Podcast: Aktienanalysen - Der Finanzwesir rockt, Folge 55
Der Finanzrocker ist Unilever-Aktionär, deshalb schäumt er sich nach dem Aufstehen unter der Dusche mit dem "Cookie & Leather"-Duschgel von Axe ein. Nach dem Duschen beduftet er sich mit einem Deo von Rexona und putzt sich die Zähne mit Signal-Zahncreme.
Beim Frühstück surft er auf Facebook, stöbert bei Amazon oder schreibt eine E-Mail via Google Mail. Dann zieht seine Adidas-Turnschuhe an und fährt zur Arbeit.
Aber wie kommt der Rocker zu seinen Aktien? Kauft er einfach was er kennt und was ihm gefällt?
Mitnichten. Zwar schwört auch er auf Buffets
"Kaufe nur Aktien eines Unternehmens, dessen Produkte du auch verstehst."
Aber das Verständnis kann man sich ja auch aneignen. Der Finanzrocker nutzt dazu die Unternehmensanalyse, die Branchenanalyse und die Kennzahlenanalyse. Im Podcast erklärt er, wie der da genau vorgeht.
Seine Beispiele Chipotle Mexican Grill, Fuchs Petrolub und CVS Health.
Der Finanzwesir schlägt den Kauf von Federal Mogul vor. Begründung: Cooler Name. Der Finanzrocker lehnt entrüstest ab und verweist auf die Analysen, die die Götter vor den Kauf gesetzt haben, denn
"Hast Du die Aktie nur aus einer Laune heraus gekauft oder aufgrund irgendeiner Empfehlung in einem Aktienforum oder Facebook, hast Du null Verständnis für den Wert und wirst es bei einer Korrektur verkaufen.
Finanzrocker
Wenn es um die Kennzahlenanalyse geht schaut der FInanzrocker besonders auf die Gewinnstabilität. Diese Kennzahl läuft zwischen minus und plus eins und zeigt an, wie sich der Gewinn in den letzten Jahren entwickelt hat. Dreht die Gewinnstabilität ins Minus heißt es aufpassen.
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Die fundamentale Aktienanalyse. Die fundamentale Aktienanalyse greift auf makroökonomische und unternehmensspezifische Daten, wie zum Beispiel die Gewinn- und Verlustrechung oder die Bilanz zurück. Der Fundamentalanalyst geht im Wesentlichen davon aus, dass neben dem Börsenkurs einer Aktie ein durch Analyse ein feststellbarer Unternehmenswert existiert, der so genannte "innerer Wert" an den sich der Aktienkurs früher oder später anpasst.
Wenn der Aktienkurs unterhalb des inneren Wertes liegt ist Value angesagt und dann wird gekauft. Ist der Börsenwert höher als der innere Wert ist die Firma überbewertet und die Aktie wird verkauft.
Mit dem freiwerdenden Geld wird dann die nächste unterbewertete Aktie gekauft und so geht das dann immer fort.
Zumindest auf dem Papier.
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(awa)
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Kommentare
Ro sagt am 26. März 2018
Klares Fazit aus der Folge: Finger weg von Einzelaktien, außer man ist Warren Buffett.
Venyo sagt am 27. März 2018
"Der Finanzrocker ist Unilever-Aktionär, deshalb schäumt er sich nach dem Aufstehen unter der Dusche mit dem "Cookie & Leather"-Duschgel von Axe ein. Nach dem Duschen beduftet er sich mit einem Deo von Rexona und putzt sich die Zähne mit Signal-Zahncreme."
Kleine (und vermutlich unnötige) Stilkritik: Wenn ich den Finanzrocker in der Sendung richtig verstanden habe, dann ist es genau andersrum: Er hat eine Unilever-Aktie, weil er deren Produkte im Alltag regelmäßig benutzt.
SomeOne sagt am 27. März 2018
Ich hatte ja immer wieder mit Einzelaktien geliebäugelt... aber ganz ehrlich, wenn man das wirklich mit soviel Engagement wie der Finanztocker machen will ( BTW Hut ab!)... Puhhh woher die Zeit nehmen, wenn nicht stehlen und in Summe mir dann doch für einen (nachhaltigen und dauerhaften) persönlichen Prozess too much!
Danke für die Erkenntnis !
Sorry da bleib ich doch lieber der ETF-Laaaangweiler :)
Gerald von Riva sagt am 27. März 2018
|
Also mein Fazit nach diesem Podcast: Ich bleib bei meinen ETF's.
