13. März 2020


Das haben die anderen diese Woche geschrieben (KW 11 / 2020)

Diese Artikel sind mir in dieser Woche in der deutschsprachigen Finanzblogosphäre aufgefallen.

Corona

Vorab ein Wort des Altmeisters:

"Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie."
—Andrè Kostoloany

Das Virus lebt die e-Funktion. Na und - Kollege Tim schreibt mit e-Quadrat dagegen an. Nimm dies Corona:

  • Ich habe heute wieder Aktien gekauft. Die Wende wird kommen. Das ist klar wie Kloßbrühe
  • Corona, Börsenbeben, Konsumwünsche: Mit der richtigen Strategie durch die Krise
  • Coronakrise: Zieh deine Sparpläne konsequent durch
  • Börsenkrise bringt eine enorme Chance. Nutze die Panik clever
  • Von Reichen kannst du das Sparen lernen
  • Hilfe! Die Börse bricht weiter ein. Was tun? Zukaufen

Ich schreibe immer: An der Börse wird man für den Kontrollverlust bezahlt. Nun, seit Montag dieser Woche ist Zahltag.

Coronavirus steckt Aktienmarkt an: Rationaler Blick auf die Lage – Diese 20 Aktien jetzt kaufen.

Ob man diese 20 Aktien nun unbedingt kaufen muss, sei mal dahingestellt. Die einleitenden Überlegungen und das Fazit kann ich voll unterschreiben.

"Wie weit es noch nach unten gehen wird, ich habe keine Ahnung. Persönlich investiere ich alle 10% Kursrückgang im S&P 500 Index die nächste Rate meiner Ersparnisse.
Wer diversifiziert, auf sein investiertes Geld 10 Jahre lang verzichten kann und geduldig und rational handelt, wird langfristig belohnt werden."

Durch den Sturm mit der Sparschwein-UG

"Fakt ist, China läuft langsam wieder an und schaut man sich einmal den chinesischen Aktienmarkt an, reibt man sich verwundert die Augen.
Der Kursabsturz betrug in der Spitze nur gute 12 %. Wenn aktuell also der erste Wiedereinstieg in den Markt erfolgen sollte, dann aus unserer Sicht in China. Hier scheint das Gröbste schon durch zu sein.
Und uns hat wieder eines maßlos genervt in dieser Krisenzeit, und das ist die Qualität deutscher Finanzmedien. Vier Seiten "Crash – was tun?" mit drei kleinen Kästchen zu Aktientipps und Favoriten der Redaktion."

Endlich Crash! Hurra, die Kurse fallen!

"In diesen Wochen und Monaten entscheidet sich, ob Du wohlhabend und frei wirst. Die meisten Aktienmärkte außerhalb den USA sind mittlerweile günstiger als im historischen Durchschnitt und es gibt dabei einige Perlen, die mittlerweile sehr attraktiv bewertet sind."

Corona-Virus – Was nun?

"Fazit: Ruhe bewahren und weiter machen.
Ich persönlich gehe davon aus, dass auch dieses Thema, ähnlich Greta Thunberg, bald von der Bildfläche medialer Aufmerksamkeit verschwindet und die Panik abebbt. Vielmehr wird der Corona-Virus in meinen Augen bleiben und wie jeden Herbst/Winter Menschen infizieren."

Corona-Krise: Was tun und welche Aktien ich gerade spannend finde.

"Aktien sind immer noch alles andere als günstig.
Der Dax hat erheblich gelitten. Von seinem hoch ist er Stand heute (10.03.) um über 20% gefallen und damit offiziell in einem "Bärenmarkt". Wir stehen auf dem Niveau von Ende 2018.
Corona und S&P 500Der amerikanische Markt steht noch deutlich stabiler. Ende 2018 (noch gar nicht solange her) standen wir noch deutlich tiefer und die Stimmung war nicht so negativ wie heute."

Renditekiller Ankereffekt: Passiert fast jedem, ganz unbewusst. Ist aber echt teuer…

"Grundlage für den Kauf (oder Verkauf) einer Aktie sollte ausschließlich sein, wie wir das Unternehmen, seine Marktstellung, seine Umsatz- und Gewinnentwicklung und seine Zukunftsperspektiven auf Sicht der nächsten drei, fünf und zehn Jahre einschätzen."

