19. Juni 2017


Podcast: Heiraten – Der Finanzwesir rockt, Folge 38

Heiraten oder nicht heiraten? Das ist hier die Frage.
In unserem bisher längsten und unausgewogensten Podcast dreht sich alles um die Ehe. Warum unausgewogen? Weil uns die Mitte fehlt. Wir können anekdotisch über unsere Erfahrungen berichten und das Ganze mit den aggregierten Statistiken von Statista abrunden: die Scheidungsquote lag 2015 bei 40,82 %.
Da wir weder Scheidungsrichter noch Ehetherapeuten sind, fehlen uns die 200 Ehen, die wir im Laufe unseres Berufslebens kennengelernt haben.
Deshalb vorab die Warnung: Wir haben uns zwar eine knappe Stunde Zeit genommen, aber selbst in dieser Zeit können wir nur persönlich gefärbte Schlaglichter setzen.

Unsere Ehe-Themen

  • Ehe im Wandel der Zeit. Die im „Goldenen Blatt“ so gehypte Liebesheirat ist – geschichtlich gesehen – eine ziemlich junge Erfindung. Erst 1761 mit dem Beginn der Romantik kam man auf die Idee, dass nicht Pflicht, sondern Zuneigung die Grundlage eines gemeinsamen Lebens bilden sollte.
  • Trotzdem ein Plädoyer für weniger Romantik und preiswertere Hochzeiten. Ehe ist auch Business.
  • Der Finanzwesir preist die Vorteile der Ehe.
  • Der Finanzrocker stimmt vorbehaltlos zu, sagt aber: Alle Vorteile lösen sich bei einer Scheidung in Luft auf. Der Stress des Auseinanderdividierens wiegt das Ehegattensplitting nicht auf. Deshalb strebt er den Titel Ehemann nicht an.
  • Die Bedarfsgemeinschaft: Ein Konstrukt aus der Hölle des zweiten Sozialgesetzbuches. Kombiniert die Nachteile der Ehe mit den Nachteilen des unverheirateten Zusammenlebens.
  • Der Praxisteil: Was tun nach der Heirat und vor der Familiengründung?
  • Scheidung: Was tun, um sie zu verhindern. Praxistipp Finanzwesir: Mit das Beste gegen Scheidung: Der Babysitter. Egal was sie will: Es ist nie zu viel. Einmal die Woche raus ohne Kinder und wieder Frau und Mann sein statt Mama und Papa.
  • Statista sagt zum Thema Scheidung: Die Menschen trennen sich auch noch nach 26 Jahren Ehe. Peak-Perfomance in den Ehejahren 6, 5 und 7 in der Reihenfolge. Scheint also was dran zu sein am verflixten siebten Jahr. Aber eigentlich geht die Trennerei ganz fix los. Schon im zweiten Jahr werden ein Haufen Ehen wieder geschieden. Das ist kein Buy & Hold. Das ist Trading mit den bekannt hohen Kosten.

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Links zum Thema der Woche

Finanzbegriff der Woche

Das Ehegattensplitting. Ein echter Dino. Seit der Einführung 1958 oft kritisiert, aber nie verändert.
Wie geht Ehegattensplitting?

  1. Das zu versteuernde Einkommen der Ehegatten wird kombiniert und dann halbiert. Das ist die Splittung.
  2. Für das halbierte zu versteuernde Einkommen wird die Einkommensteuer nach dem geltenden Einkommensteuertarif berechnet.
  3. Die so errechnete Einkommensteuer wird verdoppelt.

Die Idee

Die Ehe als Team. Beide Eheleute tragen etwas bei, aber es ist unerheblich, wer wie viel zum ehelichen Gesamteinkommen beigetragen hat. Das Ehepaar wird als eine Wirtschaftsgemeinschaft betrachtet.

Die Wirkung

Je größer das Delta, umso höher die Wirkung. Das Gesamteinkommen eines Paares beträgt 80.000 €.

Partner 1 Partner 2 Splittingvorteil pro Jahr
0 € 80.000 € 7.414 €
20.000 € 60.000 € 1.715 €
40.000 € 40.000 € 0 €

Der Vorteil entsteht dadurch, dass der Besserverdiener in der Progressionskurve nach unten rutscht.

