17. Oktober 2016


Podcast: Rohstoffe ‒ Der Finanzwesir rockt, Folge 26

Shownotes

Überall hört man: "Aktien ohne Gold? Da fehlt was!" Kein Depot ohne Rohstoffe. Aber warum halten dann Warren Buffet und die verstorbene Börsenlegende Andre Kostolany nichts von Rohstoffen als Investment?
Wir gehen in diesem Podcast einigen Rohstoff-Mythen auf den Grund und finden heraus, warum ein Rohstoff-ETF soviel mit Rohstoffen zu tun hat wie Coke light mit einem frisch gepressten Orangensaft.
Konkret im Mythos-Check:

  1. Sind Rohstoffe wirklich endlich und unersetzbar?
  2. Helfen Rohstoffe in Krisenzeiten?
  3. Sind Rohstoffe wirklich ein Vermögenswert?
  4. Sind Rohstoffe ein Investment wert?

Jetzt anhören

Links zum Thema der Woche

Finanzbegriff der Woche

Natürlich Rohstoffe.

Unsere Medienempfehlung

Der Film Virunga: Einer der ältesten Nationalparks Afrikas und Rückzugsgebiet der seltenen Berggorillas soll der Ölförderung weichen. Co-produziert von Leonardo DiCaprio und Netflix.

Wenn Ihnen unser Podcast gefällt, würden wir uns über eine Bewertung oder einen Kommentar auf iTunes freuen.

(awa)

Der Freitags-Newsletter

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Wollen Sie wisssen, wenn sich hier etwas tut (unter anderem neue Artikel, Veranstaltungen mit und von mir)? Wenn ja, dann melden Sie sich zum Freitags-Newsletter an.

Ja, ich bin dabei!

kurz & bündig, kostenlos, kein Spam, keine Weitergabe der E-Mail-Adresse, jederzeit kündbar, Datenschutz

Abgelegt unter Podcast, Finanzrocker, Finanzwesir



Das könnte Sie auch interessieren

  1. Podcast: Diversifikation – Der Finanzwesir rockt, Folge 51
  2. Podcast: Reich werden ‒ Der Finanzwesir rockt, Folge 8
  3. Podcast: Aktienanalysen - Der Finanzwesir rockt, Folge 55
  4. Podcast: Das Risiko ‒ Der Finanzwesir rockt, Folge 12

Kommentare

ChrisS sagt am 18. Oktober 2016

Ein (wieder mal) guter Podcast :-)

Da ich mit dem gesagten so ziemlich d'accord gehe, hier nur noch ein paar Zusatzgedanken:

Ich investiere eigentlich auch nicht in Rohstoffen (schon garnicht Buy&Hold zB in nem ETF zum liegenlassen).
Neben den bereits angesprochenen Gründen "stört" mich irgendwie schon das ganze "Prinzip" daran. Es gibt Rohstoffproduzenten (sei es ne Erzmine oder ne Weizenfarm, etc) und echte Abnehmer für diese Rohstoffe (Stahlwerk, Bäcker, was auch immer).
Und mitten in diese Kette soll ich mich nun reinstellen und mach... ja was eigentlich ? Ich füge diesem ganzen Zusammenhang eigentlich keinen wirklichen Mehrwert hinzu (im Ggs zB zum "echten" Zwischenhändler, wo man ja wenigstens noch sagen kann das er vllt Aufgaben des Transports und Lagerung realer Waren übernimmt) - der ganze Rohstoffmarkt würde eigentlich auch (bzw hat ja in der Vergangenheit) auch gut/besser ohne die ganzen Spekulanten drumherum funktionieren, die eigentlich nur als "Finanzparasiten" (puh, klingt härter als es vllt gemeint ist) dazwischen noch ihre Renditen abgreifen wollen.
Das Volumen des "Papier-Handels" von Rohstoffen übersteigt bei weitem das tatsächliche Angebot&Nachfrage-Verhältnis der zugrundeliegenden realen Rohstoffe, was sich auch in Preisblasen und -Crashs auswirkt. Beispielsweise hat die jährliche Produktions- und Verbrauchsmenge von Öl viel geringere Schwankungen als der gehandelte Marktpreis.
2007-08 schoss das Barrel von 60$ auf 140$ hoch - warum eigentlich ? Hat sich der Verbrauch verdoppelt (nein), oder das Angebot halbiert (auch nein) ? Es ist einfach nur in zu kurzer Zeit zuviel Geld in ein begrenztes Segment reingeschossen worden (und so ein Prozess wird dann ja auch schnell selbstverstärkend - Steigerungen ziehen noch mehr Kapital an, welches noch mehr Steigerungen verursacht, usw).
Und 2009 ? Dann lag der Preis auch wieder bei 40 Euro, und nicht weil sich die echte Nachfrage des tatsächlichen Rohstoffs wieder mehr als halbiert hätte, nein sondern einfach nur weil die Großanleger wieder massenhaft ihr Kapital aus dem (Papier-)Öl abgezogen hatten. Kein Mehrwert für, und kein Zusammenhang zur, Realwirtschaft hat das ganze. Und wenn das auch noch Bereiche wie Lebensmittel-Spekulation betrifft, wird es ethisch noch umso bedenklicher (siehe ja auch dein Artikel dazu).

