23. Juli 2018


Podcast: ESG und SRI, wie ethisch ist der ETF? - Der Finanzwesir rockt, Folge 59

Ethische ETFs sinnvoll oder eine Modeerscheinung? 78% aller Ethik-ETFs sind jünger als drei Jahre. Knapp 23% sind Frischlinge von 2018, also Mitte Juli 2018 gerade mal ein paar Monate alt.
Die Brot&Butter-ETFs sind gebührenmäßig ausgebrannt. 0,05% Gebühren für einem ETF auf den S&P 500 - das macht keinen Spaß. Smart Beta bringt noch ein bisschen mehr, gerät aber auch schon in die Kritik.
Jetzt also Ethik als Renditebringer?

Wie erkennt man einen Ethik-ETF?

Er führt die Abkürzungen ESG oder SRI in Namen. Dann basiert er auf einem Ethik-Index mit eigener Methodik. Oder er ist "ex irgendwas". Meist "ex controversial weapons", "ex tobacco", ex "alcohol, gambling, tobacco". Abgasarm heißt nicht "ex carbon", sondern "low carbon".
Das sind dann die normalen Indizes, aus denen die entsprechenden Sektoren gestrichen wurden.

ESG & SRI in Deutschland

  • In Deutschland sind aktuell 49 nachhaltige ETFs zum Vertrieb zugelassen
  • Alle Nachhaltigen vereinen rund 6,3 Milliarden Euro auf sich. Zum Vergleich: Nur der iShares Core World hat gut das Doppelte eingesammelt. Und es gibt noch 13 weitere World-ETFs, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind.
  • Die Kategorie ist - wie oben angesprochen - noch sehr jung. Das muss man berücksichtigen, wenn man sich die eingesammelten Summen anschaut.
  • Das Angebot ist schon sehr breit gefächert. Wer will kann sich ein Depot mit der Ethik-Variante der klassischen Indizes zusammenstellen.
  • Die ETFs sind nicht teuer. Sie gehören nicht zu den billigsten ETFs, können es aber preislich jederzeit mit mittelteuren Standard-ETFs aufnehmen.

Das Problem

Welche Ethik hätten Sie denn gerne? Der MSCI World soll durch einen ethischen Industrieländer-ETF ersetzt werden. Zur Auswahl stehen

  1. MSCI World ESG Leaders Low Carbon, ex Tobacco Involvment 5%
  2. MSCI World ex Controversial Weapons
  3. MSCI World Low Carbon Leaders
  4. MSCI World Select ESG Rating and Trend Leaders
  5. MSCI World SRI 5% Capped

Vergleichen wir mal den World SRI 5% Capped mit dem klassischen nicht ethischen World. Wir stellen fest: Microsoft und Intel sind ethisch, Apple, Facebook und Amazon aber nicht. Exxon ist eine unethische Ölgesellschaft, Total ist ethisch. Warum? Dazu müssen Sie das Kleingedruckte lesen.

So wird man ethisch

MSCI, Stoxx und anderen Indexanbieter geht es weniger um Ethik, sondern ums Risiko-Management. Früher gab man dem örtlichen Häuptling ein paar Frauen und Glasperlen. Dann konnte man in Ruhe das Land annektieren, die Leute abschlachten und mit dem Ausheben der Goldmine beginnen.
Das geht heute nicht mehr. Irgendeiner hat immer ein Handy dabei und stellt’s auf Twitter => Shitstorm.
Blöd gelaufen. Schlechtes Image für die Firma, teure Klagen, nervig.
Ein ESG- und SRI-Ratings bewertet die Risiken, die eine Firma im Bereich Umwelt und Soziales eingeht. Investoren schauen sich das dann an und sagen: "Ok, diese Mine liefert 5% mehr Rendite, als die Vergleichsgruppe. Aber sie pumpen das Zyanid auch einfach in den Fluss. Irgendwann werden Sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden."
Dann wird kalkuliert, ob die 5% Renditeplus das Risiko abdecken oder nicht.

Wichtig: Da sitzen nicht drei Pfarrer und vier Gewerkschafter zusammen und diskutieren, was sie denn so als ethisch empfinden. MSCI, Stoxx und Konsorten ziehen das wie eine Geheimdienstaktion auf.
Ganz vorne sind die Datenstaubsauger, die vom obskuren Blog bis hin zum Qualitätsjournalismus alles sammeln, filtern und bewerten. Da hat sich ein ganzes Ökosystem an Zuträgern entwickelt.
Die verdichteten Infos werden dann herangezogen, um Punkte zu vergeben. Dabei gehen die Analysten sehr transparent vor. Es gibt 134 Fragestellungen (auch Indikatoren oder KPIs gennant), die sich zu drei Säulen gruppieren.

  • Die E-Säule berücksichtigt die Umwelthemen wie den Faktor "E.1.2.4 Oil Spill Reporting and Performance"
  • Die S-Säule enthält alle sozialen Indikatoren. Beispielsweise den Indikator: "S.3.1.3 Policy Statement on Data Privacy"
  • Die G-Säule kümmert sich um alle Governace-Themen. Hier finden Sie den Indikator: "G.1.4.3 Policy on Animal Testing"

Schlauberger sagen jetzt: Wie cool, damit hat Facebook ja schon die halbe Ethik-Miete drin. Die bohren auf dem Firmenparkplatz nicht nach Öl und auch wenn die klassische US-Cubicle-Landschaft nach schon sehr nach Käfighaltung aussieht: Tierversuche finden da trotzdem nicht statt. Dann kann Zuck ja mal bei S.3.1.3 in die Vollen gehen.
So schlau waren die Väter und Mütter der ESG-Richtlinie auch und haben deshalb Bewertungsfaktoren eingeführt. Exxon kann sich für nicht verschüttetes Öl ESG-Punkte anrechnen lassen, Facebook nicht.

Fazit

Wenn Ethik, dann die formale ESG-Ethik. Alles andere bringt das Manager-Risiko durch die Hintertür wieder hinein. Vollkommen unakzeptabel sind Kungelrunden verdienter Honoratioren.

Jetzt anhören

Links zum Thema der Woche

Finanzbegriffe der Woche

ESG ist die englische Abkürzung für „Environment Social Governance“, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung und Überwachung. Governance und Compliance gehören zum gleichen Begriffs-Cluster. In der wörtlichen Übersetzung heißt governance Herrschaft, Regierung.

