können.
Wenn man nun also keinen blassen Schimmer hat, wo die Perlen der Zukunft liegen, dann streut man möglichst über so viele Unternehmen wie möglich. Daher der allgemeine Konsens des Blogs über World und Emerging markets zu streuen. (Die Frontier markets machen ja weniger als 1% vom Gesamtmarkt aus und sind verhältnismäßig teuere ETFs.)

Mit deinem Vorschlag gehst du ähnlich einem Einzelaktieninvestment die Wette ein, zu wissen, in welchem Bereich zukünftig die Gewinner zu finden sind.
Solche Wetten kann man gewinnen oder verlieren.
Du musst dir halt bewusst sein, dass du den Großteil des Marktes ignorierst und eine Spezialwette eingehst. Mir persönlich wäre das viel zu riskant. Bedenke, dass die EMs langfristig (wir reden von Jahrzehnten) zwar höhere Renditen als die entwickelten Märkte hatten, dafür aber auch höhere Schwankungen und Phasen der Underperformance (ggü den entwickelten Märkten) hatten. Eine Garantie der höheren Rendite für die Zukunft gibt es sicherlich auch nicht.

Bedenke auch, dass es sich bei den Einstufungen in DM, EM und FM um Länder handelt.
Auf- und Abstieg von einer in eine andere Stufe betrifft nicht Einzelunternehmen sondern Gruppen. Das ist also nicht wie in der 2.Bundesliga, wo nur die Top-Teams in die 1.Bundesliga aufsteigen.
Da steigen (um im Bild zu bleiben) ganze Bundesländer auf. Neben Union Berlin kommt dann auch noch Blau-Weiß Berlin und BFC Dynamo in den Topf der Erstliga-Kandidaten.
Nicht Samsung steigt also in den World auf, sondern Südkorea. Und die Kriterien für die Einstufung in DM, EM und FM sind durchaus auch politischer, gesellschaftlicher, gesamtwirtschaftlicher Natur. Mir scheint, du erwartest da die Masse an aufstrebenden Unternehmen, die nur eine Entwicklungsrichtung kennen: Nach oben. Dem ist nicht so.

Liebe Grüße
Dummerchen


Spätzünder sagt am 20. Januar 2019

Hallo Herr Warnecke,

leider habe ich Ihre tolle Seite hier erst gestern gefunden, sofort gelesen und geklickt und gelesen und meine Stimmung wurde immer besser. Noch besser wäre sie gewesen, wenn es diese Seite schon vor 20 Jahren gegeben und ich sie damals schon gefunden hätte. Aber, besser spät als nie.

Und jetzt lese ich:

"...Hauptsache, Sie fangen damit nicht erst mit 50 an, denn 340 Grad ‒ das hält kein Sparplan aus!..."

und dann noch

"...Als 50-Jähriger sehen Sie da nie mehr das Licht der Sonne. Zinseszins braucht Zeit...."

Super. Ich bin um die 50. Bin ich doch zu spät?
Ich habe mir schon ausgemalt, wie ich heuer einen hohen 5-stelligen Betrag auf 3 oder 4 ETFs aufteile und dann nur noch gelegentlich, bevorzugt in "Down-Phasen" immer mal wieder weiter aufstocke.

Lieber doch nicht, weil zu alt?

Ein ernüchterter Spätzünder


Finanzwesir sagt am 24. Januar 2019

Hallo Spätzünder,

"Ich bin um die 50. Bin ich doch zu spät?"

Nein, aber Wunderdinge dürfen Sie nicht mehr erwarten. In 10 Jahren sind Sie 60, in 20 Jahren 70. Das sind Zeiträume, bei denen man auf jeden Fall an die Börse kann. Gibt halt ein Zubrot, kein passives Volleinkommen.

"Ich habe mir schon ausgemalt, wie ich heuer einen hohen 5-stelligen Betrag auf 3 oder 4 ETFs aufteile."

Typische Torschlußpaniknummer der Alten. Kenne ich aus meinen Seminaren und Coachings. Was Sie vergessen: Sie sie sind ein Börsenneuling, sie müssen sich erst akklimatisieren. Sie wissen schon, wie man einen niedrigen fünfstelligen Betrag an der Börse macht? Man fängt mit einem hohen fünfstelligen Betrag an ;-)

  • Hoher fünfstelliger Betrag = 80.000 €.
  • Börsenkrach: 50% Kursverluste
  • Noch 40.000 € im Depot.
  • Nerven verloren, alles verkauft, das war's dann mit der Börsenkarriere.

