Rauchen verhindert finanzielle Unabhängigkeit
Letzten Freitag hat die Kombination aus unfähigem Kassiererjüngling und parkinsonfingrigem, aber centgenau zahlen wollendem Mütterlein meinen Wochenendeinkauf etwas verlängert. So konnte ich die Quengelware in Ruhe begutachten. 5 Euro für 19 Zigaretten! Holla die Waldfee!
Ich habe mir die Wartezeit mit ein bisschen Kopfrechnen vertrieben, und nachdem Excel meine Berechnungen bestätigt hat, hier die Ergebnisse:
Meine Annahmen
- Eine Schachtel Zigaretten kostet 5 Euro.
- Täglicher Konsum: Eine Schachtel
- Tage pro Monat: 30
Meine Ergebnisse
- Monatliche Ausgaben: 150 Euro
- Jährliche Ausgaben: 1.800 Euro
Meine Erkenntnisse
- Zigarettenschmuggel ist lukrativ.
- Was würde passieren, wenn man das Geld anlegt und nicht verraucht?
Was aus 5 Euro täglich werden kann
Ich bin von folgenden Annahmen ausgegangen
- Jeden Tag werden 5 Euro zurückgelegt und am Monatsletzten aufs Konto überwiesen
- Es gibt 4 % Rendite. Die 4 % sind echter marxistischer Mehrwert, Steuern und Inflation sind da schon abgezogen. Für einen soliden Indexfonds, der in Standardwerte investiert, ist das eine realistische Annahme.
- Am 30. Geburtstag ist Schluss mit Rauchen. Mit 60 wird abgerechnet.
Aus 5 Euro täglich sind nach 30 Jahren 98.747,92 Euro geworden. Für 52.350 Euro gab es keine Zigaretten, das ist die Sparleistung. 46.397,92 Euro hat der Zinseszins-Effekt beigesteuert.
Anders ausgedrückt: Die eine Hälfte der knapp 100.000 Euro ist Konsumverzicht, die andere Hälfte ist der Lohn fürs Warten.
Die am 30. Geburtstag gesparten 5 Euro haben am 60. Geburtstag einen Wert von 15,59 Euro - die Kaufkraft hat sich also mehr als verdreifacht.
Fazit
Nicht die großen Brocken verhindern den Weg in die finanzielle Freiheit, sondern die kleinen Nadelstiche lassen uns finanziell ausbluten.
Große Ausgaben werden nicht leichtfertig getätigt.
Ein neues Sofa soll her? Erst mal die Preise vergleichen. Was kostet das bei IKEA, hat der örtliche Möbelhändler wieder Jubelpreiswochen?
Es geht in den Urlaub: Gibt’s da nicht was Lastminute?
Aber was ist mit „Ich kann morgens nichts frühstücken, ich kauf mir ‘nen Kaffee und ein Croissant an der S-Bahn“ oder „Ich kauf meine Mentos immer an der Tanke und nicht bei Aldi“. Es sind nicht nur die Raucher, die täglich ein paar Euro verlieren.
Das Problem dabei: Diese Entscheidungen werden nicht als Finanzentscheidungen empfunden, sondern sind einfach normale Lebensgewohnheiten.
Finanzentscheidungen sind die Hypothek fürs Haus oder der Abschluss einer Riesterrente, aber doch nicht der Kauf eines Kaffees bei Starbucks!
3 Euro hier, 5 Euro da und 7 Euro dort ‒ diese ganzen Beträge unter 10 Euro verflüchtigen sich einfach, und am Ende des Monats weiß man nicht, wo das Geld geblieben ist.
Für diesen Kleinkram erhält man auch nie eine Kassenquittung, die einem beim Ausmisten des Portemonnaies daran erinnern würde.
Was tun?
Einfach mal Quittungen sammeln und am Ende eines Monats überprüfen, was einen die eigenen Gewohnheiten kosten und ob sie es einem auch wert sind. Gegen das tägliche Päckchen Zigaretten oder den Morgenkaffee vom Bäcker ist nichts einzuwenden, solange es eine bewusste Entscheidung ist.
(awa)
Der Freitags-Newsletter
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Wollen Sie wisssen, wenn sich hier etwas tut (unter anderem neue Artikel, Veranstaltungen mit und von mir)? Wenn ja, dann melden Sie sich zum Freitags-Newsletter an.
Ja, ich bin dabei!
kurz & bündig, kostenlos, kein Spam, keine Weitergabe der E-Mail-Adresse, jederzeit kündbar, Datenschutz
Abgelegt unter Basics, Zinseszins, finanzielle Unabhaengigkeit, Sparen
Das könnte Sie auch interessieren
- Was sind Fonds?
- Warum Garantiefonds nichts taugen
- Was ist ein Hebelprodukt?
- Wie funktioniert die Börse?