Wenn Ihnen unser Podcast gefällt, würden wir uns über eine Bewertung oder einen Kommentar auf iTunes freuen.

(awa)

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Kommentare

Aniong sagt am 19. Juni 2017

Diese Folge empfehle ich meiner Freundin lieber nicht zum Anhören... Als leidenschaftliche Erzieherin, die mit ihrem kleinen Gehalt eben nicht eine Famile auf dem gleichen Level wie ich als Informatiker unterstützen könnte, ist sie laut Finanzwesir wahrscheinlich noch minderwertigeres Heiratsmaterial als eine Kulturwissenschaftlerin und sollte besser durch eine Ärztin ersetzt werden.


Tim sagt am 19. Juni 2017

Hallo zusammen, vielen Dank wieder einmal für diesen wunderbaren Podcast, der sich in die Reihe der vielen tollen Folgen einfügt. Dies ist mein erster Beitrag auf diesem Blog, auch wenn ich schon länger zu der "dunkelen Masse an stillen Mitlesern & Genießern" gehöre. Ganz allgemein super Blogs von euch beiden, extrem lehrreich und sicherlich "weltbild"-verändernd.

Das Thema Ehe zu beleuchten und dabei die "merkantilen" Aspekte aufzugreifen gehört ja ganz klar zusammen. Selbst bin ich jetzt seit ca. eineinhalb Jahren verheiratet und sehe es in meinem jungen Leben (24 Jahre alt) als klare Bereicherung (sowohl in lebens- und liebestechnischen wie auch finanziellen Fragen; Stichwort: Ehegattensplitting). Die am Ende des Podcastes angesprochene Fragestellung, ob in der heutigen Zeit viele (vllt. gerade jüngere) Ehepaare davon profitieren können kann ich aus meiner Situation ganz klar mit Ja beantworten. Meiner Frau als Studierende und mir als frisch eingestiegenen Berufsstarter nach dem Studiem kamen doch die dadurch freiwerdenden Extra-Euros für die monatliche Bilanz sehr entgegen. Andererseits kenne ich viele Leute in meinem Bekanntenkreis, die noch nicht die "finanziellen Vorzüge" durch die Eheschließung für sich nutzen...

@Aniong: Eine Aussage ist ja nicht gleich ein Angriff. Lediglich der Zustand, dass es seinen Charme hätte, wenn beide Partner in der Lage wären, die Familie zu ernähren ist doch sicherlich kein schlechter Gedanke oder?
Ich finde es bspw. deutlich charmanter, wenn man das klassische Model "Familienernährer(in)-Hausfrau(-mann)" mit einem Einzeleinkommen durch die Lösung "Beide 50/50 Arbeit/zuhause" (durch zwei dem Einzelverdienst entsprechenden Gehältern) ersetzt. Weniger Zeit im (oftmals stressigen) Beruf, mehr Zeit mit der Familie und der Frau... ist das nicht eine wunderbare und erstrebenswerte Vorstellung?
Auch den Ansatz seinen Kindern mitzugeben "finanziell selbst auf eingenen Beinen stehen zu können" (durch die doch sehr direkt vorgetragene "Tipps für die Berufswahl" bspw.) ist doch nichts einzuwenden, solange daraus kein Zwang wird. Im Endeffekt ist das ja nur der Grundstein zur oft thematisierten finanziellen Freiheit, denn nichts ist weniger finanziell frei, als von einer anderen Person (zwanghaft) abhängig zu sein.

