19. Mai 2015


Leser D: Das ist meine Drittel-Strategie

Das Wunderbare am Bloggen sind die Leser und Leserinnen, die man darüber kennenlernt. Aus einer Leserfrage hat sich ein längerer Mail-Verkehr mit Leser D. entwickelt.
Vor einigen Tagen erreichte mich diese Mail von D., die ich hier mit Ihnen teilen möchte, weil solche Geschichten der Grund sind, warum ich blogge.

Lassen wir den Mann selbst zu Wort kommen:

Leser D. stellt seine Strategie vor

Aktuell investiere ich circa 30 % meines Kapitals in Aktien, also ein Drittel. Weißt du, was dabei komisch ist? Ich verfolge schon lange meine selbst ernannte Drittel Strategie.
Am Anfang, als ich 16 war, dachte ich: 1/3 Arbeit, 1/3 Schlaf, 1/3 Freizeit ‒ das fand ich gut.
Dann mit 19 Jahren richtete ich mir 3 Lebensabschnitte ein: von 20 bis 40 sparen aber auch viel von der Welt sehen; das hat geklappt.
Von 40 bis 60 Jahren, und in der Phase bin ich gerade, möchte ich von meinem Gehalt 1/3 für Miete, 1/3 zum Leben, 1/3 sparen für die Altersvorsorge. Klappt seit 5 Jahren auch gut.
Im letzten Lebensabschnitt möchte ich, und dafür bete und hoffe ich jeden Tag, mein diszipliniertes und bescheidenes Leben einfach zu Ende leben, ohne den Euro zweimal umzudrehen. Des weiteren möchte ich, dass es meiner Familie nach meinem Ableben an nichts fehlt, und ich möchte einem guten Freund helfen, der heute mit 50 geradezu in die Altersarmut hineinwächst.
Ich bin heute 45, das ist mein Ziel. Ich bin kein Stratege, kein Feigling aber auch kein Zocker. Ich bin ein ganz normaler Mensch mit klaren Zielen, und das schon seit sehr jungen Jahren.
Ich lebe die Drittel-Strategie ‒ brauchst nicht zu googeln, das ist auf meinem Mist gewachsen ;)
Ich weiß noch genau, wie mein Klassenlehrer auf der Abschlussfahrt von Italien kommend sagte: "D., du bist der einzige, der von seinem Taschengeld noch was mit nach Hause nimmt und auch noch Geschenke für die Eltern hat."
Ich hab je ein Drittel gefeiert, gekauft, gespart ;)

Fazit

Vor solchen Menschen kann ich nur den Hut ziehen. Ich wünsche Leser D. weiterhin viel Erfolg, Glück und Zufriedenheit im Leben.

Weshalb ich D.s Geschichte hier veröffentliche? Weil seine Story zeigt, worum es geht bei der ganzen ETF-Wühlerei: Die geringste Kostenquote oder der steuereinfachste ETF ist kein Selbstzweck, sondern nur ein Werkzeug, das einem hilft, ein würdiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.

(awa)

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Kommentare

Chris sagt am 19. Mai 2015

Schade, ich dachte schon es wird hier eine tolle neue Asset Allokation Strategie vorgestellt :-D

Dass die Wohnkosten nicht mehr als ein Drittel des Einkommens betragen sollten ist doch eigentlich eine eh allgemeinbekannte Faustregel ? Oder bilde ich mir das nur ein - von den Eltern und im Bekanntenkreis hatte ich den Ratschlag jedenfalls schon vor mehreren Jahrzehnten gehört, ein Geheimnis scheint das also nicht zu sein (klar, das viele Leute es trotzdem nicht schaffen zu beherzigen, ist wieder ne andre Sache).


Gerhard sagt am 19. Mai 2015

Darum geht es! Respekt vor Leser D: Ein gutes,erfülltes Leben führen; mit seinen Mitmenschen achtsam umzugehen und dabei nie aus den Augen verlieren, dass Geld immer nur ein Werkzeug ist (mit dem man allerdings verantwortungsbewußt umgehen muss). Diesem Lebensmotto kann ich mich vorbehaltlos anschließen!

Ich finde es wohltuend, dass hier auch immer mal wieder solche Beiträge erscheinen, die über die "ETF-Wühlerei" hinausgehen. Dafür herzlichen Dank an Leser D und an den Finanzwesir.


Pin Gu sagt am 19. Mai 2015

Respekt an Leser D! Danke an Finanzwesir für die Veröffentlichung! Und vor allem Danke an Gerhard, dem was du schreibst, ist nichts hinzuzufügen. Es ist schön, dass man hier immer wieder auch über den ETF Tellerrand hinausschaut.


Dirk sagt am 19. Mai 2015

Ich finde den Beitrag auch schön, spiegelt er doch irgendwo eine Lebensphilosophie wieder, in der sich in der Tat viele Menschen wiedererkennen können. Diese Strategie ist anwendbar, egal ob man nun 1000 Euro netto oder 6000 Euro verdient. Besondere Lebensumstände mal natürlich außer Acht gelassen.

Mir sagt dieser Blog: Lebe Dein Leben, sei achtsam mit Dir, deiner Umwelt und Mitmenschen und mache das beste daraus. Es ist doch erfreulich, neben den ganzen mathematischen Beiträgen auch mal so etwas zu lesen und dabei in sich zu gehen.

Danke dafür.


Roland sagt am 19. Mai 2015

Genau solche Artikel sind es die "Finanzwesir" unterscheiden, die Sinn und Zweck von Geld / Anlagen einfach veranschaulichen. Das WARUM herausstellen, und somit "Sich" über "Sich" selbst nachdenken lassen. Großartig!