Kommentare
Couponschneider sagt am 22. Juni 2014
Richtig, es sind die kleinen Dinge, die kosten. Ich habe einen Kollegen, der immer Red Bull an der Tanke kauft. Das mit der Raucherei habe ich allein schon wegen des Geldes sein gelassen. Mein Vater war Kettenraucher und täglich 5 DM (damals waren es noch DM) zu verbrennen, kam mir nie in den Sinn. Ich wusste, wenn ich mit 14 Jahren beginnen sollte zu rauchen, dann habe ich jahrzehntelang eine teure Sucht an der Backe.
Die Gesundheit leidet natürlich auch und das geht auch ins Geld, wenn man häufig zum Arzt muss. Rauchen ist auch schlecht für die Zahngesundheit und da muss man viele Zuzahlungen leisten.
Ich habe vor einem halben Jahr mal darüber geschrieben, dass es die kleinen Dinge sind, die häufig unterschätzt werden, ob das nun Kostentreiber oder Investitionen sind. Über die kleinen Ausgaben machen sich die leute wenig Gedanken und das tägliche Dazulernen wird nicht praktiziert (stattdessen punktuelles "Bulimie-Lernen").
Ich frage mich immer: Bei der heutigen Freizeit, was mag es wohl kosten, täglich 30 Minuten darin zu investieren, Blogs zu durchstöbern, die sich mit der eigenen Fachdomäne befassen? Kosten kein Geld, sondern nur 30 Minuten. Ich kenne tatsächlich Leute aus der IT, die dazu einfach keinen Bock haben und sich wundern, dass sie nichts können. Das hindert sie dennoch nicht, anderen vorzuwerfen, sie würden nichts dazulernen.
Auf dem Blog von Couponschneider gibt es hierzu diesen Artikel: Steter Tropfen höhlt den Stein.
Holger sagt am 07. April 2014
Hallo Finanzwesir,
das ist eine sehr schöne Artikelidee - und auch schön umgesetzt.
Ich habe Dein Blog natürlich erst über die Blogparade zum fba entdeckt. Aber dadurch hat sie sich für mich auch schon gelohnt - habe direkt mal meine Feed-Abos ergänzt.
Viele Grüße Holger
Finanzwesir sagt am 07. April 2014
Hallo Holger,
danke, ich fühle mich geehrt. Ein RSS-Abo ist ein echter Vertrauensbeweis.
Gruß
Finanzwesir
Whiro sagt am 18. August 2015
Entschuldige, dass ich diesen alten Artikel kommentiere, aber ich bin gerade darüber gestolpert.
Ja, 5€ am Tag sind viel Geld, sehr viel Geld.
Die Rechnung stimmt aber nicht, alleine schon, weil ich (zum Glück) eher selten ein Baby rauchen gesehen habe - Rauchen bis zum 30. Geburtstag entspricht gesetzlich korrekt 12 Jahre rauchen, mehr als 18 halte ich daher für sehr unrealistisch.
Bei 30 Jahren rauchen (bis zum 48. Lebensjahr dann...) komme ich auf:
5€ x 365 Tage x 30 Jahre + 7 Schalttage * 5€ = 54785€, die man hätte sparen können, dafür leben Raucher aber auch im Schnitt nicht so lange...
Wenn es genau geht ohne große Mühe, warum dann nicht auch genau werden, ist ja schon ein kleiner Unterschied zu deiner Summe, Rendite nicht berücksichtigt.
4% Rendite? Nun ja, ich finde es (im Schnitt) zu hoch, aber darüber kann man immer streiten.
Gefunden habe ich inflationsbereinigte 5,2% Realrendite (hier: http://www.einfach-rente.de/ratgeber-altersvorsorge/inflation-steuer.php), abzüglich Steuern sind das:
3,8285% OHNE Kirchensteuer (Ausnahme)
3,7544% mit Kirchensteuer (Bayern/Bawü)
3,7492% mit Kirchensteuer (restl. Bundesländer)
Finanzwesir sagt am 18. August 2015
Hallo Whiro,
ich hätte das besser ausdrücken müssen: Ich gehe davon aus, das jemand mit 30 vernünftig wird und aufhört zu rauchen, anstatt noch 30 weitere Jahre bis 60 zu rauchen um dann - wie von Dir angemerkt - zu früh zu versterben. Daher kommen die 30 Jahre.
Was die Rendite angeht: Ob 4% oder nur 3,7492% wie in Deinen Beispielen oder gar nur 3% ist mir egal. Ich wollte nur zeigen, dass das sprichwörtliche Kleinvieh eine ganz gewaltige Menge Mist macht.
Andere Finanzblogger haben das mit dem täglichen Starbucks-Kaffee oder dem "Ich hol´ mir mein Frühstück vom Bäcker" durchgespielt.
Gruß
Finanzwesir
Olek sagt am 29. März 2016
Ich kannte diesen Artikel bis eben nicht, ick schwöre! :-)
Am Karsamstag hatte ich aber eine Eingebung: ETF-Sparplan statt Zigaretten. Ich nenne hier keine konkreten Summen, aber es lohnt sich bei mir. ;-)
Zusätzlich zu meinen bisherigen "Brot und Butter"-ETFs habe ich jetzt einen ETF-Sparplan auf einen japanischen Index.