Beste Grüße aus Ostwestfalen und weiter so,
Tim


Ex-Studentin sagt am 20. Juni 2017

Um das Thema "Heiraten ja/nein?" kommt man in einer Partnerschaft selten drumrum.
Ich bin froh, dass ich Vor- und Nachteile nun besser abschätzen kann und die gröbsten Fehler so hoffentlich vermeide. Es ist interessant, wie die Umgebung das Beziehungsbild prägt.
In meiner Verwandtschaft gab es nur eine Scheidung und viele goldene Hochzeiten. In meinem Freundeskreis gab es ein paar Scheidungen mehr, aber trotzdem nur eine kleine Mnderheit.
Deswegen bin ich optimistisch, dass eine Ehe ewig halten kann. Selbst wenn nicht: Eine Scheidung ist an sich nicht teuer, nur der Rosenkrieg mit Anwälten.
Sofern jedoch jeder finanziell auf eigenen Beinen steht und beide wissen, dass Kinder beide Eltern brauchen, so habe ich auch keine große Angst vor einer Trennung. Mein Freund und ich sind knapp 6 Jahre zusammen und er wäre aus meinem Leben kaum wegzudenken.

Auf dem Blog von Ex-Studentin gibt es hierzu diesen Artikel: Ist das Modell der Ehe veraltet?


Det sagt am 22. Juni 2017

| @ Ex Studentin
Sehr schön , und in der Finanz Blogger Szene längst mal überfällig . Die EHE . Daher ist es schon ein Unterschied , bei ALLEN finanziellen Entscheidungen , welches Ehemodell ich gewählt habe ( Also Zugewinngemeinschaft , Gütertrennung , Gütergemeinschaft , Vertragsmodell oder KEINS / also KEINE EHE ) . Leider kommen die Leute dann erst später darauf , das es besser gewesen wäre , sich auch mal früher besser ein paar UNROMANTISCHE Gedanken zu machen . Und genau diese Unromantischen Gedanken , sollten eine stabile Beziehung eher stärken wie schwächen .
LG Det


Meenzer Jung sagt am 22. Juni 2017

Am Ende des Podcasts wird so getan, als wenn die daheombleibende Gattin eines arbeitenden Ehemannes nicht ausreichend abgesichert sei und daher dringend eine eigene Absicherung benötige. Das ist, soweit deutsches Eherecht anwendbar ist und die Eheleute nichts anderes wirksam durch notariellen Ehevertrag vereinbart haben, nicht zutreffend.

Die Eheleute leben im Normalfall in einer Zugewinngemeinschaft. Das bedeutet, dass die Ehegatten bei Scheidung die Hälfte des jeweiligen Vermögens nach Abzug des Vermögens, dass bereits bei Eheschließung vorhanden war oder durch Erbgang erworben wurde brüderlich teilen.
Besonders problematisch ist das bei Wohnungen, Häusern und unbebauten Grundstücken die ein Ehegatten "mitin die Ehe gebracht hat". Hier wird der Wert zu Beginn der Ehe und zum Ende der Ehe bestimmt und die Differenz hälftig geteilt. Bei Wertzuwechsen von 10+% p.a. kann das zur Versteigerung führen, weil nicht ausreichend anderes Vermögen zum Ausgleich vorhanden ist. Beispiel Ehefrau hat vor der Ehe ein Einfamilienhaus in einer deutschen Großstadt erworben.
Eheschließung 2013. Wert des Hauses bei Eheschließung: 300 TEUR. Scheidung 2018. Wert des Hauses: 500 TEUR. Folge: Ausgleichsandpruch des Ehemannes: 100 TEUR (die Hälfte des Wertzuwachses). Das Beispiel ist ausdrücklich kein Extrembeispiel sondern der ganz normale Wahnsinn im deutschen Eherecht. Der Wertzuwachs muss noch nicht mal durch besondere Renovierungen entstanden sein. Die normalen Marktkräfte reichen dafür schon aus.

Auch bei der Rente steht sich der "Daheimgebliebende" nicht schlecht. Eine Hausfrau bekommt bei Scheidung die Hälfte der Rentenpunkte des schaffenden Ehegatten. Ganz einfach so, ohne etwas dafür zu tun. Ihre Leistungen im Haushalt sind immer gleichwertig mit der Arbeitsleistung des Gatten. Das führt zu der Situation, dass die "Tätigkeit" geschiedene Arztgattin zu einer deutlich besseren Altersversorgung führt, als z.B. eine andere Frau durch lebenslange Arbeit, z.B. als Polizistin oder Lehrerin erworben hat. Unglaublich, aber Realität.

