24. Juni 2016


Das haben die anderen diese Woche geschrieben (KW 25 / 2016)

Diese Woche sind mir diese Artikel der deutschsprachigen Finanzblogosphäre aufgefallen.

Börse

Extreme Zeiten an den Finanzmärkten ‒ Staatsanleihen unter Null.

ETF versus Indexfonds – Fast gleich und doch verschieden.

Fintech plus Big Data, das Startup Yukka Lab analysiert Nachrichten. Für mich ein weiterer Grund als Privatanleger auf "passiv" zu setzen.

Digitaler Hedge-Fonds gehackt? GAU beim Ethereum-DAO (Teil 1). Dann doch lieber Gold?

Immobilien

"Aber mieten ist auch scheiße" – Warum wir uns für ein Eigenheim entschieden haben.

Beinahe im Hausboot gelandet ‒ So wohnt man in Großbritannien.

Die Sache mit der Steuer: Warum Reiche reicher werden und Arme arm bleiben ‒ oder: wie man eine Wohnung auf Neubaustandard (fast) geschenkt bekommt.

Lebensstil

Kommt ein Mann in die Drogerie…

Gewogen und für zu leicht befunden: Mit Coupons am Klopapier sparen.

Big Data

Zwei Welten: Banken lieben Firmen wie Meltwater, weil sie mit diesen Tools Social Media Monitoring betreiben können. Die ge-socialmonitorten ‒ auch Influencer genannt ‒ hassen es.

(awa)

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Kommentare

Petra Wolff sagt am 24. Juni 2016

"Gewogen und für zu leicht befunden" gefällt mir super als Titel - besser als mein Original. Made my day! Danke ;) P.


Joerg sagt am 24. Juni 2016

BREXIT "An Tagen wie diesen ..." Warum nicht aktiv Passiv-Investieren / den Einstandspreis verbilligen?
Oder "weshalb der Freihandel ein Segen fuer Privatanleger sein kann"
So geht's:

  1. Geld fuer Investments auf dem Tages-Geld-Konto liegt bereit
  2. Wertpapier-Kredit beim Online-Broker ist eingeraeumt (idR kostenlos, aber Kreditfaehigkeit / Depotgroesse / Historie ist hilfreich)
  3. Vor 9:00 Uhr im Freihandel zB bei Tradegate kaufen, weil dort "die anderen" Stop-Los-Order (vermeintliche Absicherung) oder Ohne-Limit-Verkauf-Order eingestellt haben (zB weil sie auf ein Bri-Main gehofft hatten). Dies fuehrte heute bei Tradegate zu einem Angebot eines meiner Sparplan-ETFs zT weit unter dem fairen Wert (gestern abend bei 68,50 EUR/St) heute 8:30 Uhr Comstage Stoxx600 (ETF060) fuer 57,50 EUR/St Dabei bewegten sich die Kurse an der Boerse lediglich zwischen 61,510 / 64,110 EUR (24.06.2016 9:00-15:00 Uhr) http://www.boerse-frankfurt.de/etp/ComStage-STOXX--Europe-600-NR-UCITS-ETF-LU0378434582
  4. Gewuenschte Stueckzahl kaufen
  5. vom Tagesgeld das noetige Guthaben an den Online-Broker ueberweisen (dauert 1-2 Tage)
  6. Geld ist rechtzeitig beim Broker, ohne dass Zinszahlungen fuer den Wertpapier-Kredit anfallen
  7. Einstandskurs der Sparplananteile wurde ordentlich verbilligt

Ich investiere passiv (Sparplaene) aber Gelegenheiten wie diese versuche ich aus zu nutzen.
Meistens habe ich ein paar Abfisch-Kauf-Orders bei zB Tradegate platziert, um von einer ploetzlichen Panik der anderen zu profitieren.
Fuer das Erreichen von Sparzielen zaehlen nur zwei Dinge, moeglichst tiefer Einstandspreis, moeglichst viele Stuecke in minimaler Zeit, oder?