SRI = Socially responsible investment, sozial verantwortungsbewusst Geld anlegen

Medienempfehlung des Finanzwesirs

Die folgenden Dokumente und Web-Sites sind alle auf Englisch. Wenn Sie echte Ethik und nicht nur Feigenblatt-Ethik im Depot haben wollen, bieten diese Texte einen guten Einstieg.

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(awa)

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Kommentare

tbee sagt am 23. Juli 2018

Hallo Fiannzwesir
Danke für deinen Artikel.
Ich verstehs irgendwie immer noch nicht was der Unterschied zwischen SRI und ESG ist.
Auch die Justetf Seite https://www.justetf.com/de/news/etf/mit-etfs-in-nachhaltigkeit-investieren.html hat mir da wenig geholfen mir scheint es als ob SRI eine Teilmenge der aus dem ESG Universum ist?

Und meint dein Fazit:" Wenn Ethik, dann die formale ESG-Ethik. Alles andere bringt das Manager-Risiko durch die Hintertür wieder hinein. Vollkommen unakzeptabel sind Kungelrunden verdienter Honoratioren." dann das SRI Indizes zu meiden sind und ein ESG zu bevorzugen ist?

Eigentlich geht es mir darum ein Portfolkio zusammen zu stellen in dem idealerweise Rüstungsfirmen weniger gewichtet sind ich brauch keine 100% ethisch Lösung und hatte mir die zwei physisch replizierenden SRI ETFs von UBS/ishare rausgesucht und bin jetzt natürlich wieder am zweifeln ob die nicht doch die falschen sind:

  • 70 % UBS ETF – MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (USD) A-acc (WKN A1W3CQ)
  • 30% iShares Sustainable MSCI Emerging Markets SRI A2AFCZ

Peter sagt am 23. Juli 2018

Hallo ihr beiden,

leider habt ihr bei euren beiden Folgen über ethische Anlagen zwei Test von FinanzTest aus 2017 komplett ignoriert.

Bin jetzt schon länger Anleger in einzelwerte nach der Devise: Kein Öl/Gas, keine Atomkraft, keine Rüstung und keine Banken. Ich mache das selbst, weil ich bei sowas nur mir sebst vertraue, bin aber am überlegen das doch zu deligieren mangels Zeit.

Hier die beiden Tests von Finanztest:
www.test.de/Ethisch-oekologische-Fonds-So-legen-Sie-sauber-an-4741500-0/ Und Sogar 2018 aktualisiert - www.test.de/Ethisch-oekologische-Sparangebote-saubere-Zinsangebote-4590882-0/

Wäre nice, wenn ihr da ordentlich recherchiert.

LG
Peter


Gaiusfidibus sagt am 24. Juli 2018

Vielen Dank, sehr schön und übersichtlich aufgeschlüsselt um was es da eigentlich geht.

Ketzerische Frage: gibt es eigentlich das Gegenteil, also einen Fonds der explizit in Waffen, Drogen, Tabak, Alkohol, Glücksspiel, Öl und Kohle investiert?
Mit den Süchten und schlechten Angewohnheiten der Menschheit ließ sich ja zu allen Zeiten gutes Geschäft machen, das könnte also ertragreich sein. Ich habe hier nur den iShares U.S. Aerospace & Defense ETF (US4642887602) gefunden, dieser ist allerdings in D leider nicht so einfach verfügbar.


Felix sagt am 25. Juli 2018

Eigentlich habe Ich mich auf den Podcast gefreut, da Ich durchaus Interesse an dem Thema hatte. Bei der Antwort auf die erste Bewertung habe Ich dann aber abgebrochen (und vor verfassen des Kommentars diesen Abschnitt erneut gehört).
Ich kann durchaus die Fokussierung auf was es bedeutet für den Privatanleger nachvollziehen und gutheißen - aber was für ein Anspruch ist es denn, dass einem Fehler egal sind, sobald es über die zentrale Botschaft hinausgeht?

Ich kann vieles nachvollziehen und als Hörer tolerieren: Sich von Themen fernhalten in denen man schwimmt, diese Themen auf einfache Aussagen zusammen kondensieren (und das transparent kommunizieren) oder auch Fehler zu machen.
Wenig Verständnis habe Ich dafür, auf den Hinweis auf Fehler in einem Gebiet damit zu antworten, dass es einem egal sei, denn wenn ihr in solche Bereiche geht, dann ja nicht weil die Volkswirtschaft in diesem Aspekt durchaus einen Beitrag hat und relevant ist.


ChrisS sagt am 25. Juli 2018

@ thee

"Ich verstehs irgendwie immer noch nicht was der Unterschied zwischen SRI und ESG ist."

Um konsistent zu bleiben (das heißt, nicht von verschiedenen Anbietern, die verschiedene Definitionen für die Begriffe verwenden, verwirren zu lassen) schauen wir uns mal an was MSCI selbst dazu sagt.
Die haben ja eben gleichermaßen "ESG" und "SRI" Indizes im Angebot, daher kann man also durch einen Vergleich der Beiden leicht erkennen, was (zumindest für MSCI) die Unterschiede sind.

erstmal das allgemeine Framework

https://www.msci.com/esg-indexes

Und hier am Beispiel des MSCI World

MSCI World ESG

"The MSCI ESG Universal Indexes aim to represent the performance of an investment strategy that by re-weighting free-float market cap weights based upon certain ESG metrics seeks to increase exposure to those companies demonstrating both a robust ESG profile as well as a positive trend in improving that profile, while seeking to minimize exclusions from the parent index. The MSCI ESG Universal Indexes are constructed in following steps. First, the stocks with the weakest ESG profile from an MSCI Index (the ‘Parent Index’) are excluded. Second, ESG re-weighting factor is defined that reflects an assessment of both the current ESG profile (based on the current MSCI ESG Rating) as well as the trend in that profile (based on the MSCI ESG Rating Trend). Finally, the securities are re-weighted from the free-float market cap weights of the Parent Index using the combined ESG score to construct the MSCI ESG Universal Index"

Auf deutsch, hier wird der Standard MSCI World genommen und dessen normale Aktien-Marktkapitalisierungsgewichtungen gemäß einer ESG-Bewertung der einzelnen Firmen angepasst (Aktien mit guten/verbesserten Ratings werden übergewichtet, Aktien mit schlechten/verschlechternden Ratings werden untergewichtet).
Direkte Firmen-Rausschmisse sollen aber nur ganz selten, bei extrem schlechten Ratings vorgenommen werden, man sieht also auch an der Holdinganzahl (aktuell 1615 von 1643 MSCI World-Firmen) dass es sich hier eher um ein sanfteres "Tilting" (Hinbiegen) des Gesamtmarktes zu etwas mehr ESG-Einfluss handelt, anstatt dass hier wirklich ganz selektiv und fokussiert nur ein paar wenige "gute" Firmen reinkämen.