Kaufen Sie für 5.000 € einen ETF auf den MSCI World und sehen sie dem beim Schwanken zu. Erst wenn Sie das kalt läßt stocken Sie auf. Das ist die Immunisierungstaktik.

Beste Grüße
Finanzwesir


JK sagt am 24. Januar 2019

Hallo Spätzünder und Finanzwesir,

ich fühle mich wegen der Altersfrage angesprochen (bin 53 Jahre alt).

Einen höheren fünfstelligen Betrag könnte ich gar nicht investieren und den möglichen mittleren fünfstelligen Betrag will ich nicht investieren - sondern lieber (nahezu) risikofrei auf Tagesgeld- und Bausparkonto lassen.

Mein Weg: Ich investiere - auch angeregt durch diesen Blog - seit Ende 2017 bis Ende 2021 insgesamt gut 19 TEuro in einen stinknormalen MSCI-World-ETF.

Es gibt zwei Möglichkeiten:

  1. Das Investment performt ordentlich und bis Ende 2028 werden (nach Steuern) 25 TEuro daraus und ich finanziere davon meinen Vorruhestand.
  2. Das Investment liegt Ende 2028 nach großem Crash zur Unzeit (ist halt ein nicht ganz unwahrscheinliches Risiko bei dem relativ kurzen Anlagehorizont und dem definierten Ausstiegszeitpunkt) am Boden. Ich verkaufe nicht, sondern finanziere meinen Vorruhestand von der Hälfte des Ende 2027 / Mitte 2028 fälligen Bausparvertrags (ist so ein Altvertrag, der 3% Zinsen + 1 Prozent Bonus "bringt"). Das 1-ETF-Depot erbt irgendwann (ich sage mal: so zwischen 2039 und 2049) mein Sohn und der sagt dann:

a) "Boah, mein Alter hatte neben einer Bruchbude von Doppelhaushälfte noch einen tollen ETF - knapp 20 TEuro investiert, jetzt ca. 50 TEuro wert - damit ist meine Altersversorgung ja fast gesichert. Hätte ich diesem Beamtentyp gar nicht zugetraut, dass der in einen Aktien-ETF investiert, und das auch noch übers Internet! Ich dachte immer, der kennt nur Tagesgeld und Bausparvertrag." oder

b) "Ach Herrje, da ist mein Alter doch tatsächlich dieser Modeerscheinung 'Aktien-ETF' aufgesessen, die in den 2010er Jahren so gehypt wurden, und hat da knapp 20 TEuro investiert. Jetzt sinds gerade noch 2 TEuro. Hätte er das Geld besser damals mir gegeben …"

Soll heißen: Ich investiere tatsächlich nur Geld, das ich im Zweifelsfall nicht mehr existenziell brauchen werde. Wird es was mit dem Investment - um so besser. Geht es in die Hose, ist für mich letztlich nicht viel verloren.

Wir werden sehen - zwischen 2028 und 2049 ;-)

Viele Grüße

JK


Gaius Fidibus sagt am 25. Januar 2019

Hallo Spätzünder,

Ich bin sogar noch etwas älter als Sie (54), mit 'retire early' wird das also bei mir nichts mehr, Wunderdinge erwarte ich auch nicht mehr, jetzt geht es nur noch darum das Pfandflaschensammeln zu vermeiden :-)
Dabei haben auch wir in unserem Alter bei entsprechender Lebensweise noch ein Langlebigkeitsrisiko von über 30 Jahren abzusichern!

Zum Glück habe ich diese website gefunden (Vielen Dank an Sie Herr Warnecke!)

Wie bin ich das Thema angegangen:
Zuerst Kassensturz, nicht nur Schulden, sondern auch bisher erworbene Ansprüche betrachten, die sind in unserem Alter einfach schon da:

  • Eigentumswohnung (nicht abbezahlt)
  • Auto (nicht abbezahlt)
  • BfA-Rente. Zwar niedrig, aber da.
  • Riester.
  • Lebensversicherung über Gehaltsumwandlung.

