02. August 2016


Blogparade: Was kommt nach der finanziellen Freiheit?

Peter Ranning, der Privatier, will wissen:

"Was kommt nach der finanziellen Freiheit? Warum strebe ich sie überhaupt an? Was sind meine Ziele und Wünsche? Wie stelle ich mir mein Leben als Privatier vor?"

Deshalb ruft er unter dem Motto "Freiheit oder Langeweile?" zur Blogparade auf.

Der Finanzwesir zitiert Udo: „Hinterm Horizont geht’s weiter". Die Frage ist nur: Wie weit ist der Horizont? Gerade in Deutschland geht Kennenlernen doch oft so:

  1. Wie heißt Du? => Die Höflichkeit gebietet es, dass man sich vorstellt.
  2. Schönes Wetter heute. => Ein kleines bisschen Small Talk muss sein, selbst in Deutschland.
  3. Was machst Du so? => Jetzt mal Butter bei die Fische. In welche Sozialprestige-Schublade gehörst Du?
  4. Ich blogge über Finanzen. => Hä? Vollkommene Fassungslosigkeit, sämtliche Bewertungskriterien versagen. Einordnung unter Freakshow.

"Freakshow = Jahrmarktsattraktion. Wandermenagerien, in denen Menschen wie "Zwerge", "die Frau mit Bart", "der Zyklopenjunge" oder "Wolfsmenschen" ausgestellt wurden."
Quelle

Das ist protestantische Arbeitsethik pur. "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen", so sprach schon Münte, Arbeitsminister und Vizekanzler von 2005 bis 2007 im Kabinett Merkel.
Daran hat sich in der letzten Dekade nicht viel geändert. Mit anderen Worten: Der angehende Privatier hat weniger ein Problem mit seinem eigenen Horizont, sondern mit dem Horizont seiner Mitmenschen.
Oder wie mein guter Freund M. zu sagen pflegt:

"Der kluge Mann fliegt unter dem Radar."

Wer energisch und systematisch die finanzielle Freiheit anstrebt, ist ziemlich gegen den Strich gebürstet.
Solche Leute sind dermaßen unkonventionell, dass ich nicht daran glaube, dass sie nichts mehr mit sich anzufangen wissen, nur weil aus dem "arbeiten müssen" ein "arbeiten können" geworden ist.
Normalerweise schlägt die finanzielle Freiheit ja nicht als Faust Gottes von einem Tag auf den anderen zu.
Wer dieses Risiko vermeiden will, spielt einfach kein Lotto.
Man wächst in die finanzielle Freiheit hinein. Ich sehe weniger das Problem der Langweile, sondern der 150prozentigen Planerfüllung.
Eigentlich würde der Geldberg bis zum 100sten Geburtstag reichen, aber irgendwie reicht einem der Mont Blanc nicht. Mit einem Mount Everest auf der Bank würde man sich sicherer fühlen.
Also bleibt man noch so vier bis fünf Jahre im Hamsterrad, um dann zweifelnd vor dem Everest aus Euros zu stehen und zu grübeln: "Reicht das wirklich? Sollte ich nicht doch noch …"

Die vier apokalyptischen Reiter wider die finanzielle Freiheit

Nie bereit sein

Man ist nicht finanziell frei, nur weil Excel sagt: "Fertig, kannst aufhören".
Man ist finanziell frei, wenn das Panikzentrum des Gehirns Ruhe gibt.

Das Unverständnis der anderen

Manche gehen heimlich in den Sado-Maso-Club, andere sind finanziell frei. Willkommen im Doppelleben.
Finanziell unabhängige Menschen sind ein bisschen unheimlich, weil man sich überhaupt nicht vorstellen kann, was die den ganzen Tag so treiben.

  • Ein Rockstar macht Platten und geht dann auf Konzertreise.
  • Ein erfolgreicher Sportler trainiert wie verrückt und wettkämpft anschließend.
  • Ein Vorstandsvorsitzender ist einfach unglaublich wichtig.

Das sind alles Lebensläufe, die meilenweit vom Leben der Erika Mustermann entfernt sind, und trotzdem hat man noch eine vage Vorstellung davon, wie diese Menschen ihren Tag verbringen.
Aber was macht ein finanziell Freier den ganzen Tag?

