03. September 2018


Podcast: Geldschöpfung - Der Finanzwesir rockt, Folge 62

Geldschöpfung, wie funktioniert sie und welche Probleme gibt es?
In dieser Podcastfolge gehen wir der Frage nach: Wo kommt das Geld her? Klar, die Zentralbanken drucken es. Aber das ist nur ein kleiner Teil der Geldmenge. Das meiste Geld ist sogenanntes Buch- oder Giralgeld. Es ist unsichtbar und wird im Kreislauf von Konto zu Konto weitergegeben. Das Zentralbankgeld - auch als Fiatgeld = Geld ohne inneren Wert bezeichnet - ist die Bezeichnung für das von Zentralbanken geschaffene Geld. Es setzt sich aus dem vollständigen Bestand der umlaufenden Banknoten sowie dem Sichtguthaben der Banken bei den Notenbanken zusammen.

Das Gegenteil von Fiatgeld ist Warengeld. Warengeld, das waren die Pelze, mit denen die Indianer Branntwein erwarben oder die US-amerikanischen Luckies, mit denen man 1945 in Deutschland auf dem Schwarzmark fast alles bekam. Auch Gold und Silber haben neben dem äußeren Tauschwert einen inneren Wert und sind deshalb Warengeld.

Zurück zum Zentralbankgeld.
Das Zentralbankgeld setzt sich aus drei Geldmengen zusammen

  1. Eng gefasste Geldmenge M1: Bargeld plus Sichteinlagen. Sichteinlagen = Girokonto und Tagesgeld. Sichteinlagen können täglich abgehoben werden. Abheben = Umwandlung in Bargeld.
  2. Mittlere Geldmenge M2: M1 plus Termineinlagen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren und Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten.
  3. Weit abgegrenzte Geldmenge M3: M2 plus Geldmarktfondsanteile, Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren und Beträge aus Wertpapierleihe.
Geldmenge April 2018 Januar 2002 (Euro als Bargeld) Steigerung
M1 7.874 1.983 397%
M2 11.304 4.138 273%
M3 11.972 4.715 254%

Alle Zahlen in in Milliarden Euro.

Wie geht das denn jetzt nun mit diesem "Geld aus dem Nichts"?

Eine Bank hat kein Geld, will aber Kredite vergeben. Was tun?
Die Bank schaut in ihren Tresoren nach und findet dort eine Bundesanleihe. Coupon 2,500%, Laufzeit bis 04.07.2044, WKN: 113548 / ISIN: DE0001135481. Ein Check bei der EZB ergibt: Diese Anleihe ist eine notenbankfähige Sicherheit.
Was tut die Bank? Sie zwackt 100 € von der Anleihe ab und begibt sich anschließend nach Frankfurt am Main. Von der Hanauer Landstraße geht es in in die Sonnemanstraße. Rechter Hand die Filiale 503 der Deutschen Post, links der ERZB-Turm. Die Bank geht nach links, am Pförtner vorbei, legt ihre 100 €-Anleihe als Sicherheit auf den Tresen und geht mit 10.000 € wieder raus. Einziger Unterschied zu Pfandkredit Johannsen: Wenn man da mit 100 € kommt, geht man mit 10 €.
Das ist die sogenannte Mindestreserve. Seit 2012 gilt in Deutschland: 1% der Kreditsumme muss bei der Zentralbank hinterlegt werden.
Die zweite Bedingung: Die Bank muss alle Kredite entsprechend mit Eigenmitteln unterlegen. Die Eigenkapitalquote darf deshalb 8% nicht unterschreiten.
In unserem Beispiel bedeutet das: Zusätzlich zur Mindestreserve von 100 € müssen noch Bundesanleihen im Wert 800 € in den Tresoren der Bank lagern. Aus 900 € Eigenkapital macht die Bank einen 10.000 €-Kredit.
Wie geht es jetzt weiter mit den 10.000 €, die die Bank aus Frankfurt mitgebracht hat?
Die landen auf dem Girokonto des örtlichen Edeka-Händlers. Der kauft dafür schicke neue Regale und eine neue Kühltheke.
Der Umbau hat sich gelohnt, der Laden brummt. Die Kunden kaufen mit Kredit- oder EC-Karte Waren im Wert von 10.000 € ein.
Nun kann der Edeka-Händler den Kredit zurück zahlen. Er überweist 10.000 € an die Bank.
Der elektronische Überweisungskreislauf schließt sich. Das Giralgeld wird wieder vernichtet.