Die oft verbreitete "Empfehlung" einiger Experten, man solle seinem Portfolio doch durchaus auch einen gewissen Rohstoffanteil beimischen, beruhen zum Teil auch noch auf mittlerweile ziemlich alten und etwas fragwürdigen Annahmen.
Bis in etwa zu den 80ern waren in dem Sektor hpts die Produzenten und Weiterverbraucher unter sich (einen Anteil an Tradern gabs natürlich schon immer, aber die waren früher eben kleiner).
Dann kamen eben die ersten Studien raus, die darauf aufmerksam machten dass dieser von der Großfinanz bisher relativ unbeachtete Bereich unabhängig von den übrigen Kapitalmärkten entwickelt also Diversifikations- und Zusatzrendite-Potential bringt.
Dadurch wurde der Bereich "finanzialisiert", es haben sich immer stärker auch institutionelle Großinvestoren (Pensionskassen, Stiftungen) engagiert, die da Kapital wirklich "langfristig anlegen" wollten um diese "Vorteile" zu nutzen. Durch diese immer weiter fortschreitende Finanzialisierung ( https://en.wikipedia.org/wiki/Financialization ) wurden aber ironischerweise die alten Diversifikationsvorteile mehr und mehr zunichte gemacht.
Wenn "jeder schon gehört hat", dass man ja eben uuunbedingt auch in Rohstoffen anlegen muss, dann tut das eben auch jeder und die Rohstoffe bewegen sich immer mehr im Gleichschritt zu den anderen Kapitalmärkten (Korrelation, und dabei nehmen eben auch wieder die Gründe ab, überhaupt noch in Rohstoffe zu investieren).

Auch ist es eine gute Maxime, "im Goldrausch nicht einfach nur einer der Vielen zu sein, die schürfen gehen - sondern einer der Wenigen, die die Schaufeln verkaufen".
Statt direkt in Rohstoffen kann man sich ja auch einfach nur in rohstoffproduzierenden Unternehmen über deren Aktien engagieren (mit eben auch den Vorteilen die Aktien im Ggs dazu haben, zB das Potential laufender Erträge).
Dabei müssen es noch nichtmal spezielle Branchen-Indizes sein, denn selbst Standard-Aktienindizes wie der MSCI World oder Emerging Markets haben auch schon mit einem etwa 10-15% Anteil am Energy- und Materials-Sektor einen durchaus ausreichend "indirekten" Bezug zur Entwicklung von Rohstoffen, ohne dass man dazu noch undiversifizierte und fragile Einzelwetten eingehen muss.