  1. Er baut sich ein potemkinsches Dorf der wohlanständigen Bürgerlichkeit und
  2. geht dahinter seinen Interessen nach.

In das schwarze Loch der Langeweile fallen

Für mich eine theoretische Überlegung.
Der finanziell Unabhängige wird ja nicht mit einem Arbeitsverbot belegt: "So, jetzt ist Schluss, die anderen wollen auch mal." Wer weiter arbeiten will, kann das tun.
Wer sein Lebensprestige aus der Erwerbsarbeit schöpft, wird immer Gründe finden, warum die Geldmenge immer noch nicht reicht. Selbst wenn er einen Himalaya aus Euros sein eigen nennt.
Alle anderen werden als vielseitig interessierte Menschen bereits ein Fässchen im Visier haben, das sie schon immer aufmachen wollten.

Zu viel Freiheit

Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet Leben wie Ludwig der XIV (das war der mit "L’état c’est moi"). Dieser Anspruch ist in unserer bürokratisierten Massengesellschaft nicht immer zu verwirklichen. Die Telekom-Hotline lässt jeden Sonnenkönig auflaufen.
Ja, die Normalen leiden auch darunter. Aber ein finanziell Unabhängiger ist als Freisasse im täglichen Leben viel weniger Zumutungen ausgesetzt. Deshalb ist der Kontrast größer und er leidet stärker.

Fazit

Wer einfach nur finanziell frei sein will, ohne regelmäßig in Bunte, Spiegel oder Capital aufzutauchen, lebt das Leben einer Minderheit.
Um die Fragen des Privatiers zu beantworten:

  • Freiheit oder Langeweile? Freiheit ist nie langweilig!
  • Was kommt nach der finanziellen Freiheit? Das wahre Leben.
  • Warum strebe ich sie überhaupt an? Weil ich dieser Gesellschaft mehr zu bieten habe, als ich in einem konventionellen 9-to-5-Job zeigen kann.
  • Was sind meine Ziele und Wünsche? Leben und arbeiten in der arschlochfreien Zone.
  • Wie stelle ich mir mein Leben als Privatier vor? Spannend und selbstbestimmt. Oder um eine Baumarkt-Werbung zu zitieren: "Wie viel Wahnsinn steckt in dir?"

(awa)

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Kommentare

Einkommensmillionär sagt am 03. August 2016

Super Artikel :-) Bist du denn schon so nah an der finanziellen Freiheit? Grüße

Auf dem Blog von Einkommensmillionär gibt es hierzu diesen Artikel: Mein Blog


easydividend sagt am 03. August 2016

Sehr schöner Artikel. Musste ein paar Mal lachen beim Lesen deiner Zeilen ;)
Vielleicht raffe ich mich demnächst auch auf und mache bei dieser Blogparade mit :)

schönen Tag noch!
mfG Chri

Auf dem Blog von easydividend gibt es hierzu diesen Artikel: Mein Blog


Wusel sagt am 03. August 2016

Hallo Wesir,
toller Artikel mit interessanten Gedanken... Jetzt mal Butter bei die Fische: Bist Du schon finanziell frei oder wann wird es bei Dir sein?
Wusel


Sabinchen sagt am 03. August 2016

"Was kommt nach der finanziellen Freiheit? Das wahre Leben."

Dies impliziert, daß ohne finanzielle Freiheit nur falsches Leben möglich sei. Hhmm - kommt mir gar nicht so vor!

Verwirrte Grüße
Sabinchen


ChrisS sagt am 04. August 2016

"Was machst Du so? => Jetzt mal Butter bei die Fische. In welche Sozialprestige-Schublade gehörst Du? Ich blogge über Finanzen? => Hä? Vollkommene Fassungslosigkeit, sämtliche Bewertungskriterien versagen. Einordnung unter Freakshow."

Mhm, vielleicht gehe ich ja auf die falschen (oder richtigen ?;-) Partys, aber solche klischee-haften Kennenlerngespräche (wobei natürlich klar ist das das ja nicht grundlos das Klischee ist, sondern weil es eben oft so passiert) situieren das ganze doch eher im altbiederes-bürgerliches Millieu, wo man sich noch über solche Kategorien seinen Status definiert (oder sich einfach aus Langeweile nix bessres zu erzählen hat).
Bei den Jüngeren schaut dich jedenfalls niemand mehr besonders schief an, wenn du keinen perfekten Lebenslauf hast oder was alternatives/ungewöhnliches machst, da ist man schon entspannter und aufgeschlossener (oft auch weil sie ja aus ihrer eigenen Lebenssituation mehr Verständnis dafür haben, dass es den perfekten Lebenslauf immer weniger gibt).