PS: Natürlich reicht die Bank nicht 100 € bei der Zentralbank ein, sondern 100.000 € und kann dann 10.000.000 Euro an Krediten vergeben.

Die Probleme mit der Geldschöpfung

Es gibt mehrere Möglichkeiten, das neu geschöpfte Geld zu verwenden:

  1. Entweder es wird in der Realwirtschaft verwendet, wenn Unternehmen damit beispielsweise ihre Investitionen finanzieren. Das führt dann zu Wirtschaftswachstum. 2.Oder es wird verwendet, um bereits bestehende Güter oder Dienstleistungen zu kaufen – dann ist das Resultat Inflation.
  2. Die dritte Variante aber gewinnt immer mehr an Bedeutung: Das Geld wird auf dem Finanzmarkt oder dem Immobilienmarkt ausgegeben und bildet so den Nährboden für neue Spekulationsblasen.

Weil die Geldmenge in den letzten Jahrzehnten rund viermal schneller gewachsen ist als das Bruttosozialprodukt, wanderte das Geld bevorzugt in die Finanzwirtschaft und erzeugte dort Blasen und andere Verwerfungen. Dabei handelt es sich nicht um Geld im rechtlichen Sinn, sondern nur um einen Anspruch darauf, den die Banken auf Wunsch erfüllen müssen – aber insgesamt nicht erfüllen können.

Jetzt anhören

Finanzbegriff der Woche

Basel III - für mehr Eigenkapital in der Bank. Auch Banken brauchen Eigenkapital, sonst werden sie in der nächsten Krise wieder notleidend und müssen vom Steuerzahler gerettet werden. Deshalb hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel im Dezember 2010, nach Billigung durch die G20 im November 2010, Empfehlungen für Eigenkapital- und Liquiditätsregeln für Kreditinstitute abgegeben. Diese Empfehlungen werden Basel III genannt. Banken müssen 8% Eigenkapital besitzen. Nur um die 8% mal in Relation zu setzen:

  • Sie haben 8% Eigenkapitel und wollen dann einen Immo-Kredit? Das sieht die Bank kritisch.
  • Benjamin Graham (Vater des Value Investings) war der Meinung: Ein Unternehmen muss mindestens eine Eigenkapitalquote von 50% besitzen.
  • Aus der Sicht heutiger Value-Inverstoren ist eine Eigenkapitalquote von mehr als 30% ausreichend.
  • Laut Statistia liegt die durchschnittliche Eigenkapitalquoten von mittelständischen Unternehmen in Deutschland 2016 zwischen 22,5 und knapp 34 Prozent.

Wenn man sich die 8% Eigenkapital einmal genau anschaut, stellt man fest:

  • 4,5% sind hartes Kernkapital, das ist das "echte Eigenkapital". Die eignen Aktien und Rücklagen aus einbehaltenen Gewinnen
  • 1,5% sind weiches Kernkapital, das sind die stillen Einlagen und Anleihen der Banken. Zum Beispiel die hier: Deutsche Bank-Anleihe: 6,150% WKN: 393349 / ISIN: DE0003933495.
  • 2% ist Ergänzungskapital - hier finden sich Genussrechte und langfristige, nachrangige Verbindlichkeiten. Ein Vertreter dieser Gattung ist der Commerzbank AG Inh.Genussschein 05/31.12.2020, WKN A0D4TQ | ISIN DE000A0D4TQ9. Als Genussrechte werden Wertpapiere bezeichnet, die eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital darstellen. Diese Produkte sind Zwitter aus Aktie und Anleihe.

Medienempfehlungen des Finanzrockers

Deutschlandfunk: Wirtschaft verstehen

Tag auf Tag im Hamsterrad: Geldsystem verstehen - Wie das Geld- und Wirtschaftssystem funktioniert und uns zu Hamstern macht* von Christopher Klein und Jens Helbig.