Dummerchen sagt am 24. Juni 2016

Hallo Joerg,
ja, ja. Das Market-Timing aka "Ich weiß genau, dass es bald rauf/runter gehen wird" ist schon eine verführerische Sirene. Vermutlich hört jeder von uns die Sirenenklänge hin und wieder - ich bin da eher der Typ Odysseus und lass mich von den Gefährten an den Mast binden und die Ohren mit Wachs verschließen.
Ganz konkret heißt das: Ich weiß, dass gestern/heute Brexit war/ist und dass es an den Börsen gerumpelt hat. Wie es meinem Depot geht, ist mir egal - keine Ahnung, wie stark es bei mir runtergegangen ist.
All zu viel kann es nicht sein, selbst bei 10% Rückgang, trifft es mich nicht mit voller Wucht. Das Leben geht weiter und in ein paar Woche/Monaten werden die beiden ehemaligen Partner (EU/GB) die Fragen eines Paartherapeuten beantworten müssen:

  • Wie konnte das passieren?
  • Was können wir tun, um zukünftig daraus unsere Lehren zu ziehen?
  • Wie wollen wir zukünftig miteinander umgehen?

Und dann wird sich die Erde weiter drehen und die Börsenkurse weiterhin vor sich hin zappeln.

Ob Dein Vorgehen jetzt klug oder dumm war, weiß kein Mensch. Du scheinst recht stolz zu sein, dass Du nun zu diesen Kursen gekauft hast - vielleicht warst Du aber auch voreilig.
Vielleicht rumpelt es in den nächsten Wochen erst so richtig, wenn England nicht nur bei der EM von einem kleinen Fussballzwerg (Wales) düpiert wird, sondern auch noch die Schotten und Nordiren herumzicken.
Oder es kommt zu noch größeren europäischen Problemen. Dann wird vielleicht jemand, der erst beim Über-/Unterschreiten von Rebalancing-Schwellen vom Tagesgeld umschichtet, das glücklichere Händchen haben. Vielleicht hast Du aber auch genau den kleinen Peek nach unten getroffen und das Horten von niedrigverzinstem Tagesgeld war doch eine gute Idee.

Bei Deinem Vorgehen muss man sich auch immer bewusst machen, dass der Hebel in der Geldmenge liegt, mit der Du Nachkäufe tätigst.
Wenn die Tagesgeldreserve nur 10% des Depotwerts ausmacht, ist der positive Effekt genauso klein, wie der vorherige Verlust durch Nichtinvestition und Anlage auf 0-1%-Niveau.
Hast Du 50% im Tagesgeld, ist der Hebel schon deutlicher, aber das Warten auf solche "Tage wie dieser" hat ähnlich negative Auswirkungen, wenn der Tag einfach nicht kommen will. (Manche stehen ja seit 2010 mit dem Geld am Spielfeldrand und warten darauf, dass es endlich wieder an den Börsen crashed - schließlich sind diese Höchststände ja zum Crashen verdammt...)

Also, schauen wir in die Zukunft und warten ab, was passiert. Ich habe es aufgegeben, die Glaskugel herauszuholen. Meine ist dauerhaft kaputt.

Dummerchen


Joerg sagt am 25. Juni 2016

Ansparplan-Puristen vs Gelegenheitskaeufe & Ansparplan
oder "Warum Dummerchen immer recht hat und Joerg ein stolzer Pfau ist :-)"

Ob ein Investmentzeitpunkt "guenstig" war, laesst sich stets nur im Rueckblick feststellen.
Ganz grob: steigen oder stagnieren die Kurse in 80% der Zeiten und in 20% der Zeiten fallen sie (solange die Weltwirtschaft, die Bevoelkerung, der Wohlstand, die Unternehmen wachsen ...).
Wenn in der naeheren Zukunft die Kurse weiter fallen, war mein Investment zu frueh; wenn sie steigen oder stagnieren: war es eben Glueck.

