13. Oktober 2020


Leserin fragt: Neues Land, neuer Broker?

Leserin L. ist agil, ihr Depot eher nicht

Was tun fragt sie

Ich habe letztes Jahr angefangen in ETFs zu investieren - erst sporadisch, dann per Sparplan. Während Corona habe ich noch einmal kräftig nachgekauft. Ich habe drei verschiedene ETFs im Depot und mein Online Broker ist Flatex Österreich.
Nun sind wir im September aus beruflichen Gründen von Wien nach Amsterdam umgezogen und werden voraussichtlich die nächsten Jahre hier bleiben. Danach könnte es zurück nach Österreich gehen oder in die deutsche Heimat oder ganz woanders hin. Schwer zu sagen. Habe schon ein Depot bei Degiro hier in den Niederlanden eröffnet und frage mich:

  1. Was mache ich mit dem Depot bei Flatex Österreich? Liegen lassen? Depottransfer nach zu Degiro in die Niederlande? Löst letzterer den Verkauf und Neukauf und damit die volle Besteuerung aus? Außerdem hatte ich Online auch von Problemen mit der Eintragung der Einstandskurse, die dann mit 0 Euro vermerkt wurden, gelesen.
  2. Wenn wir die Niederlande wieder verlassen, stehen wir wieder vor diesen Fragen. Und da die ETFs der langfristigen Buy&Hold-Anlage zur Altersvorsorge dienen, möchte ich Kauf und Verkauf so gut es geht vermeiden.

Der Finanzwesir antwortet

Leserin L. hat ein Steuer- und ein IT-Problem.

Das Steuerproblem

Steuerrecht aus der Kaiserzeit trifft auf mobilen, länderübergreifenden Lebenswandel. L. wird sich in die Grundlagen selbst einarbeiten müssen und eventuell auch eine Fachkraft konsultieren müssen. Eine der größten Hürden ist sicherlich das Thema Doppelbesteuerung. Wo kommt das Geld her und wo müssen die Einkommensströme versteuert werden? Was haben wir?

  1. Das Einkommen von L.
  2. Die Kapitalgewinne durch die ETFs.

Diese Konstruktion ist so einfach, dass L. hoffentlich nur in einem Land unbegrenzt steuerpflichtig ist. Aktuell sind das die Niederlande. Alle Einnahmen müssen in den Niederlanden versteuert werden.

  1. Das Arbeitseinkommen wird in den Niederlanden gezahlt und dort versteuert.
  2. Die ETFs schütten oder thesaurieren in einem Ösi-Depot. In Österreich gibt es keine Freibeträge auf Kapitalerträge. Flatex führt von jedem Euro 27,5% an den österreichischen Fiskus ab. Das ist der Regelfall. L. ist Auslandskundin, die in Österreich nicht steuerpflichtig ist. Was passiert jetzt?
    • Flatex führt keine Quellensteuer ab.
    • Flatex führt nach wie vor die Quellensteuer ab. L. kann sich die Kohle auf Antrag zurückholen. Von wem auch immer. Vom österreichischen Finanzamt oder via Doppelbesteuerungsabkommen vom niederländischen Fiskus.

Meine Prognose: Egal ob Auslandskunde oder nicht: Flatex führt die Quellensteuer ab und ist damit fertig. Keine Sonderprozesse und vor allem kein Stress mit dem Staat Österreich. Aber wir werden sehen, was die Österreicher nachher in die Kommentare schreiben.

Brokerwahl - Was sollte L. tun?

L. hat vier Möglichkeiten

  1. Das Flatex-Depot behalten und zum alleinigen Altersvorsorge-Depot zu machen.
  2. Das Degiro-Depot zum Altersvorsorge-Depot ausbauen. Flatex wird übertragen und dann geschlossen.
  3. Flatex behalten, mit Degiro neu starten, dann im nächsten Land mit dem dritten Broker starten.
  4. Sich einen Broker suchen, der keine Quellensteuer abführt und die Kapitalerträge selbst in der Jahressteuererklärung deklarieren.
Flatex behalten

Aufgabe für L.: Klären, wie Flatex sich gegenüber Steuerausländern verhält. Wenn Flatex bei Steuerausländern keine Quellensteuer abführt, ist alles ok.

