26. Juni 2020


Das haben die anderen diese Woche geschrieben (KW 26 / 2020)

Diese Artikel sind mir in dieser Woche in der deutschsprachigen Finanzblogosphäre aufgefallen.

Seriös

Alles Gute zum Geburtstag: Der Finanzrocker wird fünf. Knapp fünf Millionen Downloads in fünf Jahren. Dazu gibt’s Daniels fünf Learnings aus fünf Jahren. Der Finanzwesir gratuliert und sagt: "Weiter so!"

Alles nur Gezocke

Krypto-Zocken

Bitcoins ungewisse Zukunft

"Ein Netzwerk, das seinem Wesen und seiner Idee nach das "Halten" gegenüber dem "Handeln" priorisiert, für seine Sicherheit und Aufrechterhaltung jedoch immer mehr auf letzteres angewiesen sein wird."

Der Finanzwesir sieht hier einen Interessenkonflikt. Doch dann erinnert er sich an Yogi Berra: "In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich, in der Prexis nicht." Womöglich klappt das doch mit den Bitcoins.

Profis zocken

Diese Mal ist alles anders: Portfoliocheck: Druckenmiller setzt (fast) nur noch auf Digital Leaders. Trotzdem ging (fast) alles schief…. George Soros’ rechte Hand reduzierte seine Aktienquote dramatisch und verpasste die Rallye ab Ende März. Druckenmiller: plus 3 %, S&P: plus 40 %.

"Während die Profis in den letzten Wochen zauderten, haben vor allem Privatanleger den Ist-Zustand mit dem wahrscheinlichen Zustand der Wirtschaft und der Unternehmen in 18 Monaten verglichen – und erkannt, dass es den Unternehmen Ende 2021 viel besser gehen wird als heute. Und die Börse handelt die Zukunft, daher kauft man nicht das Heute, sondern das Übermorgen. So rät es Stanley Druckenmiller und er hat Recht. Und hätte er auf seinen eigenen weisen Ratschlag gehört, würde seine Performance nicht um fast 40 Prozent hinterherhinken."

Das kann ich nur bestätigen. Meine Umfragen während der Corona-Updates haben immer wieder gezeigt: Finanzwesir-Leser halten durch. Buy&Hold, wie es sich gehört.

Zocken ausleben

Corona verleitet Anfänger zum Zocken.

"Man sollte als Investor keinen Götterkomplex entwickeln. Keiner wird durch das Lesen von ein paar Büchern oder Durcharbeiten von Online-Kursen zum nächsten Warren Buffet. Die Börse lässt sich nicht durch ein paar Privatanleger "überlisten"."

Zocken verstecken

Wer testiert eigentlich diese ganzen Bilanzen? Egal ob Wirecard oder Lehman - alle Unternehmen hatten bis zum Schluss - oder bis fast ganz zum Schluss - eine testierte Bilanz vorzuweisen. Die testierte Bilanz ist das Ding, das diese ganzen Stockpicker nutzen, um ihre Entscheidung zu rechtfertigen.
Ich habe noch nie einen Stockpicker gesehen, der zweistufig an die Sache herangegangen ist:

  1. Schritt: Hier steht die Firma im Fokus Ausgaben um 10 % runter, Einnahmen um 10% hoch, Bilanz sieht gut aus.
  2. Schritt: Wer hat das testiert? Ah, PWC. Ok, dann mal schauen, wie hoch die Fake-Bilanz-Quote von PWC ist. Daraus wird dann eine Vertrauenskennzahl abgeleitet: Null = total evil, Eins = heilig, lügt nie. Vertrauen = 0,5 bedeutet: Es gibt eine 50/50-Chance , dass die Bilanz stimmt. Aber man nimmt besser an, dass die Ausgaben nur um 5 % gesunken sind und dass die Einnahmen auch nur um 5 % gestiegen sind.