Zu "Rohstoffen in Krisenzeiten", ja, inwieweit es Sinn macht für die Mad Max -Apocalypse das Gold im Garten zu bunkern, muss jeder mit seinem individuellen Paranoia-Level ausmachen.
Das man sich in absolut gesetzlosen Zeiten dann auch nicht mehr so einfach drauf verlassen sollte, sein Gold wirklich für etwas nutzen zu können anstatt einfach nur vom Stärkeren weggenommen zu werden, sollte auch klar sein (wären für solche Untergangsfatalisten dann nicht eigentlich eh Waffen und Munition die "bessere Investition", um gleich selbst zu den Stärkeren zu gehören?).
Naja, gleiches gilt aber jedenfalls auch für den selbstgenutzten Acker, da könnten uns die marodierenden Banden auch genausogut die Früchte vom Feld stehlen.
Naja, im allgemeinen ist es ja eh müßig, über solche Szenarien schon zu spekulieren. Wenn schon Gold, warum nicht in Schmuckform - dann erfüllts auch noch einen Zweck, wenn die Krise doch ausbleibt, denn zumindest ist die Frau glücklich ;-)


PIBE350 sagt am 19. Oktober 2016

Gegen einen Anteil Gold im Depot spricht aus meiner Sicht nichts. Als reine Absicherung und zur weiteren Diversifikation. Manche nutzen es auch zusätzlich als anonymes Wertaufbewahrungsmittel gegen zu gierige Staaten.

Man muss ja nicht gleich an einen 3. Weltkrieg glauben, aber Währungsreformen (Währungswechsel, Staatspleiten, Hyperinflation usw.) kommen alle paar Jahre irgendwo auf der Welt vor. Es geht mir nicht darum, in so einer Krise mein Gold gegen Güter eintauschen, sondern möglichst viele Anteile meines jetzigen Vermögens durch solch eine Krise hindurch retten zu können, bis wieder etwas Normalität eingetreten ist.

Ich bin erst Anfang 30. Warum sollte in Deutschland bis zu meinem Tod alles so bleiben, wie es ist? Es ist ja nicht so, dass in den letzten Jahrzehnten die Staatsverschuldungen in Europa immer weiter gesunken sind, die Steuer-, Abgaben- und Gebührenzahler immer weiter entlastet wurden und die Euro-Einführung mit gemeinsamen Haftungsrisiken bei unterschiedlichen Wirtschaftsstärken ein voller Erfolg war.

Für meine Ost-Oma ist der Euro schon die 5. Währung. Meine West-Oma hat immerhin schon 4 mitgemacht. Ich denke, dass ich mit bisher 2 noch Luft nach oben habe. Daher streue ich mein Vermögen lieber möglichst breit. Gold gehört dazu. :-)


T. sagt am 19. Oktober 2016

@ChrisS: nun habe ich mich aber doch gewundert über Deine zusätzlichen einseitigen Gedanken. Lese sonst sehr gerne Deine Beiträge.

  1. Warum sollen Futures sinnlos sein? Sie sind Hedgingtechniken, die es schon immer gegeben hat, lange vor irgendeiner Finanzialisierung. Sie erbringen berechenbare Preise. Das scheint für die Erzeuger und Weiterverarbeiter sinnvoll zu sein.
  2. Steigende Preise durch Modethemen: wie ist es denn bei denn Small caps? Etwa anders? Spricht das endgültig gegen Investition in Rohstoffe? Sind alle Deine Argumente den ursprünglichen Anhängern unbekannt? Nein: Lit:: Rouwenhorst: Facts and Fantasies about Commodity Futures Ten Year Later.
  3. Landwirtschaft: treibt Finanzspekulation Agrarrohstoffpreise. Da gibt es im Netz zahlreiche Artikel dazu. Es gibt bisher keine Belege dafür. Lit. Karl Finger/Stefan Reitz: Treibt Spekulation die Rohstoffpreise in die Höhe?
  4. Finanzialisierung: was ist schlimm daran, wenn ein nues Asset entdeckt wird, das man dort investieren will? Großinvestoren? Calpars hat die Investition in Rohstoffe wieder eingestellt. Der Markt hat es bereinigt.
  5. Bringt das was, in Futures zu investieren? Da gibt es ein schlaues Paper von Vanguard und sie sagen: ja, es kann sinnvoll sein! In Amerika gehören die Vanguard-Fonds den Anlegern, es gibt also keinen Grund, sich etwas vorzumachen.

