Das haben die anderen diese Woche geschrieben (KW 13 / 2019)
Schon sehnlichst erwartet
Diese Artikel sind mir in dieser Woche in der deutschsprachigen Finanzblogosphäre aufgefallen.
Der Urlaub ist vorbei, der Vortrag auf dem Kapitalgipfel ist gehalten, das Geldfrau-Seminar lief gut. Normalität kehrt ein und der Regen klopft ans Fenster.
Die Freitagsliste ist zurück.
Frugalismus und Kinder? Geht doch! Der Frugalist wird Vater. Gratuliere!
Nachhaltig zahlt sich aus. Was tun? Nichts! Denn wenn Nachhaltig sich finanziell auszahlt, kommt das gute Gewissen von ganz alleine in Ihren 08/15-MSCI World. Die Dinger werden nicht umsonst jedes Quartal aktualisiert.
Echt jetzt, so schlimm?
Robo-Advisors? Braucht kein Mensch! - Meint zumindest "Atypisch/Still". Also still ist der Artikel, der Scalables VaR-Strategie angreift sicher nicht. Aber ist er auch atypisch oder voll auf den Punkt?
Nullzinsen für immer und ewig? Wenn ich solche Überschriften in der Vergangenheit zum Thema Aktien "Die Aktie ist tot" gelesen habe, dann war das Tal der Tränen durchschritten und die Kurse stiegen nach ein paar Monaten wieder.
Verkaufsseminar statt Anlageberatung – eine Bankerin erzählt: "Ich habe mich geschämt.". Das war schon 2010 so, wird heute nicht besser geworden sein.
Die Hochzins-Bauernfänger sind wieder am Start. Die BaFin ist mißtrauisch. Das Referat "Operative Missstandsaufsicht" ermittelt. Der Finanzwesir heute zynisch: "Lasst die gierigen Deppen doch ins offene "8-Prozent-bei-null-Risiko"-Messer laufen."
Philosophie-Camp
Klingen ziemlich eso, stimmen aber: Die weisen Sprüche des Inders.
Wer genug Geld hat, kann sich auch um die Nudeln kümmern. Die Ex-Studentin über die Freuden des passiven Anlegens.
Nicht hier, sondern da
Wenn die Putzfrau die Rendite ruiniert. Die Leiden eines Ferienwohnungs-Vermieters.
Arbeiten, wo andere Urlaub machen, der Finanzfisch hat es versucht und es klappt besser als erwartet. Also: Augen auf bei der Berufswahl!
Auf englisch
Bizarre Blüten im ETF-Preiskampf. In den USA versucht die Firma Salt Financial ihren neuen ETF mit folgendem DFeal an den Mann zu bringen: "Für jede 1.000 Dollar, die Du investierst, zahlen wir Dir 50 Cent." Der ETF selbst ist gebührenfrei.
ETFs sind auch keine Lösung Aus dem Abstract dieser Studie von 2017:
"Using data from a large German brokerage, we find that individuals investing in passive exchange-traded funds (ETFs) do not improve their portfolio performance, even before transaction costs. Further analysis suggests that this is because of poor ETF timing as well as poor ETF selection (relative to the choice of low-cost, well-diversified ETFs). An exploration of investor heterogeneity shows that though investors who trade more have worse ETF timing, no groups of investors benefit by using ETFs, and no groups will lose by investing in low-cost, well-diversified ETFs."
Der Finanzwesir sagt: Wasser auf meine Mühlen! Nicht handeln und vor allem nur die Brot&Butter-Indizes kaufen. Diese Studie zeigt es mal wieder. Die ganzen Smart-Beta- und Sektor-Wetten lohnen sich nicht.
- Mehr ETFs = mehr Meinung
- Mehr ETFs ≠ mehr Rendite
Not Caring: A Unique and Powerful Skill. Auf Deutsch: Alles egal!
Meine Rede seit Olims Zeiten: "Ich habe keine Ahnung und es ist mir egal, weil es unwichtig für mein Leben ist".
Oder wie Einstein sagte: "Nicht alles was man zählen kann, zählt."
(awa)
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Kommentare
CarstenP sagt am 29. März 2019
"Not Caring: A Unique and Powerful Skill"
Ein schöner Artikel, Danke für den Link, den verlinkten "Ironies of Luck" Artikel fand ich auch lesenswert.
Das ist natürlich Wasser auf meine Mühlen, dass die Alpha-Jagd für die meisten Leute Zeitverschwendung ist:
The extreme tails of intelligence are rewarded. But merely high intelligence rarely is because there are many so smart people chasing the same thing – outperformance – with intelligence learned from the same schools and firms. Smart is not a unique skill. That’s why so many smart people don’t outperform.
Covacoro sagt am 01. April 2019
Lieber Finanzwesir,
die Studie untersucht doch auch, wie "Nicht handeln und vor allem nur die Brot&Butter-Indizes kaufen." abgeschnitten haben.
Verwendet wird der MSCI World und nicht handeln würde ich mit Buy & Hold übersetzen. :-) War das Resultat im Panel A zu verwirrend, um es zu zitieren und etwas Wasser in den Wein statt auf die Mühlen zu gießen?