MSCI World SRI

"MSCI SRI Indexes are constructed by applying a combination of values based exclusions and a Best-in- Class selection process to companies in the regional indexes that make up MSCI World, an index consisting of developed countries.
After securities of companies involved in Nuclear Power, Tobacco, Alcohol, Gambling, Military Weapons, Civilian Firearms, GMOs and Adult Entertainment are excluded, MSCI’s Best‐in‐Class selection process is applied to the remaining eligible securities in the selection universe. The MSCI SRI Indexes target sector and region weights consistent with those of the underlying indexes to limit the systematic risk introduced by the ESG selection process. The methodology aims to include the securities of companies with the highest ESG ratings making up 25% of the market capitalization in each sector and region of the parent indexes. Companies that are not existing constituents of the MSCI SRI Indexes must have an MSCI ESG Rating above BBB and the MSCI ESG Controversies score above 3 to be eligible. Current constituents of the MSCI SRI Indexes must have an MSCI ESG Rating above B and the MSCI ESG Controversies score above 0 to be eligible. The selection universe for the MSCI SRI Indexes is the constituents of the MSCI Global Investable Market Indexes. The Index is float-adjusted market capitalization weighted."

Die SRI Indizes sind da also schon etwas aggressiver in der Auswahl. Es gibt hier erstens viel mehr "verbotene" Branchen die zum direkten Ausschluss einer Firma führen. Und zweitens, der Rest wird dann nach "best in class"-Ranking hinzugefügt, also die Firmen mit dem höchsten ESG-Werten kommen nacheinander rein, bis dann 25% der Marktkapitalisierung des jeweiligen Sektors und der Region erreicht sind.
Die Aktienanzahl (aktuell 398 von 1643, also ugf ein Viertel des Standard-Worlds) signalisiert schon diese stärker abweichendere Auswahlstrenge.

Also nochmal zusammengefasst, für MSCI könnte man so sagen:

ESG = (fast) alle Aktien des Mutterindex enthalten, also keine/wenig Selektion, aber die normalen Marktkapitalisierungsgewichtungen der Aktien werden (nach ESG-Ratings) angepasst.

SRI = deutlichere Selektion, mehr KO-Kriterien und nur die 25% der (nach ESG-Ratings) "besten" Firmen werden aufgenommen. Die Gewichtung der Aktien danach bleibt aber weiter klassisch deren normale Marktkapitalisierung und soll sich im wesentlichen wieder mit der Branchen/Regionen-Verteilung des Mutterindex decken.

Die Bewertung, was davon besser ist, bleibt am Ende eh jedem Anleger selbst überlassen, mal abgesehen davon dass es ja überhaupt auch immer erst noch jeweils konkrete ETF-Produkte zur Umsetzung geben muss, wenn man überhaupt sowas machen will.
Da mich das ganze nicht wirklich interessiert, bleib ich einfach problemlos bei den Standard-Indizes :-)


Finanzwesir sagt am 25. Juli 2018

Hallo Peter, beide Artikel sind hinter einer Bezahlschranke. Das was man dort lesen kann, beeindruckt mich nicht besonders. Nicht näher spezifizierte Experten vergeben Punkte nach einem nicht näher spezifizierten Verfahren.
Einzig die Kriterien werden genannt. Diese scheinen mir aber eine Untermenge des von uns hier vorgestellten ESG-Ratings zu sein.
Von daher weise ich den Vorwurf nicht ordentlich recherchiert zu haben zurück ;-)
Die weiterführenden Links, die wir hier in den Shownotes anbieten sind wesentlich detaillierter und aussagekräftiger als das,w as man bei Test lesen kann.

Gruß
Finanzwesir


Finanzwesir sagt am 25. Juli 2018

Hallo tbee

"Ich verstehs irgendwie immer noch nicht was der Unterschied zwischen SRI und ESG ist. Mir scheint es als ob SRI eine Teilmenge der aus dem ESG Universum ist?"

Das ist alles nicht so ganz scharf definiert. Ich persönlich sehe es so: SRI ist das S in ESG. Also, so wie Du es schreibst: SRI ist eine Teilmenge des ESG-Universums.
Aber da die beiden Begriffe weder geschützt noch methematisch exakt definiert sind, darf jede Marketing-Abteilung das so machen, wie sie es für verkaufsfördernd hält.
Entgültige Klarheit bringt nur der Blick in die Statuten. Wie hat der Anbieter das Investment-Universum für dieses konkrete Produkt (egal ob ETF oder Fonds) definiert?

Gruß Finanzwesir


ChrisS sagt am 25. Juli 2018

@ Gaiusfidibus

"Ketzerische Frage: gibt es eigentlich das Gegenteil, also einen Fonds der explizit in Waffen, Drogen, Tabak, Alkohol, Glücksspiel, Öl und Kohle investiert?"

Es gibt verschiedene ETFs, die einzelne Teilbereiche davon mehr oder weniger abdecken.

Waffen, also Rüstungsindustrie hast du ja schon genannt. Neben dem iShares gibt es dazu noch Angebote von SPDR (XAR) und Invesco (PPA).

Drogen... also illegale, tja hm das wird ein bissel schwieriger ;-)
Zumindest was Marijuana angeht ist da ja in Amerika schon einiges in Bewegung, und es gibt einige ETFs um daran zu partizipieren, zB von Horizons (HMMJ) oder ETFMG (MJ).
Für Alkohol gibts zB nen Whiskey&Spirits ETF (WSKY), ansonsten kann man halt auch etwas breiter mit allgemeinen Food&Beverage Sektorfonds arbeiten.
Von Advisorshares gibts noch einen "Vice"-ETF (ACT), der zusammengefasst gleich in Alkohol, Tabak und Cannabis -Firmen investiert.