Wie sich die Coronavirus-Rezession eindämmen lässt

"This Time Is Different "Das Ausmaß und die Schwere der Finanzkrise war im Vorfeld und auch noch während der Krise schwer vorherzusagen. Die Coronavirus-Epidemie ist für Epidemiologen und damit auch für die Regierungen berechenbarer.
Erste Daten deuten darauf hin, dass zwischen 40 und 70 Prozent der Weltbevölkerung erkranken werden, aber davon werden sich über 96 Prozent erholen (zumindest in Ländern mit fortgeschrittenen Gesundheitssystemen). Das bedeutet, dass sich die Pandemie schnell ausbreiten wird, wobei sie in Europa im Mai oder Juni ihren Höhepunkt erreichen dürfte. Danach sollte die Infektionsrate sinken und die Wirtschaft einen Erholungsprozess beginnen können."

Die Instrumentalisierung des Coronavirus. Der eine profiliert sich als Kanzler in spe, die anderen wollen Kurzarbeitergeld weil sie zu lange rumgedieselt haben. Mit Corona lässt sich alles rechtfertigen und alles unter den Teppich kehren.

"Sie haben ein Problem? Das Coronavirus löst es! Sie haben eine Forderung? Das Coronavirus liefert die Rechtfertigung.
Wirtschaftspolitisch entscheidend ist, dass man nicht künstlich konstruierte Kausalitäten missbrauchen sollte, um eine eigene Agenda mit ganz anderen Zielen auf der politischen Prioritätenliste nach ganz oben zu bringen."

Corona: Bulle oder Bär?

Das Orakel sagt:

"Dieser Bulle hat noch gar keine Euphorie gesehen. Und ich persönlich gehe hier auch von einem temporären, zyklischen Bärenmarkt aus, der aber in einen übergeordneten sekularen Bullenmarkt eingebettet ist."

Was bedeutet das? Es kommt auf den Zeithorizont an.

I’m here, to remind you

"Today is March 9th. Precisely eleven years ago today, in 2009, the stock market stopped going down.
There was no reason. The dust had settled, without fanfare or any sort of official announcement.
If you had polled people that day, or week or even month, most would not have agreed that we had seen the worst. The economic headlines were not improving. But there it was. And by June 1st, less than 3 months later, the stock market had climbed 41% from that March low."

Kostolany sagt immer: An der Börse wird nicht geklingelt. Weder zum Aus-, noch zum Einstieg. Das war 2009 so und die Corona-Krise wird genau so enden. Irgendwann ist auch mal gut mit den den Corona-Liveblogs. Die Pressemeute zieht weiter zu nächsten Katastrophe, die Scheinwerfer werden abgebaut. Für ein paar Monate schaut keiner hin, und dann: "Was ist denn das? Ein kleiner Rendite-Phoenix."
Wachstum
Quelle 1, Quelle 2 Meine Deutschlehrerin hätte gesagt: "Flache Bratpfannen-Metaphorik". Meine Grafik-Skills sind eben sehr bescheiden.

Das liest man dann nur noch auf Blogs und in Fachmedien. Die Qualitätspresse kommt erst wieder, wenn die Kurse schon in den Himmel gewachsen sind. Dann kann man wieder lesen: "Aktien wären schon gut für die Altersvorsorge."

Corona-Fashion


Quelle
Sei eine coole Sau, trage eine Designermaske. So eine Stadtluftmaske 2.0 (Urban Air Mask klingt natürlich lässiger) von Airinum in onyx black mag helfen oder auch nicht. Aber sie gibt einem das gute Gefühl, etwas getan zu haben.
Was lernen wir?

  1. In jeder Pandemie ist eine Businesschance verborgen.
  2. Leider ist Airinum keine AG.

Der Corona-Contrarian

Wenigstens einer sagt: Lasset alle Hoffung fahren: Wir erleben den Margin Call für die Weltwirtschaft.

"Wir haben einen massiven externen Schock, der das Kartenhaus der Schulden zum Einsturz bringt."

Mein persönliches Fazit

Ich habe das Gemetzel der Dotcom-Krise erlebt und überlebt.
Ich habe das Schlachten während der Lehman-Krise an vorderster Font mitgemacht.
Dabei ist mir die Motivation abhanden gekommen, mich vom Kurszickzack nerven zu lassen.

Das Tagesgeschäft

Bleib im System und nähre Dich redlich: Zurück in die gesetzliche Krankenversicherung: Dilemma für Digitale Nomaden.
Es gibt bestimmte Lebensentwürfe, die sind in der deutschen Sozialgesetzgebung einfach nicht vorgesehen. Den Finanzfisch ärgert das. Seine Leser meinen: Das ist mal gar nicht so schlecht.