Tag auf Tag im Hamsterrad: Geldsystem verstehen - Wie das Geld- und Wirtschaftssystem funktioniert und uns zu Hamstern macht

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Kommentare

Drusimir sagt am 03. September 2018

Auch Gold und Silber haben neben dem äußeren Tauschwert einen inneren Wert

Schon?


Mark85 sagt am 03. September 2018

Als Buchempfehlung zu diesem Thema empfehle ich von Raimund Brichta ,,Die Wahrheit über Geld: Wie kommt unser Geld in die Welt - und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash", weil es sehr verständlich und locker geschrieben ist.
In der digitalen Ausgabe kostet es lediglich 10 Euro. ;-)


SomeOne sagt am 04. September 2018

@Finanzwesir Besten Dank für die etwas andere Medienempfehlung „Haus des Geldes“
Sehr tolle Produktion, toller Plot mit klasse Darstellern und nem Ohrwurm „Bella Ciao“ den ich kaum noch aus dem Kopf kriege :)
Danke !


Philipp123 sagt am 04. September 2018

Sehr wichtige und unaufgeregte Folge über Geld.
Es geistern immer wieder Verschwörungstheorien über die Geldschöpfung umher:... manipuliert, die Chinesen..., Amerika will...
Und der Draghi erst.
Fakt ist doch, es gibt keinen Endgegner, der unser Verderben will. Der Endgegner sind wir. Wer mitten in einer Hausse auf Kredit Aktien kauft, führt das beschriebene Geldsystem ad absurdum. Gesauso derjenige, der waghalsige Immobilienfinanzierungen unternimmt. Geld wird schließlich nur geschaffen, wenn es jemand abnimmt.
Bedenken bereitet mir einzig, dass alles auf Wachstum ausgerichtet ist und es in den "satten" Ländern einfach nicht nötig ist, mehr zu konsumieren.
Gibt es daraus einen Ausweg? Ich glaube jedenfalls keinen seichten.
Ist es vielleicht sogar falsch auf Kosten der Konsumenten seine finanzielle Freiheit zu erreichen und das als Gutmenschendasein und Frugalist zu tarnen? Ich tue mich mit dieser Frage wirklich schwer.


