22. Februar 2014
Was bedeutet eigentlich investieren?
Nur weil etwas teuer ist, ist es noch lange keine Investition.
Definition Investition
Wie definiert die Wikipedia das Wort Investition?
Investition, auch Kapitalanlage, ist in der privaten Finanzplanung die Verwendung finanzieller Mittel, um damit Privatvermögen durch Erträge zu vermehren.
Oder kürzer: Man investiert, wenn man seine Euros ausschickt, um neue Euros herbeizuschaffen.
Nach dieser Definition ist eine monatliche Einzahlung von 100 Euro in einen Sparplan eine Investition.
Der Erwerb von Möbeln, elektronischen Geräten, Autos oder selbst bewohnten Immobilien ist keine Investition, sondern Konsum.
Konsens ist diese Auffassung aber nicht. Die Sparda-Bank hat in einer Umfrage die „Sachwertorientierung in der Kapitalanlage von Privatpersonen“ erforschen lassen.
Das Fazit:
Generell ziehen die Studienteilnehmer den Kauf von „Sachwerten zum Gebrauch“ den „Sachwerten zur Kapitalanlage“ vor.
Sofa statt Aktie ‒ was für ein Unfug! Sachwerte zum Gebrauch sind Konsumgüter. Spätestens, wenn ich mit meinem vierrädrigen Sachwert beim TÜV vorfahre und mir die Plakette wegen „eklatanter Abnutzungsmängel durch intensiven Gebrauch“ verweigert wird, sollte das klar sein.
Warum?
Das Wort Konsum hat seinen Wurzeln im lateinischen consumere „verbrauchen“. Konsumgüter sind also Dinge, die sich abnutzen und verbrauchen.
Konsum kostet Geld (Geldsenke), Investitionen generieren Geld (Geldquelle). Elektronische Geräte sind notorisch für ihren Wertverlust. Nach zwei Jahren sind Smartphones und Laptops abgeschrieben, und man bekommt sie gebraucht für einen Bruchteil des Neupreises. Wer mit einem Neuwagen vom Hof fährt, hat binnen Minuten einige hundert Euro vernichtet.
Die Schwackeliste 2013 zeigt, dass Modelle in der oberen Mittelklasse besonders stark an Wert verlieren. Wer vor 3 Jahren einen BMW 525d kaufte, erreicht laut Schwacke noch einen Restwert von knapp 57 Prozent. Bei einem Listenpreis von um die 44.000 Euro sind das knapp 19.000 Euro Verlust in 3 Jahren. So tief muss die Börse erst einmal fallen.
Der Kauf eines gut gepflegten Dreijahreswagens ist allemal ökonomischer, als der Kauf eines Neuwagens.
Bei Möbeln gilt die Faustregel: Pro Jahr 25 % Wertverlust. Ein 1.000 Euro-Sofa ist nach einem Jahr noch 750 Euro wert, nach 5 Jahren noch 316 Euro und nach 10 Jahren praktisch nichts mehr.
Auch eine selbst genutzte Immobilie ist ein Konsumgut, denn sie verliert ständig an Wert. Jeder Hausbesitzer kann das bestätigen:
“Die Verrottung des Hauses beginnt mit dem Einzug.“
Die ersten Anzeichen sind harmlos, man nennt sie Schönheitsreparaturen. Es beginnt mit dreckigen Wänden, fleckigen Teppichen und wackelnden Klinken. Irgendwann läuft beim Jahrhundertregen der Keller voll und muss ausgepumpt werden, oder ein Megahagelschauer zerschlägt einige Dachpfannen. Das sind die ersten Substanzverluste.
Spätestens nach 10 Jahren Nichtstun hat man einen veritablen Investitionsstau am Hals. Wer eine Immobilie besitzt, muss permanent Geld in seine vier Wände stecken, einfach nur, um den Status quo zu erhalten. Wir reden da noch nicht von einer energetischen Sanierung oder einer Aufwertung durch besonders edle Fußböden.
Die selbst genutzte Immobilie ist für mich keine Investition, sondern eine Lifestyle-Entscheidung. Ich schätze es, hier zu bloggen und Yngwie Malmsteens „Arpeggios From Hell“ pusten den Putz von der Wand und ich muss mich vor keinem Nachbarn rechtfertigen, was der Krach denn soll.
Die drei Klassen der Konsumgüter
Die Grafik zeigt schematisch den Verlustverlauf dreier Konsumgüterklassen.
- Es gibt Konsumgüter, die am Ende ihrer Lebenszeit noch einen Restwert aufweisen. Ein Auto verliert an Wert, dieser Wertverlust hört aber irgendwann auf. Das Auto hat einen Restwert größer Null. Wenn ein Auto diesen Wert erreicht hat, dann ist es kein Auto mehr, sondern eine Rohstoffquelle.
- Elektronische Geräte wie Smartphones oder Fernseher verlieren irgendwann jeglichen Wert. Da man sie aber kostenfrei über die gelbe Tonne entsorgen kann, haben sie den Restwert Null.
- Immobilien haben nach einer ‒ wenn auch langen Zeit ‒ einen negativen Restwert. Man muss sie abreißen, und das kostet einen fünfstelligen Betrag. Meine Befürchtung bezüglich heute moderner Passivhäuser ist, dass man in 50 bis 60 Jahren ein Vermögen für den Abriss bezahlen wird, weil das ganze Isolierzeug Sondermüll ist.