Gruss, T.


ChrisS sagt am 19. Oktober 2016

@ T kein Problem, wenns dient eine Diskussion anzustoßen aus der ich vllt auch mehr lerne, kann man gern mal etwas zugespitzt und einseitig sein ;-)

"Warum sollen Futures sinnlos sein? Sie sind Hedgingtechniken, die es schon immer gegeben hat, lange vor irgendeiner Finanzialisierung. Sie erbringen berechenbare Preise. Das scheint für die Erzeuger und Weiterverarbeiter sinnvoll zu sein."

Kein Widerspruch, sondern das ist ja gerade der Punkt - durchaus sinnvoll für Erzeuger und Weiterverarbeiter.
Da ich aber keines von beiden bin, sondern nur ein kleiner Anleger, stellt sich mir (persönlich) die Sinnfrage ja ganz anders, warum sollte ICH mir zB Soja-Kontrakte "zur Geldanlage" ins Depot legen?
Ich bin kein Erzeuger, der seine Ernte hedgen muss, und auch kein Weiterverarbeiter, habe also nicht deren natürliches Interesse an "berechenbaren Preisen", sondern würde nur mein eigenes Interesse an vor allem steigenden Preisen damit ausgedrückt beitragen, also dass meine Kontrakte in ihrer Laufzeit an Wert gewinnen würden.
Wer das machen will, soll sich von mir natürlich nicht aufhalten lassen, aber es sollte andersherum auch kein Problem für ihn sein wenn ich darin nichts unbedingt zwingendes sehe wo ich mich noch mit beteiligen müsste :-)

"Steigende Preise durch Modethemen: wie ist es denn bei denn Small caps? Etwa anders? Spricht das endgültig gegen Investition in Rohstoffe? Sind alle Deine Argumente den ursprünglichen Anhängern unbekannt? Nein:"

Ich habe sicher nicht den Anspruch zu behaupten, dass 'mene Argumente' neu oder unbekannt wären (im Gegenteil, meist gibt man ja auch nur (in vereinfachter Kürze) das wieder, was man anderswo so aufgeschnappt hat).
Investitionsblasen gab, gibt und wird es immer geben, quer durch alle Märkte (dotcom, Japan, etc. bis zurück zu den Tulpenzwiebeln). Das Prinzip dabei ist eigentlich immer gleich, die 'Fantasie' der Marktteilnehmer eilt für einige Zeit den realwirtschaftlichen Tatsachen voraus, wird aber immer wieder, weil sich die Realität eben nicht grundlegend geändert hat, später auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Das allein wäre sicher nicht das 'endgültige Argument gegen Rohstoffinvestitionen', sondern nur ein Rat zur vernünftigen Vorsicht, bei allen seinen Investitionen auch kritisch aufzupassen, ob man nicht selbst grad da nur einer aktuellen Blasenstimmung hinterherrennt, und zwischen allen mittelfristigen Schwankungen die entscheidenden Faktoren der langfristigen Rendite-Erwartung noch einigermaßen korrekt identifiziert hat.

"Landwirtschaft: treibt Finanzspekulation Agrarrohstoffpreise. Da gibt es im Netz zahlreiche Artikel dazu. Es gibt bisher keine Belege dafür."

