13. April 2021


Themen-Fonds - Der Finanzwesir rockt, Folge 103

Themen-ETFs übernehmen die Welt: Shares Global Clean Energy ETF: plus 120 Prozent; WisdomTree Cloud Computing ETF: plus 90 Prozent, Invesco Elwood Global Blockchain ETF: plus 75 Prozent.
MSCI All Country World: plus 7 Prozent im Jahr 2020.
Das ist erbärmlich!
Der 08/15-Buy&Holder macht aus einem Euro einen Euro und sieben Cent. Der Global Clean Energy ETF macht mit Wind und Sonne aus einem Euro politisch korrekte 2,20 Euro. Da will man doch dabei sein!

Daniel, unser Finanzrocker, ist dabei. Er rockt die Rendite, und der Finanzwesir hockt grämlich daneben und zählt seine Centstücke. So ist das an der Börse. Man muss sich auch mal was trauen.
So sehen das viele Börsianer.

  • 2017: Themen-ETFs vereinen in Europa 5 Milliarden Euro Anlegergelder auf sich
  • 2018: Plus 1,9 Milliarden Euro
  • 2019: Plus 1,3 Milliarden Euro
  • 2020: Im Corona-Jahr plus 8,9 Milliarden Euro, jetzt stecken 22,6 Milliarden Euro in Themen-ETFs
  • 2021: Nur im Januar: 2,6 Milliarden Euro frisches Geld

Vertriebsleistung Januar 2021 = die doppelte Vertriebsleistung des gesamten Jahres 2019. Das ist Tschakka!

Was für Aktien werden eigentlich von diesen ganzen Milliarden gekauft?

  • Wir reden über Thema A. Ich frage: Was steckt denn drin im Fonds? Daniel sagt: Tesla.
  • Wir reden über Thema B. Ich frage: Was steckt denn drin im Fonds? Daniel sagt: Tesla.
  • Wir reden über Thema C. Ich frage: Was steckt denn drin im Fonds? Daniel sagt: Tesla.

Kommt mir vor wie Hase und Igel. Immer wenn man nachschaut, steckt Mecki Musk unter der Haube. Was passiert eigentlich, wenn es da mal kracht und alle Themen-Fonds auf einmal ihre Prozente entsorgen wollen?
Aber das gilt nicht nur für Tesla. Auch Plug Power oder BYD - Build your Dreams sind solche Igelfirmen. Plug Power macht Brennstoffzellen und ist aktuell an der Börse rund 16 Milliarden Euro wert. Operativer Gewinn Verlust: -68,38 Millionen Euro.
Zum Vergleich VW: Marktkapitalisierung rund 141 Milliarden Euro, operativer Gewinn: 12,32 Milliarden Euro. Aber halt Dieselskandal. Unsexy.

Was ist der strategische Wert eines Themen-ETFs?

Brauche ich überhaupt einen Themen-Fonds? Werden die erfolgreichen Firmen nicht über kurz oder lang vom agnostischen Brot&Butter-ETF absorbiert?
Der MSCI World nimmt alles, Hauptsache, die Marktkapitalisierung stimmt.
Ist es nicht so: Hast Du Erfolg, bist Du im World-Index.

Bis dahin dauert es natürlich eine Weile, und wer mag, kann diesen Highflyern mithilfe der Themen-ETFs ein Stück des Weges entgegen gehen.

  • Brot&Butter-ETF: Wenn die jungen Wilden arriviert und erfolgreich sind, nehme ich sie auf. Ich verzichte auf die unglaublichen Gewinnprozente der ersten Jahre. Wohl wissend, dass ein Umsatzwachstum von 10 Millionen auf 20 Millionen zwar 100 % sind, aber absolut eben weniger als die nur 20 % von 1 Milliarde auf 1,2 Milliarden.
  • Themen-ETFs: Der frühe Investor macht die Rendite. Wir wollen die ganze Reise des Tenbaggers mitmachen. Wir haben starke Nerven und wissen, dass wir etliche Firmen auf diesem Weg verlieren werden. Macht nichts, ein bisschen Schwund ist immer.

Was passt zu Ihnen?

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Links zum Thema

Medienempfehlung des Finanzwesirs

Why Don’t We Learn from History? von B. H. Liddell Hart*
Why Don't We Learn from History?

Warum dieses Buch? Wegen Plug Power. Dolle Börsenbewertung, keine Gewinne - das kommt mir so 1999 vor.
Wer als Anleger reüssieren möchte, sollte besser Historiker als Futurologe sein.

In eigener Sache

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Shortcast? Was ist das?

Wir haben unsere wichtigsten Podcasts ausgewählt. Die mit den zeitlosen Aussagen.
Zusammen mit Blinkist haben wir daraus Fünfzehnminüter gebaut. Wir haben die Kernaussagen herauspräpariert und dann um von uns eingesprochene Texte ergänzt. Manches kann man eben doch nicht eins zu eins übernehmen. ;-)

Es gibt nicht nur "Der Finanzwesir rockt"-Shortcasts, sondern auch andere Kollegen, die Bildungs-Podcasts aufnehmen sind am Start. Mit dabei sind Shortcasts aus den Bereichen Gesundheit, Allgemeinbildung und Psychologie.

