Finanzwesir

Finanzen geregelt - Freiräume geschaffen

Mein finanzielles Glaubensbekenntnis von 2014

In diesem Posting möchte ich meine grundsätzlichen Überlegungen zu Finanzdingen darlegen. Lesen Sie dieses Posting, dann wissen Sie, wo ich stehe und können meine anderen Texte einordnen.

Für mich gelten diese drei Regeln:

  1. Es ist unmöglich, den Markt zuverlässig zu schlagen
  2. Mehr Rendite nur durch mehr Risiko
  3. Hin und Her macht Taschen leer

Es ist unmöglich, den Markt zuverlässig zu schlagen

Wer heute schon weiß, was morgen passiert, kann den Markt auf Dauer zuverlässig schlagen. Diese Leute nennt man Hellseher und ihr Lebensraum ist der Fantasy-Roman. Ich erinnere mich an meine Zeit bei Yahoo! Damals, Ende der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts, waren Mary Meeker und Henry Blodget das Maß aller Dinge. Jedes Jahr prophezeiten die beiden irrsinnigere Dinge, die dann auch tatsächlich eintraten. Firmen ohne Umsatz und ohne Geschäftsmodell waren an der Börse Milliarden wert. Laut Meeker und Blodget war das auch richtig, denn im Internet-Zeitalter zählen Fantasie und Potenzial mehr als echte Umsätze. Als dann im März 2000 die Dotcom-Blase platzte, wurden beide mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt. Die beiden hatten einfach das Glück, den Anfang des Dotcom-Booms erwischt zu haben. Sie haben die Welle geritten, aber als die Welle brach, verschwanden sie in den Strudeln und neue Propheten machten ihre Surfbretter klar.

Warum fallen wir immer wieder auf die Finanz-Gurus herein?

Ganz einfach: Weil wir müssen. Unser Gehirn ist so verkabelt. Die Kognitionspsychologen nennen das die Ankerheuristik. Ankerheuristik? Nie gehört? Macht nichts, Ankerheuristik geht so:

  1. Sie sind beim Zahnarzt. Wer soll sich um die Krone kümmern? Der Herr Doktor persönlich oder der junge Bursche da, der gerade frisch von der Uni kommt?
  2. Wer soll Ihnen die Haare schön machen? Die Claudia, die schon seit Jahren im Salon steht oder die Cheyenne im ersten Lehrjahr? Hallo, wir reden hier von Kopfhaaren, in 6 Wochen ist da wieder alles im Lot!

Trotzdem: Erfahrung rocks! Egal ob Arzt oder Friseurin ‒ wir schätzen den Satz "Das mache ich nicht zum ersten Mal".

Und jetzt kommt die fiese Ankerheuristik ins Spiel. In allen bisherigen Lebensbereichen haben wir gelernt "Erfahrung rocks", also übertragen wir diesen Goodwill auch völlig kritiklos auf das Thema Finanzen. Das ist ja der Vorteil von Heuristiken: "Das Vieh ist zwar kein Säbelzahntiger, aber es sieht sehr ähnlich aus, also mal lieber abhauen." Heuristiken sind schnelle Schätzungen, keine fundierten Analysen. Das Problem: An den Finanzmärkten greift das Konzept "Erfahrung" nicht. Das gibt die Finanzbranche auch selbst zu. Sie nennt es "Angaben zur bisherigen Entwicklung erlauben keine Prognose für die Zukunft". Die komplette Negierung des Prinzips Erfahrung. Kein Beratungsprotokoll und kein Verkaufsprospekt kommen ohne diesen Satz aus. Was halten Sie von einem Architekten, der Ihnen sagt: "Ich habe schon 20 Häuser gebaut. Die stehen auch alle noch, aber das hat nichts zu sagen. Keine Ahnung ob, und wenn ja, wann Ihr Haus zusammenbricht."

Mehr Rendite nur durch mehr Risiko

Die BWLer nennen Rendite Risikoprämie. Das trifft es besser. Je riskanter der Job, desto besser die Bezahlung. Der Investor sieht die Ausfallwahrscheinlichkeit, und nur wenn der Renditeköder fett genug ist, wird er anbeißen. Der Deal "hohe Rendite und niedriges Risiko" existiert nicht. Denn wenn die Investition risikoarm ist, hat es der Kapitalsucher nicht nötig, einen fetten Köder auszuwerfen. Die Investoren halten auch eine geringere Risikoprämie für angemessen. Der Kapitalsucher wird also sein Renditeangebot zurückschrauben und nicht mehr zahlen als notwendig. Das Gemeine an diesem Spruch: Man kann ihn nicht umdrehen. Bloß, weil ein Investment nur eine mickrige Rendite abwirft, ist es nicht automatisch risikolos. Es kann auch einfach nur ein mies konstruiertes Abzockprodukt sein.

Hin und her macht Taschen leer

Unterschätze nie die operativen Kosten. Gebühren, Spesen, Transaktionskosten ‒ die Banken sind sehr fantasievoll, wenn es darum geht, mehr als nur ihren Teil abzuzweigen. Viele Investitionen, die auf den ersten Blick noch brauchbar aussehen, fallen ins Minus, wenn man die Gebühren mit einrechnet. Die Aussage "Wir rechnen das mal schnell durch, die Gebühren vernachlässigen wir erst einmal, das sind ja nur wenige Prozent" ist der erste Schritt in Richtung Abgrund. Wenn es darum geht, ein konkretes Portfolio aufzubauen, müssen Sie immer die Transaktionskosten im Blick haben. Sorgfältig auswählen, kaufen und behalten bringt in den meisten Fällen mehr Rendite als permanentes Handeln.

Fazit

Düstere Aussichten: Erfahrung gilt nichts, das Risiko steigt mit der Rendite und handeln ist teuer.

Also lieber leben statt sparen? So wie der legendäre George Best, der einmal sagte

Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst.

Mein Vorschlag: Leben und sparen. Was das Leben angeht: Auto als Statussymbol muss nicht, Alkohol in Maßen und was die weiblichen Wesen angeht, ziehe ich den Singular vor. Ich bin sehr glücklich mit der einen, die ich habe.

Was das Sparen angeht: Ich würde es nicht sparen, sondern anlegen nennen.

Sparen: Oh toll, am Ende des Monats ist noch Geld übrig, das kommt jetzt aufs Sparbuch. Was dann damit passiert, weiß ich nicht. Ist mir auch egal, Hauptsache sicher.

Anlegen: Ich habe ein Ziel und einen Plan, wie ich dieses Ziel erreiche. Deshalb verteile ich am Anfang eines jeden Monats einen festgelegten Betrag auf ein sorgfältig und mit Bedacht ausgewähltes Portfolio aus zu mir passenden Finanzprodukten. Ums Anlegen soll es in diesem Blog gehen.

In diesem Zusammenhang noch der Verweis auf die Seite Transparenz. Dort habe ich aufgeschrieben, wie das hier so laufen soll im Blog.

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