So ganz freisprechend und abschließend war das Fazit der vorgestellten Studie jetzt auch nicht ('weitere Untersuchungen erforderlich'), aber sei's drum, schön wenns so wäre und die Ökos und Weltverbesserer wieder nur grundlos Panik schieben. :-D

"Finanzialisierung: was ist schlimm daran, wenn ein nues Asset entdeckt wird, das man dort investieren will? "

Was ist schlimm daran, wenn man dort nicht investieren will ? ;-) Ach, von mir aus können die Leute machen was sie wollen.
Man kann alles mögliche finanzialisieren, ich könnte mir auch gut "Kunst-Fonds" etc vorstellen (man sammelt Geld von vielen Anlegern ein, kauft damit Gemälde etc., verschließt sie dann im Tresor und wartet auf die Wertsteigerungen) :-D
Wie gesagt, ob und wie sich jeder dran beteiligen will, ist eigenes Ermessen. Wenn ich selbst zum Beispiel für mich keinen zwingenden Mehrwert darin sehe, für mein Portfolio jetzt noch unbedingt einen Rohstoff-ETF kaufen und liegenzulassen (meist werden dabei dann ja auf der anderen Seite auch nur wieder so kleine Positionsgrößen empfohlen, dass die Relevanz für die Gesamtportfoliorendite eh nur im akademischen Nachkommabereich liegt), heißt dass ja nicht dass nicht andere Leute mit etwas geschickterem Handeln auch durchaus Profit mit Rohstoffen machen können (was aber eben auch kein besonderes Merkmal von Rohstoffen allein ist, sondern auch auf jedes andere handelbare Asset zutreffen kann).

"Großinvestoren? Calpars hat die Investition in Rohstoffe wieder eingestellt. Der Markt hat es bereinigt."

Scheint also jedenfalls kein all zu zwingendes "must-have" für jeden zu sein.

"Bringt das was, in Futures zu investieren? Da gibt es ein schlaues Paper von Vanguard und sie sagen: ja, es kann sinnvoll sein! In Amerika gehören die Vanguard-Fonds den Anlegern, es gibt also keinen Grund, sich etwas vorzumachen."

An ihren Taten, nicht Worten, soll man sie messen :-) Vanguard selbst hat interessanterweise trotzdem noch garkeinen Rohstoff-Futures Fonds im Angebot, sondern nur ein paar Branchenfonds für Aktienunternehmen mit Rohstoffbezug.... hmm....


T. sagt am 19. Oktober 2016

@ChrisS: schön, dass wir diskutieren.

"Da ich aber keines von beiden bin, sondern nur ein kleiner Anleger, stellt sich mir (persönlich) die Sinnfrage ja ganz anders, warum sollte ICH mir zB Soja-Kontrakte "zur Geldanlage" ins Depot legen?"

Gegenfrage: Warum sollst Du Dir Aktien zur Geldanlage ins Depot legen? Du bist weder eine Bank, die am Primärmarkt Eigenkapital zur Verfügung stellt, noch bist Du ein Konzern, der Eigenkapital benötigt. Du machst es also auch hier deswegen, weil Du mit Deiner Geldanlage eine Rendite erwirtschaften willst.

"sondern würde nur mein eigenes Interesse an vor allem steigenden Preisen damit ausgedrückt beitragen, also dass meine Kontrakte in ihrer Laufzeit an Wert gewinnen würden."

  • Du investierst nicht in Aktien/ETFs mit der Hoffnung, dass die Preise steigen?

"sondern nur ein Rat zur vernünftigen Vorsicht, bei allen seinen Investitionen auch kritisch aufzupassen, ob man nicht selbst grad da nur einer aktuellen Blasenstimmung hinterherrennt"

  • Du glaubst, dass es den Finanzwesir-Blog gibt, ohne dass die Kurse in den letzten sechs Jahren, mit kurzen Unterbrechungen, gestiegen sind? Kann man da nicht mit gleicher Berechtigung vor Aktien warnen, insbesondere amerikanischen large and small caps? Deren expected return für die nächsten 10-15 Jahre (Shiller-KGV) soll bei 1-2% liegen.

"für mein Portfolio jetzt noch unbedingt einen Rohstoff-ETF kaufen und liegenzulassen (meist werden dabei dann ja auf der anderen Seite auch nur wieder so kleine Positionsgrößen empfohlen, dass die Relevanz für die Gesamtportfoliorendite eh nur im akademischen Nachkommabereich liegt"

  • da bin ich voll bei Dir!

