20. Juni 2014
Was ist mein Haus wert?
Kommt ganz drauf an, wen Sie fragen. Sie selbst werden den Verkaufspreis Ihrer Immobilie höchstwahrscheinlich zu hoch einschätzen.
Ein Käufer wird für jeden Schmutzfleck an der Wand 1.000 Euro vom Kaufpreis abziehen.
Wenn Sie eine Hypothek auf Ihr Haus aufnehmen wollen, werden Sie erstaunt sein, wie wenig Geld die Bank herausrücken will.
Einzig das Finanzamt ist noch großzügiger als Sie bei der Bewertung Ihrer Immobilie. Aber die Jungs und Mädels vom Amt wollen ja auch die Grundsteuern berechnen.
Wie so oft im Leben: Alles eine Frage des Standpunkts. Bei Verkäufern schlägt der Besitztumseffekt (Endowment-Effekt) voll durch.
Der Besitztumseffekt besagt: Wenn ich etwas besitze, dann setze ich den Wert automatisch höher an, als wenn ich dieses Gut nicht besitzen würde. Der wahrgenommene Wert liegt also über dem objektiven Wert des Gutes.
Wenn ich ein Gut kaufe, liegt der wahrgenommene Wert unterhalb des objektiven Wertes.
Wobei man natürlich trefflich darüber streiten kann, was denn der „objektive“ Wert eines Produkts ist.
Immobilienbesitzer sind besonders anfällig für den Besitztumseffekt. Eine Immobilie ist für die meisten die bei weitem größte Anschaffung ihres Lebens. Der Kauf einer Immobilie bedeutet Konsumverzicht, viele Stunden Arbeit und Planung, und wenn dann alles gut ging, hat man viele schöne Stunden im Kreise seiner Lieben verbracht. Diese Emotionen will der Hausverkäufer honoriert wissen.
Dem Käufer ist das alles herzlich egal. Er sieht nur den Renovierungsaufwand und überlegt, ob er das zu kleine Badezimmer nicht herausreißt.