  • L. ist in Österreich steuerpflichtig: Flatex führt die Quellensteuer direkt ab.
  • L. ist nicht in Österreich steuerpflichtig: Flatex führt keine Steuer ab. L. deklariert die Kapitalerträge selbständig in dem Land, in dem sie steuerpflichtig ist.

In beide Fällen: Ein Steuerregime.
Nicht akzeptabel: Flatex führt auch bei Steuerausländern die Quellensteuer direkt ab. Zwei Steuerregimes, da landet L. zwischen Skylla und Charybdis.

Auf Degiro setzen

Wie Flatex - nur in orange.

Neues Land, neuer Broker

Operativer Unfug. Das wird das Steuerchaos par excellence.

Selbst deklarieren im Auslandsdepot

Ein Broker, der eigenmächtig Quellensteuer abführt ist ungünstig. Das Geld ist weg und man muss ihm hinterherlaufen. Broker wie Captrader oder Swissquote tun das nicht. L. bekommt hier alle Dividenden und Ausschüttungen gutgeschrieben und muss diese dann zusammen mit ihrem Arbeitseinkommen versteuern.
L. braucht einen Auslandsbroker, der nie Quellensteuer abführt. So stellt sie sicher, dass sie nicht zwischen zwei Steuerregimes zermahlen wird.

Die Vorteile

  1. L. kann in der Weltgeschichte herumziehen und ihre Altersvorsorge bleibt stationär. Die ETF-Erträge werden nach dem aktuell gültigen nationalen Steuerregime besteuert.
  2. Bessere Liquidität. Die Kapitalertragssteuer wird nicht direkt abgeführt, sondern deutlich später in der jährlichen Steuererklärung deklariert. L. verfügt länger über das Geld.
  3. Fremdwährungskonten inklusive. Die Fondswährung sind Dollar? Nun, dann landen die Ausschüttungen auch in Dollar auf dem entsprechenden Verrechnungskonto des Brokers. L. entscheidet wann und ob sie Dollar in Euro tauscht. Transferwise hilft - da ist der Kurs dann auch besser als das, was eine Comdirect oder ein anderer Inlandsbroker bieten. Vielleicht will L. aber auch gar nicht tauschen, sondern einfach in Dollar bezahlen. Dollar in der Tasche; keine schlechte Option für jemanden der schreibt

"oder ganz woanders hin"

In vielen "Ganz-woanders-Hins" tauschen die Menschen gerne Ware gegen Dollar. Warum erst hin und dann wieder her tauschen und zweimal beim Wechselkurs was weggezwickt bekommen?

Die Nachteile

Mehr Arbeit und höhere Kosten.

  1. Die ganzen schönen Marketingaktionen der deutschen Broker sind weg. Keine Null-Euro-Kaufkosten, keine Null-Euro-Depotgebühren.
  2. Oft keine Sparpläne.
  3. Kein Welpenschutz. Das deutsche Verbraucherschutzrecht gilt nicht mehr.
  4. Die Steuer muss L. selbst machen. Das ist mehr oder weniger aufwändig, je nach dem wie gut der Broker die Käufe und Verkäufe des Jahres aufbereitet. Schlimmstenfalls muss L. die rohen Transaktionen mit Hilfe von Excel in Form bringen.

Meine Empfehlung

L. sollte sich für einen soliden Auslandsbroker entscheiden und alle ETFs dort zusammenziehen. Das Fachwort lautet: "Depotübertrag". Der sollte eigentlich kostenlos möglich sein. Aber das muss sie individuell prüfen. Ein Übertrag ist kein Verkauf, weil sich die Besitzverhältnisse nicht ändern.
Fallstrick: L. schreibt

"Ich habe drei verschiedene ETFs im Depot"

und dann

"Nun sind wir im September umgezogen…"

Wenn beim Übertrag aus dem österreichischen Ich-Depot ein niederländisches Wir-Depot wurde, ist Vorsicht angebracht. Das könnte - muss aber nicht - steuerliche Verpflichtungen auslösen. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist das nichts weiter als ein grenzüberschreitender Move. Die ETFs werden vom alten auf den neuen Broker übertragen. Das mag ein bis drei Wochen dauern und dann war’s das. Der neue Broker unterstützt einen dabei auch.