Was sollte man selber tun? VOR Eheschließung mit einem Fachanwalt für Familienrecht sprechen und sich bloß nicht von der Gattin einlullen lassen nach dem Motto "Schatz, so ein Ehevertrag ist unromantisch". Viele Ungerechtigkeiten lassen sich durch einen guten Ehevertrag wegbügeln. Mit dem Rest muss man leben.


Chris sagt am 23. Juni 2017

Interessante Epidode, vielen Dank.

Ich habe eine (möglicherweise außergewöhnliche) Frage zur Steuererstattung beim Ehegattensplitting:

Meine (Noch-)Frau und ich (beide Steuerklasse IV) wollen die Steuererklärung aufgrund der finanziellen Vorteile noch mal zusammen machen, die erwartete Erstattung dann aber "fair" aufteilen.

Wie sollten wir das konkret tun? Proportional zur bereits unterjährig entrichteten Steuer? Oder habt ihr andere Vorschläge? Welche Aufteilung ist beim Ehegattensplitting "fair"?


Dummerchen sagt am 23. Juni 2017

Hallo Chris,

meine Frau und ich haben auch beide IV trotz größerer Einkommensunterschiede. Wir teilen die Steuerrückerstattung im Verhältnis der Netto-Einkommen auf. Das ist für uns ok, kann aber ggf. als "unfair" aufgefasst werden, wenn einer der beiden Beteiligten mehr "rückerstattungsfähige Ausgaben" ansetzen konnte als der andere.

Ich meine mich zu entsinnen, dass mein Steuerprogramm (Buhl Wiso Steuer-Sparbuch) aber auch konkrete Prozentangaben vor der Abgabe der Steuererklärung ausweist. Zumindest vor einigen Jahren war das so.

Gerechtigkeit ist immer schwierig - unter zukünftigen Ex-Partnern vermutlich noch schwieriger.

Liebe Grüße
Dummerchen


Jan sagt am 23. Juni 2017

| @Chris Bad idea, im Bekanntenkreis gab es auch so einen ähnlichen Fall. Grob beschrieben: Trotz Trennung wurden Freibeträge der Frau oder eine gemeinsame Steuererklärung abgegeben. Dadurch kam eine höhere Erstattung raus die der Mann bekam. Das wurde für den Unterhalt für die Tochter genommen, den die Frau nicht (oder geringer als Vorschrift) leistete.
Ging eine weile gut, danach hat die Frau dem FA auf die trennungzeit hingewiesen und hat den ihr “zustehenden“ Teil auszahlen lassen und ist davon in den Urlaub gefahren. War auch gut so, denn als sie weg war bekam der Mann post vom FA mit einer Rückzahlung Aufforderung.

Wenn beide sich an das gentlement aggreement gehalten hätten, hätte der Staat einen Teil vom Unterhalt gezahlt. (Besser als gar kein Unterhalt? Die moralische Seite lassen wir mal aussen vor.)
Aber in Fall der Trennung gibt es keine Versprechen auf die man sich verlassen kann.
Dort gibt es nur das Bullshit Bingo. Was schlechtes passieren kann wird passieren.
Es gibt noch eine Anleitung zur Vorbereitung auf eine Trennung (Unterlagen und kontozugangsdaten kopieren und bei einem Freund deponieren..usw.) Mal sehen ob ich den Link noch finde....
Jan


Darth Trader sagt am 23. Juni 2017

Die Folge hat wieder einige gute Informationen, die ich gerne mitnehme.
Eure Meinung zu diesen Ratgeber Büchern (egal welches Thema) finde ich aber ziemlich krass! Was sind denn eure Podcast, eBooks und Produkte die ihr anbietet? Doch auch "nur" weitere Ratgeber. Ja man könnte jetzt sagen, dass bei euch am Ende mehr Geld bei der Person die euch konsumiert hängen bleibt, aber deshalb die anderen madig machen finde ich ziemlich unter eurem Niveau.

Just my two cents.