Riester und LV über den Arbeitgeber kostengünstig abgeschlossen. Würde ich heute nicht mehr neu abschliessen, werde sie aber jetzt weiterführen. Diese Ansprüche aufsummiert gewährleisten ein Grundrauschen, damit sind die wichtigsten Rechnungen im Alter bezahlt. Verfügbares Kapital kann also mit höherem Risiko angelegt werden.

Vorgehen:

  • Schritt 1: Zuerst alle Schulden bezahlt, das hat ein paar Jahre gedauert, das dann gefeiert, ein unglaublich befreiendes Gefühl!
  • Schritt 2: Tagesgeldreserve aufgebaut, ca. 4 Netto-Monatsausgaben.
  • Schritt 3: Danach einen kleinen 5-stelligen Betrag in ETF investiert.

(Da sind Sie mit einem hohen 5-stelligen Betrag schon weiter als ich!)
Bei der Anlage kam die Psychologie ins Spiel:
Alles gleich investieren? Dafür war ich mir zu unsicher.
In Tranchen? Dafür bin ich zu undiszipliniert und zu leicht durch Nachrichten zu beeinflussen.
Sparplan? Ich habe die Summe dann über das Jahr 2018 auf 12 Monate verteilt als monatlichen Sparplan in viel zu viele verschiedene ETF eingezahlt, aber ich liebe es kompliziert :-)
Diese Sparpläne werden jetzt (angepasst) weiterbespart.
Man kann das sicher anders machen, für mich hat das so funktioniert, jetzt bin ich 'drin'.
Interessante Erfahrung war diese wirklich kleine Beule in Q4 2018, ich habe meine persönliche Risikotoleranz dann noch einmal überdacht.

Ich habe ausschließlich ausschüttende ETF gewählt und über verschiedene große Gesellschaften gestreut in der Hoffnung das ich mit Renteneintritt möglichst wenig umschichten muß sondern einfach die Sparpläne einstellen kann.
Idee ist die Fonds möglichst lange zu halten, und nur die Ausschüttungen zu verbrauchen.

Größstes Problem ist dabei der eigene Partner, der überhaupt nicht einsieht warum das eingehende Gehalt nicht wie seit Jahrzehnten gewohnt zu 100% direkt wieder in sinnlosem Konsum verbraten wird und durch nichts davon zu überzeugen ist, dass z.B. ca. 500 Nagellacke ausreichen.


Lène sagt am 13. Juli 2019

Tja, ich beginne erst jetzt und bin über 50. Tja, besser als nie beginnen, nehme ich mal an! Und dazu habe ich noch einen besonderen Wunsch: möglichst einen ETF Portfolio, das auf nachhaltige Fonds basiert.

Frage: findet man dabei genug Mehl und Margarine? Bzw. wie erkennt man, ob ein ETF eine 'marktbreite Indize' ist? Sorry, ich weiss nicht genau was es bedeutet. Bin ja, wie schon erwähnt frisch dabei!

Danke!


Timo sagt am 17. Juli 2019

Dafür musst du dir das Factsheet vom Fonds/ETF angucken. Da ist am Ende in der Regel eine Auflistung, welche Länder bzw. Sektoren (Finanzen, Immobilien, Industrie, Gesundheitswesen etc.) investiert wird. Diese Auflistung kannst du einfach z.B. mit der hier vergleichen: https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/251881/
Wird eine ähnliche Anzahl an Sektoren/Ländern von deinem ETF abgedeckt, dann ist das schon mal ein gutes Zeichen. Der Finanzwesir rät zusätzlich nur in ETFs auf Indizes zu investieren, die mindestens 300 Positionen haben. Diese Info findest du normalerweise auch im Factsheet.

Zum Thema Nachhaltigkeit hat der Finanzwesir übrigens hier seine (inzwischen ein paar Jahre alte) Meinung geäußert: https://www.finanzwesir.com/blog/nachhaltig-anlegen


ChrisS sagt am 17. Juli 2019

@ Lene

Was "nachhaltige" ETFs angeht, sind die gebrauchten Stichwörter sowas wie "ESG" oder "SRI".
Hier in diesem Podcast wird das z.B. ein bischen erklärt
https://www.finanzwesir.com/blog/esg-sri-etf-finanzwesir-rockt-folge59

Oder auch hier in nem JustETF Artikel
https://www.justetf.com/de/news/etf/mit-etfs-in-nachhaltigkeit-investieren.html

Die Funktionsweise ist dabei meistens ein "Ausschlussprinzip", also dass Firmen anhand bestimmter ökologisch/ethisch/sozialer Kriterien bewertet werden und dann die "schlechtesten" aussortiert werden.