Dieses Auslandsdepot wird dann die zentrale Säule der Altersvorsorge. Steuerlich ist das vollkommen unproblematisch, denn L. gibt das Depot an und versteuert alle Erträge. Auch wenn es für viele brave Sparkässler unvorstellbar ist: Ein Auslandsdepot begründet noch nicht den Verdacht auf Steuerhinterziehung. Ja, man darf das.

Dieses steuerliche Selbermachen ist der Preis für den polyglotten Lebensstil. Grenzgänger hatten es zu allen Zeiten schwer. Mehr Bürokratie ist der Preis für dieses Leben. Alles Laufen lassen ist keine Option. Das wird zu teuer. Aber für jemanden, der abenteuerlustig genug ist, um sich in den Zug nach irgendwo zu setzen, sollte das kein Problem sein.

Das dicke Ende

Das mit dem Broker ist geklärt, aber ich habe ja ganz oben ein IT-Problem erwähnt. L. braucht ihre eigene Cloud. Warum?
Weil Menschen, die ein Leben wie L. führen, es schwer haben, eine Lösung konsequent durch zu halten. Womöglich bietet L.s nächster Arbeitgeber ihr Aktienoptionen an, die aber nur beim Broker X liegen. Oder sie hat die Möglichkeit ihr ausländisches Gehaltskonto um eine vermögensbildende Option zu erweitern.
Andere Länder andere Sitten und wenn es lukrativ ist: Warum nicht.
L. wird niemals die Person sein, die seit 20 Jahren drei Zeilen im Depot hat. Auch wenn sie konsequent vereinfacht: Die Komplexität wird sich in ihr Leben schleichen.
Zusätzlich reden wir von der Altersvorsorge. Sagen wir, Showdown ist in 30 Jahren. 2055: L. fängt an zu verkaufen und das Finanzamt nimmt sich seinen Teil. L. findet: "Der ist aber viel zu groß." Dann muss L. in der Lage sein zu sagen: "Diese ETFs habe ich 2020 gekauft, als wir damals in Holland waren. Und das hier sind die Abrechnungen: Ich habe zu 24,65 € gekauft und nicht zu 17,36 €. 17,36 €, das war 2018 in Österreich."

Oder wie L. schreibt

"… auch von Problemen mit der Eintragung der Einstandskurse, die dann mit 0 Euro vermerkt wurden, gelesen."

Ja, das kann passieren und es wird passieren. Oder etwas anders wird passieren. Und was jetzt? Selbstmord aus Angst vor dem Tod? Die Antwort kann nur sein: Dokumentieren!
Wer ein Leben wie L. führt, muss dokumentieren. L. sollte alle PDFs, die der Broker liefert in der eigenen Cloud ablegen. Schön nach Broker und Jahrgang sortiert.
Dropbox, Google Drive oder das Microsoft Äquivalent sind für mich aus den folgenden Gründen keine Option

  1. Datenschutz: Ich will der NSA meine Kontoauszüge nicht frei Haus liefern.
  2. Sie kosten nichts. Womit bezahle ich dann?

Hier gilt der Spruch: Eigener Herd ist Goldes wert.
Die eigene Cloud ist mittlerweile für jeden erschwinglich und technisch auch keine Herausforderung mehr. Googlen Sie "Nextcloud hosting" oder "Owncloud hosting" und nehmen Sie das kleinste Paket, das man ihnen anbietet.
Beispielsweise 50 GB Speicherplatz für 2,50 € monatlich. So ein Banking-PDF bringt zwischen 50 und 100 KB auf die Waage. 50 GB bedeutet: Fünfhunderttausend bis eine Million Kontoauszüge, Jahresabschlüsse, Kauf- und Verkaufsbescheinigungen und Erträgnisaufstellungen. Mit anderen Worten: 5 GB reichen auch; die gibt es aber nicht zu kaufen. Und nein: Die kostenlose Option ist keine Option. Wer die Cloud nicht ehrt ist die Börse nicht wert und gehört ins Tagesgeld.
Operativ ist Nexcloud auch sehr nutzerfreundlich. Es gibt einen Client, den installiert man auf seinem Rechner. Dann schaufelt man die Downloads direkt in den Client und der lädt dann alles automatisch in die Cloud hoch.
Das Hauptproblem ist hier die Disziplin. 2020 Dinge archivieren, die man womöglich 2055 gar nicht braucht…