Ich wollte einen Weg aufzeigen, wie die Einstandskurse in den Sparplaenen weiter gesenkt werden koennen.
Bestimmt hat der ein oder andere neben den Sparplaenen Tantiemen, Zuwendungen, Rueckzahlungen, bei denen er sich fragt, wie/wann Anlegen?

Die Gelegenheiten (Opportunitaeten) ergeben sich besonders an Tagen mit Marktverwerfungen.
Durch das Einstellen von Ordern bei ausserboerslichen Plattformen hat man die Chance, als Privatanleger besonders zu profitieren (als Gross-Anleger nicht, weil die Volumina nicht erhaeltlich sind).

Ich konnte gestern eine Einstandskursverbilligung ergattern (Jaeger&Sammler-Trieb) der mit Sparplan-Sparen nicht moeglich ist, weil andere Marktteilnehmer ohne Limit verkauft haben.
Das letzte Mal war ein aehnlicher Kurs fuer ETF060 im Okt.2014 moeglich. Damals hatte ich aber das Geld noch nicht. Jetzt konnte ich zu Kursen von vor 19 Monaten einsteigen. Darueber bin ich froh.

Mein Beitrag sollte weniger auf die Frage des Investmentzeitpunkt/Frequenz abzielen, sondern auf die Moeglichkeit als Privatanleger von Marktverwerfungen zu profitieren (auch bei ETFs, die normalerweise nahe am Netto-Inventar-Wert gehandelt werden - "sollten").


Florin S. sagt am 26. Juni 2016

Auch wenn Dummerchen selbstverständlich Recht hat, halte ich Joergs Weg für "die goldene Mitte" aus Sparplan und dem investieren von sonstigen Reserven (Die Meisten haben monatlich sicherlich etwas mehr über als sie in ihren Sparplan investieren - dieses Geld kann man in solchen "Krisen" sicherlich gut einsteigen lassen.) Da diese starken Schwankungen (größtenteils) aus Emotionen bestehen und keinen "fairen Marktwert" darstellen, lässt sich zumindest günstiger einsteigen, als kurz zuvor.
Jedoch: Alles läuft wieder auf die berühmte Glaskugel hinaus. Keiner kann etwas vorhersehen - fallen die Kurse morgen um 50% oder überwiegen doch wieder die Investmentbanker, die niedrige Kurse wittern und die Kurse nach oben drücken?

Ich für meinen Teil kann jedoch sagen, dass ich in etwa um meinen 18. Geburtstag herum einsteigen wollte und in dieser Woche sehe ich mich immerhin mit einem überraschend angenehm, günstigen Einstiegszeitpunkt konfrontiert. Bis letzte Woche hätte ich noch einen Aufschlag in Höhe von ca. 3,5% auf das Startkapital meines Musterdepots (welches umgesetzt wird) gezahlt.
--> Krisen sind in meinen Augen zumindest ein guter Zeitpunkt für Einmalanlagen, die sich zusätzlich angesammelt haben. (Nicht zu vergleichen mit absichtlich darauf sparen.)

Grüße
Florin


Olek sagt am 27. Juni 2016

"Vermutlich hört jeder von uns die Sirenenklänge hin und wieder - ich bin da eher der Typ Odysseus und lass mich von den Gefährten an den Mast binden und die Ohren mit Wachs verschließen.
Ganz konkret heißt das: Ich weiß, dass gestern/heute Brexit war/ist und dass es an den Börsen gerumpelt hat. Wie es meinem Depot geht, ist mir egal - keine Ahnung, wie stark es bei mir runtergegangen ist."

Odysseus ließ sich zwar an den Mast binden, aber das befahl er, weil er als einziger dem Schiff die Ohren nicht mit Wachs verschlossen hatte. Übertragen auf "Kurse runter/rauf" hieße der Odysseus-Weg also: Ich tu' es mir an - ich lausche zwar nicht den verführerischen Sirenen, ich schaue mir aber an, was mein Portfolio in einer Krise macht.
Von Freitag an hatte ich bis Montag eine Zwangspause, in der ich konkret nicht nachvollziehen konnte, wie es in Gewinn und Verlust bei mir aussieht. Eben habe ich nachgeschaut und bin erleichtert - gar nicht mal so schlimm.