Einzelaktien hören sich nach so viel Arbeit an und ob mann besser Performt als der Index, ist auch unwahrscheinlich.
Aber Jedem das Seine.
Reinsch sagt am 27. März 2018
Man KANN natürlich jede Menge Zeit in die Einzelaktienanalyse stecken – oder den alten Spruch beherzigen, dass die Entwicklungen der Vergangenheit (genau das sind ja die Grundlage der Analysen) nichts über die Zukunft aussagen und daher im weitesten Sinne frei aus dem Bauch kaufen. Bzw. sich an die Devise halten: Was hundert Jahre überlebt hat hat gute Chancen auch noch hundert Jahre zu schaffen. Und dazu: Kapitalismus bedeutet „The winner takes it all“, daher auf die Branchenführer setzen.
Mein Einzelaktienportfolio enthält 30 Titel über verschiedene Länder und Branchen verteilt, und alles völlig langweilige, als Witwen&Waisen Papiere verschriene, Dickschiffe. Altria, Coca Cola, Allianz, Unilever, Johnson&Johnson,… die üblichen Verdächtigen halt.
Zumindest die letzten 2 Jahre schwankte das Portfolio im Wesentlichen mit den großen Indizes mit. Keine große Überraschung. Natürlich ist klar, dass man auch mit solchen Dickschiffen Schiffbruch erleiden kann. Der Blick auf den General Electrics Kurs macht mir gerade wenig Freude. Andere liefen dafür besser, so what…
Jürgen sagt am 27. März 2018
Hab die Folge noch nicht gehört, aber ich freu mich schon. :)
Das doofe am Einzelaktien-Besitz, dass man ggf. Einzelwerte derbe abschmieren sieht, so dass man sich über das Abheben anderer Werte gar nicht richtig freuen kann. Das fällt beim ETF halt nicht so auf.
CarstenP sagt am 27. März 2018
Die Profis sollen sich mal schön um die Einzelaktien kümmern, irgendwer muss sich die Unternehmenszahlen ja anschauen damit sie ihren Weg in die Aktienkurse finden können, dafür habe ich einfach keine Zeit/Lust/Interesse.
Das ist natürlich auch eine Einstellungsfrage, entweder man ist mit der Marktrendite zufrieden oder man sucht die Nadel im Heuhaufen mit der Hoffnung auf mehr Rendite, warum sonst tut sich das irgendwer an??? Um es mit den Worten von John C. Bogle zu sagen:
Don't look for the needle in the haystack. Just buy the haystack!
Und manch einer braucht halt etwas länger um zu dieser Einstellung zu kommen, wie z.B. auch Jason Zweig, Artikel von 2001:
I don't know, I don't care
Reinsch sagt am 27. März 2018
Ganz vergessen: Im Gegensatz zum Finanzrocker sind Konsumenten wie ich der Alptraum von Aktionären wie mir.
Als Radfahrer habe ich weder ein Auto noch tanke ich Sprit. Keine Versicherung außer Haftpflicht. Ich esse nicht bei McDonalds. Ich rauche nicht. Ich trinke kaum Limos, und wenn dann Discounterzeugs statt Coke. Generell versuche ich wenig Fertigprodukte und stattdessen Zutaten zu kaufen...
Wären mehr Leute so drauf wie ich, meine Aktienkurse würden einbrechen...
Einfach-Ist-Besser sagt am 27. März 2018
Mir hat in der Folge eine Antwort gefehlt: Wozu dieser Stress, wenn am Ende, bei einem überdurchschnittlich informierten und intelligenten Investor & Blogger, wie dem Finanzrocker, sowieso am Ende nur die Marktrendite herauskommt (siehe Podcast Jahresruckblick 2017) .
Ist das ein Hobby oder warum tut man sich so etwas freiwillig an
Joe sagt am 28. März 2018
Der Finanzrocker stellt unzählige Kennzahlen vor, liest Geschäftsberichte, schaut sich an welche Manager das Unternehmen leiten, usw. und stellt aber selber fest, dass sich am Ende durch irgendein Ereignis der Aktienkurs ganz anders entwickelt.
Dazu kommen noch so viele Bauchgefühle wie Manager XYZ, Brief an Aktionäre im Geschäftsbericht, etc. Wie kann man, ohne klare Regeln, da eine rationale Entscheidung treffen ohne am Ende nicht doch aus dem Bauch heraus eine Aktie zu kaufen und sich danach die passenden KGV oder Zukunftsaussichten oder eben andere passende Argumente zurechtzulegen und damit die Entscheidung zu begründen?