Fazit

L. braucht etwas Disziplin und Einarbeitungszeit, dann klappt das auch mit dem Vermögensaufbau. Sie sollte nicht versuchen die Kosten zu optimieren, sondern bereit sein ein gewisses Premium für Flexibilität zu bezahlen. Das Motto sei: "Weltweite Performance soweit ok", anstatt "Super für Holland und bei Umzug Abriss bis auf die Grundmauern."
Viel wichtiger als die Brokerwahl sind sowieso die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf das Gehalt.
Aber das ist nicht mein Revier. Da braucht L. einen Steuerspezialisten, der die steuerlichen Möglichkeiten für sie maßschneidert. Steuer ist immer individuell.

(awa)

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Kommentare

Max Alpha sagt am 14. Oktober 2020

Interessantes Thema. Ich bin gespannt auf entsprechende Erfahrungsberichte.
Dass der Depotübertag ins Ausland kostenfrei ist glaube ich nicht.
Gruß
Max Alpha


Max Alpha sagt am 15. Oktober 2020

Interessantes Thema. Ich bin gespannt auf entsprechende Erfahrungsberichte.
Dass der Depotübertag ins Ausland kostenfrei ist glaube ich nicht.

Gruß
Max Alpha


Basti sagt am 14. Oktober 2020

Hallo,

ich finde die ganze Sache gar nicht so wild, ich bin gerade selber aus Deutschland in die Schweiz gezogen, also da aus der EU raus noch ein wenig komplexer.

Am besten mal bei Flatex anfragen ob die Überhaupt Steuerausländer machen, das Problem hatte ich mit meinem Broker. Bei mir wäre ein Depotübertrag recht teuer, achte bitte hier auf die Kosten die ggf. auftreten können, aber wie gesagt außerhalb der EU. Ich habe mich entschieden den Broker erstmal so zu belassen wie es derzeit ist, da die DKB mich als Steuerausländer akzeptiert und ich es dann danach versteuern kann.

Ist aber auch alles nicht in Stein gemeißelt, die Brokerkosten in der Schweiz sind halt ganz anders als die in Deutschland.

Gruß
Basti


Michael sagt am 14. Oktober 2020

Zur Ergänzung: Die Niederländer besteuern Vermögen, aber keine Kapitalerträge.

Tatsächlich wird das Vermögen in der Steuererklärung deklariert, die Finanzverwaltung berechnet darauf eine fiktive Rendite (nach einer progressiven Tabelle) und erhebt 30% reale Steuer auf die fiktive Rendite.


Reinsch sagt am 14. Oktober 2020

Stellt sich das Problem denn tatsächlich?
Als ich in meinem Auszeitjahr zu einer Europatour aufgebrochen bin habe ich vorher bei der Comdirect gefragt, wie sich die steuerliche Behandlung bei einem Wohnsitz außerhalb Deutschlands denn verhält. Antwort sinngemäß: "Kein Problem, schicken Sie uns einfach Ihre neue Meldebestätigung am ausländischen Wohnort, dann regeln wir das steuerlich entsprechend der nationalen Bedingungen."


Tammo sagt am 14. Oktober 2020

Mein Tip wäre, sich auf Degiro zu konzentrieren.
Degiro führt keine Steuern ab (anders als da oben steht). Um es mit der Quellensteuer/Vorabbesteuerung zu vereinfachen, würde ich dort ausschüttende ETFs wählen (ist in der Steuererklärung einfacher).

Ich persönlich hatte aber Probleme mein Depot von Comdirect zu Degiro zu übertragen, das hat Comdirect nicht hinbekommen (oder wollte nicht). Wegen der fehlenden Einstandskurse beim Übertrag würde ich mir überlegen, die Transaktionskosten/Steuern in Kauf zu nehmen, und bei Flatex alles zu verkaufen. Allerdings hat Flattex ja gerade Degiro gekauft, es kann also auch sein, dass sie die Einstandskurse übertragen können. Der Depotübertrag ist bei Degiro übrigens nicht kostenlos, wenn die Gewinne niedrig sind, ist vielleicht ein Verkauf sogar günstiger.


ETF.at sagt am 14. Oktober 2020

Hallo zusammen,

im Gegensatz zu Deutschland ist der Depotübertrag in Österreich nicht kostenlos.
Die meisten Broker verlangen zwischen 15 und 30 EUR Gebühren.