Claudius sagt am 19. Mai 2015

1/3 Schlaf - das hätte Ich auch mal gerne! Mein Leben ist zur Zeit zu unorganisiert, als dass Ich etwas in Drittel, Viertel oder Fünftel einteilen könnte.
Die Einteilung erscheint mir aber dennoch sinnvoll.

Ich kann mich Gerhard nur anschließen, und bedanke mich, dass es mal wieder etwas über die "ETF-Wühlerei" hinausgeht.

Gruß,

Claudius


Ex-Studentin sagt am 19. Mai 2015

Wirklich toller Beitrag und gute Einstellung. Wichtig ist: An die Zukunft denken, aber das Leben trotzdem zu genießen, ohne dabei zu übertreiben. Auch wenn manch ein Richtwert in der Praxis dann doch leider schnell mal abweicht.


Finanzwesir sagt am 20. Mai 2015

Hallo Chris,

"Dass die Wohnkosten nicht mehr als ein Drittel des Einkommens betragen sollten ist doch eigentlich eine eh allgemeinbekannte Faustregel."

Mit den Faustregeln ist das so eine Sache: Sie sind oft so banal, dass man sich von Zeit zu Zeit noch mal bewußt daran erinnern muss.
Ich glaube, dass solche einfachen Regeln mehr zum langfristigen finanziellen Erfolg beitragen, als die ganzen ausgetüftelten Excel-Charts.

Gruß
Finanzwesir


Schubidu sagt am 22. Mai 2015

Wie jetzt? Es kommt nicht drauf an, ob ich x,x1% mehr oder weniger Emerging Markets im Depot habe oder den Msci statt den Stoxx nehme? Diese Erkenntnis würde zu 80% weniger Beiträgen im WPF führen.


Finanzwesir sagt am 22. Mai 2015

Hallo Schubidu,
ich denke, diese Erkenntnis haben die Diskutanten im WPF schon längst gewonnen ;-)
Das ist aber eine ganz andere Gruppe, als die Menschen, die diesen Blog lesen. Im Wertpapierforum wird auf einem ganzen anderen Niveau diskutiert, als hier. Im WPF treffen sich Menschen, die sehr viel Zeit und Begisterung auf Finanzthemen verwenden.

Mir geht es hier darum, Anfängern Mut zu machen und ihnen zu zeigen "Ihr könnt Eure Finanzen selbst in die Hand nehmen. Das klappt!" Außerdem mache ich ja nicht nur Excel, sondern habe immer wieder dieses lebensphilosophischen Anfälle ;-)

Es geht mir um den Sprung vom Sparbuch zum MSCI World (0% Rendite => 6% Rendite) und nicht um den Sprung MSCI World zu getuntes ETF-Portfolio (6% Rendite => 8% Rendite).

Ich will den 80%-Erfolg, den ich mit 20% des Aufwandes bekomme. Wer mehr will: Es ist jedem unbenommen sich im WPF anzumelden und mit zu diskutieren. ;-)

Gruß
Finanzwesir


tomglück sagt am 22. Mai 2015

"Ich will den 80%-Erfolg, den ich mit 20% des Aufwandes bekomme"

genau das war immer mein motto,da ich immer ein bequemer mensch war,und ich bin damit mit über 70 ganz zufrieden, wer mehr will kann sich abrappeln......ich habe das nie gebraucht;-))

herzliche grüße an euch aus B


Uwe P. sagt am 23. Mai 2015

Ein sehr wertvoller Aufsatz. Geld ist kein Selbstzweck, das Leben dient nicht dem Geldverdienen. Seinen Lebensunterhalt ja - den muss man verdienen, die bürgerliche Existenz sichern. Aber es muss sich nicht alles ums Geld drehen.

Letztlich ist zumindest ein Fazit, dass man sich nicht zuviel mit Börse, Geld und Co beschäftigen sollte. Diese Zeit könnte anderswo besser angelegt sein.

Außer freilich, Börse ist ein persönliches Hobby und die Beschäftigung schafft Zufriedenheit. Wie ich es bei unserm Finanzwesir vermute.


Finanzwesir sagt am 27. Mai 2015

Hallo Uwe P.,

"Außer freilich, Börse ist ein persönliches Hobby und die Beschäftigung schafft Zufriedenheit. Wie ich es bei unserm Finanzwesir vermute."

Falsch vermutet ;-) Wenn die Börse wirklich mein Hobby wäre, dann hätte ich keine Zeit diesen Blog zu betreiben.
Es ist mehr mein Robin-Hood-Gen, der Spaß am Vermitteln komplexer Sachverhalte und ein gewisses Sendungsbewusstsein, das mich dazu bringt hier zu schreiben.

Gruß
Finanzwesir


Alexander@klarplus sagt am 03. Dezember 2015

Hallo D.
wow, Du bist ja geradezu einzigartig. Die Sparquote von 1/3 für die Altersvorsorge ist fantastisch.
Ich habe dazu beim Finanzrocker einen Gastblog geschrieben, da habe ich 20% vom Brutto als Richtwert vorgeschlagen (s.u.). Nach 10 Jahren Beratungserfahrung wohl wissend, dass das für die allermeisten Leute schon "nicht machbar" ist. Wobei natürlich die Frage ist, was "nicht machbar" heisst.
Wie auch immer, 33% Sparquote und ein glückliches Leben heute: damit machst Du auf jeden Fall alles richtig. Gruß
Alexander

Auf dem Blog von Alexander@klarplus gibt es hierzu diesen Artikel: Altersvorsorge: Die 8 Schritte zum passenden Sparen


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