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Kommentare

Daniel sagt am 18. April 2021

Eine schöne Folge und für mich gerade passend zur aktuellen Zeit! Denn ich sah mich im Rahmen der Lockdown-Langeweile auch schon wiederholt der Versuchung ausgesetzt, meine doch eher konservative Kombiniation aus MSCI World, MSCI EM IMI und STOXX 600 um diverse Faktor- oder Trendfonds zu ergänzen.

Von den zwei Teilklassen passen die Faktorprämien dabei nach meinem Empfinden aufgrund ihrer Zusammensetzung noch eher zur Grundhaltung eines Passivinvestors.
Aber spätestens, wenn man sich die den Trendfonds zugrunde liegenden Indizes etwas genauer anschaut wird klar, dass deren methodologische Zusammensetzung doch eher beliebig ist.
Da fühlt man sich zu Alberts Artikel rund um ESG-ETFs erinnert... Letztlich müsste man ja gerade bei Daniels Ansatz zwischen der Meta-Gewichtung im Depot (bei ihm nach Sektoren) und der Mikro-Gewichtung (Anteil der Sektoren innerhalb der Trendfonds) differenzieren oder es in letzter Instanz (wie auch diskutiert) auf die einzelnen Unternehmen herunterbrechen (und dann ist's doch wieder Tesla...). In meinen Augen mündet diese Depot-Optimierung in einem Chaos-Investment!

Aber nachvollziehbar ist auch, dass die ETF-Anbieter im Zuge des ETF-Hypes im Privatkundenbereich ihre eigene Rendite optimieren möchten. Und das geht mit einem coolen Themenfondsprodukt rund um Clean Energy, Digitalisierung oder Gesundheitsinnovation in Kombiniation mit einer hohen TER garantiert einfacher als mit einem Brot- und Butterprodukt!


Arno sagt am 14. April 2021

Ich behaupte: Rendite "da will man doch dabei sein!" ist nur ein wichtiger Grund für den Boom. Gewissen - "politisch korrekte" Gewinne - ist ein anderer wichtiger.

Nicht jeder Anleger möchte nachmittags an einer Critical Mass teilnehmen und anschließend abends Dividenden von Daimler ausbezahlt bekommen. Und wenn Statista Recht hat und 2020 rund 7,8 Billionen Euro in ETFs investiert waren, sind die rund 8 Milliarden Euro in Themen-ETFs 2020 wirklich gerade mal "nicht jeder Anleger".

MfG,
Arno


Hans sagt am 15. April 2021

Hallo,

vielen Dank für Euren Podcast.
Diesmal und zum ersten Mal überhaupt habe ich es nicht geschafft ihn komplett anzuhören; die Diskrepanz zur äußerst kurzweiligen letzten El Dinero Folge war einfach zu krass.

Mit freundlichen Grüßen

Hans


Volksaktionär sagt am 13. April 2021

Vergleichbar wie beim Julius Bär Multistock Special German Stock Fund von Kurt Ochner vor 2 Dekaden: Wer bis Februar 2000 seine Gewinne durch Verkauf sicherte erzielte eine gute Rendite.

Es gibt jenseits dem "kaufen-und-halten" Anlageuniversum regelmäßig Investitionsobjekte, wo es nur sinnvoll ist investiert zu sein, so lange wie diese überwiegend steigen. Ähnlich heute bei Kryptowährungen oder Themen-ETFs. Zudem existieren es Handelstechniken um mit Verlustphasen sowie der hohen Volatilität umzugehen. Alles eine Frage der Risikoneigung bzw. persönlichen Einsatzes.


Michael sagt am 13. April 2021

Hallo Albert,

gutes Thema und interessant, dass es so stark wächst, obwohl es meiner (& wohl auch deiner ;)) Meinung nach nur ein Spezialgebiet für eine sehr begrenzte Zielgruppe ist.
BYD (57 Mil.€Marktkapitalisierung; 25 Mil.€ Umsatz & immerhin über 600 Mio.€ Gewinn) mit PlugPower in einer Kategorie zu nennen ist nicht wirklich fair, obwohl natürlich auch BYD noch ein gutes Stück von einem Dickschiff wie VW entfernt ist :)

VG


Finanzwesir sagt am 20. April 2021

@Hans: Was hat Dir denn nicht gefallen?

@Michael:

"BYD mit PlugPower in einer Kategorie zu nennen ist nicht wirklich fair.

Sie stecken beide in der Kategorie "kleine Trendfirmen". ;-) Die einen machen Verlust, die anderen etwas Gewinn. Was die 57 Millionen Marktkapitalisierung von BYD angeht: Einen ETF, der nur 57 Millionen Euro auf sich vereint wird als Mickernischen-ETF abgetan. Mindestens 100 Millionen Assets under Management müssen es schon sein... Die Dickschiffe verwalten Milliarden.