"Scheint also jedenfalls kein all zu zwingendes "must-have" für jeden zu sein."

  • Calpars hat viel Geld verloren und merkte dann, dass man beim aktiven Investieren in Rohstoffe Geld verlieren kann und dass Preise eben nicht immer steigen. Keine Ahnung, ob das der Grund war, ob sie wieder rausgegangen sind, jedenfalls sind sie ihren Kunden wohl doch verpflichtet, regelmäßig Rendite zu liefern,

"An ihren Taten, nicht Worten, soll man sie messen :-) Vanguard selbst hat interessanterweise trotzdem noch garkeinen Rohstoff-Futures Fonds im Angebot, sondern nur ein paar Branchenfonds für Aktienunternehmen mit Rohstoffbezug.... hmm...."

  • ja, das wissen wir nicht, warum sie kein eigenes Produkt am Start haben. Vielleicht ist es gerade bei den institutionellen Anlegern kein Modethema und kann daher nicht an den Kunden gebracht werden, obwohl es langfristig doch lohnend wäre.

Ich bin grundsätzlich auf der Seite des Finanzwesirs: es liegt einem Rohstoff-Future-Indizes aufgrund des notwenigen Verkaufs vor Lieferung eine aktive Strategie zugrunde. Selbst wenn mann alle Kontrakte nach ihrer Marktkapitalisierung kaufen würde, muss man deren Verkauf regelbasiert timen. Man kommt dann ins aktive Investieren hinein.

Gruss,
T.


Dummerchen sagt am 20. Oktober 2016

Hallo in die Runde,

"Bringt das was, in Futures zu investieren? Da gibt es ein schlaues Paper von Vanguard und sie sagen: ja, es kann sinnvoll sein!"

ich kenne dieses und die anderen aufgelisteten Paper. Leider lese ich aus den Papern mehr oder weniger die Quintessenz heraus, dass sich Rohstoff-Futures allein wegen der geringen Korrelation zu Aktien lohnen können. (Zumindest ist es das, was von meinem kleinen Hirn verstanden wurde.)
Die Volatilität ist eher auf Aktien- denn auf Anleihen-Niveau, ich hole mir also noch ein weiteres schwankungsreiches Investment an Bord.

Warum sich das Investment in Futures per se lohnen sollen, habe ich bin heute noch nicht nachvollziehen können. Nachdem ich mich durch die tollen Fachbegriffe (Backwardation, Contango etc.) gequält habe, sehen die Rollgewinne für mich nach "geschicktem Glaskugellesen" aus - je nachdem, wie sich der Spotpreis ggü. dem ehemaligen Futurepreis entwickelt hat, ist es gut oder schlecht gelaufen.
Einer von beiden (Käufer/Verkäufer des Futures) hat ein gutes Geschäft gemacht, der andere nicht (vgl. Alberts Hinweis im Podcast). Wo soll da der systematische Gewinn herkommen?
Ich warte noch auf den Blogartikel, in dem sich jemand traut, mal den genauen Ablauf eines solchen Kontrakts darzustellen - das Vanguard-Paper (Investment case for commodities? Myths and reality) ist für mich bislang der beste Versuch gewesen, dies darzustellen.
Ich komme allerdings nicht zu dem Schluss, dass sich Rohstoff-Futures lohnen. Allein wegen der geringen Korrelation lege ich mir die Dinger nicht in mein Depot. Ich sehe schlichtweg keinen Vorteil einer Anlage mit einer erwartbaren Rendite auf Anleihen-Niveau (ein Großteil des Geldes wandert ja in Anleihen), das aber deutlich stärker schwankt als diese.

Wie bereits erwähnt - vielleicht bin ja nur ich zu blöd, den Grund für einen positiven Erwartungswert jenseits der Anleihenrendite zu erkennen - dann mögen Futures doch ganz doll toll sein.