Fallstudie – ab wann kann Stefan mit 6.000 Euro netto in Rente gehen?

"Leser Stefan ist 53 Jahre alt, erfolgreicher Geschäftsmann und Familienvater. Er plant mit 63 vorzeitig in Rente zu gehen. In den noch verbleibenden 10 Jahren bis zum Start der Rente möchte er sein Depot weiter kräftig aufstocken. Das Ziel ist anschließende Netto-Entnahmen, also nach Berücksichtigung jeglicher Steuern, i.H.v. 6.000 Euro pro Monat. "

(awa)

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Kommentare

Kurt sagt am 13. März 2020

Zum Thema "Panik", Angst etc. allgemein ein guter, kurzer, englischsprachiger Artikel: https://dariusforoux.com/coronavirus/ - How I Address My Fear Of The Coronavirus - Darius Foroux

Der Aufhänger ist zwar Corona, aber das Fazit am Ende ist generell auf das Thema Angst bezogen und warum Angst nicht unbedingt schlecht sein muss, sondern positiv zu sehen ist.

Ich investiere weiter. Trotz großer Buchwertverluste wird nichts verkauft. Langfristigkeit ist das Stichwort und eine für einen persönlich passende Strategie. Die (größtenteils ETF-) Sparpläne laufen weiter und wurden zufällig vor 2 Monaten etwas erhöht. Leider ist sonst ausser Budget-Rücklagen und Notgroschen kein (nennenswertes) weiteres Geld vorhanden, sonst würde ich ausnahmsweise Market-Timing betreiben: Günstige Kaufgelegenheit. Meine Strategie ist Buy&Hold mit Time in the market sowie etwas psychologischen Dividenden-Cashflow. Meine zusätzliche on-top-Quartalsinvestition habe ich vor 2-3 Wochen wenige Stunden vor den ersten beginnenden Abwärtsbewegungen getätigt. Von dem her muss ich erstmal wieder warten auf zusätzliches Investitionsgeld. Denn der Notgroschen heißt ja nicht umsonst so. Er ist ein "materieller" wie auch psychologischer Sicherheitsanker. :-)

Alles Gute, wenig Panik aber etwas gesunden Menschenverstand, seriöse Nachrichtenquellen und bedenkt euren eigenen Circle-of-Competence (alles andere bringt eh nichts).

Bei seriösen Quellen (abgesehen vom morgendlichen Lokal-Radio wg. Kita-Öffnung oder -Schließung) bin ich persönlich bei einer Wochenzeitung wie der „Zeit“ angelangt. Entspannt mit mehreren Blickwinkeln, m.M.n. ohne reißerische Überschriften, seriös, trotzdem für das wichtigste „up-to-date“ aber mit mehr Hintergrundinfos.


Walter sagt am 13. März 2020

Ich habe bisher durch das Chaos fünfstellige Verluste erlitten, nur ganz kurz gegrübel und freu mich jetzt, denn demnächst wird weiter günstig eingekauft. Langfristig kann ich nur gewinnen.


Skywalker sagt am 13. März 2020

Ich wollte mich noch bedanken, es war mir eine Ehre hier vor zwei Wochen zitiert worden zu sein:

Da laufen sie, die Helden der Risikotoleranz: Börse taumelt, die Angst nimmt zu, Anleger verkaufen. Im Artikel predigt Tim alles auszusitzen. In den Kommentaren findet jeder einen fadenscheinigen Grund jetzt zu verkaufen.

Ich habe am Montag früh fast alles verkauft! Irgendwann werde ich auch wieder kaufen, aber nicht aktuell!

Viele Grüße
Skywalker

Auf dem Blog von Skywalker gibt es hierzu diesen Artikel: Viele Grüße


Jerry Jacobson sagt am 13. März 2020

Ist der RSS Feed abgeschaltet, oder funktioniert er nur nicht?


HerrZauderer sagt am 13. März 2020

Rendite-Phoenix aus der Asche. Ein Teil von mir weiß er wird kommen. Ein anderer Teil hat gerade rückblickend kalte Hände und fände etwas moralische Bestärkung nicht verkehrt. ähm... Bitte.