Für Glücksspiel gibts zB den VanEck Gaming ETF (BJK), hpts Casinos und Wettfirmen, ansonsten gibts noch enige ETFs die sich eher auf Videospiele spezialisieren, oder halt allgmein den ganzen Leisure&Entertainment-Sektor.

Öl kann man allgemein mit "Energy"-Sektor abdecken, von denen es ja genug gibt, oder noch spezieller gibt es halt auch einige "Oil and Gas" -Subsektor-ETFs.
Ansonsten kann man hier natürlich auch mit Commodity-ETFs an die Rohstoffe gehen. Für Nukleares gibts zB von GlobalX (URA) und VanEck (NLR), ach und für Kohlefirmen auch noch ein ETF von VanEck (KOL)

So, aber um mal nach der Aufzählung wieder ein bissel runterzukommen, großen Praxisnutzen hat das ganze vielleicht nicht unbedingt.
Zumindest nicht für die typische Finanzwesir-Zielgruppe, die einfach nur breit, günstig und langfristig ein allgemeines breites Weltportfolio halten will/soll.
Viele dieser ETFs sind eher kleinvolumig und eher höherpreisig und sprechen aufgrund ihres speziellen Fokus mehr die aktiven Trader an, die nach irgendwelchen Trends und Themen herumhandeln wollen (und die Leute sind dann auch eh meist mehr von bestimmten Einzelaktien überzeugt) - also nicht das, was wir hier unbedingt empfehlen, von daher...:-)


Gaiusfidibus sagt am 26. Juli 2018

@ChrisS

Das ist leider richtig, der Praxisnutzen dieser Nischeninvestments ist eingeschränkt. Dann besser gleich in einen guten Whisky investieren, damit kann man dann den eigenen Anlageerfolg feiern (oder sich schöntrinken, je nach dem ;-)

Ergänzend zum Thema möchte ich auf diesen passenden Artikel in der Wirtschaftswoche in der Rubrik STELTER STRATEGISCH vom 25.08 verweisen: 'Ethik oder Sünde, welches Investment lohnt sich mehr?' Interessant, da hier die Rendite ethischer und nicht ethischer Investments diskutiert wird.


Passives Einkommen sagt am 26. Juli 2018

Ein super spannendes Thema. Bin erst vor ein paar Wochen ins grübeln gekommen über das ethische Problem. Es ist super schwer da eine Balance zu finden, weil jedes Unternehmen irgendwie "böse" ist.
Schoki und Diabetes, Medizin und Tierversuche, das gute Radler und die Alkoholleichen.
Aber das ETF überhaupt da noch solche unterschiede machen, das hätte ich nicht gewusst. Danke für die Aufklärung.

Auf dem Blog von Passives Einkommen gibt es hierzu diesen Artikel: Ethisch und Ökologisch investieren


obi90 sagt am 27. Juli 2018

Auf dieses Thema habe ich schon lange gewartet. Schöner Podcast, danke dafür.

Was ich etwas vermisst habe, ist der Renditevergleich zwischen einem MSCI World und einem MSCI World SRI.
Ich habe mal irgendwo gelesen oder gehört, dass den ethischen ETFs langfristig mehr Rendite zugetraut wird. Eben weil Sie weniger Risiko für sehr teure und große Skandale haben.
Auch wenn es nur für die letzten 3 Jahre gewesen wäre, sicher interessant für die Renditejäger, die mit Ethik nichts anfangen können oder möchten.


Dirk Söhnholz sagt am 27. Juli 2018

Lieber Finanzwesir und lieber Finanzrocker,

ich beschäftige mich schon relativ lange mit dem Thema und finde Euren Beitrag größtenteils sehr gelungen. Meine Hauptkritik ist die folgende:

1) “Ethische" Geldanlage kann in vielen Formen erfolgen. Einige davon habt ihr ja schon in 2014 in „Soll ich mein Geld nachhaltig anlegen?“ thematisiert. Asset-Allaktion hat bekanntlich die größte Auswirkung auf Performance. Inzwischen gibt es neben den von Euch im Podcast angesprochenen Aktien-ETFs aber auch ESG/SRI-ETFs auf Basis von Unternehmensanleihen, die interessant sein können. Ich selbst biete neben ESG Aktien-ETF- auch ESG ETF-Mischportfolios und zudem passive ESG Immobilienaktien- und Infrastrukturportfolios an, so dass man breit diversifizieren kann.

2) Zu ESG-Performance gibt es eine sehr gute Metastudie („ESG and Financial Performance: Aggregated Evidence from More than 2000 Empirical Studies“, siehe https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2699610). Vereinfachtes Fazit: ESG-Anlagen haben keine schlechtere Performance als traditionelle Anlagen. Mein persönliches Fazit: Es spricht sehr viel dafür, komplett ESG-konform anzulegen.

3) Ich stimme Eurer Meinung nicht zu, dass man lieber nicht in kleine oder junge ETFs anlegen sollte. Anders als aktive Fonds sind diese ETFs regelbasiert.
Die Regeln kann man, anders als „aktives Fondsmanagement“, (back-)testen. Das Risiko ist allerdings, dass nur gute Backtests zu ETFs werden. Dieses Risiko sehe ich vor allem bei sogenannten Faktor- oder Smart-Beta ETFs, weniger bei ESG ETFs, die vor allem auf Marktrepräsentativität und nicht auf Outperformance ausgelegt sind.
Wenn ein ETF nicht überlebt, ist das normalerweise nicht dramatisch. Gerade Privatkunden sollten gute - auch neu und kleine - (ESG-)ETF Konzepte unterstützen. Institutionelle Anleger dürfen das nämlich aufgrund interner Bestimmungen meist nicht und es wäre sehr schade, wenn das ESG-ETF Angebot nicht ausgebaut würde. Dieses Thema ist vielleicht sogar für einen eigenen Podcast interessant.

Weiterhin alles Gute!
Dirk

Auf dem Blog von Dirk Söhnholz gibt es hierzu diesen Artikel: "PureESG" und "Reverse-ESG-Integration": Beweisumkehr nötig!


