26. Februar 2014


Wollen Sie reich oder finanziell unabhängig sein?

Wie ist Reichtum definiert? Das Geld, das man einnimmt (Einkommensmillionäre) oder das Geld, das man besitzt (Vermögensmillionäre). Das sind Unterschiede. Man muss nicht reich sein, um finanziell unabhängig zu sein.
Wie Rockefeller schon sagte:

Man wird nicht reich durch das Geld, das man verdient, sondern durch das Geld, das man nicht ausgibt.

Die Frage ist auch, wie man finanziell unabhängig definiert:

  1. Nie mehr gegen Geld arbeiten zu müssen
  2. Nie mehr in einem ungeliebten Job ausharren zu müssen

Im ersten Fall braucht man natürlich eine weit größere Summe, während es im zweiten Fall ausreicht, keine Immobilie gekauft zu haben und damit schuldenfrei und räumlich unabhängig zu sein. Wer keinen Schuldenklotz am Bein hat, kann ganz anderes auftreten als jemand ‒ der über Jahre und Jahrzehnte hinweg ‒ jeden Monat eine bestimmte Menge Euros nach Hause bringen muss, um nicht unter der Brücke zu landen.

Die Königsklasse der finanziellen Unabhängigkeit ist sicherlich erreicht, wenn man sagen kann: Ich tue das, was ich will, wann ich will und mit wem ich will. Finanziell unabhängig bedeutet ja nicht, nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen oder sich nicht mehr zu engagieren. Es bedeutet auch nicht, nicht mehr gegen Geld zu arbeiten.
Im Gegenteil, ich glaube, dass es höchst langweilig wird, wenn man nur noch reist oder seinen Hobbys frönt und nichts Sinnvolles mehr tut. Ich glaube eher, dass die finanzielle Unabhängigkeit einem die Chance gibt, sich voll zu entfalten und das zu tun, was man am besten kann, ohne diesen ganzen administrativen Ballast am Hacken zu haben, mit dem man sich sonst herumschlagen muss. Wenn man Dinge zu seinen Konditionen erledigen kann, dann ist es immer wieder erstaunlich, wie produktiv man ist. Einfach nur das tun, was nötig ist, um eine Sache gut zu machen, ohne noch zwei Formulare für die Personalabteilung auszufüllen, eine E-Mail an den Betriebsrat zu senden und eine Powerpoint für den Chef zu basteln. So definiere ich finanzielle Unabhängigkeit.

Sozialprestige versus finanzielle Freiheit

Ein wichtiger Punkt dabei: Wer nur mit seiner Hände Arbeit, ohne Erbschaft oder Lottogewinn dieses Ziel erreichen will, muss Prioritäten setzen und Kompromisse eingehen. Jeder Euro, der in den Konsum geht, verlängert den Weg zur finanziellen Freiheit, wie die Regel von der 72 nachdrücklich zeigt. Die 30.000 Euro, die man in jungen Jahren für einen schicken BMW zahlt, bedeuten, dass man im Alter auf gut 120.000 Euro verzichten muss (diese Summe entsteht, wenn man 30.000 Euro zu 5 % für 30 Jahre anlegt).
Es stellt sich die Frage, ob hier das Sozialprestige nicht zu hoch bezahlt wird. Vor allem, da der BMW nach zwei Jahren nur noch ein gutes Auto ist, nach fünf Jahren kein Sozialprestige mehr bietet und nach zehn Jahren höchstwahrscheinlich nur noch Schrottwert hat.
Letztendlich ist es immer die Abwägung finanzielle Unabhängigkeit versus. Sozialprestige. Man kann nur eines haben.

Zum Weiterlesen

Die große Linksammlung: Auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit.

(awa)

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Abgelegt unter Strategie, Lebensweisheit, Sozialprestige, finanzielle Freiheit



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Kommentare

Dieter sagt am 06. August 2016

"Letztendlich ist es immer die Abwägung finanzielle Unabhängigkeit versus. Sozialprestige. Man kann nur eines haben."

Nur bedingt richtig. Gutes Aussehen, Gesundheit, ein durchtrainierter Körper und die Freiheit zu Leben wo man will ist auch Sozialprestige, welches fast kostenlos zu haben ist (außer Letzteres, erst möglich wenn man schon finanziell frei ist).


FinanzGuerilla sagt am 26. September 2016

Gut geschrieben. Ich denke auch, dass die meisten Menschen finanzielle Unabhängigkeit immer gleich mit "reich" verwechseln. Man kann mit wenig Geld finanziell unabhängig sein (z.B. als digitaler Nomade) oder aber man ist tatsächlich reich und finanziell DESHALB finanziell unabhängig (weil das eigene Vermögen "Geld produziert"). Liebe Grüße!