Folgende Situation:
Es bestehen 4 Brot&Butter ETFs - (STOXX600/ MSCI USA/ MSCI EM/ MSCI JP).
HerrZauderer hat diese als Selbstständiger zur Altersvorsorge gewählt und einen entsprechenden Sparplan eingerichtet. Ansonsten ist HerrZauderer aber eher unerfahren und... zauderhaft. Herr Zauderer ist Finanzwesir Hörer und Leser und hat schöner Weise gerade einen mittleren 5-stelligen Betrag zum Anlegen. HerrZauderer denkt, auf Grund des langen Zeithorizontes (20Jahre) den er zur Anlage im Sinn hat, ist der Anlagezeitpunkt von eher untergeordneter Bedeutung. Der Sparplan läuft zwar, andererseits sind die Kurse seit langer Zeit auf höherem Niveau, HerrZauderer zaudert daher trotzdem mit der Einmalanlage.

Dann kommt Corona zur Tür herein und die Kurse fallen. Panik im Abendland. Zu den o.g. Etfs sind Tiefstände erreicht, die es seit Jahren praktisch nur kurzfristig, oder aber garnicht gab.

HerrZauderer beginnt darüber nachzudenken, wie lange die seiner Auffassung nach übertriebene öffentliche und börsliche Reaktion wohl anhalten wird. Wann sich diese in den USA niederschlägt und ob in Europa und generell noch mehr fallende Kurse zu erwarten seien. Und wenn ja, wie tief? Wird diese Corona Kiste am Ende doch eine längerfristige Rezession? Sollte er die Einmalanlage aufteilen? Und wenn ja, in welche Tranchen? Un in welche Zeiträume?

HerrZauderer lässt FrauZauderer an seinen Gedanken teilhaben. FrauZauderer musste diesen Gedanken und dem gerede über ETFs und passive Vorsorge schon öfters beiwohnen.
FrauZauderer sagt, Moment mal! Das ist doch alles nur Spekulation. Niemand kann sicher sagen, wann der beste Zeitpunkt ist und angesichts des geplanten Zeithorizontes ist es doch ohnehin nicht kritisch. Das weißt du aber doch auch HerrZauderer, denn das habe ich mal von dir gelernt. Jetzt ist attraktiv, was morgen ist, weißt du nicht, du hast die geeigneten Produkte, also tu es und dann schau nicht mehr hin. Das war doch dein Plan.

Das hat gesessen. Um nicht weiter zu zaudern, beschließt HerrZauderer nach nochmaliger Kontrolle der aktuellen Kurslage heute Nachzukaufen. Damit er garnicht erst wieder in die Verlegenheit des Zauderns gerät, und zur Schonung des Nervenkostümes, verzichtet er auf die Beobachtung der Kursralley in den nächsten Wochen. Er tätigt die Einmalanlage auch wirklich nur einmal. Herr Zauderer kämpft sich durch das Ordermenü, errechnet die Anteiligen Beträge, prüft jede ISIN 2 mal, und kommt bei der Handelsplatzauswahl ins grübeln. Da kommt ein Zitat angerauscht "Tradegate und gut" hallte da eine helle rheinsche Stimme durch seine Erinnerung. Und los.
HerrZauderer hat heute seine 4 ETFs nachgekauft, "billigst". Er rechnet nach - nun gut, vom Orderzeitpunkt her, hätte es 1.000,00 € besser, aber auch 500,00 € schlechter laufen können.

Weil HerrZauderer aber wenig erfahren, und obendrein ein Zauderer ist, bekommt er danach ganz kalte Hände. Die Theorie im Kopf sagt die lang erlernten Fakten auf, die Hände bleiben aber störrisch und erstmal kalt. Fragen kommen auf. Hätte er es doch aufteilen sollen? Länger Warten? War das Richtig so? Hat er die tolle Chance nicht richtig genutzt?
Die Hände werden indessen noch mal etwas kälter, als er sieht das zum Handelsende nach einem halben Tag auf die Summe ein stattlicher Buchverlust im Depot steht.
HerrZauderer wiederholt in dessen im Geiste die Fakten und hat alleine vom Schreiben schon etwas wärmere Hände. Oder ist das schon ein leichtes glühen des Rendite-Phoenix?


ChrisS sagt am 14. März 2020

@ HerrZauderer

äh okay das war jetzt viel Prosa dabei, ich schau mal was mir dazu trotzdem noch vernünftiges inhaltliches einfällt:
Also Herr Zauderer hat ja den Finanzwesir gelesen. Dort wird Herr Zauderer doch bestimmt auch den mehrmals prominent wiederholten Hinweis darauf gesehen haben, dass man für eine langfristige Aktienanlage auch bereit sein muss, die aller paar Jahre mal auftretenden Crashs, in Größenordnungen von z.B. bis zu -50%, aushalten zu können (gerade wenn man für mehrere Jahrzehnte anlegt, ist es sogar relativ wahrscheinlich, dass man mal einen Knick in dieser Größenordnung miterleben wird).