Viele Grüße


PeterPan sagt am 14. Oktober 2020

Lebe seit fast 5 Jahren in Österreich und bediene weiterhin mein deutsches IngDiba Depot (mit allerdings etwas mehr als 3 ETF...).
Bisher problemlos: Jahres- Erträgnisaufstellung geht an den Steuerberater, die ausländische (deutsche Steuer) wurde bisher problemlos anerkannt, da Österreich geringfügig höher besteuert musste ich hier entsprechend nachzahlen, dabei handelt es sich aber nicht um hohe Summen.
Mein österr. Steuerberater hat mir zwar geraten, mein Depot nach Österreich umzusiedeln, da ich aber auch noch nicht weiß, wo mein Lebensabend in 15 Jahren stattfindet, ist das eigentlich keine Option, abgesehen davon, dass ich auf die Schnelle kein wirklich attraktives Angebot (nicht nur was die Kosten, sondern auch die Leistungen) angeht gefunden habe.
Außerdem scheue ich auch Probleme mit Einstandskursen etc., da einige Positionen in meinem Depot schon gut 10 Jahre gehalten werden. Ich würde mich mit einem Steuerberater in dem Land, in dem ich wohne zusammensetzen und die Details besprechen. Ein Umzug sollte gut geplant und überlegt werden!
Viel Glück in den Niederlanden!


Oliver sagt am 14. Oktober 2020

Dass die Depotüberträge kostenlos sind ist leider keine EU-weite Sache. In Österreich dürfen (und sie tun es auch) die Broker für den Depotübertrag Geld verlangen. Das ist bei Wechseln innerhalb Österreichs oft kein großes Thema weil der in Empfang nehmende Broker diese Kosten meistens in einem gewissen Rahmen übernimmt (quasi als Wechselaktion bei den Online-Brokern - zu den klassischen Banken kann ich nichts sagen). Insofern könnte das natürlich ein Thema werden wenn das in den Niederlanden anders ist. Wenn aber mitten im Crash stark zugekauft wurde ist man aber wohl trotzdem schnell an dem Punkt wo es billiger kommt das zu zahlen als die Gewinne jetzt zu versteuern.

Zum Thema Cloud muss ich noch sagen - weniger Sorgen als die NSA macht mir da eher das Thema Backup. Zu oft sehe ich Leute die ihre Daten nur in der Cloud haben (so wie früher nur auf der externen Festplatte). Ein Backup muss eine Kopie sein und am Besten auch weit genug weg. Brennt mein Haus ab und ich hab Backups auf der NAS dann kanns gut sein dass Notebook und NAS abbrennen. Ein Cloud-Anbieter garantiert mir evtl. eine Data Durability von 99,999999 % (und ist weit genug weg) aber wenn dann der kleine Rest schlagend wird dann krieg ich nicht meine Daten wieder sondern zahle dank SLA halt einen Monat nicht als Wiedergutmachung weil halt den einen Monat das Versprechen nicht eingehalten wurde. Insofern: richtet euch einen Ordner ein der in die Cloud eurer Wahl raufkopiert (nicht synchronisiert - sonst löscht euch der Client die in der Cloud gelöschte Datei auch gleich noch von der Festplatte) aber legt die Daten nicht nur in die Cloud (sonst wünscht ihr euch irgendwann die NSA hätte noch eine Kopie ;) ).


NW sagt am 14. Oktober 2020

Habe noch ein Depot in Deutschland (Postbank, ING Diba), lebe aktuell in England. Laut Auskunft der Postbank und ING Diba zahle ich, sobald ich als Steuerausländer (nicht steuerlich in D wohnhaft mit Zweitwohnsitz oder was auch immer) geführt werde, keinerlei Steuern auf Kapitalerträge und Zinsen, Vorabpauschale, etc., außer auf Dividenden von deutschen Unternehmen. Natürlich muss ich dann alles selber auf der Steuererklärung hier angeben. Diese Informationen zu erringen, hat mich mindestens zwei Monate gekostet, fündig wurde ich dann im Bürgerreferat des Bundesministeriums.