Arno sagt am 29. August 2018

Moin moin,

ich nutze die Gelegenheit, einmal laut DANKE zu sagen für den Anschub und die viele anfängertaugliche Information hier im Blog und in den Kommentaren.
Hat mir seit 2016 beim Aufbau meiner Asset Allokation (nach selbstgenutzter ETW und einer Jahresausgabe Cash geht der inzwischen deutlich größere Rest zu 80% in Aktien-ETFs, zu 20% in Tages- und Festgeld, wenn die Renditen wieder steigen, auch in Anleihen) als auch bei der Suche nach den "richtigen" ETFs (in meinem Fall passend zum Podcast 3/4 MSCI World SRI LU0629459743 und 1/4 MSCI EM SRI LU1048313891 der UBS).
Wenn ich den Podcast und die Infos von @ChrisS oben zusammennehme, habe ich damit auch eine für mich richtige Entscheidung getroffen, und bei Fondsvolumina von 750 Mio Euro und 350 Mio Euro kann ich wohl auch eher auf sinkende Kosten durch die Größe hoffen statt vor einer Einstellung Angst haben zu müssen ;)
Ein Rebalancing-Regelwerk habe ich mir auch gegeben, Stichwort "regelbasiertes Investieren" aus Podcast 61...

Gleichzeitig verabschiede ich mich hiermit als Leser. Inzwischen, da ich die Grundlagen kenne und meine Geldanlage stabil ist, frisst das Blog zu viel meiner Zeit, vor allem mit Dingen wie P2P-Krediten und Kryptowährungen, die sehr spannend sind, aber keine Relevanz für mich haben.

Euch allen weiterhin eine gute Zeit und viel Erfolg im Leben (einschließlich Geldanlage),
Arno


Geduld+Spucke sagt am 30. August 2018

Mir ist noch unklar, was durch den Kauf ethischer Fonds erreicht werden soll. Mehr Rendite, weniger Risiko oder ein besseres Gewissen?

Wenn es das bessere Gewissen sein soll dann frage ich: Was kratzt es denn Philip Morris, wenn seine Aktie nicht mehr von Person A, sondern stattdessen von Person B gehalten wird? Das hätte doch maximal bei anstehenden Kapitalerhöhungen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit von Philip Morris, wenn die Neuemission etwas weniger Kapital einbrächte als erhofft.

Auf den Käufer hätte der ethische Fonds im besten Fall keine Auswirkungen, im schlechten Fall eine negative durch systematische Unterbewertung der "unethischen" Titel. D.h. die Rendite der Käufer ethischer Fonds sinkt, die der Ismiregal-Fraktion steigt.

Ein echter Ethikfonds für das gute Gewissen müßte m.E. im Sinne eines aktivistischen Investors handlen. D.h. er müßte sich gerade in die bösen Buben am Markt einkaufen und dann als Großaktionär auf den Tisch hauen. Aufsichtsrat austauschen, Vorstand austauschen, Geschäftsfelder umkrempeln. Ist natürlich nicht ohne Risiken für den eigenen Geldbeutel. Aber so könnte man wirklich etwas bewegen und Verantwortung übernehmen.


Maschendraht sagt am 03. September 2018

beim Hören ist mir die Antwort auf die Bewertung "ihr macht Fehler bei VWL" etwas aufgestoßen.
Eure Antwort war ja, dass euch eure Fehler egal sind, weil VWL nicht euer Thema ist. Selbst wenn - damit macht ihr es euch zu einfach. Wenn es euch nicht interessiert und ihr keine Ahnung davon habt, ist das in Ordnung, aber dann äußert euch halt nicht zu VWL-Themen. Wie der Volksmund sagt: wenn man keine Ahnung hat, ...
Da ihr euch aber dazu äußert, müsst ihr euch halt auch daran messen lassen, ob das richtig ist, was ihr sagt.
Ganz absurd wurde es dann, als dieser Witz erzählt wurde, der im Grunde nur VWL-Bashing ist. Wie kannst du VWL als weltfremd kritisieren (das war ja der Kern der Aussage), wo du doch selbst zugegeben hast, gar keine Ahnung von VWL zu haben?
Man kann doch nichts beurteilen, was man gar nicht versteht. Auch hier: man muss natürlich nichts von VWL verstehen, nur dann sollte man sich vielleicht auch mit Beurteilungen zurückhalten.


Andre sagt am 31. Oktober 2018

Habe gestern den Podcast zum Thema ETF´s gehört. Interessiere mich schon länger für das Thema. Zum Thema Blackrock - ich habe gelesen, dass Indikatoren zum Thema wirtschaftliche Nachhaltigkeit auch Monopol/Oligopolstellungen sowie Markpositionen und Marktmacht und der Umgang damit miteinbeziehen...

Bzgl. Performance - ein Blick an die Wiener Börse könnte hier antworten liefern.
Dort gibt es seit 2005 den Vönix (der Österreichische ATX Nachhaltigkeitsindex).
Der Vönix überperformt den ATX Prime ziemlich regelmäßig...

https://www.wienerborse.at/indizes/aktuelle-indexwerte/chart/?ID_NOTATION=21919814&ISIN=AT0000496906&TIMESEL=1&PERIOD=ALL&PERIOD_FROM=&PERIOD_TO=&CHART_TYPE=line&BENCHMARK=4558546&INDICATOR=&MAV=&TURNOVER=0&EVENT=&SCALE=pct

Ein spannendes Thema, dass immer mehr Aufmerksamkeit genießt. Bin gespannt wo es sich hinentwickelt.


Arno sagt am 21. Dezember 2018

" Wenn es das bessere Gewissen sein soll dann frage ich: Was kratzt es denn Philip Morris, wenn seine Aktie nicht mehr von Person A, sondern stattdessen von Person B gehalten wird? Das hätte doch maximal bei anstehenden Kapitalerhöhungen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit von Philip Morris, wenn die Neuemission etwas weniger Kapital einbrächte als erhofft."

Ist mir nicht so wichtig, ob es Philip Morris kratzt. Ich will kein Geld damit verdienen, anderen Leuten Gift oder Waffen zu verkaufen oder die letzten Ur-Landschaften unserer Erde zu zerstören.

MfG, Arno


grün, so grün sagt am 30. Dezember 2018

Also wenn also nun SRI ein Bestandteil von ESG ist, bleiben mir bei der Suche nach ESG bei justETF 21Fonds.