Auf dem Blog von FinanzGuerilla gibt es hierzu diesen Artikel: Passives Einkommen


MichaelD sagt am 26. April 2017

"während es im zweiten Fall ausreicht, keine Immobilie gekauft zu haben und damit schuldenfrei und räumlich unabhängig zu sein. Wer keinen Schuldenklotz am Bein hat, kann ganz anderes auftreten als jemand ‒ der über Jahre und Jahrzehnte hinweg ‒ jeden Monat eine bestimmte Menge Euros nach Hause bringen muss, um nicht unter der Brücke zu landen."

Grundsätzlich stimme ich den Einzelheiten des Beitrages zu. Meines Erachtens liegt jedoch im obigen Zitat ein Denkfehler vor. Mal abgesehen von der räumlichen Unabhängigkeit, muss ich doch aber auch als Mieter irgendwo wohnen und haben ebenso einen "Schuldenklotz" am Bein und muss jeden Monat eine bestimmte Menge Euros nach Hause bringen. Ich kann mich also auch über 30 Jahre gesehen (z.B. Dauer einer Baufinanzierung) nicht von diesen "Schulden" lösen, wenn ich nur miete und nicht kaufe.


Alexander Schmitt sagt am 18. August 2017

Hallo Finanzwesir,

Wie ist Reichtum definiert? Das Geld, das man einnimmt (Einkommensmillionäre) oder das Geld, das man besitzt (Vermögensmillionäre). Das sind Unterschiede. Man muss nicht reich sein, um finanziell unabhängig zu sein.

Keine der beiden Definitionen wäre für mich geeignet. Wer mehr ausgibt, als er einnimmt ist nicht reich, egal wie viel es ist. Und wer viel besitzt, aber nicht abbeißen kann, weil er nicht liquide ist, ist auch nicht reich.
Also kann reich doch ganz einfach bedeuten, immer so viel Geld liquide zu haben, wie benötigt wird. Das ist sogar unabhängig davon, wann es zufließt und ebenfalls im Einklang mit finanzieller Freiheit. Der eine braucht hohe Sicherheit, das Geld für das restliche Leben muss bereits jetzt vorhanden sein, dem anderen lang Einkommen, welches sogar schwanken darf aber im Mittel passt.

Sozialprestige finde ich schwer zu bewerten. Vielleicht fahre ich den BMW, weil es Freude am Fahren ist, und es zählt nur, was ein Auto pro Jahr kostet. Ich verstehe den Zusammenhang nicht, warum immer Abstriche gemacht werden sollen?
Wenn ich pro Jahr 15% erziele, kostet mich der BMW nach 30 Jahren sogar noch viel mehr, aber das gesparte Geld vermehrt sich auch viel besser. Wer für eine 4-köpfige Familie 20.000 € pro Jahr braucht, um finanziell frei zu sein, wird keinen BMW fahren, wer 100.000 € braucht, kann auch Porsche fahren.
Dazwischen liegt dann irgendwo der BMW, ;-) Und bei Faktor 40 für finanzielle Unabhängigkeit ist das Ziel eben 800.000 €, 4 Mio. € oder was auch immer. Aber alles ist zu schaffen!

Grüße, Alex


Tobias sagt am 22. August 2018

Für die meisten Menschen unterscheiden kaum "reich zu sein" und "finaziell frei zu sein".
Für mich persönlich ist finanzielle Freiheit dasselbe wie finanzielle Sicherheit. Und das finde ich momentan wichtig, ein paar Euro auf dem Konto, eigenes Haus usw zu haben, schuldenfrei zu sein.
Vielen Dank für den interessanten Beitrag, einen Denkanstoß!:)


Frank sagt am 17. September 2018

Im Gegenteil, ich glaube, dass es höchst langweilig wird, wenn man nur noch reist oder seinen Hobbys frönt und nichts Sinnvolles mehr tut.

Dem stimme ich zu.

Finanzielle Unabhängigkeit lässt einem die Wahl, das zu tun, was man möchte. Ich bin überzeugt davon, das die meisten Menschen nicht nur auf dem Sofa liegen, den ganzen Tag Sport treiben oder Jahrzehntelang nonstop reisen möchten. Zwar wünschen sich dies erstmal viele, aber wenn dann "das Besondere zum Alltag wird" ist schnell die Luft raus. Eine gutes Beispiel: Die meisten "reichen Menschen", die ebenfalls finanziell frei sind (oder sein sollten), gehen trotzdem noch irgendwelchen Jobs nach. Und sei es, um in der Welt was zum Guten zu verändern. Daher: Geld allein macht sicherlich nicht glücklich. Öffnet einem aber (leider in dieser Gesellschaft) mehr Türen.


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