Stiller Leser sagt am 04. September 2018

Hallo Ihr Beiden,

zunächst ein großes Lob an Euren Podcast!
Es macht in den allermeisten Fällen Spaß Euch zuzuhören und neue Impulse zu kriegen.
Allerdings muss ich auf "in den allermeisten Fällen" einschränken, da es dann und wann Folgen gibt, bei denen Ihr Euch außerhalb Eures - so wie man auf neudeutsch so schön sagt - "Kompetenzkreises" bewegt.
Ein Beispiel war die Folge Kryptowährungen, die selbst für mich als Halbwissenden, inhaltlich fragwürdig war.
Ein anderes leider diese Folge.
Ich arbeite in einer Bank im regulatorischen Umfeld und würde mal behaupten, mich in der Thematik halbwegs auszukennen.
Die Ausführungen rund um das Thema Helikoptergeld und Basel III waren, naja, wie soll ich sagen, mit Luft nach oben. Um nur ein paar Dinge zu nennen:
Das, was Daniel ausgeführt hat (Kauf von Anleihen) war Quantitative Easing und nicht Helikoptergeld. Helikoptergeld ist, daher der Name, bildlich gesprochen, dass ein Helikopter losfliegt und Geld abwirft.
Also Geld ohne Gegenleistung. Lässt sich auch schon in Wikipedia nachlesen, wenn man mag. Basel III wurde nicht von den 27 EU-Staaten (wen ich's richtig im Podcast gehört habe) beschlossen, sondern von den Notenbanken und Aufsichtsbehörden von 27 internationalen (Europa und ex Europa) Ländern.
Hierbei handelt es sich um keinerlei bindende Wirkung für die teilnehmenden Länder, da der Baseler Ausschuss keine gesetzgebende Kompetenz hat. Diese müssen das über die Gesetzgebung in nationales Recht umsetzen. In Europa ist dies beispielsweise über die sogenannte CRR und CRD IV umgesetzt, wobei die CRR für die EU-Staaten unmittelbar gilt und die CRD IV in nationales Recht umgesetzt werden musste.
Genussrechte gab es insbesondere vor Basel III und war Bestandteil der Eigenmittel, ist jetzt aber für Banken irrelevant, da die Kapitalinstrumente nunmehr klar definiert sind und unter anderen Bezeichnungen rangieren.
Die Deutsche Bank ist beim Stresstest mit ihrer US-Tochter in den USA durchgefallen.
Das hat erstmal nix mit Basel III zu tun.
Es ging bei dem Stresstest um qualitative Aspekte, die sich auf Kapitalplanung, Risikomanagement etc. bezogen. Den qualitativen Teil des Stresstests (also da, wo es also um Kapitalquoten geht) hat die Deutsche Bank in den USA bestanden.
Die Problemkredite insbesondere in Italien sind ein Problem, allerdings eines, das sich in den jeweiligen italienischen Banken konzentriert.
Die Finanzmarktkrise wurde durch Subprime-Problemkredite ausgelöst, die über entsprechende Produkte und Derivate sich in den Bilanzen beinah aller großen Banken wiedergefunden haben.
Das ist durchaus ein Unterschied. Die Basel III-Kapitalanforderungen, die im Podcast genannt wurden, sind für die europäischen Banken eher Makulatur, da die Aufsicht unter dem Stichwort SREP individuelle Quoten für die einzelnen Banken vorgibt, die deutlich über die im Podcast genannten Anforderungen hinausgehen.
Die Deutsche Bank beispielsweise hat eine Anforderung von 10,65% an hartem Kernkapital (Basel III gibt 4,5% plus einem derzeitigen 1,875% von Kapitalerhaltungspuffer vor) inkl. dem Aufschlag für systemrelevante Banken. So weit mal die Dinge, die mir so ad hoc aus dem Podcast einfallen.

Schließen möchte ich mit dem alten Sprichwort "Schuster, bleib' bei Deinen Leisten" - will heißen: Euer Podcast ist sehr hörenswert und macht Spaß. Der Spaß beim Hören nimmt aber rapide ab, wenn Ihr Euch in Themen bewegt, die nicht zu Euren Kernthemen gehören. Lasst die bitte einfach beiseite und bleibt bei dem, wo ihr kompetent und fit seid.

PS: Der regulatorische Zug ist unermüdlich, es geht jetzt bereits um die anstehende Umsetzung von Basel IV.


Flumbo sagt am 05. September 2018

Warum wundert ihr euch über die 2,6 Mrd DM?
~36 Mio Menschen sind über 50 und haben vielleicht noch irgendwo das alte Geld rumliegen. Das macht ca. 72DM pro Person. Ich habe mit meinen 38 Jahren ca. 30DM aus Nostalgie behalten und tauche in dieser vereinfachten Rechnung nicht einmal auf... ;-)


suchenwi sagt am 07. September 2018

Zitat: "2. Mittlere Geldmenge M2: M1 plus Termineinlagen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren und Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten.

  1. Weit abgegrenzte Geldmenge M3: M1 plus M2 plus Geldmarktfondsanteile, Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren und Beträge aus Wertpapierleihe."

Bei M3 ist das "M1 plus" wohl zu streichen, da M1 bereits als Summand in M2 steckt.


Finanzwesir sagt am 07. September 2018

Hallo suchenwi,
stimmt, stimmt und schon gefixt ;-)

Gruß Finanzwesir


Jojo sagt am 07. September 2018

@Stiller Leser, das sehe ich genau so!

Zusätzlich hätte man auch noch M0 erwähnen können, um das Bild komplett zu machen.

Bezüglich den DM-Beständen:

Die DM war in Montenegro, Kosovo und auch in Bosnien-Herzegowina die (offizielle) Währung, die im Umlauf war. Auch wurden in anderen osteuropäischen Ländern gerne die DM gehortet.
... und wieviele Scheine und Münzen sind einfach verschwunden ... z.B. Lösegelder für Oetker, Reemtsma, Schlecker, ... teilweise wurden sogar extra neue Serien(-nummern) in Umlauf gebracht, damit die Lösegeldserien(-nummern) beim In-Verkehr-Bringen auffallen ... die Scheine sind aber bis heute verschwunden.
All das summiert sich schnell zu einen großen Betrag.