Was ich meine, ist: Vielleicht gibt es Menschen mit anderer Psyche als mich, die ihr Depot einfach liegenlassen und nicht draufschauen. Ist vielleicht auch am gesündesten, um sicher zu gehen, dass man nicht aktiv wird, sondern das Portfolio in Ruhe lässt.
Ich kann das nicht, zumindest nicht bisher, diese Ignorieren und bewusste Nicht-Wissen. Aber nach meinem Verständnis ist doch das Entscheidende: dass man seinen passiven Ansatz beibehält, oder? Das man auch nach einem Brexit nicht hektisch wird mit Traden und so. Allerdings würde es mich noch (ich bin noch ETF-Frischling - Anfang im Dezember 2015) total kirre machen, keine konkreten Zahlen vor mir zu sehen, wenn es rummst.
Wenn ich es dann weiß, so wie zum Jahreswechsel 2016 oder jetzt beim Referendum, dann kann ich mich bewusst dafür entscheiden: "Jetzt bleibe ich untätig. Schön." Ist aber sicher eine Mentalitätsfrage.


Finanzwesir sagt am 27. Juni 2016

Hallo Olek,

"Ist aber sicher eine Mentalitätsfrage."

Nicht nur, das kann man auch trainieren. ;-)

Mein Brexit:

  1. Ich habe gar nicht genau gewußt, wann die Abstimmung ist. Ich dachte, es wäre an einem Wochenende. So halt, wie das bei uns in Deutschland mit Wahlen und Volksabstimmungen geregelt ist.
  2. Am Freitag haben wir um 7:00 Uhr früh Besuch aus Übersee bekommen, der genau 24 Stunden Aufenthalt hatte. Das bedeutete für mich: Die Freitagsaktivitäten Newsletter und Linkliste müssen am Donnerstag fertig sein. Während ich die Blogs bezüglich der Linkliste abgraste, kam auf Twitter was vorbei wegen Brexit. Hä? Heute? Kurz bei ZEIT Online nachgeschaut, tatsächlich der Brite brexitet am Donnerstag. Na ja, warum nicht. Die Briten waren schon immer etwas speziell.
  3. Schön, das kann mich jetzt aber nicht aufhalten. Also weiter alles an den Start gebracht. Musste zackig gehen, denn Abends großes Grillen bei Freunden. Dort Brexit kein Thema, um 0:30 Uhr nach Hause gekommen. Hicks!
  4. Besuch aus Übersee ist da. Hamburg zeigen, Grillen, bis in die Puppen reden. Sorry, keine Zeit für Brexit.
  5. Samstag: Jetzt aber endlich Brexit! Nö, keine Zeit, muss Wochenendeinkauf machen, Regenrinnen sauber machen, im Garten kruschteln. Aber Abends, Herrgott, irgendwann muss doch mal Zeit für den Brexit sein. Nee, sorry, Staffelfinale "The Night Manager" (kann ich nur empfehlen, Dr. House spielt einen fiesen Waffenschieber).
  6. Sonntags, bitte, bitte, endlich Brexit. Auch keine Zeit. Die Tochter kommt vom freiwilligen sozialen Jahr aus Übersee zurück. Was geht mich der Brexit an, wenn meine Tochter kurz vorm Ziel im Münchner Flughafen festhängt. Darüber muss man sich aufregen. Ich! will! meine! Tochter! sehen!
  7. Und jetzt ist Montag und ich bereite die nächsten Podcasts vor und schreibe diesen Kommentar. Dieser dödlige Brexit wird noch etwas warten müssen.