Das wird Herr Zauderer ja nicht vergessen haben? Oder unterscheidet sich doch die persönliche Risikoeinschätzung von Herrn Zauderer, solang es nicht mehr nur um theoretische Trockenübungen auf dem weißen Papier ("ja klar kann ich -50% aushalten, kein Problem easy!" sondern um echte Erfahrungen mit dem eigenen Geld ("oh gott, schon -15% Verlust? Hilfe holt mich hier raus!") geht? Das ist ja auch keine Schande, sondern ein Prozess den so ziemlich jeder neue Anleger mal durchlaufen muss, von daher sieh's als Gelegenheit an, daraus das richtige zu lernen.

Entweder, wenn Herr Zauderer... ach mir wird das jetzt zu schizo, reden wir endlich normal weiter... wenn du z.B. merkst, dass deine Risikotoleranz in der Praxis doch geringer ist, dann verteile dein Gesamtkapital eben dementsprechend auch in ein paar schwankungsärmere Anlageklassen (anteilig deinem gewünschten Maximalverlustlevel per "-50% Crashtest"). Oder wenn du die volle Aktienquote durchhalten willst, dann nutze die Phase jetzt um die dafür nötige geistige Hornhaut im Kopf zu bilden, mit der man für sowas auch langfristig abgehärtet ist. Einfach weniger ins Depot schauen (wozu auch? du kannst die Kurse ja nicht durch Nachgucken beeinflussen, also solltest du dir auch nicht von den Kursen deine Stimmung beeinflussen), aber gut ich weiß ich sag das so einfach weil ich schon seit Jahrzehnten dabei bin.

Für schöne Küchentischgespräche ("Schatz, schau her was für ein Held ich bin") taugt das Depot erstmal für einige Zeit auch nicht mehr, aber das ist nunmal der Ernst des Lebens, für dessen Aushalten und Durchstehen man ja am Ende auch mit den langfristig höheren Aktienrenditen belohnt wird. Die gibts nicht dafür, dass es immer nur schnurgerade aufwärts geht ;-)


Zed sagt am 14. März 2020

Ich habe die App, mit der ich mein ETF Depot ansehen kann, von meinem Handy deinstalliert.

Sparplan läuft weiter.

Ende!


18 gute Jahre sagt am 14. März 2020

Vermutlich unbeliebt hier im Blog, aber: Ich hab am Montag, den 24.2. mein Depot im Wert von ca. 500.000€ bei einem Rücksetzer von -2% liquidiert und dadurch a) Verluste von über 100.000€ vermieden und b) durch den Einsatz von 150.000€ auf Optionsscheine 650.000€ in rund zwei Wochen gemacht. Zwischendurch einmal kalte Füße bei einem Rebound bekommen, sonst wären es 1,2 Mio € gewesen. Dokumentiert hab ich den ganzen Krempel hier: https://18gutejahre.wordpress.com/

Ja, Markt-Timing ist schwierig. Den 20%-Crash von 2018 hab ich weder kommen sehen, noch richtig mitbekommen und der war ein Jahr später auch schon wieder vergessen. Aber das hier war eine extrem sonderbare einmalige Gelegenheit. China zwingt Hundertmillionen Menschen in Quarantäne und die Märkte steigen zu neuen Allzeithochs als sei nix. Wer da 1 und 1 zusammengezählt hat, ist ausgestiegen und hat sich dumm und dusselig verdient.

Stellt das Buy & Hold in Frage? Nicht grundsätzlich. Als Day-Trader verlieren die meisten langfristig ihr Geld. Aber einmalige Chancen gibt es und die sind dann erhebliche Abkürzungen zur finanziellen Freiheit.


Geduld+Spucke sagt am 15. März 2020

@18 gute Jahre

Glückwunsch. Aber denkst du nicht, dass da eine gehörige Portion Glück dabei war? Vor allem bei dem Leerverkauf. Wieviele kritsche Situationen haben wir in den letzten Jahren schon gesehen, die ein ähnliches Potential für Markteinbrücke hätten liefern können? Denken wir an die Krise in Nordkorea, den Drohnenangriff im Iran, den Handelskrieg China/USA, um nur einige Beispiele zu nennen. Trotzdem sind die Börsen weiter nach oben gelaufen. Diesmal tun sie es nicht, sondern brechen um 30% ein. Hätte man das wirklich wissen können oder sogar müssen?