Beispielsweise wissen so ziemlich alle Mädels unter 25 Jahre heutzutage, was ein "Fashion-Blogger" ist, finden das cool und wären wohl auch gern selber welche, während die meisten Herren über 50 damit wohl nichts anfangen können (weder mit "Blog", noch mit "Fashion", oft genug :-D).
Ansonsten kannst du ja deine Tätigkeit auch immer noch etwas alters-verständlicher formulieren, nenn dich halt "freier Autor" oder sowas, vielleicht können deine Gesprächspartner damit eher was anfangen... oder ist es anstelledessen viel mehr der Punkt, dass du dich mit dem Thema Finanzen beschäftigst, was das Unverständnis auslöst ?

Was die "finanzielle Freiheit" allgemein angeht, naja so ein schwammiger Begriff unter dem viele was anderes verstehen spielt für mich eigentlich keine Rolle.
Abseits aller individuell verschiedenen konkreten Eurobeträge dafür könnte man sich noch am ehesten drauf einigen, das diese Freiheit irgendwas damit zu tun hat, sich über Geld umso weniger sorgen zu machen (wichtig, was eben nicht heißt dass das Geld nun "unbegrenzt" zur Verfügung stehen muss, sondern im Gegenteil die Gewissheit, dass das Geld was zur Verfügung steht eben die jeweilig passende Lebensweise deckt). Was mir aber immer schon komisch vorkam sind "Einwände" der Marke:

"Finanziell unabhängig Menschen sind ein bisschen unheimlich, weil man sich überhaupt nicht vorstellen kann, was die den ganzen Tag so treiben." also was man denn so mache wenn man nicht mehr arbeiten müsste, und ob einem nicht langweilig wäre ? Ich würde den Leuten, die sowas fragen, sofort erwiedern, wie sie sich denn bitteschön ihr eigenes Rentnerdasein mal vorstellen werden? - ist ja im Prinzip nichts anderes, der Tagesablauf wird nicht mehr von der Arbeit(zwang) fremdbestimmt und die Leute müssen sich nun selbst überlegen womit sie überhaupt ihre Zeit verbringen. Sind die nun alle selbst so ideenlos und langweilig gestrickt, dass ihnen da nichts einfallen würde, oder glauben sie gar noch (per Projektion), dass alle anderen Menschen genauso einfallslos wären ?
Wie heißt es denn auch so schön in der Baumarkt-Werbung: 20% auf alles, ausser Tiernahrung... äh nein, ich meinte natürlich "Es gibt immer was zu tun!". Vielleicht das, woran man die ganze Zeit gedacht hat, wenn man stattdessen gezwungen war im Büro etc zu hocken (und auch wer gerne ins Büro geht, sollte sich schonmal darüber Gedanken machen was man tut wenn das vorbei ist).
Man muss sich als finanziell freier Mensch also nicht unbedingt gleich nur "undercover tarnen" und irgendwas vortäuschen, damit im Umfeld auch ja kein Unverständnis/Neid/Missgunst (siehe dazu auch "crab bucket mentality") aufkommt.
Wer den Vermögensaufbau nicht nur betrieben hat, um dann später komplett faul rumgammeln zu können (und selbst wenn, ist ja euer gutes Recht), wird sicher schon einige interessante Projekte am Start haben, die für Aussenstehende schon genug nach "Arbeit" aussehen.


Finanzwesir sagt am 04. August 2016

@Einkommensmillionär und Wusel: Nun, als Finanzwesir und mit 50 sieht man langsam Licht am Ende des Tunnels ;-)

@Sabinchen: Kein falsches Leben, aber ein Leben mit weniger Kompromissen.

@ChrisS: Natürlich ist das ein bißchen dick aufgetragen, aber sonst macht es doch keinen Spaß ;-) In einem früheren Leben habe ich für mehrere US-Firmen gearbeitet (ziemlich international) und ich muss so ganz pauschal sagen: Der Deutsche an sich definiert sich doch sehr stark über seine Arbeit. ;-)
Ein Italiener oder Spanier fragt beim Kennenlernen eher nach Familie. Deutsche interessieren sich recht schnell dafür, was der andere beruflich gemacht hat, bevor er oder sie in der gemeinsamen Firma angefangen hat, wenn sie jemanden einschätzen wollen.

