09. Februar 2014


Wie Fondsmanager bezahlt werden

Auf jeden Fall nicht nach Erfolg. Jeder Fonds, der etwas auf sich hält, erhebt jede Menge Gebühren. Diese Gebühren heißen nicht Gebühren ‒ das würde zu sehr nach Behörde klingen ‒, sondern Management-Fee oder Performance-Fee, aber auch Ausgabeaufschlag, Bestandsprovision oder Depotkosten sind beliebt. Letztendlich ein buntes Potpourri an Renditekillern, deren wahre Anzahl und Höhe für Außenstehende nicht zu überblicken ist. Fast alle diese Gebühren werden prozentual erhoben und das macht ‒ zumindest für die Fondsverwalter ‒ den Charme der Sache aus. Flatrates oder feste Preise wären deutlich kundenfreundlicher. So nach dem Motto: Die Depot-Flatrate: Die Verwaltung kostet jährlich 100 Euro. Da weiß man, was man zu zahlen hat.
Aber 100 Euro für so ein bisschen Depot-Verwaltung, das ist doch Wucher, einfach eine unverschämte Abzocke!

Das findet die Fondsverwaltung auch und bietet stattdessen eine Depotverwaltung für nur 4 % an. Klingt doch viel besser. 100 Euro sind viel Geld, während 4 eine ganz kleine Zahl ist. Sind eben doch keine Abzocker, die Banker.
Vorsicht, es gibt da noch das Prozentzeichen hinter der 4. Prozent hat seine Wurzeln im lateinisch/italienischen "per cento", "vom Hundert". Es muss also irgendwo ein "Hundert" geben, von dem dann vier Hundertstel an die Fondsverwaltung gehen. "Vier Hundertstel" ‒ wie das schon klingt: Total klein und mickrig. Die Definition dieser Grundgesamtheit ist ein Paradebeispiel für die Listigkeit der Fondsfirmen. Aus vertriebstechnischen Gründen soll die Prozentzahl so klein wie möglich sein. Je weniger Prozente der Fonds nimmt, umso einfacher lässt er sich an den Mann oder die Frau bringen.
Was tut also der Fonds: Er maximiert die Grundgesamtheit. Wenn ich 4 % von einer sehr großen Summe erhalte, dann ist das immer noch ein Haufen Geld. 4 % von 10 Millionen sind 400.000 Euro.

Von welcher Summe nimmt der Fonds seine Gebühren?

Am Anfang des Artikels habe ich behauptet, dass Fondsmanager nicht nach Erfolg bezahlt werden. Hier jetzt der Beweis. Angenommen, ich zahle 10.000 Euro in einen Fonds ein, der in die Aktien großer deutscher Firmen investiert. Dieser Fonds hat übers Jahr gesehen ein Plus von 10 % gemacht. Aus meinen 10.000 Euro sind jetzt 11.000 Euro geworden.
Fonds agieren nicht im luftleeren Raum, sondern müssen sich vergleichen lassen. Der Index, an dem sich unser Fonds messen lassen muss, ist der DAX. Die Performance des DAX bekomme ich risikolos und gebührengünstig. Ich muss nur mein Geld in einen Indexfonds investieren. Ein Indexfonds bildet die Zusammensetzung eines bestimmten Indexes nach.
Nehmen wir den DAX als Beispiel: Am 23.12.2013 waren die Top-3-Werte des DAX die Bayer AG (10,30 %), die Siemens AG (9,74 %) und die BASF AG (8,74 %). Ein DAX-Indexfonds muss deshalb am 23.12.2013 ebenfalls zu 10,30 % aus Bayer-Aktien, zu 9,74 % aus Siemens-Aktien und zu 8,74 % aus BASF-Aktien bestehen. Wenn sich die Zusammensetzung des DAX ändert, muss der Indexfonds entsprechend nachziehen. Dies erfordert keinen besonderen Sachverstand, deshalb sind diese Fonds sehr gebührengünstig zu haben.
Zurück zur 10-%-Performance meines Fonds. Ich habe den Fondsmanager engagiert, weil ich der Meinung bin, dass er besser ist als ich. Ich setzte mit meinem DAX-Indexfonds den Maßstab, den es zu schlagen gilt.
Wenn der DAX ein Plus von 5 % gemacht hat und mein Fondsmanager 10 % bringt, dann bin ich bereit, diese 5 %-Überrendite zu honorieren. In unserem Beispiel wären das 500 Euro. Von dieser Summe soll der Fondsmanager seine Prozente bekommen. Finde ich fair.
Was aber, wenn mein Kompetenz-Fonds nur 2 % im Plus ist, während der DAX um 5 % gestiegen ist? Soll dann der Fondsmanager für die 2 % Plus honoriert werden? Ich finde nein. Meiner Meinung nach habe ich eine Entschädigung für die verlorenen 3 % verdient.
Das Perverse an der Situation: Die Fonds halten sich mit so einem Kleinkram wie Rendite oder gar Überrendite nicht lange auf, sondern erheben die Gebühren einfach auf die maximal mögliche Summe, also in meinem Fall auf die 11.000 Euro. Ich habe damit das folgende Problem:

  • Für die 10.000 Euro habe ich lange gearbeitet, ich habe jeden Euro nicht nur erwirtschaftet, sondern auch versteuert und dann gespart, bis ich das Geld zusammenhatte.
  • 500 Euro sind einfach nur die DAX-Performance.
  • 500 Euro sind dem Geschick des Fondsmanagers zu verdanken.

Aktienfonds haben eine durchschnittliche Kostenquote von um die 4 %, bezogen auf das obige Beispiel zahle ich also jährlich

  • 400 Euro für das Privileg, mein Geld diesem Fonds anvertrauen zu dürfen,
  • 20 Euro für eine Rendite, die mir ein Indexfonds für 1 Euro liefert (Indexfonds haben Kostenquoten von 0,2 %),
  • 20 Euro für die Überrendite, die mir ein Fondsmanager bringt.

Was passiert, wenn der DAX absäuft und 10 % verliert, der Fondsmanager es aber schafft, den Verlust auf 5 % zu begrenzen? Dann sind aus 10.000 Euro 9.500 Euro geworden. 4 %, also 380 Euro davon gehen an die Fondsgesellschaft.

Was passiert, wenn der DAX absäuft und 10 % verliert, der Fondsmanager aber einen Verlust von 15 % einfährt? Dann sind aus 10.000 Euro 8.500 Euro geworden. 4 %, also 340 Euro davon, gehen an die Fondsgesellschaft. Selbst diese besonders schlechte Arbeit des Fondsmanagers wird immer noch attraktiv honoriert.

Ein klarer Fall von "Die Bank gewinnt immer". Der Fondsgesellschaft ist es letztendlich egal, wie gut der Fonds performt, denn der Löwenanteil der Gebühren kommt aus dem Bestand und nicht aus den Gewinnen. Es gibt nur einen Grund, warum es gut ist, wenn ein Fonds eine schöne Performance hinlegt: Man kann dann im Verkauf die Neukunden besser ködern.

Was ist zu tun?

Kaufmännisch denken ist das Gebot der Stunde. Wie heißt es so schön:

Im Einkauf liegt der Gewinn.

Ziel muss es sein, die Kosten zu reduzieren. Wie das geht, ist Thema der Miniserie "Warum ich mein Geld in ETFs stecke".

(awa)

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