Bisher habe ich aber nur bruchstückhaft Informationen zur Besteuerung meines englischen selbstgemanagten Vorsorgedepots (SIPP) und meiner betrieblichen Altersvorsorge (NEST Pension), falls ich wieder nach D zurückkehren würde. Ersteres wird wohl wie ein normales Depot besteuert, letzteres wie die bAV hier. Oder auch nicht. Dazu wollte mir das BMF keine Aussage machen, wahrscheinlich muss ich dazu einen Steuerberater in D anheuern, der was von Internationalität versteht...


Stefan sagt am 14. Oktober 2020

| Was Basti sagt.

Dasselbe hier, leben & arbeiten in der Schweiz, Depot bei der DKB, weil in der Schweiz Gebühren jenseits von gut und böse anfallen.
Trotzdem fühlt es sich natürlich „falsch“ an, das Geld erst nach Deutschland zu überweisen und dabei schon einen gewissen Teil an Gebühren zu verlieren.


Rainer sagt am 15. Oktober 2020

In der Praxis habe ich selbst folgende Stolpersteine beim Depotübertrag erlebt:

  1. Ein Paar ETFs wurde nicht übertragen und hingen 6 Wochen in der Luft (ja, das glaubt man kaum!).
  2. Die historischen Einstandspreise gingen verloren (es wurden tlw. Durchschnitts-Einstandspreise übertragen und tlw. der Wert NULL, woraufhin alle Einstandspreise später manuell korrigiert werden mussten!)
  3. Die ETFs wurden auf andere Lagerplätze (z.B. Stuttgart statt Frankfurt) gebucht.

Beteiligt waren als Absender die zweitgrößte österr. Bank und eine junge österr. Onlinebank.

Ich empfehle daher alles vorher zu DOKUMENTIEREN, alle BELEGE, EINSTÄNDE und EXCEL-LISTEN !!!

Gruß aus Wien,
Rainer


Bernie sagt am 15. Oktober 2020

Der (auch in der Werbung der Broker) oft genannte Vorteil eines Brokers der die Kapitalertragssteuer nicht direkt abführt:
"Bessere Liquidität. Die Kapitalertragssteuer wird nicht direkt abgeführt, sondern deutlich später in der jährlichen Steuererklärung deklariert. L. verfügt länger über das Geld."
Spielt doch nur im ersten Jahr eine Rolle. Danach wird, zumindest wenn es sich um relevante Summen handelt, vom Finanzamt eine Steuervorauszahlung gefordert.


Sven sagt am 15. Oktober 2020

Zum Thema Cloud:

Gegen GoogleDrive, Dropbox usw. ist nichts einzuwenden, wenn man seine Daten verschlüsselt. Das geht auch automatisch und komfortabel z.B. mit Cryptomator (Open Source).

Und ganz wichtig: BACKUP! Mehrere Kopien! Regelmäßig!
Gerade, wenn man die Unterlagen erst in Jahren oder gar Jahrzehnten benötigt.
(Kein Backup - Kein Mitleid!)


M sagt am 15. Oktober 2020

Im Text steht häufig "Quellensteuer", wo eigentlich "Kapitalertragsteuer" stehen müsste.
Und selbstverständlich wird auch bei einem Captrader Depot von Dividenden die Quellensteuer abgeführt: Bspw. Bermudas und GB liegen bei 0%, Kanada bei 25% (15% nach Ermäßigung gemäß DBA), USA bei 30% (15% nach Ermäßigung gemäß DBA) usw..


Ingo sagt am 16. Oktober 2020

Hallo Albert,

seit langem lese und verfolge ich deine Informationen, Beiträge und den Podcast. Bislang habe ich viel lernen können und auch einige Hinweise und Lebensweisheiten gut umsetzten können - vielen Dank dafür!
Normalerweise kommentiere ich deine Beiträge nicht und daher würde ich mich eher als stiller Leser bezeichnen. Allerdings möchte ich mich für diesen Beitrag, der wieder sehr unterhaltsam geschrieben und formuliert ist, bedanken.