"Ich würde den Leuten, die sowas fragen, sofort erwiedern, wie sie sich denn bitteschön ihr eigenes Rentnerdasein mal vorstellen werden?"

Das ist ganz was anderes. Diese Leute haben sich den Ruhestand verdient, weil sie jahrzehntelang gearbeitet haben. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. So macht man das im Leben ;-)

"...wird sicher schon einige interessante Projekte am Start haben, die für Aussenstehende schon genug nach "Arbeit" aussehen."

Klar, muss man eben geschickt präsentieren.

Gruß
Finanzwesir


ChrisS sagt am 04. August 2016

@Albert:

"Das ist ganz was anderes. Diese Leute haben sich den Ruhestand verdient, weil sie jahrzehntelang gearbeitet haben. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. So macht man das im Leben ;-)"

Der finanziell freie Mensch hat sich seinen "Ruhestand" doch genauso verdient, denn das Vermögen was ihm das ermöglicht ist ja nicht über Nacht aus der Luft entstanden, sondern meist auch nur das Ergebnis jahrelanger konsequenter Arbeitsleistung.
Abgesehen eben vom Grund-Neid, dass der eine dieses Vermögen geschafft hat und die anderen eben nicht, müsste es ja damit also im Endeffekt keinen Unterschied in der Beurteilung geben. Warum es ihn natürlich für die meisten Aussenstehenden doch gibt, liegt glaube ich eher an einer bei Deutschen ausgeprägteren Obrigkeits-Hörigkeit.
Erst wenn der Staat bzw die Firma es einem offiziell auch "erlaubt", "darf" man dann auch "legitim" in Rente gehen. Leute, die von diesem vorgegebenen Lebensfahrplan abweichen und lieber individuell ihr eigenes Ding machen, gelten da schonmal grundsätzlich als suspekt (umso mehr ja noch wenn man das vor allem mit Aktie&Börse geschafft hat, denn dazu gibt es noch, selbst bis tief ins bürgerliche Milleu hinein, ein hierzulande noch weitverbreitetes allgemeines Kapitalismusmisstrauen)


PIBE350 sagt am 05. August 2016

Freiheit oder Langeweile? Ganz klar Freiheit. Ich habe das letzte Mal 2009 gearbeitet und hatte seitdem in den ganzen Jahren nie wirkliche Langeweile. Es gibt immer etwas zu tun, wenn man Hobbys hat. In meinem Fall: Ausschlafen, Lesen, Lernen, Filme, Spiele, Reisen und Sport.

Zum möglichen Unverständnis anderer Leute: Mir ist komplett egal, was andere über mich denken (könnten). Ich verstecke und verstelle mich nicht, sondern lebe so, wie es mir gefällt. Immer daran denken: Wir leben nur einmal. Also Lebt euer Leben - nicht das der anderen. ;-)


JoWo sagt am 05. August 2016

Ich habe in meinem Leben intuitiv fast alles so gemacht, wie der Finanzwesir es empfiehlt: Arbeiten, Sparen, Konsumverzicht, Anlegen. Und was soll ich sagen ..? es hat funktioniert.
Ich konnte mit 59 meinen Hauptjob (selbststäniger Mediziner) an den Nagel hängen. Aber.......es wurde mit etwas langweilig und öde, da ich sonst kaum Hobbys habe und ungern reise (ja, das gibt es). Also arbeite ich als "Freier" in Teilzeit / Home Office weiter und strebe nun die Rente mit 73 an (die von Politikern ja schon ins Gespräch gebracht wurde).
Also ich kann sagen, das Ganze macht Sinn, aber die Freiheit sollte sich nicht nur auf "frei von Arbeit sein" beschränken. Die Möglichkeiten sind ein Thema, bzw. die Freiheit, das einem mögliche zu tun.
JoWo


meinkleinesdepot sagt am 05. August 2016

Ich finde die Fragestellung auch interessant. Ich denke, dass sich viele Leute darüber zu wenig Gedanken machen. Letztlich sollte man sich auch fragen, was für eine Aufgabe in der Gesellschaft habe ich dann eigentlich noch?
Klar, man kann natürlich zurückgezogen leben und sagen, ist mir alles egal. Für mich wäre das aber nichts. Ich denke da geht es letzlich viel um die Sinnfrage und das wird dann sehr philosphisch.
Wenn ich auf einmal Zeit und Geld habe, am Besten noch nicht alt und gebrechlich bin, wie fülle ich dann mein Leben mit Sinn? Reicht es mir aus komfortabel zu leben und "mein Ding zu machen" oder brauche ich eine Aufgabe im Leben?