Angenommen, der Markt wäre in die Gegenrichtung gelaufen. Dann wären 150t weg gewesen plus 50t Opportunitätskosten an entgangenen Kursgewinnen. Ein herber Rückschlag.


Tulpenmanie sagt am 16. März 2020

@18 gute Jahre

Da hast du einen guten Trade gemacht und ich finde das kann man auch im Finanzwesirforum mal sagen. Man darf nicht vergessen, dass auch Andre Kostolany ein Spekulant war, der zum Teil mit Haarstreubenden Ideen ein Vermögen gemacht hat, Stichwort russische Anleihen aus der Zaarenzeit und Fiat. Und trotzdem wird er hier gerne mal zitiert!

Also Respekt vor deinem Mut und hoffentlich verlierst du es nicht wieder.

Wer jetzt verkauft und auf fallende Kurse wettet wird natürlich sicher verlieren.


18 gute Jahre sagt am 16. März 2020

@Geduld+Spucke

Danke und gute Frage. War Glück dabei? Schwer zu sagen. Ich hab seit Anfang Januar die Kurse relativ viel beobachtet, weil es mich interessiert hat. Die gingen alle nach oben. Fast täglich hier und da ein ganzes Prozent (z. B. Apple), kaum Rücksetzer. Apples Marktkapitalisierung ist innerhalb weniger Monate von 1 Billion auf 1,4 Billion gewachsen. Dann die Quarantäne in Hubei, bereits Meldungen über Hundertmillionen Chinesen, die nicht arbeiten können und trotzdem steigen die Aktien zu neuen Allzeithochs auf.

Dann Apples Gewinnwarnung und der erste kleine Rücksetzer. Meine anfängliche Wette war ja erstmal nur: Wenn Apple weniger Umsatz macht durch Corona in China, dann auch andere. Daher hab ich verkauft. Gerechnet habe ich mit einem Rücksetzer von ca. 20-25% maximal. Diese Annahme empfand ich als sehr risikoarm, selbst wenn das Virus in China eingeschlossen hätte werden können. Bevor es hier zu nennenswerten Infektionszahlen kam, haben auch schon einige DAX-Unternehmen Gewinneinbußen von 20-25% für das Quartal ausgesprochen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass da irgendwas eingepreist gewesen ist und darauf gesetzt.

Dass uns die Scheiße auch hier um die Ohren fliegt, habe ich erst gar nicht angenommen. Wenn ich so überzeugt gewesen wäre, dass es auch hierzulande zu Quarantänemaßnahmen gekommen wäre, hätte ich die initiale Position zwischendurch gar nicht geschlossen. Die wäre Stand jetzt übrigens bei +1,5 Mio€.

Wieviele kritsche Situationen haben wir in den letzten Jahren schon gesehen, die ein ähnliches Potential für Markteinbrücke hätten liefern können?

Ja richtig und ich hab bisher auch nie spekuliert. Aber diese Situation hab ich als anders empfunden. Ich hatte das Gefühl, dass hier der Markt kein bisschen auf China reagiert hat. Gegenfrage: Was glaubst du denn, wie das hätte anders laufen können, selbst wenn China das Virus allein in den Griff hätte bekommen können? Gewinneinbußen und gesenktes Wachstum waren zu dem Zeitpunkt ja trotzdem klar und aus meiner Sicht nicht mit Allzeithochs vereinbar (außer natürlich, dass man annimmt, dass alle Aktien deutlich unterbewertet sind).

Hätte man das wirklich wissen können oder sogar müssen?

30%? Nein, das wusste niemand. 10-20%? Die Annahme habe ich jedenfalls getroffen.

Angenommen, der Markt wäre in die Gegenrichtung gelaufen. Dann wären 150t weg gewesen plus 50t Opportunitätskosten an entgangenen Kursgewinnen. Ein herber Rückschlag.

Der Vollständigkeit halber: Initial habe ich 66.000€ eingesetzt, weil ich angenommen habe: Wenn der Markt um 10-15% nachgibt, spare ich diesen Verlust und kann ihn im Zweifelsfall verballern. Wenn die Märkte drehen, habe ich Opportunitätskosten und stärkere Verluste als wenn ich nicht verkauft hätte. Ich hab die Position dann nach und nach ausgebaut. Die Frage ist: Was ist einem diese Annahme wert? Für mich war die Sache recht eindeutig, für viele andere offenbar nicht, sonst hätten sie auch verkauft. War das nun Glück?