Wenn ich nun eine einfache 70/30 Variante WORLD/EM suche, sieht es mau aus, wenn man Wert auf zumindest ein gewisses Anlagevolumen legt, um nicht allzu bald mit einer Abwicklung des Fonds rechnen zu müssen.

  • World gäbe es immerhin den Xtrackers ESG MSCI World mit 46Mio
  • EM gäbe es iShares MSCI EM IMI ESG (17Mio)

Das war es dann auch schon, wenn man bei einem zweistelligen Millionenbetrag als Anlagevolumen bleiben möchte.

Eigentlich hätte ich auch gerne etwas ausschüttendes, da sieht es dann komplett finster aus.

So seht ich die Entwicklung prinzipiell begrüße, so schwer fällt es mir wiederum, derart viele Kompromisse eingehen zu müssen, um ESG-screened zu investieren. Bleibt zu hoffen, dass sich hier noch etwas tut.


barnabas sagt am 01. Juni 2019

@grün, so grün:

Die Varianten von der UBS sind doch schon recht ordentlich vom Fondsvolumen. Als ausschüttend sind sie ebenfalls erhältlich. Aber vllt. hast du das in der Zwischenzeit auch selbst schon entdeckt. Bin ja etwas spät dran ;)

LG
Barnabas


Nero sagt am 25. November 2019

Hallo Finanzwesir und Hörer/Leser,

nachdem ich mich als ETF-Neuling längere Zeit mit ETFs beschäftigt habe, plane ich als Altersvorsorge-Baustein ein „Pantoffel Portfolio“ nach Finanztest anzulegen. 25% Tagesgeld, 75% MSCI World ETF, Anlagezeitraum ca. 30 Jahre.
Für mich soll es ein nachhaltiger ETF sein. Finanztest empfiehlt dafür nachwievor (11/2019) den hier bereits erwähnten UBS ETF MSCI World Socially Responsible A-dis, ISIN LU0629459743, Auflagedatum 2011. Dieser ETF ist allerdings ausschüttend, was ich für die langfristige Anlage mit möglichst wenig Aufwand eher unpraktisch finde.
Es gibt davon eine thesaurierende Variante mit gleichem Namen, ISIN LU0950674332, Auflagedatum 2018. Sie unterscheiden sich nach meiner Recherche ansonsten nur im Vermögen der Anteilsklasse und darin, dass der thesaurierende nicht sparplanfähig ist.

Kann mir vielleicht jmd. beantworten, ob sich beide ETF abgesehen von der Ausschüttung gleich entwickeln werden, bzw. ob es ein höheres Risiko dargstellt, in den neueren zu investieren weil er erst knapp 2 Jahre existiert?

Beste Grüße


ChrisS sagt am 26. November 2019

@ Nero

"Kann mir vielleicht jmd. beantworten, ob sich beide ETF abgesehen von der Ausschüttung gleich entwickeln werden"

Da beide ETFs den selben Index tracken und, wie alle, bemüht sind dies mit so geringen Abweichungen wie möglich zu tun, sollten sich auch die Performanceunterschiede in nur geringen Grenzen halten. Minimale Unterschiede werden sich zwar nicht ganz vermeiden lassen (z.B. bedingt durch zwischenzeitlich aufgelaufene Cashquoten beim Ausschütter vs dem sofortigen Wiederanlegen beim Thesaurierer), aber konkret sind das nur Einflussgrößenordnungen an der zweiten oder dritten Nachkommastelle.

Wenn man ganz kleinlich sein will könnte man noch, was dann weniger was mit der reinen Produktperformance an sich zu tun hat, auf die einzelne Endanleger-Ebene schauen, auch da können über die Zeit minimale Unterschiede auftauchen durch abweichende Wiederanlage der Ausschüttungen oder, wenn SFB überschritten, gewisse unterschiedliche steuerliche Behandlung - das sind aber eher fortgeschrittene Diskussionen, die dich, gerade als Anfänger/Kleinsparer, noch eine ganze Zeit lang nicht zu interessieren brauchen, zumal es hier auch praktisch ebenso nicht wirklich um die Welt geht.

"bzw. ob es ein höheres Risiko dargstellt, in den neueren zu investieren weil er erst knapp 2 Jahre existiert?"

Nein, das "Risiko" (damit ist wohl vor allem das Schließungsrisiko gemeint) hat eigentlich erstmal nichts primär mit dem reinen Alter des Produktes an sich zu tun. ETFs werden nicht geschlossen, weil sie "zu jung" sind, sondern hpts. nur, weil sie zuwenig Anlagevolumen einsammeln konnten (weil ja über Anlagevolumen die TER berechnet wird, mit welcher der Anbieter am Produkt überhaupt verdient). Natürlich gibt es zwischen beidem eine recht oberflächliche Korrelation - junge Produkte haben oft auch weniger Volumen (ganz einfach weil sie noch garnicht soviel Zeit hatten, Geld einzusammeln), aber man sollte dabei nicht unbedingt Ursache und Wirkung verwechseln.
Die laut justETF aktuell 404 Mio € in dem thesaurierenden UBS-ETF sind jedenfalls nichts was wir hier wirklich als kritisch niedrig bewerten würden.

PS

"der thesaurierende nicht sparplanfähig ist"

Sparplanfähigkeit sollte man nicht unbedingt als eine Eigenschaft des Produktes an sich betrachten, sondern als Angebot eines jeweiligen Brokers (erkennt man ja schon daran, dass manchmal ein und der selbe ETF bei Broker A sparplanfähig ist und bei Broker B nicht, die Ursache liegt also nicht im Produkt selbst), zumal die Sparplanfähigkeit ja auch im laufe der Zeit bei den Brokern ausgebaut werden kann.


Nero sagt am 27. November 2019

@ChrisS

Vielen Dank für die ausführlichere Einschätzung!
Das sind für mich ausreichend Argumente um in den thesaurierenden zu investieren.


Timo sagt am 17. Januar 2020

tja, manchmal kommt die Ethik durch die Hintertür.

