15. September 2023


Das Finanzwesir-Börsenlexikon

Erkenntnisse und Weisheiten, die sich in 25 Börsenjahren angesammelt haben. Plakativ und politisch unkorrekt.
Aber hat sich Mr. Market je darum gekümmert, was andere von ihm halten?

Aussitzen: Bedingt erfolgreiche Strategie. Empfehlenswert eigentlich nur für Unsterbliche und Gefühlsblinde. Alle anderen werden ihr Memento mori erleben.
Bärenmarkt: Das ist das "Kanonen-donnern"-Regime, in dem der Grundstein für kommende Vermögen gelegt wird.
Backtest: Die Hoffnung, die Vergangenheit wissenschaftlich fundiert in die Zukunft zu verlängern. Führt dazu, dass ungeliebte Anlageklassen mit einer schlechten Vergangenheit nicht ins Depot aufgenommen werden und dann kurze Zeit später Traumrenditen bringen, während Anlageklassen mit gutem Stammbaum sich erst einmal ins Renditenirvana verabschieden. Siehe auch Kontrollverlust.
Börse: Neben der Katze eine weitere Erfindung des Herrn Schrödinger. Ein Ort der Abzocke; für die Altersvorsorge nicht geeignet und gleichzeitig vermehren dort die Reichen leistungslos ihr Vermögen.
Bullenmarkt: Wird oft verwechselt mit anlegerischer Brillianz.
Brillianz, anlegerische: Der Glaube mit dem aktuellen Geheimtipp von der Titelseite der Focus Money den Markt zu schlagen.
Depot: Vorstellung: Ein gepflegter Garten der Rendite, die Realität: Ein wirrer Messiehaufen nicht zueinander passender Produkte, siehe auch kognitive Dissonanz
Dissonanz, kognitive: Geistige Standardverfassung eines erfolgreichen Anlegers
Diversifikation: Rendite umsonst, nur echt, wenn krisenfest. Schönwetter-Diversifikation ist nutzlos. Siehe auch Krisenalpha.
Excel: Synonym für Fetisch. Die Beschwörungsformel: Ergebnisse der Vergangenheit lassen sich nicht auf die Zukunft übertragen.
Intelligenz: Wird überschätzt. Jedes Maß an Intelligenz kann außer Gefecht gesetzt werden durch: Ego, Unsicherheit, Unmoral, schlechte Anreize oder Ungeduld. Meist in dieser Reihenfolge.
Krisenalpha: Wenn eine Anlageklasse konstruktionsbedingt in turbulenten Zeiten Geld verdient. Siehe auch Diversifikation.
Kontrollillusion: Die Hoffnung, mit Blut, Schweiß, Tränen und ganz vielen Nachkommastellen den Kontrollverlust zu exorzieren.
Kontrollverlust: Sehr unbeliebt, aber Voraussetzung für Rendite
Kraft, stärkste: Die Fähigkeit eines Anlegers sich selbst zu schaden.
Mittelwert: Die Rückkehr zum langfristigen Mittelwert der Rendite ist die zweitstärkste Kraft im Finanzuniversum.
Optimismus: langfristig angebracht, kurzfristig unangebracht, siehe auch "Pessimismus".
Pantha rei: Alles fließt. US-Präsident Woodrow Wilson sagte: "Die Regierung schuldet Darwin Rechenschaft, nicht Newton". Alles im Leben ist einer der beiden Sphären zuzurechnen. Sie sollten sich darüber klar sein, in welchem Bereich Sie unterwegs sind. Naturgesetze sind ewig, alles Menschengemachte passt sich an und wandelt sich mit der Zeit.
Pessimismus: langfristig unangebracht, kurzfristig angebracht, siehe auch "Optimismus".
Querdenker, engl. Contrarian: jemand, dessen Prognosen in ungefähr 10 Monaten zutreffen werden und der dann Geld verdient.
Renditekiller: FOMO (fear of missing out), die Sucht nach dem Anschein von Sicherheit, wenn es keine gibt, Ungeduld und Faulheit. Reihenfolge egal.
Risiko: Verschwindet nicht, wechselt nur die Gestalt.
Risikotragfähigkeit: Der "Ab-wann-bin-ich-pleite"-Faktor. Deckt sich meist nicht mit der Risikotoleranz.
Risikotoleranz: Der "Mir-doch-egal"-Faktor, deckt sich meist nicht mit der Risikotragfähigkeit.
Ungeduld: Die Börse schiebt das Geld von den Ungeduldigen zu den geduldigen (Warren Buffett)
Unkorreliertheit: Irgendwas läuft immer schlecht.

(awa)

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