Jetzt sag mir: Woher soll ich die Zeit nehmen, in mein Depot zu gucken? Ich bin ein vielbeschäftigter Mann ;-)

Gruß
Finanzwesir

PS: Mein persönlicher Brexit-Tipp ist: Schrödingers Katze, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%B6dingers_Katze Die Briten werden aus der EU austreten und gleichzeitig Mitglied sein. Politik und Juristen werden sich schon einen dialektischen Quatsch ausdenken, wie sie das hinbekommen.
Und während dessen fließt die Themse weiter, es werden weiterhin deutsch-britische Ehen geschlossen und Container gehen von Calais nach Dover und wieder zurück. Life goes on...


Dummerchen sagt am 27. Juni 2016

@Florin S.: Ja, natürlich kann man auch überschüssiges Geld dann investieren, wenn man glaubt, es sei gerade "die" Gelegenheit gekommen. Für mich ist das nichts. Da muss ich zuviel überlegen "Sind das jetzt gerade wieder Kaufkurse? Sollte ich noch warten, bis die Russen die Krim angreifen/die Griechen grexiten/Donald Trump gewählt wird/....?" Irgendwas gibt es immer als mögliches Argument, noch zu warten. Daher investiere ich, wenn ich das Geld habe. Da wird nichts für günstige Momente zurückgehalten. ("Investieren" heißt nicht, dass grundsätzlich alles in Aktien landet, auch die Anlage in Anleihen/Festgelder/Sparpläne/Tagesgeld ist für mich investiertes Geld. (Stichwort: kontinuierliches Rebalancing))

@Olek: Du hast selbstverständlich recht. Da will man einmal mit seinen Kenntnissen über griechische Mythologie angeben und dann das. Peinlich - soviel zum Thema "Dummerchen"...
"Ich kann das nicht, zumindest nicht bisher, diese Ignorieren und bewusste Nicht-Wissen. Aber nach meinem Verständnis ist doch das Entscheidende: dass man seinen passiven Ansatz beibehält, oder? Das man auch nach einem Brexit nicht hektisch wird mit Traden und so."

Genau. Das ist das Entscheidende. Nix tun, Füße still halten, locker bleiben.

"Allerdings würde es mich noch (ich bin noch ETF-Frischling - Anfang im Dezember 2015) total kirre machen, keine konkreten Zahlen vor mir zu sehen, wenn es rummst."

Aber warum hilft Dir dann der Blick ins Depot? Um zu sehen, dass es "doch nicht so schlimm" ist? So als Beruhigung? Was machst Du denn, wenn es "doch mal so schlimm" wird? Wenn Dich tiefrote zweistellige Negativrenditen angrinsen? Dann in Panik geraten? Wohl eher nicht...

Ich habe den 2008/2009-Crash ziemlich entspannt überstanden, weil ich gar nicht wusste, wie blöd es im Depot tatsächlich aussah. Ich hätte aber auch nichts machen können, selbst wenn ich mehr gewusst hätte. Im Minus verkaufen, kam (und kommt) für mich niemals in Frage - also Augen zu und durch. Vielleicht bekommst Du diese Gelassenheit mit zunehmender Anlagezeit auch noch - bist ja noch nicht so lange dabei.

LG
Dummerchen

(der gewiss nicht immer recht hat und dies auch nicht für sich beansprucht - ansonsten hätte er sich einen anderen Namen gegeben: "Schlaubi Schlumpf", oder so...)


Olek sagt am 28. Juni 2016

Lieber Finanzwesir,

"Life goes on..."

letzte Woche war ich für zwei Tage in einer Facebook-Gruppe angemeldet, die sich über Aktien austauscht. Am Morgen nach dem Referendum erscholl der Schlachtruf: "Juchu! Billige Aktien!" - und danach herrschte nur noch Gier, mit Kommentaren wie "Ich fühle mich wie ein Kind im Süßwarenladen." Das war so engstirnig, dass ich mich gleich wieder abmeldete, denn der EU-Austritt der Briten hat ja vor allem auch eine politische Dimension, und die finde ich sehr, sehr betrüblich. Der Brexit lässt sich ja nicht nur durch die Brille betrachten, wie die Kurse gerade stehen.