Auf dem Blog von meinkleinesdepot gibt es hierzu diesen Artikel: meinkleinesdepot


Bowlgod sagt am 06. August 2016

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen,

das ist ein herausragender Artikel zum Thema "Finanzielle Freiheit". Es ist tatsächlich so, dass man auf dem Weg zur finanziellen Freiheit eher als Exot angesehen wird. Zu Beginn kam das für mich überraschend. Schliesslich redet doch jeder mehr oder weniger über Geld und möchte mehr davon haben. Wenn man seine finanziellen Geschicke dann jedoch in die eigenen Hand nimmt, wird man schräg angesehen. Ich glaube auch, dass diese Einstellung typisch deutsch ist. In den USA werden Menschen mit diesen frei-geistigen Ideen anders betrachtet.

In diesem Sinne viele Grüße an alle Bowlgod

PS: Die Meßlatte bei der Blogparade ist durch diesen Artikel bereits weit oben!

Auf dem Blog von Bowlgod gibt es hierzu diesen Artikel: Investieren mit Kopf


K. sagt am 12. August 2016

Zum Thema "Der kluge Mann fliegt unter dem Radar":

Ich habe vor kurzem eine Tao-Geschichte gelesen.
Es ging um einen alten, knorrigen Baum und ob der Baum es wert sei das er im Wald stehen darf.

Der Meister lehrte den Schüler, das gute, kräftige Bäume abgesägt und zu Brennholz verarbeitet werden. Schöne Bäume werden zu Möbeln verarbeitet. Aber ein knorriger Baum wird stehen gelassen und kann sich so entfalten und leben wie er möchte.
Damals bin ich wegen Job und möglicher Karriere drauf gestoßen (durch Zufall als ich Rat suchte). Ist ein Karriereaufstieg gut, obwohl man dann mehr Streß und "Druck von oben hat", bei gleichem Geld (zumindest bei uns). Nur für die Anerkennung oder den Titel. Eigene Investitionen in Studiengänge die nötig wären, sich aber finanziell selten später profitabel zeigen (Einkommensteigerung gleich Null, bis zu gewissen Schleudersitzpositionen).

Mein Entschluss aktuell: Solange ich im Angestelltendasein beim aktuellen Arbeitgeber bin: Ich will ein knorriger Baum sein.

Sprich: Leben und meine Arbeit (gut) machen ohne unnötig und nicht nachvollziehbaren Druck (Hü und hott der Vorstandsetage) zu erhalten. Leitungs- oder Ausbildungspositionen wären schön und laut Aussenstehenden wäre Potenzial bei mir dafür da, aber unter diesen Rahmenbedingungen sehe ich keine Sinnerfüllung darin. Leider.

Also bin ich bis auf weiteres ein knorriger Baum. Erfüllung kann man auch abseits des Jobs finden. Warum soll ich fürs gleiche Geld mehr leisten, meinem Arbeitgeber benefit bringen (Organisieren oder Kollegen Aus/Weiterbilden) ohne das es sich für mich rentiert....


K. sagt am 12. August 2016

Zum Thema: Die Leute finden finanzielle Freie Leute unheimlich.

Vielleicht liegt es daran das es nicht vorstellbar ist. Nicht greifbar. Vielleicht ist es auch Neid. Oder eine Mischung aus allem.

Wer arbeitet, da sieht man was jemand getan hat. Es ist greifbar. Visualisierbar.
Wer ein Unternehmen aufgebaut und geführt hat, das ist für Aussenstehende auch noch etwas vorstellbar.

Das kluge Investitionen sowie langjährige Disziplin und Glück im Depot und damit zur finanziellen Freiheit eigentlich nichts anderes ist, als ein Unternehmen. Nur auf 1-Mann-Basis. Das ist nicht vorstellbar. Noch dazu passt es nicht ins Schema-F. Es ist kein Standard.