Die noch viel spannendere Frage: Die meisten EU-Börsen sind richtig abgesoffen. Der DAX ist bei fast -40% vom Allzeithoch. Der S&P500 "erst" bei sowas wie -28% (Stand jetzt) bzw. waren Freitag Abend bei -20%. Die USA sind noch nicht so stark betroffen wie Italien oder Spanien. Wird auch der S&P500 weiter runtergehen und lohnt es sich immer noch zu verkaufen, wenn man vor allem US-orientiert aufgestellt ist oder nicht? Ich warte mit Aktienkäufen jedenfalls erstmal noch ab, selbst wenn ich ggf. die ersten 10% vom Aufstieg verpasse.

Noch ein letzter Punkt: Leerverkäufe = Aktien von anderen leihen, um auf fallende Kurse zu setzen = "Shorting" = mehr als 100% Verlust möglich. Put-Optionen oder Put-Optionsscheine = Recht darauf, seine Aktien für einen bestimmten Preis zu verkaufen = maximaler Verlust 100%.


Emitter sagt am 18. März 2020

@18 gute Jahre

An besten sprechen wir in ein paar Jahren nochmal und Du sagst uns, ob Du den Wiedereinstigspunkt verpasst hast oder nicht.


18 gute Jahre sagt am 18. März 2020

@Tulpenmanie

Danke :)

Wer jetzt verkauft und auf fallende Kurse wettet wird natürlich sicher verlieren.

Das ist die große Frage. "Sicher" würde ich das nicht nennen. Ich hab jedenfalls aktuell noch 80.000€ an Puts auf den S&P500 laufen und überlege, die Position noch auszubauen. Allerdings hab ich ja schon Gewinne realisiert. Ich verzocke hier also maximal einen Teil der Gewinne und nicht mein sauer Erspartes.


Smartinvestor sagt am 19. März 2020

Taleb meint, dass das aktuell kein Black Swan Event ist sondern vorhergesehen und eher normal für das Zeitalter der Globalisierung. Vorausschauende Länder hätten sich gut darauf vorbereitet, wie z.B. Singapur:

Nassim on why the Coronavirus Pandemic is not a Black Swan
On March 18, 2020

Die globale Ausbreitung eines “antibiotic-resistant bacterium” könnte tatsächlich ein Black Swan werden.

M.E. noch ein Antrieb für die Disruption durch umfassende Digitalisierung, wenn diese Angst gezielt geschürt werden könnte und m.E. auch sollte. In der Finanzwelt vor 45 Jahren vom Übervater John Bogle durch Indexing mit Aktien begonnen und dann rund 10 Jahre später von den heroischen Quants Bill Dunn sowie Adam, Harding & Lueck (AHL) durch Trendfolge mit Futures fortgesetzt.

Eigentlich hat der Mensch die digitale Lösung der meisten seiner Probleme schon in der Schublade, aber nutzt sie nur nicht rechtzeitig. Stefan Waldhäuser vom DLF sieht es ähnlich optimistisch:

CORONA-CRASH – ÜBRIG BLEIBT EINE WELT, DIE NOCH DIGITALER IST

Ziehen wir uns zurück in eine von vielen irdischen Nöten und Arschlöchern befreite Angereicherte oder Virtuelle Realität (AR/VR).

Ich bin dabei, unterstütze und treibe diese Entwicklung nach Kräften mit meiner Digitalisierungs-Mission des einzig wahren reinen Alphas und Betas in der Finanzwelt seit über 20 Jahren und des besten Bindeglieds zwischen Mensch und Maschine, der Bots bzw. der virtuellen Assistenten, wie Alexa, seit fast 3 Jahren. Und zwar weil die eh überfällig sind und viele große Probleme lösen können.

Für introvertierte Tüftler wie mich ist diese innere Welt sowieso viel spannender, als die äußere der Oberflächlichkeiten und des Lug und Trugs.

Schöne neue digitalisierte Welt Dank Corona. Wer hätte das gedacht?

Virtuelle Investor-Grüße
Norbert ;-)


18 gute Jahre sagt am 19. März 2020

@Emitter

An besten sprechen wir in ein paar Jahren nochmal und Du sagst uns, ob Du den Wiedereinstigspunkt verpasst hast oder nicht.

Mir ist schon klar, dass der Wiedereinstieg die zweite Schwierigkeit ist und ich stimme dir zu, dass manche nach der Krise ab März 2009 viel zu lange gewartet und erhebliche Rendite verpasst haben. Entscheidend ist aber letztendlich die Gesamtperformance des Portfolios. Und ja, darüber können wir gerne in ein paar Jahren nochmal sprechen.