Wie kann ich die Zukunft von einem globalen Unternehmen einschätzen, wenn ich dieses nur in meinem Umfeld wahrnehme, in meiner eigenen Blase? Ob Adidas in Zukunft noch bei den jungen Leuten angesagt sein wird?
Das Argument, dass ein Investor, der sich nicht eingehend mit denn Unternehmen auseinandergesetzt hat die Aktie bei der nächsten Korrektur panisch verkauft kann ich auch nicht nachvollziehen. Viel eher verunsichern mich dann doch die Geschäftsberichte, Gewinnhistorie etc. sollten diese Kennzahlen mal kurzfristig schlecht aussehen.
Nichts gegen Einzelaktien im Depot und auch nichts dagegen sich mit dem Unternehmen zu beschäftigen.
Aber meine Meinung dazu ist, dass ich keine besseren Entscheidungen treffen kann mit den unzähligen Informationen. Im Gegenteil, ich würde das meiste versuchen auszublenden.
In Büchern von Daniel Kahnemann, Jason Zweig, etc liest man ja auch von genügend Beispielen, dass es eben extrem schwierig ist Entscheidungen frei von Bauchgefühlen zu treffen und umso schwerer je mehr Informationen ich auswerten muss.
Finanzwesir sagt am 28. März 2018
Hallo Einfach-Ist-Besser,
schauen wir mal. Ich habe schon so etliche der Schwerkraft zum Opfer fallen sehen. Die normative Kraft des Faktischen zieht einen irgendwann hinab aufs Sofa zu Netflix und dann hat der ETF gewonnen ;-)
Gruß
Finanzwesir
HSV ist zur Zeit 18. sagt am 29. März 2018
Finanzrocker und Finanzwesir sollten ihre Depot-Performance inklusive Kosten und Steuern und Risiko nebeneinander Jahr für Jahr nebeneinander legen und vergleichen.
Nehmt als Startjahr 2009 oder irgendwas, was schon etwas zurückliegt. Ich bin mir zu 99% sicher, dass Finanzwesir da besser abschneidet. Warum macht ihr sowas nicht mal? Dann würde Finanzrocker die Augen geöffnet werden.
Dummerchen sagt am 29. März 2018
@HSV:
Sei Dir sicher - es gibt keine Vergleichsmethode, die klar genug aufzeigen würde, dass einer der beiden nachteilig investiert. Warum? Nun, bei beiden müsste die Rendite ermittelt werden, aber
- sie haben zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Beträge investiert, so dass der interne Zinsfuss selbst bei identischen ETFs völlig verschieden sein kann
- sie haben in unterschiedlich riskante Assets investiert (Aktien (Small Caps, Large Caps, developed Markets, emerging Markets), Immobilien, P2P-Kredite, Kryptowährungen, Gold, Weihrauch, Myrrhe, so dass eine risikoadjustierte Rendite betrachtet werden müsste
- sie befinden sich in unterschiedlichen Lebensphasen mit unterschiedlichen Vermögensständen, so dass die Rendite (vielleicht) nicht mehr bei beiden oberste Priorität hat.
Etwas vergleichbares haben wir (in kleinerem Rahmen) hier (https://stefansboersenblog.com/2017/09/02/auswertung-meiner-blogparade/) schon mal gemacht - die Problematik einer halbwegs seriösen Auswertung wirst Du auch da (zumindest bei meinen Kommentaren) finden.
Glaub mir, den Finanzrocker bringen (vorerst?!) keine zehn Pferde von seiner Strategie ab - ich bin auch völlig verblüfft, wenn ich die Argumentation für oder wider einige Käufe/Verkäufe höre, aber er ist damit glücklich.
Lass ihn doch - es ist sein Geld und jeder Zuhörer kann ja selbst entscheiden, welchen Weg er einschlagen will. Jeder ist für sein Geld selbst verantwortlich.
Liebe Grüße
Dummerchen
Finanzwesir sagt am 29. März 2018
Hallo HSV,
bist kein Rheinländer oder? Jeder Jeck ist anders.
"Dann würde Finanzrocker die Augen geöffnet werden."
Und dann wäre der Podcast hinüber.
Der Finanzwesir sagt was, der Finanzrocker nickt und stimmt zu. Dann sagt der Finanzrocker was und der Finanzwesir nickt und stimmt zu.
Super-Podcast, das ist Spannung pur, das ist FSK 16, das ist Hollywood, da kann das ARD-Vorabendprogramm einpacken!