Aber so meinst Du das nicht. Du bist der Finanzwesir. Du hast Überblick und verweist auf die langfristige Sichtweise. Damit hast Du vollkommen recht, ebenso wie Du Deinen Titel zu recht trägst. Und trotzdem habe ich ein klein wenig Bauchschmerzen, wenn Du schreibst: "keine Zeit für Brexit". Dass Dir Deine Tochter wichtiger ist, und dass "Was geht mich der Brexit an, wenn meine Tochter kurz vorm Ziel im Münchner Flughafen festhängt." ein Bezug auf das humorvolle 68er-Zitat zu Vietnam ist - alles klar. Trotzdem kann ich den Brexit nicht allgemein-abgeklärt betrachten. Dazu bin ich zu sehr überzeugter Europäer.

Liebes "Dummerchen",

vorab: Du hast es voll raus. Of course. Ich kenne Dich ja nicht nur aus diesem Blog, sondern auch aus anderen. Chapeau.

"Aber warum hilft Dir dann der Blick ins Depot? Um zu sehen, dass es "doch nicht so schlimm" ist? So als Beruhigung? Was machst Du denn, wenn es "doch mal so schlimm" wird? Wenn Dich tiefrote zweistellige Negativrenditen angrinsen? Dann in Panik geraten? Wohl eher nicht... (...) Ich hätte aber auch nichts machen können, selbst wenn ich mehr gewusst hätte. Im Minus verkaufen, kam (und kommt) für mich niemals in Frage - also Augen zu und durch."

In Mafia-Filmen gewährt der Killer dem Opfer ja manchmal eine Gnade: "Soll die Kugel Dich überraschen, oder willst Du es kommen sehen?" Ich will es kommen sehen. Ich will im Extremfall wissen: "Gut, mein Depot ist gestern um 50 % abgestürzt. Und ich tu' trotzdem nichts." Wobei das Trotzdem ja Quatsch ist. Denn gerade dann würde ich ja auch niemals verkaufen, im Minus. Der Unterschied zu Deiner Betrachtungsweise scheint mir nur zu sein, dass mein Motto lautet: "Augen auf und durch!" Aber vielleicht haben Du und der Finanzwesir wirklich recht, und ich brauche mehr Gelassenheit mit dem Portfolio. Dazu passt, dass mein Lieblingsartikel in diesem Blog der mit dem jungen Kung-Fu-Schüler ist, der die ganzen coolen Moves lernen will und sie dann scheinbar vergisst (an dieser Stelle: Wie ist es eigentlich mit der jungen Pu-Yi oder so weitergegangen?) - "Die Mischung ist egal" heißt er, glaube ich.

Jedenfalls herzliche Grüße an Euch beide. Ihr seid echt gut.

Olek


Finanzwesir sagt am 28. Juni 2016

Hallo Olek,
na, dann mach doch einfach so weiter wie bisher. Das paßt zu Dir in der aktuellen Situation. Jetzt warten wir mal ein paar Jahre ab und dann kann es gut sein, dass Du die Dinge gelassener siehst.
Irgendwann ist der Reiz des Neuen auch verflogen und man geht auf Autopilot. Der eine früher, der andere später, der dritte nie ;-)
Du mußt da den für Dich passenden Wge gehen, weder Dummerchen noch ich können da ein Vorbild sein. Das einzige, was wir zeigen können ist: "Es geht auch anders". Aber ob Du dieses "anders" für Dich akzeptierst, ist Deine Sache.

Was den Brexit als politische Aktion angeht: Darüber kann und sollte man natürlich nachdenken. Aber nicht heute und nicht morgen. Da warten wir bis nach den Sommerferien ab. Dann hat sich das ganze hysterische Gequatsche der Presse gelegt und auf einem Blog liest man dann eine intelligente Analyse, die einem weiterhilft.
Aktuell können doch alle nur spekulieren. Damit muss ich mich nicht beschäftigen. Die politische Dimension des Brexit ist wichtig, die Auswirkungen auf die Finanzmärkte sind belanglos. Schon Kostolany wußte: "Politische Börsen haben kurze Beine."

