21. Februar 2020


Das haben die anderen diese Woche geschrieben (KW 8 / 2020)

Freikarten: Der Finanzwesir auf der Invest

Noch einmal der Hinweis auf die Invest-Freikarten: Am letzten Aprilwochenende (24. / 25. April) findet die Invest in Stuttgart statt. Hier gibt es die Freikarten.

Jetzt aber:

Diese Artikel sind mir in dieser Woche in der deutschsprachigen Finanzblogosphäre aufgefallen.

Alles umsonst: Free-Trading ist in den USA bereits Realität. Hoffentlich kommt das bald auch nach Deutschland. Ich habe ja nichts zu verbergen, deshalb habe ich kein Problem mit dem "Payment for Order Flow".
Soll der Umsonst-Broker doch meine Auftragsdaten verkaufen. Was ist daran so schlimm, dass ein Hochfrequenzhändler weiß, dass ich Wirecard zu 135,65 € gekauft habe. Ich habe die Aktie ja schon.

Roter Teppich für Silver Surfer BaFin-Präsident Felix Hufeld will Seniorinnen und Senioren auch in einer digitalisierten Welt einen unverbauten Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten.
Vielleicht könnten die Damen und Herren Senior’innen ja auch mal im Kopf umparken und sich ein kleines bisschen digitalisieren anstatt sich an der letzten Bankfiliale festzuketten.

Wir werden alle sterben und Apple geht pleite! Den Crash-Propheten in die Karten geschaut. "Weltsystemcrash" versus "Der größte Crash aller Zeiten". Klingt wie die Ankündigung eines Wrestling-Kampfs. Da braucht man Ackerland, Edelmetalle, Diamanten und Whiskey.

Negativzinsen gegen die Geldflut. Die Banken wollen die Sparguthaben nicht mehr und tun viel, um sich das unerwünschte Zeug vom Leib zu halten. Die Cash-Zukunft

  1. Unters Kopfkissen: Kostet keine Verwahrgebühr (aka Negativzins). Bei Diebstahl ist es aber weg.
  2. Giro- oder Tagesgeldkonto: Verwahrgebühr und wenn der Gläubiger (aka die Bank) pleite geht, ist alles oberhalb der Einlagensicherung weg. Aber zumindest sicher vor dem Feld-Wald-und-Wiesen-Dieb. Sie kommen in den Genuss echter White-collar-Kriminalität.
  3. Schließfach: Kostet Geld, aber die Kohle ist sicher. Der Allerwelts-Dieb kommt nicht dran und für den Banker gilt: Hände weg! Sondervermögen. Egal wie viele Nullen.

Demnächst auf dem FinCamp: Katrin - Mit 49 in die finanzielle Unabhängigkeit. Mehr zum FinCamp in der nächsten Freitagsliste.

Das Leben des Michael C. Kissing. Das ist Bad Banks 3.

"Doch auch der Finanzinvestor selbst geriet in Finanzprobleme (ich empfand das irgendwie als ausgleichende Gerechtigkeit) und wurde mir gegenüber konzilianter; die ursprünglichen unerbittlichen Forderungen wurde zunehmend weicher und flehentlicher formuliert, die wollten auch nur noch raus aus dem Dilemma."

Mein Lebenslauf: Ich habe ETFs gekauft. Langweiliger geht’s nicht.

3 Jahre, 18 Plattformen und 200 Projektbeteiligungen später: Meine P2P-Immobilien-Investments.

"Im Durchschnitt haben die ca. 200 Projektbeteiligungen über alle Plattformen hinweg unabhängig vom aktuellen Status eine zu erwartende Rendite von 9,1%."

Schön, also aktienähnliche Renditen. Aber dafür auf 18 Plattformen rumgeturnt. Das hätte man auch mit einem ETF auf einen Brot&Butter-Index haben können. Bewährt und komplett durchreguliert und mit hohem Lindy-Efekt. Die ältesten dieser Indizes gibt es schon seit 50 Jahren. Die haben ihre Robustheit in Krisensituationen bewiesen.

(awa)

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Kommentare

lbn sagt am 21. Februar 2020

Ich turne derzeit auf 5 P2P Plattformen rum, mit überschaubarem Einsatz und einfach zur Diversifikation. Wobei das Argument Diversifikation mit Blick auf breit gestreute ETF bestimmt nicht sonderlich stark ist. Jedenfalls bin ich ganz zufrieden, wie wenig Arbeit ich damit habe. Einmal die Anmeldung gemacht, Auto-Invest eingerichtet, läuft jetzt hoffentlich die nächsten 1000 Jahren.