Wenn ich was mit 50+ gelernt habe, dass Augenöffnen nur dann funktioniert, wenn man die Leute vor die Wahl "Augen auf oder Gulag" stellt. Aber das ist nicht sehr nett.
Und im Übrigen: Warum dem Finanzrocker die Augen öffnen? Vielleicht tapst ja der Finanzwesir blind herum? Das könnte man ja auch mal bedenken ;-)
Gruß
Finanzwesir
CarstenP sagt am 29. März 2018
@Dummerchen
Natürlich soll jeder mit seinem Geld machen, was er will.
Doch gerade aktiveren Anlegern würde ich sehr empfehlen ihre Performance genau zu tracken und mit einem angemessenen Benchmark risikoadjustiert zu vergleichen.
Mich würde nicht wundern, wenn viele aktive Investoren sich selbst was vormachen und davon überzeugt sind, dass sie toll performen, es aber tatsächlich gar nicht tun, einfach weil sie ihre Rendite gar nicht oder nicht richtig berechnen.
Für einen Performancevergleich ist die zeitgewichtete Rendite besser geeignet als der interne Zinsfuss.
ChrisS sagt am 29. März 2018
@ HSV
"Dann würde Finanzrocker die Augen geöffnet werden"
Erfahrungsgemäß spielt sich das meist garnicht erst auf dieser Ebene ab - also der FRocker weiß sicher schon für sich selbst bereits gut genug ob er den MSCI World beispielsweise nun out- oder unterperformt, und er ist immer noch bei den Einzelaktien, also scheints ihm egal zu sein ;-)
Die meisten Leute hören nicht erst damit auf und werden zum Passivanleger, wenn man ihnen nur rational und deutlich genug die Renditeunterschiede zeigt, sondern wenn sie einfach für sich selbst irgendwann mal entscheiden "Ich hab einfach keine Zeit / Lust mehr für diese ganze rum-Analysiererei etc".
Also eher die operative Ebene, bzw es kommt einfach das dazwischen, was man so "Leben" nennt. Aber jeder hat halt dabei sein persönliches passendes Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu finden, und das ändert sich auch mit der Zeit.
Und am Ende wirds auch immer noch bestimmte Leute geben, denen die Beschäftigung damit einfach an sich schon Spaß macht, die also neben den reinen Zahlen daraus zusätzlich noch eine gewisse "emotionale Rendite" ziehen.
Finanzrocker sagt am 29. März 2018
Moin zusammen,
das ist ja eine spannende Diskussion hier. Interessant, dass das Thema aktiv/passiv nach 55 Folgen "Der Finanzwesir rockt" immer noch so leidenschaftlich diskutiert wird. Würde ich nicht aktiv investieren, wäre der Podcast doch nur halb so interessant - wie Albert ja auch schon geschrieben hat.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich sammele fleißig meine aktiven Erfahrungen, hole mir gerade eine blutige Nase und mache mir meine eigenen Gedanken. Ob das ewig so weitergeht, weiß ich jetzt noch nicht. Es steckt durchaus ein hoher Aufwand dahinter. Ich könnte das auch viel einfacher haben, aber momentan ist das nicht der Weg, den ich gehen möchte - vielleicht in fünf oder zehn Jahren. Wer weiß das schon vorher... Ich lerne mit Einzelaktien aber eine ganze Menge und entwickele mich dadurch auch weiter.
Parallel beschäftige ich mich seit 4 Jahren aber auch mit der passiven Geldanlage, lese gerade die neue Auflage von "Souverän investieren" und bin der Meinung, dass ETFs die viel einfachere Variante sind. Warum tue ich das, wenn ich aktiv anlege? Weil es in mein Humankapital einzahlt!
Aber ein Renditevergleich ist doch völliger Kappes. Zumal ich ja erst seit 2014 ernsthaft anlege. Vorher habe ich ja viel dem Bankberater geschenkt und in grausige Fonds investiert. Das hat mir die Augen geöffnet, aber doch kein Renditevergleich mit dem Finanzwesir? Was soll so etwas bringen?
Mir ist es auch momentan nicht wichtig, ob ich aktiv eine Mega-Outperformance hinlege oder ob der MSCI World nicht viel besser wäre. Ich will einfach nur viel dazu lernen und meinen Weg gehen. Generell ist die Rendite an der Börse (egal ob aktiv oder passiv) viel schlechter als die Performance meines Humankapitals.