Um auch eine Werbung zu bemühen: https://www.youtube.com/watch?v=h33F7YDqXM4 (Familienmanagerin)


Monika Reich sagt am 14. August 2016

| Lieber Finanzwesir,

toller Artikel. Besonders der Punkt, dass nicht die Excel-Tabelle bestimmt, wann es genug ist. Das erlebe ich gerade sehr intensiv und ich bin überrascht, wieviele Vorstellungen und Gedanken über Arbeit und was man muss und wie der eigene Wert ist, aufkommen. Hier sind wir in Deutschland stark gefangen, vielleicht die Älteren mehr als die Jüngeren. Von daher mögen das die U30er hier anders wahrnehmen und kommentieren als die Menschen so um die 50 und älter.
Was ja schön ist, wenn unsere Gesellschaft sich wieder ein bisschen mehr von einem so hohen Arbeitsethos löst.
Ich mach mich dann jetzt mal an meinen eigenen Beitrag.
Tschüß Monika


Alexander Schmitt sagt am 25. August 2016

Hallo Finanzwesir,

irgendwie lese ich aus dem spannenden Artikel folgende Fragestellung heraus: Was denken die anderen über mich?
Für mich fängt an diesem Punkt die Freiheit an, dass mir das ziemlich egal ist.

Die anderen 3 Reiter:
Ob ich bereit bin hängt davon ab, ob ich den Mut habe, es auszuprobieren. Wer Angst hat, seinen Job aufzugeben und nie mehr etwas adäquates zu finden, wird nicht wirklich glücklich werden. Wer keine hat, soll es einfach mal probieren.
Wie gut muss mein Sicherheitsnetz sein? Zugegebenermaßen, es geht immer noch besser, aber warum soll ich bis 67 arbeiten, und meine Kinder dafür überhaupt nicht mehr?

Warum soll mich die Telekom-Hotline auflaufen lassen: Ich delegiere einfach an irgendwen, der das für mich macht. Kostet Geld, schiebt die Freiheit nach hinten, aber ein angenehmeres Leben.

Langeweile darf nicht wirklich jemanden aufhalten, da stimme ich Dir zu. Das Wissen der Welt und die Persönlichkeitsentwicklung bieten ein weites Feld, sich kennenzulernen und zu wachsen. Dazu wäre dann mein Artikel.

Grüße, Alex

Auf dem Blog von Alexander Schmitt gibt es hierzu diesen Artikel: Finanzielle Freiheit kann nicht langweilig sein


Manaslu 2015 sagt am 29. August 2016

Super Artikel. Trifft das Thema sehr gut. Das mit dem potemkinschen Dorf macht den Alltag in jedem Fall leichter. Allerdings kommt man immer wieder ins Grübeln, ob es nicht besser und letztlich entspannter ist, die Dinge einfach zu darzustellen wie sie sind.


Siralos sagt am 08. September 2016

Klasse Zusammenfassung der wesentlichen Dinge, mit dem Fazit kann ich mich absolut identifizieren. Zu den apokalyptischen Reitern habe ich spontan noch ein paar Gedanken.

Bereit sein: Finanzielle Freiheit vor dem staatlich vorgesehenen Renteneintrittsalter fällt einem als Nichterbe ja selten vor die Füße (oder die Faust Gottes wie Du so schön sagst), in der Regel steckt ein Plan dahinter. Also mental bin ich ja schon länger bereit, nur mein Excel sagt mir "Sorry, must noch 2.5 Jahre ...". Natürlich gibt es Restrisiken, aber die gibt es an der Börse ja auch. Da muss ich auch das Chance/Risiko schätzen, und wenn eine vernünftige Relation gegeben ist dann mach ich es, frei nach dem Motto "No Risk No Fun". Wer nur auf das Risiko schaut, der verpasst die Chancen und der Rest passiert sowieso unterwegs.

Das Unverständnis der anderen: Einer hat verständnisvoll genickt als ich ihm von meinem Plan erzählte, naja er ist halt schon da wo ich hin will. Die anderen bereichern meinen noch grauen Alltag mit ihren großen Augen und erstaunt verwirrten Gesichtern, mitunter auch mit einer Prise Entsetzen gewürzt. Die erste Frage lautet dann aber nicht, was ich ohne Arbeit mache, sondern von was ich dann lebe mit 59 ohne Rente. Alles dreht sich ums Geld, aber damit umgehen können die wenigsten.


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