Wurde von meinem Broker auf die folgende Änderung bei den Xtrackers ETF aufmerksam gemacht. Die DWS schreibt:

Der Prospekt wird aktualisiert und räumt DWS Investment GmbH (der „Anlageverwalter“) das Recht ein, aus den Portfolios der Fonds mit Direkter Anlagepolitik jegliche Wertpapiere auszuschließen, die nicht der Anlagepolitik des Anlageverwalters entsprechen (die „Ausschlüsse gemäß Anlagepolitik“). Dazu zählen jene Wertpapiere, die an der Produktion oder Herstellung von kontroversen konventionellen Waffen, der Produktion von Trägergeräten/ -systemen und an der vorsätzlichen und wissentlichen Produktion von elementaren Hauptkomponenten kontroverser konventioneller Waffen beteiligt sind, jeweils gemäß der Identifizierungsmethodik der DWS-Richtlinie zu kontroversen konventionellen Waffen.

Ist das jetzt noch indexing oder schon aktives (anti-) Stock-Picking?


Presskoppweck sagt am 18. Januar 2020

Was sind kontroverse konventionelle Waffen?
Also ABC-Waffen sind das schon mal nicht.
M.W. betrifft das nur Streu- und Anti-Personen-Mienen. Diese Mienen sind von einer großen Mehrheit der Staaten geächtet. Nur einige Pariastaaten wie USA, Rußland, China, Israel, Indien und Pakistan weigern sich dieses Abkommen zu unterzeichnen https://de.wikipedia.org/wiki/Antipersonenmine

Der Wikipediaartikel legt nahe, dass keine großen Firmen daran beteiligt sind, von daher ist diese Entscheidung wohl eher ein moralisches "me too" ohne konkrete Auswirkung auf Investitionsentscheidungen.


ChrisS sagt am 18. Januar 2020

@Timo

Ist das jetzt noch indexing oder schon aktives (anti-) Stock-Picking?

Kommt halt drauf an welche Definitionen man benutzt.
Zb. könnte man sagen, klar ist das noch "Indexing", es wird ja immer noch ein Index benutzt, nur bekommt der jetzt halt ein paar weitere Auswahlregeln zusätzlich eingepflanzt.

Übrigens, Auswahlregeln hat so ziemlich jeder Index, denn das wirklich rein passive marktbreite Ideal (also einfach alle Aktien beinhalten, ohne jegliche Selektion) existiert eigentlich nur in der bloßen Lehrbuchtheorie, denn bei der Umsetzung in der Praxis müssen immer irgendwo irgendwelche Kompromissabwägungen getroffen werden (welche halt zu Auswahlregeln führen). Selbst solche "plain-vanilla" Benchmarks wie MSCI ACWI oder FTSE All-World etc. haben noch Regeln zur Aufnahme in den Index wie z.B. bestimmte Mindestanforderungen an den durchschnittlichen Handelsumsatz einer Aktie oder die Marktkapitalisierung, um das Produkt noch einigermaßen praktikabel zu gestalten.

Der Theoretiker würde sagen, dass das auch nicht mehr so schön passiv auswahlregelfrei marktvollabdeckend wäre und hier somit auch schon "aktives Anti-Stockpicking" betrieben würde, aber der Praktiker würde einfach entgegnen das es trotzdem noch "gut genug" ist (einen Markt halt "nur" zu 99%, wenn 100% eben vom Aufwand/Nutzen her unnötig sind).

Was jetzt diese "controversial weapons"-Geschichte speziell angeht - so sehr man sich vllt. drüber ärgert weil man doch eigentlich auf puristisch-passiv setzen will, brauch man das ganze jetzt auch nicht überbewerten, denn bei Lichte betrachtet stellt sich das wohl eher mehr als Marketing-Nebelkerze denn als wirklich ernsthaften Eingriff in die Portfoliogestaltung dar. Die DWS kann damit mal ne schöne Pressemeldung raushauen um Feelgood-Punkte einzusammeln, aber du musst jetzt nicht befürchten, dass diese nun ausgeschlossenen "controversial weapons"-Firmen einen so signifikanten Teil ausgemacht haben, dass es deine Portfoliogewichte und -entwicklungen wirklich merkbar beeinflusst.

Google einfach mal ein bischen rum um herauszufinden, wieviele und welche Firmen das konkret eigentlich genau betrifft - die Definitionen sind so eng, dass es sich eigentlich nur um eine Handvoll mehr oder weniger unbedeutender Firmen am Rande handelt, die auch insgesamt eh nur relativ insignifikant sind - die wirklich großen bedeutenden Waffenhersteller haben ja (auch im Hinblick auf solche Divestment-Kampagnen) ihre "kontroversen" Sparten schon vor genügender Zeit ausgelagert. Boeing, Lockheed, Raytheon und wie sie alle heißen wirst du also erstmal noch weiter im Depot haben, keine Sorge, die werden ja erstmal weiter "nur" als normale Waffenhersteller gehandelt.

Kann sich das in Zukunft noch ändern, je nachdem wie sich der Druck auf gewisse "moralische Mindeststandarts" verschärft? Klar, ist möglich. Genauso wie auch z.B. von der Klimaseite her weitere Einschränkungen zu erwarten sind. Aber auch hier wieder wird das zuerstmal von den eher unbedeutenden Rändern her anfangen (also anstatt dass z.B. auf einmal alle Automobilfirmen ausgeschlossen werden, wird erstmal so eine kleine Symbolbranche wie z.B. Kohleförderunternehmen ausgeschlossen, die relativ insignifikant sind).

Wie gesagt, das ganze Prinzip kann man natürlich doof finden und dagegen sein, aber mehr als "friss oder stirb"-Akzeptanz bleibt einem praktisch nicht üblich wenn das zum allgemeinen Mindeststandard wird und alle Produktanbieter gleichermaßen nach und nach solcherlei Auswahlregeln einziehen und damit keine Ausweichmöglichkeit mehr besteht, denn deshalb gleich garnicht mehr zu investieren ist ja auch keine Lösung. Man könnte natürlich auch eigenhändig in seine selbst ausgesuchten Einzelaktien investieren, wenn es einem so wichtig ist von diesem ganzen Moralgedöns verschont zu bleiben und man bereit ist dafür die bekannten "Nachteile"/Gegenargumente des Einzelaktieninvestieren wiederum in Kauf zu nehmen.


Timo sagt am 21. Januar 2020

Hallo ChrisS,

danke für deine ausführlichen Gedanken dazu.