Das ist der Hebel auf den es ankommt und nicht die 7 % im Jahr. Die sind nettes Beiwerk und über Jahrzehnte ein fettes Pfund, aber bis dahin will ich noch eine Menge erreichen. Die Märkte kann ich nicht beeinflussen, mein Humankapital hingegen schon.
In diesem Sinne: Frohe Ostern und viele Grüße
Daniel
Auf dem Blog von Finanzrocker gibt es hierzu diesen Artikel: PS: So schlecht liefen die aktiven Investments in den letzten vier Jahren nicht. (siehe erste Abbildung)
Dummerchen sagt am 29. März 2018
@CarstenP:
"Doch gerade aktiveren Anlegern würde ich sehr empfehlen ihre Performance genau zu tracken und mit einem angemessenen Benchmark risikoadjustiert zu vergleichen."
Das ist aber etwas völlig anderes als ein Vergleich zwischen FW- und FR-Depots. Und darauf bezog sich mein Kommentar. Nur-der-HSV wollte ja einen einfachen Vergleich der Art "9,3% beim FW ist mehr als 7,6% beim FR".
"Für einen Performancevergleich ist die zeitgewichtete Rendite besser geeignet als der interne Zinsfuss."
Hmm, kann man das so allgemein sagen? Ich habe mich auch mal ein wenig mit verschiedenen Renditeberechnungsverfahren (das Wort "Performance" finde ich ziemlich komisch im nicht-künstlerischen Bereich) beschäftigt und ich war bislang davon ausgegangen, dass die zeitgewichtete Rendite für die Betrachtung einzelner Fonds besser geeignet ist, da Mittelzu- und -abflüsse negative als auch positive Einflüsse auf die Fondsrendite haben kann, die aber nicht der Fondsmanager zu verantworten hat.
Lässt sich das so einfach auch auf Depotperformances übertragen? Dann wären ja Nachkäufe oder das Rebalancing völlig renditeneutral. Würden dann nur die Einzelrenditen der Anlage-Vehikel berücksichtigt?
In welchem Verhältnis müsste man das dann eigentlich berücksichtigen? In dem Verhältnis vor den Nachkäufen oder nach den Nachkäufen? Je länger ich darüber nachdenke, um so weniger klar wird mir, wie eine zeitgewichtete Rendite bei einem Gesamtdepot bestimmt wird. Wie macht man das?
Aber nochmal zur Kernaussage und dem wieder mal hier auftauchenden erhobenen Zeigefinger: Ich selbst bin ja Passivinvestor und käme nie auf die Idee anders anzulegen - aber ich halte es für verfehlt, die eigene Art Geld anzulegen als das Non-plus-Ultra zu bezeichnen und den Finanzrocker hier "auf den rechten Pfad leiten" zu wollen.
Mir erscheint sein Handeln auch recht kompliziert und für mich nicht nachvollziehbar - aber das liegt vielleicht mehr an mir.
Ich bin da eher bei ChrisS: Wenn Daniel irgendwann mal keinen Bock mehr hat, sich mit seinen Analysen rumzuschlagen, weil die Zwillinge gewickelt werden wollen und der Große zeitgleich auf den Spielplatz will, dann wird er vielleicht auch ein Passiv-Investor.
Im Moment sehe ich diese Tendenz bei ihn nicht - er zockt ja nicht wild und hat die Kosten im Blick. Daher finde ich sein Handeln nicht bedenkenlich. Für mich wäre das Vorgehen halt nichts.
Liebe Grüße
Dummerchen
42sucht21 sagt am 31. März 2018
Vielen Dank für den Podcast und die Kommentare!
Der macht noch einmal sehr schön klar; die Hilflosigkeit und Sinnlosigkeit des Versuchs der Auswahl & Timing von Einzelaktien; aber auch wie viel Spass & Motivation es einem bringen kann sich damit zu beschäftigen und dabei über Wirtschaft zu lernen und das aktuelle Geschehen zu verfolgen.
Hans sagt am 01. April 2018
Sorry, aber wie kann man Indexfonds bzw. ETF propagieren und gleichzeitig fundamentale Aktienanalyse (aka aktives Management) machen?
Da hilft auch das Argument der nicht zu 100 % effizienten Märkte nicht. Dass Ineffizienzen vorhanden sind, heißt doch noch längst nicht, dass man diese erkennt und und durch Abitrage ausnutzen kann.
Schon gar nicht als Privatperson. Das scheint - so zumindest verstehe ich die Studien dazu - doch nicht mal großen Investment-Firmen mit einer Menge von Analysten zu gelingen.