Liebe Grüße
Dummerchen


ChrisS sagt am 20. Oktober 2016

@ T

"Warum sollst Du Dir Aktien zur Geldanlage ins Depot legen? Du bist weder eine Bank, die am Primärmarkt Eigenkapital zur Verfügung stellt, noch bist Du ein Konzern, der Eigenkapital benötigt. Du machst es also auch hier deswegen, weil Du mit Deiner Geldanlage eine Rendite erwirtschaften willst."

Ich bilde mir naiverweise ein, mit Aktien ein Anteilseigner der Konzerne zu sein und damit an ihrer langfristigen Unternehmensentwicklung beteiligt, also wenn die Konzerne gut wirtschaften tun sie den Wert ihres Eigenkapitals (und damit eben auch meines Anteils daran) steigern.
Die Systematik dahinter und die Ursachen und Faktoren der langfristig zu erwartenden Rendite ist für mich auch schlüssiger als bei Rohstoffen(-futures), wo ich aber auch kein Problem damit habe zuzugeben dass ich vielleicht auch einfach nur zu dumm(erchen) bin, zu verstehen wo da die nonzero-sum Quelle der Rendite sein soll, welche es also für einen Buy&Hold Anleger sinnvoll macht, sich einfach nur einen Rohstoff-ETF ins Depot zu legen der einfach nur stur immer die Kontrakte weiterrollt.
Wenn das jemand anderes besser verstanden hat, und das für eine Quelle systematischer Gewinne (und damit eine lohnenswerte Anlageklasse) hält, habe ich sicher kein Problem damit dass sie darin investieren, nur sei mir auch zugestanden dass es sie ebensowenig anfechten sollte, wenn ich mich eben noch nicht daran beteilige.

"Du glaubst, dass es den Finanzwesir-Blog gibt, ohne dass die Kurse in den letzten sechs Jahren, mit kurzen Unterbrechungen, gestiegen sind? Kann man da nicht mit gleicher Berechtigung vor Aktien warnen, insbesondere amerikanischen large and small caps? Deren expected return für die nächsten 10-15 Jahre (Shiller-KGV) soll bei 1-2% liegen."

Ich kann dir jetzt noch nicht ganz folgen, was denn die Existenz des Finanzwesir-Blogs genau mit den steigenden Kursen der letzten sechs Jahre zu tun hat?
Dass es Blasen bei Aktien gab/gibt/geben wird, habe ich ja selbst schon angesprochen. Es geht dabei eben nicht nur ums "warnen" (im Sinne von einfachem Abraten) sondern darum eine realistische Erwartungshaltung zu vermitteln, was auch von allen seriösen Seiten (wie zB auch hier vom Finanzwesir) immer wiederholt wird, dass zum Beispiel es nicht ewig nur Jahre überdurchschnittlicher Renditen geben kann, sondern zwangsläufig auch mal wieder Renditen unter dem Durchschnitt kommen werden müssen (aber langfristig durch alle Schwankungen hindurch sich eine immer noch einigermaßen ansehnliche Durchschnittsrendite nach Jahrzehnten des Dranbleibens einstellt).
Ich sehe ähnlich wie du auch dass sich in einigen Märkten die erhöhten P/Es in niedrigeren zu erwartenden Renditen auswirken werden. Das ist nichts ungewöhnliches, sondern eigentlich auch zu erwarten.
Bei den Rohstoffen jedoch, das eigentliche Thema hier, ist es halt doch ein bischen komplizierter - wie gestaltet sich dort die zu erwartende Rendite, bzw wie könnte man sie dort einigermaßen zuverlässig ermitteln? Bewertungsmethoden wie KGV etc greifen ja nicht, weil Rohstoffe an sich kein G produzieren, und aufgrund der notwendigen Konstruktionsabbildung mit Futures kommt da ein ganzer Rattenschwanz an Komplexität dazu wo ich mir beim Anblick der Studien auch nicht ganz sicher bin sauber unterscheiden zu können wieviel der Rendite wirklich von der Anlageklasse Rohstoffe an sich kommen, und wieviel eigentlich nur durch die Funktionen und Eigenheiten des Instrumentes Futures mit denen sie abgebildet werden, originiert.
Wie gesagt, wer das besser versteht und sich mit einer strategischeren Vorgehensweise durch diesen Bereich navigieren kann, dem kann ich nur gratulieren - das war auch die wesentllche Aussage meines letzten Teil des Satzes ("...zwischen allen mittelfristigen Schwankungen die entscheidenden Faktoren der langfristigen Rendite-Erwartung noch einigermaßen korrekt identifizieren.").