Philipp123 sagt am 08. September 2018

Danke Stiller Leser, dafür gibt es die Kommentarfunktion. Wirklich super, dass du den Podcast noch weiter geschärft/berichtigt hast.


Jan sagt am 10. September 2018

Hallo Ihr Zwei,
danke für die immer wieder gute Unterhaltung auf dem Weg zur Arbeit und die interessanten Anregungen!

Eine Anmerkung zu dieser Folge:
Der Anfangsbestand Euro in 2002 ist nicht mit dem Endbestand 2018 zu vergleichen.
Es gibt einige Länder, die den Euro erst nach 2002 eingeführt haben, beispielsweise Lettland 2014. Dabei haben die Letten ihre Währung in Euro "umgetauscht" -> Geldmenge muss wegen der nachträglichen Beitritte zwangsweise expandieren, ansonsten wäre die Kaufkraft und somit der Wechselkurs des Euro schlagartig gestiegen.
Weiter gibt es noch andere Staaten, die nicht dem offiziellen Euroraum bzw. Europa angehören, den Euro aber geduldet als Währung nutzen (z.B. Monaco und Schweiz) sowie weitere die ohne offizielle Abkommen den Euro nutzen (z.B. Kosovo und Simbabwe). Auch die brauchen "frisches " Geld und können nicht aus der Masse bedient werden.
Einen richtigen Vergleich bzw. den daraus resultierenden Indikator Inflationsrate zu errechnen ist also gar nicht so einfach.
Allerdings ist das auch gar nicht nötig - durch das Quantitative Easing ist die theoretische Geldmenge sowieso beliebig groß, da die Geschäftsbanken zu nahezu Nullzins ZB-Geld leihen können und mit dem Faktor 100 (also 1 / Mindestreservesatz) in Giralgeld wandeln können.
Dies können sie am Geldmarkt zu einem positiven Zins weitergeben, also einen Gewinn erzielen. In Summe resultiert daraus ein gesättigter Kreditmarkt.
Eigentlich langweilig. Spannend wird das erst wieder, wenn versucht wird, den Geist zurück in die Flasche zu stopfen: Wenn die ZB die Zinsen erhöht, steigen die Zinsen am Kreditmarkt. Mir egal, wenn ich nur ein Handy etc. finanziert habe - ist aber nicht mehr egal, wenn ich einen Langzeitkredit mit der Notwendigkeit einer Anschlussfinanzierung (Immobilien, Unternehmenskredite, Staatsanleihen) habe und die zukünftigen Konditionen mein Investment unrentabel machen oder ich diese nicht mehr bedienen kann.
Wahrscheinlich wird das zwangsläufig so kommen - und das wird zumindest die Blase am Immobilienmarkt platzen lassen. Was das für die überschuldeten Euroländer bedeutet, die sich nur noch aufgrund der Nullzinspolitik über Wasser halten können, werden wir sehen...

Viele Grüße & weiter so!
Jan


mightymike sagt am 12. September 2018

Lieber Finanzwesir und lieber Finanzrocker,

wie immer ein sehr schöner Podcast.

Zum Thema Geldschöpfung habe ich eine Medien Empfehlung von Volker Pispers (Volker Pispers Banken, Geldschöpfung durch Schulden einfach erklärt): https://www.youtube.com/watch?v=GHRinn9mVrE

Viele Grüße, mightymike


Stiller Leser sagt am 15. September 2018

Aufgrund der Kommentare will ich mich noch einmal zu Wort melden und dann wieder meinem Namen gerecht werden:-)

Zunächst noch ein Nachtrag: Die Deutsche Bank hat in den USA die quantitativen Anforderungen des Stresstests erfüllt, aber nicht die qualitativen (war ein Tippfehler).