Finanzwesir sagt am 03. April 2018
Hallo Hans,
ich (Finanzwesir) bin für ETFs. Daniel (Finanzrocker) ist für die Einzelaktie und die Fundamentalanalyse. Deshalb heißt es bei uns im Podcast immer wieder "Noch Fragen Kienzle?"
Gruß
Finanzwesir
CarstenP sagt am 03. April 2018
@Dummerchen
"Hmm, kann man das so allgemein sagen? Ich habe mich auch mal ein wenig mit verschiedenen Renditeberechnungsverfahren (das Wort "Performance" finde ich ziemlich komisch im nicht-künstlerischen Bereich) beschäftigt und ich war bislang davon ausgegangen, dass die zeitgewichtete Rendite für die Betrachtung einzelner Fonds besser geeignet ist, da Mittelzu- und -abflüsse negative als auch positive Einflüsse auf die Fondsrendite haben kann, die aber nicht der Fondsmanager zu verantworten hat."
Genau darum wird gewöhnlicherweise die zeitgewichtete Rendite verwendet um die Performance von Fonds anzugeben, weil sie damit vergleichbar wird. Den vom HSV vorgeschlagenen Vergleich müsste man auch so machen, weil der interne Zinsfuss durch die Mittelzu- und abflüsse beeinflusst wird und somit der Vergleich recht sinnfrei wäre. Mir ist der Vergleich relativ egal, ich wollte nur darauf hinweisen, dass das die gängige Methode für derartige Vergleiche ist.
Lässt sich das so einfach auch auf Depotperformances übertragen? Dann wären ja Nachkäufe oder das Rebalancing völlig renditeneutral. Würden dann nur die Einzelrenditen der Anlage-Vehikel berücksichtigt?
Ja, Nachkäufe mit frischem Geld wären renditeneutral. Und nein, Rebalancing wäre nicht renditeneutral.
In welchem Verhältnis müsste man das dann eigentlich berücksichtigen? In dem Verhältnis vor den Nachkäufen oder nach den Nachkäufen? Je länger ich darüber nachdenke, um so weniger klar wird mir, wie eine zeitgewichtete Rendite bei einem Gesamtdepot bestimmt wird. Wie macht man das?
Zur Berechnung muss halt die Rendite des Gesamtdepots zwischen den Mittelzu- und abflüssen berechnet werden und dann zusammenmultipliziert und annualisiert werden.
Hier ein einfaches Beispiel, ein Investment verliert im 1. Jahr 50% an Wert und im 2. Jahr gewinnt es 100% an Wert, die zeitgewichtete Rendite ist 0% p.a.:
- Ein Investor, der 2000 EUR am Anfang vom 1. Jahr investiert hat, hat nach 2 Jahren weiterhin 2000 EUR im Depot, sein interner Zinsfuss (0% p.a.) ist gleich der zeitgewichteten Rendite.
- Ein Investor, der zu beiden Jahresanfängen 1000 EUR investiert, hat nach den 2 Jahren 3000 EUR im Depot, sein interner Zinsfuss (30% p.a.) ist größer als die zeitgewichtete Rendite.
- Ein Investor, der 3000 EUR am Anfang vom 1. Jahr investiert und 1000 EUR am Anfang vom 2. Jahr entnimmt, hat nach 2 Jahren 1000 EUR im Depot, sein interner Zinsfuss (-23% p.a.) ist kleiner als die zeitgewichtete Rendite.
Alle 3 Investoren haben insgesamt 2000 EUR ins Depot gesteckt, aber unterschiedliche Ergebnisse erzielt, obwohl sie das gleiche Investment gehalten haben. Die zeitgewichtete Rendite ist aber für alle 3 Investoren gleich 0% p.a.. Der interne Zinsfuss ist zwar für die persönliche Depot-Rendite die entscheidende Zahl, doch zum Vergleich verschiedener Fonds oder Anlagestrategien ist er evtl. ungeeignet, wenn die Mittelzu- und abflüsse relativ groß im Vergleich zum Gesamtdepot sind.
Die Übung, die zeitgewichtete Rendite fürs Gesamtdepot zu berechnen, ist für einen aktiven Anleger empfehlenswert um die gefühlte, evtl. auf Selbstüberschätzung basierende, Outperformance mit Fakten zu untermauern/widerlegen.
Bei einem passiven Investor sollte die zeitgewichtete Rendite des Gesamtdepots ungefähr der gewichteten (entsprechend der Assetallokation) Indexperformance entsprechen, das könnte man natürlich auch mal überprüfen... ;)