Gruß
Finanzwesir


Nico sagt am 29. Juni 2016

Inwieweit ist der Artikel "ETF versus Indexfonds – Fast gleich und doch verschieden" auch für Deutschland zutreffend? Bei uns gibt es ja z.B. nicht diese Stempelsteuer...


Finanzwesir sagt am 29. Juni 2016

Hallo Nico,
bis auf die Stempelsteuer sind das alles Produkteigenschaften. Die gelten hier wie dort.

Gruß
Finanzwesir


Hartmut sagt am 20. Juli 2016

Hallo!

Was mich umtreibt: lohnt Market Timing auf taktischem Level?

Meinen Lieblings-ETF gibt es bei meiner Bank nicht als Sparplan. Autopilot ist also nicht einfach möglich.

Ich will etwas Geld in meinen Lieblings-ETF anlegen, und der Briefkurs ist bei 42€.

Wenn ich eine Kauforder ohne Limit abgebe, muss ich damit rechnen, dass ich in eine der von Jörg beschriebenen Fallen hineinlaufe, und zu einem nicht marktgerechten Kurs kaufe. "Man ordert nur mit Limit", habe ich mal als Faustformel gelesen.

  • Biete ich 42? Die anderen finden gerade 42 zu hoch und bieten 41,xy
  • Biete ich 42.5 -- ich will den Abschluss heute und bin bereit dafür etwas mehr zu zahlen als andere?
  • Vertraue / spekuliere ich darauf, dass diese Kurse immer um einen oder zwei Prozent wackeln und biete 41,6? 41,2? auf das Risiko hin, dass es in den nächsten Tagen nur aufwärts geht und die Order nie ausgeführt wird?

Wie seht ihr das?
Hartmut


Joerg sagt am 20. Juli 2016

Hallo Hartmut,

bei geoeffneten Boersen (9:00-17:30) und Kauf ueber einen normalen Broker (Comdirect, Onvista, Consors etc) bekommst du i.d.R. einen fairen Preis bei einer Market-Order (= Kauf zum naechsten Kurs).
Wenn keine kostenlosen Sparplaene bei Deiner Bank vorhanden: warten bis ca. 1-2.000 EUR zusammen gekommen sind (damit Kaufkosten prozentual nicht mehr als 0,5-1% ausmachen) und regelmaessig alle 1-4 Monate kaufen.

Das mit den Limits in den Markt legen, ist eher was um zusaetzliche Gelder "unterzubringen" und wenn du schon ein paar Erfahrungen an der Boerse gesammelt hast...

Nur Mut.


Finanzwesir sagt am 20. Juli 2016

Hallo Hartmut,
meine Meinung: Nein, für Buy&Hold ist es unwesentlich, ob Du zu 41,80 € oder 42,20 € gekauft hast.
Um welche Summen handelt es sich denn absolut? Wenn Du rund 2.000 Euro anlegen willst und deshalb 45 Stück orderst, sieht das so aus:

  • 45 /* 41,8 € = 1.881 €
  • 45 /* 42,2 € = 1.889 €

Delta: 18 Euro. Ist das den Aufwand wert? Limit eingeben, lauern, eventuell alles erneut eintippen. Und vor allem: Den Kopf nicht frei haben, sondern diesen Job immer im Hinterkopf mitschleppend.
Du musst entscheiden, ob es Dir das wert ist.
Ich kaufe während Börsenzeiten, zu den Kursen die da sind und fertig. Ich will das vom Tisch haben.

Gruß
Finanzwesir


Hartmut sagt am 21. Juli 2016

Lieber Jörg, lieber Finanzwesir,

vielen Dank für Eure Einschätzung. Als wichtigen Hinweis nehme ich "während der Börsenzeiten" mit. Ihr habt das beide explizit erwähnt.

Als ich heute nach der Order geschaut habe, war sie ausgeführt und ich musste sie gar nicht mehr auf "ohne Limit" ändern.

Nächste Runde im September, wenn alles normal läuft.

Viele Grüße
Hartmut


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