Grüße
Ingo


Marius sagt am 17. Oktober 2020

@M

Als Quellensteuer werden Steuern bezeichnet, die an der Quelle erhoben werden. Die 25% KESt die die Bank abzieht ist eine Quellensteuer, die Steuer die dein Arbeitgeber vom Gehalt abführt auch, so wie auch die ausländische Quellensteuer auf Kapitalerträge.(siehe auch Wikipedia)


Johnny B. sagt am 17. Oktober 2020

Hallo zusammen,

ich würde den Broker nur bei triftigem Grund wechseln. Gegenüber den möglichen Problemen (Sprache, Wechselprobleme, Verlust der Historie beim vorherigen Broker; selbes Spiel beim Weiterziehen nach ein paar Jahren) sehe ich kaum Vorteile.

Noch zwei Datenpunkte zum Umzug Deutschland->Schweiz:
ING Deutschland und DKB ermöglichen problemlos Depots von Steuerausländern.
Die ING erlaubt die Depoteröffnung durch Steuerausländer nur bei Bestandskunden, die Türen der DKB sind da offener.
Beide Broker ziehen bei Steuerausländern automatisch keine Kapitalertragssteuer ab, aber wohl erst mit einiger Verzögerung (Monate, Jahre...). Daher lohnt es sich, dem Broker den Umzug explizit mitzuteilen und bitten, den Abzug auszusetzen.

@Stefan: Ich nutze Revolut für den Umtausch in Euro, das minimiert die Umtauschkosten. Es gibt ein praktisches App sowie Kreditkarte obendrauf (Transferwise ist ähnlich, das kenne ich aber nicht).

Viel Grüße,
J.


Midir sagt am 19. Oktober 2020

Witzig, ich stehe gerade vor einem ähnlichen Szenario:

Ersten Job in Österreich angenommen, aktuell hab ich Giro und Depot bei der DKB, darauf liegt nur ein bisschen von den Vanguards Developed & Emerging Markets, die allerdings ausschüttend sind.
Meine Überlegung war das ganze sowieso auf "bequem", sprich All World und thesaurierend umzustellen, also die Dev/EM Combo (noch vor Umzug und US Wahl) zu verkaufen und dann bei einem neuen Broker mit dem All World Thesaurierer anzufangen.

Jetzt stellt sich die Frage ob ich bei Flatex Österreich anfange, da wäre das steuereinfach, weil die direkt die Steuer abführen oder die Option bei ScalableCapital zu nehmen einen kostenlosen Sparplan zu führen, hier müsste ich mich aber selber um die Versteuerung kümmern.
Ich glaub bei Scalable bieten sie auch die Option an für 13€ einen entsprechenden Steuervordruck generieren zu lassen.
Meinungen? :)


whiro sagt am 21. Oktober 2020

Sehe nur ich hier einen krassen Fehler, oder liege ich falsch:

Es gibt keinen Broker auf der Welt, der um die Quellensteuer herumkommt, weil die Quellensteuer ja immer in dem Land abgezogen wird, wo die Quelle (=Aktie, ETF) den steuerlichen Sitz hat.
Viele ETFs sind ja gerade deswegen im Ausland ansässig, weil dort keine Quellensteuer anfällt.
Wen man jedoch Aktien von US-Unternehmen hat, fällt eine Quellensteuer auf Dividenden in den USA an. Punkt. Eventuell kann die Quellensteuer angerechnet werden, das kommt dann wieder auf das Land an, in dem man steuerpflichtig ist (und ob die ein Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA haben...).

Beispiel: Ich habe einen US-Broker und bin dort als Ausländer gemeldet. Natürlich fällt US-Quellensteuer bei US-Aktien an und deutsche Quellensteuer bei deutschen Aktien. Auf Dividenden aus UK fällt keine Quellensteuer an, weil UK keine Quellensteuer hat.

Also: Für einen Broker entscheiden und dort als ausländischer Depotinhaber gelten. Wo man dann wohnt, ist in der Regel egal, sollte aber ohnehin mitgeteilt werden. Leider muss man dann eben eine Steuererklärung oder ähnliches in dem Land machen, in dem man steuerpflichtig ist...


klm sagt am 06. November 2020

Hier noch eine Erfahrung:
D -> CH mit Consors lief ohne Probleme (seit Mitteilung des neues Wohnsitzes als Steuerausländer geführt ohne Abführung der Kapitalertragssteuer). Allerdings ist irgendwann vielleicht doch ein lokaler Broker nötig, da das Einkommen jetzt in CHF kommt und Wechseln Gebühren kostet. Wäre interessant zu hören, ob jemand mit Depotübertrag D -> CH schon Erfahrung hat.