Darth Trader sagt am 23. Juni 2017

Gibt es eigentlich Statistiken generell zu Trennungen in Partnerschaften?
Man hört immer nur von den Scheidungen, aber ob von allen anderen Partnerschaften (ohne Ehe) nicht genauso viele auseinandergehen bekommt man überhaupt nichts mit.
Bei den Nicht-Ehen gibt es natürlich oft das Problem mit dem Rosenkrieg nicht, klar. Aber immer auf dieser einen Zahl rumzureiten ohne die andere Seite der Medallie anzuschauen ist ziemlich subjektiv.


June sagt am 24. Juni 2017

Hallo Chris,

Dieser Link sollte dir weiterhelfen.

http://www.iww.de/fk/archiv/steuerrecht-aufteilung-von-steuererstattungen-und-steuerschulden-zwischen-eheleuten-f13934

Take care,

June


Dummerchen sagt am 25. Juni 2017

@Darth Trader:
1) Ja, über die Äußerung bezüglich Ratgebern war ich auch latent überrascht. Ich vermute, die beiden bezogen sich darauf, dass es auch Bereiche im Leben gibt, für die sie Ratgeber nicht notwendig halten a la "Wie schlage ich einen Nagel am besten in die Wand?". Aber ganz ehrlich: Jeder hat andere "Probleme", bei denen er sich Unterstützung erhofft - ich würde nicht über andere urteilen, die entweder einen Ratgeber anbieten oder einen benötigen, den ich für unnütz halte.
2) Trennungen von Nichtverheirateten sind nicht so kritisch wie bei Verheirateten. Daher ist die Zahl nicht ganz so sehr von Interesse. Insbesondere wenn keine gemeinsamen Verpflichtungen (Kredite, Unterhaltszahlungen wegen gemeinsamen Kindern, etc) existieren, gibt es nicht so viel zu beachten. (Die Ex-Studentin (s.Kommentar oben) hat eine schöne Serie zu dem Thema erstellt.)

Die Frage, ob man trotz einer bekannten Trennungsquote heiraten sollte, halte ich übrigens für ziemlich belanglos.
Jede Beziehung/Ehe ist individuell und anders.
Natürlich gibt es keine Garantien, dass Ehen halten, aber die Partner können in meinen Augen viel dafür tun, die Chancen zu erhöhen. Meiner Erfahrung nach ist eine dauerhafte offene respektvolle Kommunikation das A und O.
Nur so können Erwartungshaltungen verstanden werden und Wege gesucht werden, diese in die Beziehung einfließen zu lassen. Wer nicht gelernt hat (oder nicht lernen will!), über Probleme zu reden, wird meiner Meinung nach irgendwann unglücklich sein. Dann ist die Trennung eine Frage der Persönlichkeit und der Zeit.

Just my 2 cents
Dummerchen


Molière sagt am 02. Juli 2017

Hallo Albert,

nachdem auch Daniel darauf hinweist, kann ich mir folgende Klugscheißerei doch nicht mehr verkneifen:

Die "schwarzen Schwäne", die Du in Blog und Podcast häufig auftreten lässt, haben mit dem, was Nassim Taleb unter diesem Begriff versteht, wenig zu tun. Die wesentlichen Merkmale von Talebs "black swans" sind, dass sie

  1. unerwartet („lies outside the realm of regular expectations“),
  2. wirkmächtig („extreme impact“) und
  3. im Nachhinein erklärbar („makes us concoct explanations for ist occurence after the fact“)

sind. Für Taleb zählt geringe Eintrittswahrscheinlichkeit noch nicht einmal zu deren drei zentralen Merkmalen. Schwarze Schwäne in Talebs Sinn sind übrigens nicht nur negative Ereignisse wie die Terroranschläge am 11. September 2001, sondern auch positive, wie die Entdeckung des Penicillins.

Scheidungen, schwere Krankheit, Berufsunfähigkeit oder auch Tod sind, wenn sie eintreffen, natürlich persönliche Tragödien. Im Vorhinein sind sie aber klassische erwartbare und quantifizierbare Risiken, und daher kann man sich auch gegen sie versichern (gut, Anti-Scheidungs-Versicherung wäre mir jetzt neu).