Ja, mir war klar, dass das im wesentlichen Marketing seitens DWS war/ist und nein, natürlich befürchte ich weder eine langfristige Unterperformance durch diesen Schritt, noch erwäge ich einen Wechsel auf einen anderen Anbieter.

Ich finde diesen Schritt nur interessant. ESG/SRI "konforme" Indices per ETF abzubilden um damit den Nachhaltigkeits"trend" unserer Zeit zu bedienen kann man jetzt als opportune Gelddruckmaschine (-> höhere Kosten der Produkte) begreifen, oder auch nicht.
Aber das ein (passives) Fondsmanagement sagt, nein, wir verzichten komplett auf Firmen XYZ ist doch irgendwo ein Novum (damit meine ich nicht optimised sampling). Ooder wenn nicht, dann muss ich mich doch nochmal mehr mit ETF Anbietern beschäftigen.

Finde ich das gut oder schlecht? Ich finde eine vollständige physische Replikation am ehrlichsten. Bei mehreren Milliarden Anlagevolumen sollte das auch rein praktisch keine Hürde sein. Wenn man das einmal aufgesetzt hat, müsste ein Rebalancing doch auch nur nötig sein, wenn Firmen den Index verlassen oder? Weil sonst schwimmt man ja automatisch die Marktkapitalisierung mit.


Smartinvestor sagt am 22. Januar 2020

Hallo Timo,

wie weit bist du eigentlich mit deiner hoffnungsvollen Beschäftigung mit wirklich lohnenden, nachhaltigen Alternativen zur Renditesicherung bzw. zum Krisenschutz von long-only Aktien-Portfolios mittels "times series momentum with futures" gekommen? Das unser Wesir deren wissenschaftliche Basis ja mittlerweile auch gut findet, hat die intensivere Beschäftigung damit hoffentlich beflügelt, oder?

Hat dich Niels didaktisch ausgefeiltes Einstiegswerk also schon zur MF-Investition motiviert? Denn Anfangen ist der wichtigste aber schwerste Schritt dabei. Der kann erst das viel wirksamere "Learning by Doing" ermöglichen.

Würde mich einfach mal interessieren, wie hilfreich das Büchlein für dich inhaltlich ist. Denn du scheinst des Englischen mächtiger zu sein, als viele Andere, da dich das nicht abgeschreckt hat.

Mein Geschreibsel scheint dazu wohl leider immer noch nicht auszureichen, auch wenn es auf Deutsch ist. Aber ich würde die nach wie vor vorgesehene deutsche Übersetzung von Niels motivierendem Werk für den angestrebten Durchbruch von MFs in D gern ein bisschen besser absichern als nur mit einem "mach erst Mal, dann werden wir schon sehen."

Daher mein persistentes Interesse an deinen Erfahrungen damit jetzt, wenn es bald losgehen soll mit meinem ersten reinen Alpha-Beta-Blog.

Ist also alles anerkennend Ernst gemeint. Du könntest mir mit deinem Feedback zu Niels Buch sehr dabei helfen.

Smarte Investor-Grüße
Norbert ;-)


Timo sagt am 23. Januar 2020

Hallo Norbert,

das Buch von Niels fand ich sehr lesenswert. Gut geschrieben, interessante Denkanstöße. Insegsamt für ein Finanzbuch durchaus kurzweilig. Ich kann mal gucken, ob ich da ein detailliertes Feedback zu verfasse.

Mein Problem mit der Umsetzung hat Joerg hier irgendwo ganz gut beschrieben. Ich bin darauf angewiesen, Fondsmanager picking zu betreiben. Ich muss hoffen, dass diejenigen, die in der Vergangenheit aus der Vergangenheit Muster in eine Strategie für die Zukunft gegossen haben - und damit in turbulenten Phasen durchaus erfolgreich waren - auch in Zeiten extrem schneller und vernetzter Informationsübertragung (this time it's different) weiterhin in der Lage sind, ihre Modelle weiterzuentwickeln um so auch in Zukunft die richtigen Signale zu bekommen.

Als Ingenieur weiß ich, wie groß die Welten zwischen Theorie und Praxis sein können. In der Theorie haben mich Trend Folge/MFF als Portfoliokomponente überzeugt. Für die Praxis warte ich jetzt auf den Crash...

Ich habe mir das Portfolio was du letztens vorgeschlagen hast (FTSE All-World, Global Properties, MAN AHL, H2O Allegro) als virtuelles Portfolio in PP angelegt, was ich jetzt aktiv pflege (Rebalancing über Anpassung der Sparraten; aktives Eingreifen, wenn die 5% Schwelle gerissen wird). Das lass ich im Sparplan gegen mein eigenes Weltportfolio (47% World, 21% World SC, 17% EM IMI, 15% AAA-AA EUR Staatsanleihen) laufen.
Wenn dann der nächste Crash bis ca. 2030 einigermaßen überwunden ist, dann habe ich belastbare Daten für die Strategie und noch genügend Zeit um mein Rentenportfolio Krisensicher aufzusetzen.

Weil, ohne Krise brauche ich kein Krisenmanagement. Wenn der nächste Crash aus irgendwelchen gründen noch 20-30 Jahre auf sich warten lässt, weil die Sitiation jetzt tatsächlich anders/neu ist, tja..dann hoffen, dass ich durch aggressives Aktieninvestieren genug habe um auch 50-80% Verlust kruz vor der Rente zu verkraften :)


Smartinvestor sagt am 23. Januar 2020

@Timo

herzlichen Dank für dein erfreuliches erstes Feedback zu Niels MF-Einsteigerbuch und dein Outen damit hier in der Höhle der passiven ETF-Löwen. ;-)

Das Abwarten des nächsten Crashs bei deinem virtuellen Testlauf, um eine valide Vergleichsbasis zu haben, zeugt von höchster Kompetenz auf Blog-Ebene nach kürzester Zeit. Denn dort werden solche "Crisis Alpha"-Strategien "interessanterweise" ja (fast) immer über Zeiträume ohne "Crisis" verglichen. Das ist aber wie ein Regenschirmtest ohne Regen mit Null Relevanz...

Bin mir ziemlich sicher, dass keine deiner Bedenken eintreten werden. Aber das Wichtigste ist, dabei mit "Learning by Doing" zügig anzufangen. Damit wirst du bald zum Experten werden.

Smarte Investor-Grüße
Norbert ;-)


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