Grüße Covacoro
Auf dem Blog von Covacoro gibt es hierzu diesen Artikel: Kein Erfolg trotz ETFs
Smartinvestor sagt am 02. April 2019
Das Wasser dieser Freitagsliste scheint hier alle Mühlen zu drehen. Denn was könnte meine einzigartigen Alpha-Mühlen persistenter drehen als solche treffenden Weisheiten:
“I think you’re getting paid back for being willing to appear foolish on a scale that probably that no one in history has ever been willing to appear before."
Und diese Warnung an alle, die sich immer noch auf Dogmen ausruhen, kann ich nur nachdrücklich unterschreiben:
"The only thing more dangerous than a view that changes on a dime is a view that hasn’t changed in decades."
In der Tat ein sehr schöner Artikel. Danke für den Link zu "Ironies of Luck"!
Denn dieses Gefühl, dass mein reines Alpha reine Ironie ist, lässt mich schon länger nicht mehr los. ;-D
Joerg sagt am 03. April 2019
Hi Hans-Juergen(Covacoro)
so eine Studie HEUTZUTAGE waere mal interessant.
Mit Daten vom Zeitraum 2005-2010 (nur diese gingen in die Studie ein?!) gibt's m.E. drei grosse "Schade-aber-auchs":
- es gab im Zeitraum vergleichsweise wenige ETFs (v.a. indexchange=iShares), das war was fuer Insider
- es gab damals keine Sparplankultur, wie sie dann nach 2010 einen "Siegeszug" in D angetreten hat, der noch andauert
- es gab keinen ETF-Breitensport wie heute mit zahlreichen qualitativ hochwertigen Blogs, wie Finanzwesir, Geldbildung, Freiheitsmaschine, Frugalisten, Zendepot, usw die die noetige Finanzbildung unter's Volk bringen
In der Sache sind wir ganz bei dir: man kann auch mit "Allrad-Antrieb" im Graben landen.
Der groesste Feind des Anlegers ist immer er selbst.
Zu lernen bei Panik an der Boerse zu zukaufen statt zu verkaufen ist eben erst mit der Zeit und nicht mit Paper-Trading moeglich.
Deshalb lieber unvollkommen anfangen ("das grosse Egal"), statt eloquent zu prokrastinieren ;-)
Von mir selbst aus (gut nur ein Einzelfall) kann ich alle Punkte im Paper unterstreichen. Fast alle beschriebenen Fehler habe ich selber durchlebt:
Zuerst nur Einzelaktien, dann teure Fonds, dann zu wenig oder falsche ETFs (Dividenden-Fokus, Sektor-Wetten, nicht breit genug) sowie Market-Timing ;-)
Aber mit der Zeit immer passivistischer geworden und: "kaum macht man's richtig - schon klappt's" :-)
breite Index-ETFs (WORLD, EM, ACWI) sind tolle Allrad-Vehikel, die das Anlegen per se
- sicherer machen (keine falsche Einzeltitelauswahl, sondern sofortige Diversifikation),
- guenstiger sind (keine Spesen/Steuern durch Wechselkaeufe noetig) und v.a.
- steuerlich seit 2018 bonifiziert (nur 18,5% Steuern auf Ausschuettungen und Kursgewinne, statt 26,4% bei Aktien)
LG
Joerg
Was genau meinst du zeigt das Paper sonst noch (https://papers.ssrn.com/sol3/Delivery.cfm/SSRN_ID2812537_code1328174.pdf?abstractid=2022442&mirid=1), was mir entgangen sein koennte?
Smartinvestor sagt am 04. April 2019
@ Covacoro
"War das Resultat im Panel A zu verwirrend, um es zu zitieren und etwas Wasser in den Wein statt auf die Mühlen zu gießen?"
Was für eine Frage? Das Resultat im Panel A besagt:
"Einerseits wie ein Buy-und-hold Portfolio der jeweiligen ETFs abgeschnitten hätte, wo auf das Traden komplett verzichtet wird. Die Antwort: immer noch 0.8% schlechter als die Benchmark, das Trading erklärt also 2/3 der beobachteten Minderrendite von 1.2%."
Legal & General, die spezielle ETFs aufgelegt haben, die diese vermeintlichen "Trading-Verluste" durch optimiertes Timing der ETF-Neugewichtung vermeiden, werben (!) hingegen nur mit 1/10 der o.a. Werte:
"Anders gesagt verloren Anleger, die erst am Tag der Indexneugewichtung Transaktionen vornahmen, potenziell bis zu 6,5 Basispunkte an Performance. Sie hätten diesen Verlust aber eventuell verringern können, wenn sie das hohe Tradingvolumen an den Neugewichtungsterminen vermieden hätten."
Da man wohl davon ausgehen kann, dass niemand die ungünstigsten Daten zum Werben verwendet und Ineffizienzen, die man sehr einfach ausbeuten kann auch fast vollständig ausgebeutet d.h. eliminiert werden, kann man wohl davon ausgehen, dass die 10-fachen Werte für die internen Trading-Verluste auf ETF-Ebene oben (so habe ich die Infos unter dem o.a. Link jedenfalls verstanden, ansonsten bitte um erläuternde Hinweise) entweder simple Komma-Fehler sind oder schlecht abgeschätzt wurden.
Oder welche nachvollziehbare und belastbare Erklärung gibt es sonst für solche eklatanten Unterschiede?