Mit Blick auf schwarze Schwäne rät Taleb selbst auch zu einer völlig anderen Finanzstrategie, die Du im Beitrag

https://www.finanzwesir.com/blog/taleb-hantel

schon einmal zerpflückt hast. Wie Du dort schreibst, sind dagegen

Die auf diesem Blog vorgestellten Strategien [...] für Weicheier und Warmduscher

und sonstige Normalsterbliche. Die sind mit klassischen Risiken und entsprechenden Gegenmaßnahmen bereits hinreichend bedient und kommen sehr gut ohne schwarze Schwäne aus.

Viele Grüße
Molière


Genossenschafter sagt am 11. Juli 2017

Danke ihr beiden für den interessanten Podcast!

War für mich in vielen Dingen Bestätigung oder Ergänzung, da ich im Frühjahr selbst geheiratet habe und mir vieles selbst erarbeitet habe (musste). Richtig gut finde ich die Anmerkung, dass die Steuerklassenwahl "lediglich" den Cash-Flow beeinflusst. M.M. haben viele da eine eingeschränkte Wahrnehmung.
Nachdem ich meine bessere Hälfte in den vergangenen Jahren an das Thema finanzielle Eigenverantwortung / Anlegen mit ETF herangeführt habe ("wollen wir auf der Fahrt nach XY den Finanzwesir hören"), hat sich unser Merger bis jetzt erstaunlich einfach gestaltet:

  • gemeinsame Asset Allokation abstimmen, Bestandsaufnahme, Balancing planen
  • gemeinsame Sparquote festlegen (wir haben unsere Ausgaben bereits vorher getrackt)
  • Versicherungen durchschauen (mit erstaunlichen Kollateralgewinnen, Top-Versicherungen von vor 3-4 Jahren können heute mittelmäßig sein)

Nachdem wir vorher unsere Ausgaben aufgerechnet und 50/50 geteilt haben, empfinde ich es z.Z. als Aufwandserleichterung, dass jetzt alles aus "einer Kasse" ab geht. Zudem nutze ich unsere Zugewinngemeinschaft ausgiebig bei Schokoladengeschenken an meine Frau.

Interessant und pot. konfliktträchtiger wird im Herbst wenn Teil 2, sprich Nachwuchs, ansteht.

Kann dem jamaikanischen Sprichwort aus dem Podcast voll und ganz zustimmen. Darüber hinaus hilft reden,reden und noch mal reden...


mava sagt am 09. November 2018

Erst einmal ein schöner Podcast, habe ihn (leider erst) vor kurzem entdeckt, aber dafür kann ich jetzt umso mehr Folgen hintereineinader hören ;-)

Eine Anmerkung habe ich zu der Bedarfsgemeinschaft, da ich tatsächlich diese Situation vor der Ehe komplett "durchgespielt" habe: Der Finanzwesir hat recht, dass es keine Verpflichtung gibt, den unehelichen Partner finanziell zu unterstützen (lediglich eine "moralische Pflicht") und das Einkommen des Partners dennoch bei Sozialleistungen berücksichtigt wird.
Aber es gibt zumindest eine kleine Entschädigung, der verdienende Partner kann nämlich in seiner Steuererklärung den vom Partner ungenutzten Steuerfreibetrag für sich beanspruchen. Zahlenbeispiel: Er verdiente als Student 4.000 € im Jahr, davon 1.000 € pauschale Werbungskosten Abzug, bleiben von 9.000 € Steuerfreibetrag 6.000 € ungenutzt. Diese 6.000 € kann sie dann auf ihren Steuerfreibetrag oben drauf setzen.

Natürlich ist die Steuerentlastung bei Verheirateten höher (ich habe Steuerklasse 3 im ersten Ehejahr sehr genossen), aber zumindest eine kleine "Entschädigung" gibt es schon dafür, was aber eben die wenigsten wissen, weshalb ich das einmal loswerden wollte. Da kann man dann also seinen unverheirateten Partner als "außergewöhnliche Belastung" von der Steuer absetzen :-P


Ustinov sagt am 14. Oktober 2019

Herrlich, ich habe mich köstlich amüsiert während dieses Podcasts!


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