Geduld+Spucke sagt am 19. März 2020

@18 gute Jahre

Sah das Muster bei Apple + Corona denn anders aus, als bei anderen beinahe Kriesen der letzten Zeit? Hattest Du den Eindruck, daß die Börse eine Gefahr völlig ignoriert, während sie das in den meisten anderen Fällen nicht getan hat?


Matthias K sagt am 20. März 2020

@ smartinvestor

Ich muß dem Taleb da mal etwas widersprechen: Ein schwarzer Schwan ist nicht für alle schwarz.

Klar, Virenpandemien gab es schon früher, und manche haben so etwas auf dem Schirm. Singapur hatte erst vor einigen Jahren Erfahrungen mit SARS und daher Zeit und Motivation sich vorzubereiten. Ich selbst habe seit Beginn der Krankheit die spanische Grippe als Referenz zur Vorbereitung genommen (ich sehe mir stets alle denkbaren Realisierungspfade an und betrachte auch das Worst-Case-Szenario, ohne die Wahrscheinlichkeit zu betrachten. Don‘t fuck with the tails)

Andere hingegen haben ihren Theorien und Vorhersagen erlegen. Ja, in den letzten 100 Jahren gab es keine Pandemie dieser Größenordnung. Das es dieses Mal anders ist, ist ein klassisches Truthahnproblem.

Das Ifo-Ibstitut hatte vor 3 Monaten für dieses Jahr +1,1 Prozent Wachstum in Deutschland prognostiziert. Drei Monate später haben sie die Erwartung auf -1,5 Prozent korrigiert. Warum liegen die so daneben? Ich habe mir die komplette Prognose angesehen. Dutzende Seiten, der Ölpreis von 2021 wird berücksichtigt. (Prognostiziert für 2020: 62,7, Preis heute: 30!) Hunderte Variablen mit völlig unvorhersehbarer Entwicklung werden einfach vorrausgesetzt. Viele Unternehmen und Entscheider verlassen sich auf solche Scharlatane, die dann auch noch durch übertriebene Genauigkeit Sicherheit vorgaukeln und zu Risiken verleiten.

Was die Ifo-„Profis“ aber nicht in ihrem Modell vorgesehen haben, ist eine Pandemie. Und damit meine ich nicht mal die Pandemie selbst, sondern einfach unvorhersehbare Auswirkungen auf die globalen Geld- und Warenströme. Und die sind eigentlich nicht selten. Trumps Handelskrieg, der 11. September, die 2008er Krise. Die Erklärung des IFO-Instituts: „es wird die Abwesenheit von exogenen Schocks postuliert (Status-quo-Hypothese)“. Besser kann man das Versagen der Modelle nicht begründen: Es gibt offenbar keine Welt um die Modelle herum. Und da wo die platonischen Modelle dann zusammenbrechen, da entstehen schwarze Schwäne. Taleb verwendete in dem Fall kein solches Modell, deswegen ist es für ihn auch kein schwarzer Schwan.

Es ist auch etwas unklar: Er sieht auch einen multiresistenten Keim als Pandemie voraus. Wenn er es vorher sieht, ist es kein schwarzer Schwan mehr... Außerdem sind schwarze Schwäne Herdentiere, die kommen oft als Schwarm daher. Den Push für E-Learning, Home Office etc. in Folge globaler Ausgangssperren dürften nur wenige vorhergesehen haben. Wieder ein Fall wo ein zufälliges Ereignis die Technikgeschichte in eine andere Richtung treibt.

Ist aber interessant zu sehen, wie die Modelle der Wirtschaftswissenschaftler und anderer zusammenbrechen. Das durch eine Viruserkrankung in Asien Klopapier in Deutschland über Wochen nicht verfügbar ist, bilden die Modelle nicht ab. Da selbe gilt für Atemschutzmasken ( aus China!) Desinfektionsmittel und Intensivbetten. Sind die Trottel im Gesundheitsministerium nie auf die Idee gekommen, das es ab und zu Pandemien gibt?

Mir ist es recht, ich habe schon vor Jahren Notvorräte für das unbekannte Unbekannte angelegt und die Fragilität so minimiert. Gegen die wirtschaftlichen Folgen bin ich grundsätzlich gut abgesichert und freue mich über günstige Kaufkurse.
Und man kann aus solchen Ereignissen verdammt viel lernen.


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