Zu dem Punkt, Banken könnten das 100-fache an Geld generieren, da die Mindestreserve (der Betrag, den Banken zwangsweise bei der Zentralbank hinterlegen müssen). So bestechend schön sich das anhörend, so bestechend nicht möglich ist das. Da gibt es zwei wesentliche Punkte, die das verhindern.
Das eine ist rein praktischer Natur: Es würde ja im Podcast dargestellt, dass die Bank das Darlehenskonto des Kunden belastet (aus Sicht der Bank sogenannte Aktiva, da es eine Forderung ist) und gleichzeitig dem Girokonto des Kunden Geld gutschreibt (aus Sicht der Bank sogenannte Passiva, da es eine Refinanzierung/Verbindlichkeit aus Sicht der Bank ist).
In diesem Moment ist die Bilanz der Bank ausgeglichen, da die Forderungen exakt den Verbindlichkeiten entsprechen.
Nun macht es aber aus Kundensicht herzlich wenig Sinn die Kohle auf dem Girokonto liegen zu lassen, weil das Geld ja aus irgendeinem Grund aufgenommen wurde.
D.h. der Kunde wird das Geld wegüberwiesen (um ein Haus, ein Auto, Möbel oder was auch immer zu kaufen). In dem Moment muss die Bank sich das Geld anderweitig irgendwie besorgen, um die Überweisung des Kunden bedienen zu können.
Das Geld bleibt dann natürlich im Geldkreislauf, aber wenn die Bank nicht rein zufällig in dem Moment von einem anderen Kunden Geld reinbekommt, war's das auch schon mit der magischen Gelderzeugung...
Den zweiten Grund haben die Beiden im Podcast ja selbst genannt: Eigenkapitalanforderungen. Alles, was an Krediten auf der Aktivseite der Bilanz vergeben wird, muss mit Eigenkapital unterlegt werden.
Dies begrenzt die Kreditvergabe auf ganz natürliche Weise. In welchem Umfang ist nicht pauschal beantwortbar, da das vom jeweiligen Kredit abhängt.
Darüber hinaus gibt es noch die Leverage Ratio, die in Europa noch nicht verbindlich ist, aber von Ratingagenturen, Markt und auch Aufsicht aus Druck besteht, diese auf einem verträglichen Niveau zu halten.
Die Leverage Ratio wird für nicht-bedeutende Banken bei 3% liegen und das ist auch das Niveau, das die Banken als absolutes Minimum anstreben.
Das heißt, unabhängig vom Risikogehalt des jeweiligen Geschäfts muss eine Bank, vereinfacht gesagt, mindestens 3% Eigenkapital für alle Forderungen auf der Aktivseite vorhalten. Auch damit zerplatzt das schöne Bild der quasi unendlich Geld generierenden Bank.

Dann noch zwei Hinweise zum Thema Zentralbankgeld: Das Geld können die Banken sich nicht "einfach so" leihen, sondern die Banken müssen Sicherheiten hinterlegen und dementsprechend schon anderweitig Geld geliehen haben, um die Sicherheiten zu erwerben.
Wird immer mal gern übersehen. Der Zinssatz liegt hierfür bei 0%, für den sogenannten Langfristtender, der über bis zu 4 Jahre geht, sogar bei -0,4%, wenn die Bank Anforderungen an das Kreditwachstum erfüllt hat.

Die risikolose Gelderzeugung durch Anlage des Geldes am Geldmarkt klappt aber nicht, da die Geldmarktzinsen deutlich im negativen Bereich sind. Geld verdienen auf dem Weg geht nur durch Risikonahme.
Ein Weg wäre beispielsweise die Geldaufnahme bei der EZB bei gleichzeitigem Kauf von Staatsanleihen mit "hoher" Verzinsung (z.B. Italien), die dann bei der EZB als Sicherheit hinterlegt werden (beispielsweise in Google "ezb tender peripherie arbitrage" eingeben und den NZZ-Artikel anklicken). Aber einfach so Geld aufnehmen und am Geldmarkt anlegen klappt nicht.

So, jetzt bin ich wieder still:-)


Junger Unerfahrener Anleger sagt am 05. Oktober 2018

Hallo miteinander,
Ich hätte eine Fragen über die richtige Anlagestrategie.