"Calpars hat viel Geld verloren und merkte dann, dass man beim aktiven Investieren in Rohstoffe Geld verlieren kann und dass Preise eben nicht immer steigen. Keine Ahnung, ob das der Grund war, ob sie wieder rausgegangen sind, jedenfalls sind sie ihren Kunden wohl doch verpflichtet, regelmäßig Rendite zu liefern,"

Wenn dich genauer interessiert, was Calpers so macht, kannst du vielleicht auf deren Seite fündig werden:
https://www.calpers.ca.gov/page/investments/asset-classes
Mindestens genauso interessant war ja, anderes Thema, auch ihre Entscheidung, die Hedgefund-Allokation runterzufahren.

"ja, das wissen wir nicht, warum sie kein eigenes Produkt am Start haben. Vielleicht ist es gerade bei den institutionellen Anlegern kein Modethema und kann daher nicht an den Kunden gebracht werden, obwohl es langfristig doch lohnend wäre."

Naja, wenn du anfangs erwähnst "In Amerika gehören die Vanguard-Fonds den Anlegern, es gibt also keinen Grund, sich etwas vorzumachen.", sollte das als Lob, Vertrauenswürdigkeit oder Autorität gemeint sein?
Wenn das für Vanguard-Papers gilt, sollte das für Vanguard-Fonds ja noch viel mehr gelten, von daher ist es eigentlich weniger relevant was sie schreiben, sondern ob sie es auch wirklich umsetzen. Wenn die Fonds den Anlegern gehören, und die keine Rohstoffe wollen, muss das nicht nur daran liegen weils grad kein Modethema ist ;-)
Aber auch generell sollten "Autoritäten" eine nicht so große Rolle spielen (man findet im Grunde für jede Position ein paar Leute und kann sie sich so nach seiner Meinung zusammensuchen).
Zum Beispiel könnte man auch anführen, das Warren Buffett und nicht zuletzt der Vanguard-Gründer John Bogle selbst keine besonders hohe Meinung von Commodities haben, aber am Ende muss eh jeder selbst eigene Entscheidungen treffen (ich gehe ja auch nicht immer mit allem, was so von "Autoritäten" gesagt wird, nur d'accord).

Bevor wir uns weiter im Kreis drehen, wie gesagt geht es mir abschließend nicht darum, zB dich zu überzeugen dass du nicht in Rohstoffe investieren sollst (und ich nehme an auch dir geht es nicht darum mich zu überzeugen dass ich in Rohstoffe investieren soll), von daher können wir auch einfach "agree to disagree" und jedem seine Gründe belassen, eh das gegenseitige Zitieren noch unübersichtlicher wird :-D


Das Finanzwesir-Seminar - für alle ETF-Selbstentscheider.

Die Seminarreihe: Passiv investieren mit ETFs. Werden Sie zum souveränen Selbstentscheider.


Der Finanzwesir kommt zu Ihnen via Twitter, E-Mail oder als RSS-Feed: Artikel | Kommentare.
Auf Feedly folgen.


Autonome Zellen

Die Finanzwesir-Community: Regelmäßige Lesertreffen (30 Städte, 4 Länder)


Artikel durchsuchen


Neuste Kommentare

Lesenswert

Diese Blogs und Foren kann ich empfehlen.

Meine Finanz-Bibliothek

Das liest der Finanzwesir

Die 5 wichtigsten Artikel

Alle Artikel