Das macht keiner, denn: Siehe, es steht doch geschriebe. Ja sagt da der lebenserfahrene Finanzwesir: Papier ist geduldig. Grundsätzlich gilt: Eine Zahl, die nicht von einem Vertrauensintervall begleitet wird ist wertlos.
Was den Film angeht: Ziehen Sie 20 % für die übliche öffentlich-rechtliche Attitüde ab. Ansonsten aber solide.

Regulierung

Da ist er wieder: Der Unterschied zwischen rechtens und legal. Wenn einer der größten deutschen Publikumsfonds sich mit Wirecard volsaugt.

Was wird passieren: Die BaFin sieht’s, die BaFin reguliert’s und schon heult die Finanzbranche wieder rum, man würde sie so an der Kandare halten. Der Finanzwesir sagt: No mercy. So ist das eben, wenn man einen Moralkompass hat, der so flexibel ist wie der von Käpt’n Jack Sparrow. Es gibt Gründe für diese Diversifikationsregeln.

Monopole im Fadenkreuz: Werden Alphabet, Amazon, Apple und Facebook zu Kartell-Leichen?
Das Blöde am Kartellrecht: Es ist ein Verbraucherschutzrecht. Nicht das Monopol ist verboten, sondern die Preiserhöhungen. Google und Facebook kosten nichts und Amazon steht für "wird billiger". Also muss das Kartellrecht umdefiniert werden. Sonst wird das nichts mit der Aufspaltung der Konzerne. Und wäre das ein Problem für Aktionäre? Michael C. Kissig sagt: nein.

Auf englisch

Never the same. Sehr weiser Artikel über die Wirkung der ganzen Stimulus-Pakete. Egal, wie man sie bewertet: Diese Art des Eingreifens hat 2008 und hat 2019 wieder funktioniert und wird ab jetzt einfach erwartet. Kein Politiker kann es sich leisten nein zu sagen.

"When former chairman Ben Bernanke did it in 2008 it looked reckless. When it worked, it became the baseline assumption of what current chairman Jay Powell could do this year. Now that we know it’s possible, any future Fed leader who doesn’t do it will look reckless."

(awa)

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Kommentare

Moritz sagt am 26. Juni 2020

Morgan Housels Artikel über Stimulus Pakete trifft genau ins Schwarze und belegt, warum eine einmal begonnene Interventionsspirale nicht mehr gestoppt werden kann. Sie erhöht die Staatsquote immer weiter, bis am Ende der Staat für alles und jeden garantiert und einspringt - womit wir bei einem de facto Sozialismus angekommen sind. Das geht so lange gut, wie alle bei der unbegrenzten Ausweitung der Geldmenge mitspielen und endet schlagartig mit dem Zerfall der dann existierenden Interventionsunion.

Die Frage ist, ob es für den "normalen Bürger" einen Unterschied macht. Lieber jetzt etwas auf dem Tisch und irgendwann später ist alles pleite als jetzt nicht wissen wie man die Rechnungen bezahlen soll. Ich kanns verstehen.


Timo sagt am 26. Juni 2020

Während die Profis in den letzten Wochen zauderten, haben vor allem Privatanleger den Ist-Zustand mit dem wahrscheinlichen Zustand der Wirtschaft und der Unternehmen in 18 Monaten verglichen – und erkannt, dass es den Unternehmen Ende 2021 viel besser gehen wird als heute.

nettes Kompliment, dass ich aber definitiv nicht für mich beanspruchen kann :)

Ich habe gar nichts mit gar niemandem verglichen. Ich habe mir nur gesagt, ich habe noch 30+ Jahre bis ich an mein Börsengeld muss, bis dahin wirds schon wieder besser sein.

Das die Privatanleger besser abgeschnitten haben, mag Tatsache sein, aber diese Begründung ist mindestens genau so windig, wie die täglichen Börsennachrichten, die eine Erklärung suchen, warum sich welcher Kurs wie entwicklet hat.

