Podcast: Das Depot aufräumen ‒ Der Finanzwesir rockt, Folge 31
Der Finanzwesir vor 20 Jahren: Diese Aktie ist die Empfehlung der Redaktion, die kaufe ich. Und diesen Fonds hier auch, denn die ganzseitige Reklame in der Wirtschaftswoche überzeugt mich. Ebenfalls mit dabei: Die Aktien, die ich mir mithilfe der Strategie "Dogs of the Dow" aus Excel herausdestilliert habe. Das war vielleicht eine Arbeit. Alleine, bis ich die ganzen historischen Kurse zusammenhatte.
Mann, war ich stolz auf mein Depot: Alles voller Empfehlungen. Zwar wurden mir fast alle von Dritten aufgedrängt. Aber das muss man ja nicht so eng sehen. Empfehlung ist Empfehlung. So schlecht kann das ja nicht sein.
Fast forward. Ein paar Jahre später reift die Erkenntnis, das Empfehlungen auch schlecht sein können. Vielleicht sogar unterirdischer als alles, was man sich hat vorstellen können.
Natürlich mit Ausnahme der Dogs-of-the-Dow-Aktien. Denn die habe ich mir selbst empfohlen und schon allein wegen des Aufwandes, den ich da reingesteckt habe, können die gar nicht schlecht sein.
Und da ist sie wieder: Die renditekillende Mischung aus vertriebsinduzierten Käufen und eigener Hybris.
Wir beschäftigen uns in dieser Podcastfolge mit der Frage:
Und wie komme ich wieder raus aus dieser Nummer?
Was tun, wenn das eigene Depot nicht gut strukturiert ist, sondern wildwüchsig gewachsen ist? Wie bekommt man die ganzen Empfehlungen der Berater und Banker wieder aus dem Depot, ohne dass es einem das Herz bricht?
Geldbeutel und Psyche sträuben sich gegen ein Großreinemachen.
- Der Geldbeutel:"Willst du wirklich diese Verluste realisieren?" und bei Gewinnen: "Denk an die Steuer!"
- Die Psyche: "Wer verkauft kapituliert ‒ willst du wirklich zugeben, dass du so blöd gewesen bist?"
Mit anderen Worten: Die faulen Ausreden stehen Schlange und warten auf ihren Einsatz.
Wie bringt man jetzt trotzdem Ordnung ins Depot? Und vor allem: Warum sollen Sie sich diese Mühe überhaupt machen? Es heißt doch immer: "Hin und her macht Taschen leer." Warum also nicht die Füße stillhalten? Wir zeigen: Auch Buy & Hold ist kein Nichtstun, sondern besteht aus strategischem Tun gefolgt von langen Perioden des Nichtstuns.
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(awa)
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Kommentare
Ingo sagt am 11. Februar 2017
Wie immer interessant zu hören, großes Lob für den Podcast der mir einige Dinge nah gebracht hat und meine Betrachtung der Geldanlagen geändert hat.
Meine Frage zum Depotaufräumen: ich habe einige alte Fonds die nicht wirklich gut laufen im Vergleich zu den jeweiligen Indizees; aber es sind zu ganz großen Teilen steuerfreie Altbestände. Eher behalten da der geringere Gewinn ja etwas durch die Steuerfreiheit ausgeglichen wird? oder dann doch verkaufen und in ETF investieren? Gebührentechnisch liegen die zwischen 1,43 und 2,1% TER, zwei sind europäische Fonds (natürlich DEKA, wir hatten ja sonst nichts), einer ein Öko-Fond.
Würde mich über eine Rückmeldung freuen.
Ingo
ChrisS sagt am 13. Februar 2017
@ Ingo
Eine Maxime hier ist, bei solchen Fragen erst einfach mal selbst Excel anzuwerfen und ganz kühl die Fakten durchzurechnen damit man weiß woran man wirklich konkret ist:
- Wie hoch ist die Unterperformance (bzw. also das entgangene Kapitalwachstum) deiner Fonds gegenüber den passenden Benchmark-Indizes (bzw vergleichbaren ETF-Produkten) ?
- Wie hoch ist der "Steuervorteil" dieser Altbestände ?
Wenn du mal die konkreten Zahlen (in absoluten Euro-Beträgen, und nicht nur abstrakten Prozent-Vergleichen) dafür vor dir liegen hast, ist es oft gleich schon offensichtlich was die naheliegendste Handlungsempfehlung ist.