Die sparplanfähigen ETFs auf die japanischen Indizes hat mir JustETF gezeigt. Der Plan ist, dass ich jetzt kein Geld mehr zum Rauchen habe. :-) ETF können eben zum Abgewöhnen sein!
KariusundBaktus sagt am 05. April 2016
Und nicht zu vergessen für die jungen Eltern. Die Risiko-Lebensversicherung ist ein ordentliches Stück teurer für Raucher...
Auch Holger sagt am 26. Oktober 2016
Grüezi mitenand!
Hier in der (nicht mehr ganz so Bank-Geheimen) Schweiz kostet eine Schachtel mit (immerhin)
20 Sargnägeln CHF 8,50.
Ich bin leider so etwas wie ein mathematischer Legastheniker, drum hab ich grausam Mühe mir das ungefähr, geschweige denn, genau auszurechnen, aber mit Zinseszins gäb das sicher eine ordentliche Rendite, wenn' s mit 'nem Fünfer schon so einschenkt.
(Selbst dann, wenn man es nicht ganz Spitzfindig und unter Abzug der Kirchensteuer genau ausrechnet. Ausserdem zahl ich keine Kirchensteuer, bin ausgetreten).
Ich hab zwar mit knapp 48 keine 30 Jahre mehr bis 60, aber wenn ich`s schaffen würde aufzuhören gäb' schon noch " Äs paar Fränkli" bis zur Pension.
Dabei hätt' ich's bitter nötig, denn ausser der gesetzlichen Rente hab ich genau Nix. Nicht mal eine unrentable Lebensversicherung.
Habe nie über das Älter werden nachgedacht - jetzt bin ich' s plötzlich und schau blöd daher. Ich habe auch nie einen Bezug zu Geld gehabt. So wie es da war, war's auch wieder weg.
Viel ist für Alkohol und Drogen drauf gegangen in der Hoffnung mich mit meinen Depressionen besser zu fühlen.
Die 55Tsd. Mark Schulden nach der Scheidung haben mich auch nicht wirklich nach Vorn gebracht. Hab Jahre gebraucht und nur noch für Zinsen (13,5% ) und Tilgung gekrampft . Und, ja, in der Folge erst recht noch mehr Alkohol und Drogen.
Allerdings bin ich jetzt seit, mittlerweile, 9 Jahren trocken und seit 5 Jahren auch clean.
Leider habe ich (ausser dem was ich am Rauchen sparen könnte) nix zum jetzt noch Investieren übrig. Ich habe seit zwei Jahren (aus gesundheitlichen Gründen) auch keine Arbeit mehr und mein Anspruch auf Krankentaggeld ist jetzt nach 720 Tagen abgelaufen.
Mein Geld langt jetzt noch zwei Monate weil ich, ironischer weise, sparsam war und dann steh` ich beim Sozialamt. Wenigstens bin ich Schuldenfrei, immerhin etwas.
Ich wünschte ich hätt` nicht erst Gestern, sondern vor 20 Jahren einen Blog wie Ihren entdeckt...
Warum erzähle ich das alles überhaupt?
Damit Sie das jungen Leuten zeigen können und die dann hoffentlich begreifen, dass sie sich selber helfen müssen, weil es sonst niemand tut und sie hoffentlich das Saufen gar nicht erst anfangen und um die Drogen einen grossen Bogen machen.
Ihr dürft es mir glauben, denn ich spreche aus bitterer Erfahrung, sowohl das Eine, wie auch das Andere reitet euch einfach nur elend tief in die Fäkalien und zwar nur das, sonst genau nix. Ausserdem kostet es ein Heidengeld.
Egal was Ihr macht, macht was schlaueres als ich und was ihr mit dem Haufen, nicht sinnlos verballerten Geldes am Besten anstellt, dass könnt Ihr hier auf dem Blog ganz wunderbar nachlesen, Just do it!
Lieber Finanzwesir, machen Sie bitte weiter mit dem was Sie tun und bringen Sie Licht in das deutsche Bildungsdunkel. Ich wünsche besonders meinen jungen Landsleuten viel Glück, sie werdens brauchen, denn gerade von Aussen betrachtet fällt mir besonders auf, wie traurig es mit Aus- und Bildung in meiner alten Heimat aussieht.
Ihnen und der Community alles Gute
Beste Grüsse,
Holger
Finanzwesir sagt am 26. Oktober 2016
Hallo Holger,
danke für Deinen ausführlichen Erfahrungsbericht und das Lob.
Dein Bericht relativiert die Aussagen der "Ich-lebe-aber-jetzt"-Fraktion etwas. Ein beliebtes Argument gegen das Sparen ist ja: Ich lebe jetzt und die Erinnerungen kann mir keiner nehmen.
Gruß
Finanzwesir
Neuling sagt am 03. Juni 2019
Hi ich habe nochmal eine frage zu den 4% du schreibst, Steuern und Inflation sind da schon abgezogen.
Was ist mit den Gebühren, sind die auch schon enthalten?