Ich denke einfach, dass die meisten Privatanleger niemandem gegenüber ihre Monatspeformance rechtfertigen müssen und daher weniger Aktionismus an den Tag legen. Scheinbar verstehen viele inzwischen den Sinn von Buy&Hold. Und das obwohl doch alle zu Hause hocken und nichts besseres zu tun haben als die Börsenticker zu beobachten (also ich jetzt nicht und auch sonst keiner, den ich kenne. Aber irgendwer bestimmt..) ;)


Thomas Kirchhoff sagt am 26. Juni 2020

Ich kann nur hoffen, dass der letzte Absatz ironisch gemeint ist. Wenn nicht, empfehle ich dringend Mises und die anderen Austrians zu lesen!


Finanzwesir sagt am 27. Juni 2020

Hallo Timo,

"Ich denke einfach, dass die meisten Privatanleger niemandem gegenüber ihre Monatspeformance rechtfertigen müssen"

Nach allem, was ich aus der Profi-Szene mitbekomme scheint mir das immer mehr der Hauptgrund zu sein.

Gruß
Finanzwesir


Matthias K sagt am 28. Juni 2020

Der Nuklearwaffenvergleich am Ende des Stimulus-Artikel ist interessant. Früher hat man die Zentralbankinstrumente mit Bazookas oder dem Füllstand von Schießpulverfässern verglichen. Heute sind wir bei Nuklearschlägen. Das was seit den 1980er Jahren an Maßnahmen ergriffen wird, wird jedesmal stärker und stärker, die Maßnahmen jedesmal noch absurder.

Albert schreibt: „Diese Art des Eingreifens hat 2008 und hat 2019 wieder funktioniert und wird ab jetzt einfach erwartet. Kein Politiker kann es sich leisten nein zu sagen.“

Genau da liegt das Problem: Es funktioniert, aber nur kurzfristig. Der Markt wird gewaltig verzerrt, und am Ende stehen große Katastrophen wie 2008. Als Maßnahme muß man dann noch stärker eingreifen, was zu noch größeren Schäden führt.
Wir sehen immer nur die erste Folge, die ein derartiger Eingriff hat. Alle weiteren Schritte sehen wir nicht. Wir wissen nicht, welche Folgen ein solches Vorgehen hat.

Ich zitiere hier mal Bastiat:

„...fast immer sind dann, wenn die unmittelbare Folge günstig ist, die letzten Folgen fatal, und umgekehrt. Daraus folgt, das der schlechte Ökonom ein kleines gegenwärtiges Gut anstrebt, auf das ein großes Übel folgen wird, während der wahre Ökonom auf die Gefahr eines kleinen gegenwärtigen Übels hin ein späteres großes Gut anstrebt“

Das ganze ähnelt einer Suchtkrankheit: Die Frau ist weggelaufen, Alkohol hilft gegen den Schmerz. Früher oder später führt der Alkohol aber auch zu Jobverlust, dagegen hilft dann noch mehr Alkohol, bis das ganze irgendwann zusammenbricht. Die europäischen Volkswirtschaften sind seit 2008 durchgehend „drauf“

Die Österreicher wie Mises haben das gut verstanden. Die Österreicher sind der Auffassung, das der Markt ein komplexes System ist, ein Prozess, der sich selbst reguliert, so wie es in der Natur auch ist, beispielsweise bei Rehen und Wölfen. Aufgrund der Komplexität führen Eingriffe von Aussen zu unvorhersehbaren Störungen des Systems.
Leider ist das Konzept des Nicht-Eingreifens, des Wu-Wei, sehr schmerzhaft und anstrengend und wird durch alle möglichen kognitiven Verzerrungen erschwert.
Das Handeln der Zentralbanken ähnelt beispielsweise der hyperbolischen Diskontierung: Besser einen Keks jetzt und riskieren, das in 10 Jahren was ganz schlimmes passiert.

Moritz schreibt treffend: „Lieber jetzt etwas auf dem Tisch und irgendwann später ist alles pleite als jetzt nicht wissen wie man die Rechnungen bezahlen soll.“

Bei Waldbränden hat man nach 100 Jahren begriffen, das das Löschen von kleinen Bränden eine dumme Idee ist. Beim naiven Interventionismus in den Markt dauert es wohl noch einige Jahrzehnte...


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