Zum Beispiel wenn du schwarz auf weiß siehst, dass du nur wegen ein paar hundert Euro (potentiell) gesparter Steuern eigentlich langfristig auf tausende Euros an verlorener Rendite bei den besseren Produkten verzichten würdest. Nicht lachen, ich habe schon oft bei Leuten erleben müssen, wie stark die "Steuerspar"-Verblendung sie vom wesentlichen ablenken kann, das ist manchmal richtig krankhaft ausgeprägt in Deutschland :-D
Hier auch noch mal ein Artikel der ähnliches zum Thema sagt: http://www.finanzwesir.com/blog/steuern-sparen
Im Idealfall wollen wir ja ein Portfolio aufbauen, dass wir dann noch jahrzehntelang halten können, ohne es ständig hinterfragen zu müssen. Ich weiß ja nicht wie lange du noch zusehen möchtest, dass deine Fonds den Indizes hinterherhinken, aber ich kann mir vorstellen dass das nicht sehr viel Freude macht.
Überleg dir also ob es auf lange Sicht nicht besser wäre wenn du gleich reinen Tisch machst, den Steuervorteil der alten Fonds einkassierst (bevor es eh irgendwann der Staat mal ganz tut) und auf die Produkte umschwenkst, die du nicht mehr reuevoll mit dem Index vergleichen musst, weil sie dir dann auch genau die Index-Performance liefern.
Ingo sagt am 14. Februar 2017
Danke, das hört sich erstmal sinnvoll an. Ich werds mir mal in absoluten Zahlen betrachten.
Joerg sagt am 06. Februar 2020
Altbestände aktive Fonds (von vor 2009) Verkaufen?
Moin Hans, (Refer to Q: https://www.finanzwesir.com/blog/wochenueberblick-kw5-2020#1580900909) hier die Übersicht der ganzen Bescherung:
Stellschrauben:
1) Oportunitätsverluste: 2-3% p.a. brutto gegenüber MSCI World ETF (netto weniger, weil du Gewinne im ETF ja später - irgendwann - versteuern musst)
Angenommen 6% p.a. Wertsteigerung für neues ETF-Depot (bzw 4,9% nach Steuern) müsstest du 3% p.a. (6%-3%Malus) für das Alt-Depot gegenüber stellen. D.h. mit dem Neu-Depot fährst du um 1-2% p.a. (oder 1-2k bei 100k) besser.
2) Emotionale Last: Jetzt wo du gelernt hast/weisst, dass die "schröcklichen Fünf" meist mies laufen (werden), ärgerst du dich ab jetzt bei jedem Gedanken daran?
3) Gutmensch sein: oder bist du Philanthrop und freust dich, dass du damit ein paar Familien, bei Carminac, Otte, Lingohr & Co durchfütterst?
4) Steuern: Was ist besser, die Steuerfreiheit noch 15-20 Jahre durchretten (Schrecken ohne Ende)? oder mit Thesaurierern versuchen zumindest eine Steuerarmut zu erreichen?
5) Wann umschichten? Bis zum nächsten Einbruch warten? In Tranchen (z.B. ein Gräuel pro Jahr in den Wind schiessen)? Oder Seelenfrieden sofort?
Hinweis Liquidität:
Bitte Community korrigieren, aber: Wenn du alles verkaufst, zieht dir die Bank die Abgeltungssteuer trotzdem ab und erst mit der nächsten Steuererklärung bekommst du sie zurück.
Bsp: du hast damals 50k angelegt, jetzt ist der Wert 100k, 50k sind Kursgewinne, darauf zieht dir die Bank für die Kursgewinne bis 31.12.17 26,375% ab und auf Kursgewinne vom 01.01.18 bis Verkaufszeitpunkt 18,4625%.
Alles bekommst du dann (hoffentlich ;-)) nach pers. Einkommens-Steuererklärung wieder. Also gibt es einen Liquiditaets-Malus von ca. 13k für die Dauer von ein paar Monaten (Verkauf erst im Dez.) bis etwas über ein Jahr (Verkauf jetzt im Feb.)
Wo wurde deine Frage sonst noch behandelt?
https://www.finanzwesir.com/blog/depot-aufraeumen-podcast-finanzwesir-rockt-folge31
https://reflect-ion.de/2018/07/was-tun-mit-teuren-fonds-altbestanden/ (Achtung, falsche Steuerannahmen, bei den Kommentaren die Links zu „Mehrwert-Wissen“)
LG und schreib uns wie du dich entscheidest,
Joerg