Als erstes zu mir ich bin 19 Jahre hab ungefähr 1100€ „Sparfähiges“ Geld pro Monat zur Verfügung.
Ich habe seid einigen Jahren einen ziemlich teuren und Geldschluckenden Aktienfond der Volksbank am laufen, dieser war einige Jahre inaktiv und wurde nicht bespart, doch nun hab ich ihn wieder aktiviert und mich in der Sparlaune direkt noch für einen 2. vielversprechenden Fond entschieden.

Jetzt da ich mich was Geldanlage angeht ein bisschen vortgebildet habe denke ich das es eine Falsche Entscheidung war.
Da die Fonds jeweils 5% Ausgabeaufschlag und ung 1,4% Führungskosten verursachen.

Jetzt weiß ich nicht ob ich diese Fonds nach nur 2 Monaten Laufzeit direkt wieder stornieren soll und das Geld lieber in ETF‘s bei Comedirect oder co. Investiere.

Ich meine ich bin Jung und könnte den Zinseszinseffekt voll und ganz ausnutzen...

Ich bedanke mich schon mal im Vorhinein falls ich eine konstruktive Antwort bekomme!
Und frohes sparen allerseits ;)

PS: kann man den Finanzrocker vielleicht auch direkt mit so einer Frage kontaktieren, per E-Mail oder so?


ChrisS sagt am 05. Oktober 2018

@ Junger Unerfahrener Anleger

"Jetzt da ich mich was Geldanlage angeht ein bisschen vortgebildet habe denke ich das es eine Falsche Entscheidung war. Jetzt weiß ich nicht ob ich diese Fonds nach nur 2 Monaten Laufzeit direkt wieder stornieren soll und das Geld lieber in ETF‘s bei Comedirect oder co. Investiere."

Siehs' doch mal andersrum - wie lange würdest du denn sonst noch die alten Fonds weiterbesparen wollen? Denn ich kann dir sagen, das würdest du die ganze Zeit auch nur mit ständigen Zweifeln und Bauchschmerzen machen, und mit jeder weiteren Sparrate würdest du weiter rumgrummeln "och menno warum mach ich das überhaupt noch weiter, die Fonds sind doch so teuer und unrentabel, ich würd lieber ETFs machen..." etc.

Erspar dir das doch gleich von vorneherein und stell auf das um was du eh eigentlich am liebsten machen würdest, bzw was dich am meisten (und hoffentlich auch für die Zukunft am längsten) überzeugt.

Oder auf was wartest du noch? Bis du mit den alten Fonds mal soweit im Gewinn bist, dass du psychologisch leichter verkaufen kannst? Selbst wenn du da jetzt vllt mit nem kleinen Minus rausgehst, verbuch das halt als "Lehrgeld" und zieh einen harten Strich unter die Sache. :)

Wie gesagt, so würde ich (persönlich) die Sache abwickeln, aber haja das ist wohl auch typabhängig.

"PS: kann man den Finanzrocker vielleicht auch direkt mit so einer Frage kontaktieren, per E-Mail oder so?"

Keine Ahnung ob er sich freut sowas zu beantworten, aber dazu steht eigentlich ein Formular ziemlich deutlich auf den Webseiten.

https://finanzrocker.net/kontakt/

oder wenn du eigentlich den Wesir meintest

https://www.finanzwesir.com/kontakt


Nostradamus sagt am 06. Oktober 2018

@ Junger Unerfahrener Anleger

"Jetzt da ich mich was Geldanlage angeht ein bisschen vortgebildet habe denke ich das es eine Falsche Entscheidung war. Da die Fonds jeweils 5% Ausgabeaufschlag und ung 1,4% Führungskosten verursachen.
Jetzt weiß ich nicht ob ich diese Fonds nach nur 2 Monaten Laufzeit direkt wieder stornieren soll und das Geld lieber in ETF‘s bei Comedirect oder co. Investiere."

Nein, nein. Jetzt laufen die teuren Fonds doch schon ganze 2(!) Monate und du hast doch eh nur noch bis zur Rente einen Anlagehorizont von ca. 50 Jahren. Das lohnt es sich jetzt nicht mehr, da noch in deutlich günstigere und renditestärkere ETFs zu investieren...

Dachtest du, dass du hier jetzt Antworten in der Art bekommen wirst? ;-)


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