Ja, das kann sich, je nachdem wie streng man es mit der Moral nimmt, im Extremfall auch auf die Marktbreitheit auswirken - denn je genauer man nachschaut (und bei jedem großen Unternehmen könnte man irgendwas zu kritisieren finden) bleiben am Ende vielleicht garnicht mehr genug "gute" Unternehmen übrig um einen Markt wirklich repräsentativ abbilden zu können.

Das wissen aber natürlich auch die Indexanbieter schon längst und haben ihre ESG/SRI Methodiken dahingehend gebaut dass es noch praxistauglich bleibt.
ESG ist dabei die etwas "laxere" Variante, während SRI mehr Ausschlusskriterien hat, sieht man auch daran dass im ESG World etwas mehr Unternehmen (knapp 800) drin sind als im SRI World (knapp 400), zum Vergleich Standard World 1600.

Erfüllt aber alles noch die wesentlichen Basiskriterien von "marktbreit" (Unternehmensanzahl mindestens dreistellig, Branchenverteilung sollte nicht zu stark vom Benchmark abweichen, etc.)

Schwieriger wirds dann schon in der konkreten Umsetzung. Für die "Standardindizes" (ACWI; World, EM, Regionen...) gibt es dutzende vergleichbare ETFs von verschiedenen Anbietern, in mehr als ausreichender Größe und Handelbarkeit.
Die Nachhaltigen sind noch ein bissel mehr Nischenthema, da ist die Auswahl bei weitem nicht so groß.

Willst du z.B. nen einfachen MSCI World ersetzen mit ner nachhaltigen Variante und schaust bei der JustETF Datenbank nach (ETF Suche -> Aktien -> Region: Weltweit -> Strategie: Sozial/Nachhaltig), merkst du schnell wie schwierig das werden kann.
Je nachdem wie hoch du die Mindest-Fondsgrößen-Grenze ansetzt (üblicherweise nicht unter 100 Mio) bleiben da nur noch 2-3 Produkte ernsthaft übrig. Und wenn du dazu noch Sonderwünsche (zB. muss bei meinem spezifischen Broker auch sparplanfähig sein) hast, kann mitunter auch garnix übrigbleiben.

Ein bischen besser siehts aus wenn man das ganze noch weiter auf regionale ETFs runterbricht (also zB. eine öko-Variante des MSCI Europe, MSCI EM, USA, etc.), da gibt es teilweise größere Auswahl. Weiß aber nicht wie sehr dir diese kleinteiligere Methode nun wieder als Anfänger entgegenkommt.

Mein persönlicher Tip - benutze einfach die normalen Standardindex- ETFs.
Wenn du dann noch was für die Umwelt etc. tun willst, spende später von deinem dadurch gewonnen Vermögen einfach etwas direkt für einen guten Zweck deiner Wahl.
Ohne das jetzt philosophisch groß auszuklamüsern glaube ich, so kann man im Endeffekt mehr bewegen als sich einzubilden nur durch "nachhaltige ETFs" die Welt besonders zu verbessern.


Karl sagt am 17. Juli 2019

marktbreit sind Indizes wenn sie sehr viele Werte enthalten und so den Markt nahezu exakt abbilden. Da nachhaltige etf viele Werte aussortieren werden oft einige Unternehmen stärker gewichtet um durch die Zusammensetzung den Tracking error zu minimieren.
Ich habe als nachhaltigen Etf auf den msci world den hier A1JA1R und für die EM den hier A110QD. Die sind beide sehr groß nicht allzu teuer und haben relativ strenge Nachhaltigkeitsfilter (dass erkennt man daran dass sehr viele Werte aussortiert werden). In dem Segment wird sich aber wohl auch noch einiges tun in den nächsten Jahren...