@Daniel: Auch der ETF-Markt brauch eine Story und die liefert - wie Du selbst sagst - das lahme Brot&Butter-Zeug nicht. Was die Schuldverteilung zwischen Anbieter und Anleger angeht bin ich salomonisch:

"Halb zog sie ihn, halb sank er hin."

Viele Anleger wollen einfach eine gute Story hören und vergessen, das die Börse nicht Netflix ist.

@Arno: Definitiv. Rendite besteht ja aus drei Teilen

  1. Cash auf dem Konto
  2. Wie fühle ich mich dabei
  3. Was sagt der Nachbar dazu

Ja nachdem in welcher Blase man sich bewegt ist es sozial tödlich Daimler im Depot zu haben. Sieht man ja an Herrn Fleischhauers gescheitertem Experiment.

Finanzwesir


Hans sagt am 21. April 2021

Hallo lieber Finanzwesir,

ich fand die Folge thematisch nicht sehr interessant, da nicht mein Anlageansatz. Ich halte Themenfonds für die immer neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird. So was hält mich aber in der Regel nicht davon ab, trotzdem weiter zuzuhören. Mir hatte die ganze Darstellung zu viel von einer Aufzählung; die aber bestimmt viel Recherchearbeit in Anspruch genommen hat. Was aber in der Vergangenheit wie gut oder mies performte, hat für mich eher anekdotischen Charakter. Wobei ich gerade merke, dass es mir schwer fällt zu sagen, warum ich die Folge letztlich so langweilig fand. Die letzte El Dinero Folge war evtl. ein sehr/zu starker Kontrast aus einem für mich interessanteren Thema und einer guten Moderation, die die Folge schön aufgelockert hat.
Das ist aber alles Jammern auf hohem Niveau. Kritik ist eh schwierig, weil ich Eure Arbeit sehr schätze und ich in jedem Fall vermeiden will, dass mein Kommentar unangemessen wirkt.

LG

Hans


Johan sagt am 28. April 2021

Wenn schon Heavy Metall dann richtig. Sprich: in 10 oder 20 (je nach Geldbeutel) Einzelaktien wie Trade Desk, Fiverr, BYD und Co. investieren und auf einen Tenbagger oder mehr hoffen, aber nicht auf Themen-ETFs setzen. Das ist aus meiner Sicht nicht Halbes und nichts Ganzes


Mannigfalter sagt am 28. April 2021

Hallo,

ich verstehe die Namensgebung "Themen-ETFs" nicht ganz, geht es hier immer nur um gehypte "Themen", oder können darunter auch "Branchen-ETFs" verstanden werden?

Falls ja, fand ich die Ergebnisse etwas undifferenziert.
Z.B. finde ich solche Themen-ETFs doch gar nicht so schlecht:

MSCI World Consumer Staples (seit 12/2000)

  • 7,6% p.a. (MSCI ACWI 6,3%)
  • Sharpe Ratio 0,76 (MSCI ACWI 0,64)
  • Max. Drawdown 38% (MSCI ACWI 58%)

MSCI World Health Care (seit 12/1994)

  • 11,2% (MSCI ACWI 8,2%)
  • Sharpe Ratio 0,68 (MSCI ACWI 0,42)
  • Max. Drawdown 39% (MSCI ACWI 58%)

(Daten: MSCI)


Johann sagt am 28. April 2021

@ Arno

Bezüglich der Aussage "Nicht jeder Anleger möchte nachmittags an einer Critical Mass teilnehmen und anschließend abends Dividenden von Daimler ausbezahlt bekommen" möchte ich darauf hinweisen, dass es wichtiger ist, selbst nicht mit irgend einem Dickschiff welcher Marke auch immer herumzufahren (auch die Ökobilanz eines Tesla dürfte erschreckend negativ sein), statt nicht in die Hersteller dieser Fahrzeuge zu investieren.
Ob man selbst die Aktie hälter oder irgend ein anderer, dürfte deutlich weniger (wenn überhaupt) Einfluss auf die Umwelt haben als die eigenen Konsumentscheidungen


Arno sagt am 14. Mai 2021

@Johann:

Das sollte kein entweder-oder sein, sondern ein sowohl-als-auch, da stimme ich dir zu.

Und mein Punkt war weniger, wieviel Einfluss es hat, wer die Aktie hält, sondern ob man an etwas verdient, das man nicht gut heißt. Und das muss jeder mit sich selbst abmachen - manche können/wollen/müssen diesen Widerspruch "ich bin dagegen, verdiene aber Geld damit" aushalten, andere nicht.

MfG, Arno


Marcus sagt am 30. Juli 2021

Themenfonds sind sicherlich immer auch Sektorenwetten, aber man setzt halt auf ein Thema...
Am besten den Pure-Play Ansatz verfolgen....
Beispiel: VanEck Vectors Video Gaming and eSports ETF
Auch gut gemachte Seite zum ETF von VanEck
https://www.vaneck.com/de/de/esports/#1

HG

Marcus


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