Flurry sagt am 04. März 2021

So nebenher: Österreich hat eine Wegzugsbesteuerung. Dh. mit dem Wechsel des Lebensschwerpunkts ins Ausland müssen Steuern bezahlt werden als hätte man das Depot komplett verkauft. Jetzt gibt es aber bei ausgewählten Ländern (EU sollte allgemein kein Problem sein) die Möglichkeit das zu stunden, dh. man versteuert erst beim Verkauf den Anteil an Wertsteigerung, den man beim Wegzug hatte.

Beispiel:

  • ETF für 100€ gekauft
  • Wertsteigerung auf 110€, Wohnsitzwechsel von Österreich nach Deutschland
  • Wertsteigerung auf 125€, Verkauf in Deutschland
  • 10€ versteuert man in Österreich (-> Wertsteigerung zum Zeitpunkt des Wegzugs), 15€ in Deutschland.

Das nimmt einem kein Broker ab, das muss man selbst machen. Dh. entweder transferriert man direkt alles zu einem Broker, bei dem man die Steuer selbst macht (genannte Degiro oder Interactive Brokers bieten sich an) und man macht die Buchhaltung komplett in Excel selbst.

Oder man verkauft beim Wegzug aus Österreich echt das ganze Depot und hat Ruhe, ist halt steuerlich nachteilhaft. Aus Sicht der österreichischen Finanz natürlich sinnvoll, sonst könnte man sich ja für ein Jahr ins Ausland verkrümeln um da fette Kursgewinne steuerfrei zu realisieren.


th_omas sagt am 13. Oktober 2021

Klasse Beitrag, vielen Dank für die Anregungen! Und ganz besonders lobe die Nextcloud-Empfehlung. 👍🏻 Welcher ausländische Broker wäre denn solide und führt nicht automatisch die Steuern ab? Degiro und Interactive Brokers? Stehe kurz davor, meinem Neugeborenen einen SP500 Sparplan wg. der verlockend niedrigen 0,07% Kosten zu spendieren und würde gerne alles richtig machen.


Finanzwesir sagt am 15. Oktober 2021

Hallo th_omas,

"und würde gerne alles richtig machen."

Du machst bereits alles richtig. Ein Vater, der für sein Kind einen Sparplan anlegt ist auch der Vater, der seinem Kind finanzielle Bildung vermittelt. Das ist der Vater, der seinem Kind vorlebt, wie man gut mit Geld umgeht.
Das ist das Entscheidende. Ob dann da mit 18 noch ein paar Kröten im Depot sind: Schön, warum nicht. Aber kriegsentscheidend ist das nicht.
Was den konkreten Fall angeht: WarumS&P500 und kein MSCI World oder MSCI ACWI (bzw. die FTSE-Pendants)? Die sind breiter diversifiziert und keine US-Wette. Wer sagt denn, dass die USA bis 2041 weiterhin so boomen?
Und warum ein ausländischer Broker?
Wenn es das Depot Deines Kindes ist: Bis 801 Euro sind Ausschüttungen eh steuerfrei. Bei einer Ausschüttungsrendite von 1,5%- 2,5% bedeutet das: Der Depotwert liegt zwischen 40.000 und 50.000 €.
Auch wenn Du die Ausschüttungen immer wieder anlegst, lässt sich die monatliche Sparplanrate wir folgt grob abschätzen: Geteilt durch 18 Jahre und dann noch mal durch 12 Monate bedeuten 40.000 €, das Du monatlich 180 € aufs Depot Deines Kindes einzahlst. Das ist so ziemlich genau die durchschnittliche Sparplanrate hier in Deutschland (also das, was wir Erwachsene für unsere Altersvorsorge erübrigen).
Ist das in Deinem Fall realistisch?
Wenn ja: Dann hilft die Nichtveranlagungsbescheinigung und alles bis zum Existenzminimum (der steuerliche Grundfreibetrag für das Jahr 2021 beträgt 9.744 €) ist frei.

Wenn das Depot auf Deinen Namen läuft gilt das Gleiche. Und Steuern zahlst Du eh. Ich sehe nicht, wo der Vorteil ist. Mehr Aufwand und - höchstwahrscheinlich - eine Steuerstundung für Summen, die nicht relevant sind.

Gruß
Finanzwesir


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