BigMac sagt am 18. Juli 2019

@Lène: Ich würde einfach empfehlen, dass du das Buch vom Finanzwesir und/oder den Blog durchliest - da wird alles erklärt, was du wissen musst. (Die Antwort von Timo ist mir persönlch etwas zu "oberflächlich".)


Nostradamus sagt am 22. Juli 2019

Da hier das Stichwort "nachhaltiger ETF" gefallen ist: Gibt es eigentlich auch schon einen ETF, der ganz bewusst NICHT nachhaltig investiert? Also gerade in die fiesesten und miesesten Unternehmen, die rein auf Gewinn aus sind und denen wirklich alles andere egal ist? Das wäre ja schon irgendwie interessant. Zwar böse, aber interessant. :-)


ChrisS sagt am 25. Juli 2019

@ Nostradamus

"Gibt es eigentlich auch schon einen ETF, der ganz bewusst NICHT nachhaltig investiert?"

Nicht direkt, nein. Mir ist noch kein ETF bekannt, der exakt das "umgekehrte" von dem macht, was die ganzen ESG- und SRI-Varianten tun (die ja Unternehmen mit schlechten Nachhaltigkeitsratings aussortieren, also müsste unser "böser" ETF sich darauf konzentrieren und die explizit danach auswählen).

Man kann sich aber - rein schon durch die Tatsache geschuldet dass die Nachhaltigkeitskriterien so gebaut sind dass bestimmte Branchen eben immer schon strukturell schlechter bewertet sind - sein Depot also mit entsprechenden einzelnen Branchen-ETFs auf "böse" trimmen, wenn man denn unbedingt will bzw. darin einen Nutzen sieht.
In einem älteren Artikelkommentar ( https://www.finanzwesir.com/blog/esg-sri-etf-finanzwesir-rockt-folge59#1532521366 ) zu dem Thema hatte ich schon mal ein paar ETF-Beispiele für Sektoren wie Rüstung, fossile Energie, usw. vorgestellt.


flaccus sagt am 16. November 2019

Demut

Ich weiß, dass ich nichts weiß. Markttiming und Stockpicking lohnen nicht.

richtig und wohl auch gemeint ist:

Demut

Ich weiß, dass ich nicht weiß. Markttiming und Stockpicking lohnen nicht.

So ist auch das Platonzitat zu Sokrates korrekt übersetzt.


Luke sagt am 31. Januar 2020

Wow, klasse Blog-Artikel!

Vier Jahre nach dem Erscheinungsdatum habe ich das nun entdeckt und ich muss sagen, dass der Text sehr eloquent und interessant geschrieben ist. Es hat mir persönlich auch eine gewisse stoische Gelassenheit beim Umgang mit dem Thema Finanzen vermittelt.

Es hat wirklich Spaß gemacht den Artikel zu lesen und hat mir einiges mit auf den Weg gegeben.
Vielen Dank dafür Albert, wirklich lesenswert.

Viele Grüße!


Cepha sagt am 18. August 2020

Hallo,

wenn man sich die verlinkte Grafik anschaut, dann schwanken die Portfolios nicht nach 40 Jahren um 1%, sondern sie schwanken zwischen 4% (etwas versteckt) und 6% PRO JAHR.

Wenn ich 1.000 Euro anlege und wahlweise 4%/a oder 6%/a bekomme lande ich nach 40 Jahren bei 4.800 Euro oder bei 10.300 Euro.

Also MIR wäre der Unterschied nicht egal.


Stefan sagt am 04. Dezember 2020

Hallo Finanzwesir,

ein 5 Jahre alter, aber immer noch relevanter Blogpost, vielen Dank. Fabers Botschaft ist nicht, dass es nicht auf die Asset Allocation ankommt, sondern dass die Feinheiten nicht so sehr entscheidend sind, so lange ein Portfolio Aktien, Anleihen und Real Assets (REITs, Rohstoffe, Gold, TIPS) enthält. Er plädiert explizit für ein Multi-Asset-Portfolio. Die Vorteile eines solchen Portfolios habe ich auf meinem Blog Portfoliomix.de detailliert, auf dem ich mich auf die Suche nach geeigneten Anlageklassen incl. Umsetzung für den Privatanleger mache.

Viele Grüße,
Stefan

Auf dem Blog von Stefan gibt es hierzu diesen Artikel: Vorteile eines Multi-Asset-Portfolios


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