Ansonsten schöne Zusammenfassung, vielen Dank!


Grübler sagt am 21. Februar 2020

Alles umsonst: Free-Trading ist in den USA bereits Realität. Hoffentlich kommt das bald auch nach Deutschland.

Ist es schon!
Handler seit vier Wochen bei JustTrade. (Im Unterschied zu Traderepublik gibts aber auch ein Web-Interface und man wird demhimmelseidank nicht gedutzt ;-) ) Die App ist erst sehr rudimentär, läuft aber flüssig. Als Broker gibt es nur L&S und Quotrix aber die Kurse sind fair und die Spreads nicht höher als bei der ING oder Onvista.

Zur Auswahl: Bisher hab ich alle Aktien und Fonds handeln können, die ich handeln wollte. Mir macht das Spaß. Man kann halt auch Trades in der Mittagspause machen und sich freuen, wenn man mal rasch ein paar Euro macht, kostet ja nichts (außer Kapitalertragssteuer und Gedöns). Spielwiese halt. Das fette ETF Depot liegt woanders (da zahl ich auch gerne Gebühren für die Rundumversorgung). Und immer wenn es Markttiming in die Hose geht (ziemlich oft), weiß ich, warum ich das nicht mit den großen Summen mache. Ein ständiger Reminder. Ach ja: Dahinter steckt übrigens die Sutor Bank. Die find ich sehr vertrauenswürdig. Ist auch der Partner von Raisin beim Fairriester.

Einziger Negativpunkt: Die Negativzinsen werden mit 0,5 Prozent monatlich berechnet. Ist nicht viel Holz, aber wenn man zum ersten Mal die Abbuchung sieht, schluckt man schon. (Bundesverdienstkreuz für Mario Draghi, yeah Baby!)


Christine sagt am 21. Februar 2020

Was ist daran so schlimm, dass ein Hochfrequenzhändler weiß, dass ich Wirecard zu 135,65 € gekauft habe. Ich habe die Aktie ja schon.

Ja, und künftig weiß der Händler, dass Du jeden Monat für xx,xx € Wirecard kaufst, kennt den Ausführungstag Deines Sparplans und wie lange/zuverlässig Du ihn besparst. Mal 3000 andere Käufer, da kann man sich schon ein gutes Bild von den zu erwartenden Kaufaufträgen machen und mal eine Gegenposition aufbauen ...


Heinz sagt am 21. Februar 2020

Also ich glaube ja kaum, dass sich free Trading durchsetzt.

Ich denke, wenn der Broker groß genug ist und genügend Orders im Buch stehen hat und diese Info verkauft, kann ist es schon möglich Marktmanipulation zu betreiben und den Preis nach oben zu treiben. Klar wenn man schon verkauft hat ist es vermutlich egal, aber davor und danach eben nicht.

In DE sieht man überall Broker die mehr Gebühren erhöhen. Dass sich der Trend umkehrt und gar kostenlos wird? Schwer vorstellbar.


ChrisS sagt am 22. Februar 2020

Alles umsonst: Free-Trading ist in den USA bereits Realität. Hoffentlich kommt das bald auch nach Deutschland. Ich habe ja nichts zu verbergen, deshalb habe ich kein Problem mit dem Payment for Order Flow.

Vielleicht übersehe ich ja den Sarkasmus, aber Payment for Order Flow ist was schon anderes, als dass einfach nur deine Transaktionshistorie o.ä. hinterher mit Dritten geteilt wird, sondern dass schon die Orderausführung selbst über den Dritten geroutet wird. Konkret gesagt, der HFT o.ä. bezahlt deinen Broker nicht dafür um nur herauszufinden, dass du deine letzte Wirecard-Aktie mal zu 135,65 € gekauft hast - er bezahlt deinen Broker dafür dass deine nächste Wirecard-Order direkt mit ihm abgewickelt wird, du also deine Aktien vom HFT selbst kaufst.

Warum er das überhaupt macht, tja...
"Normalerweise" bezahlt doch eigentlich immer der Auftraggeber für eine Dienstleistung, also z.B. der Anleger (wir z.B.) für die Ausführung seiner Order. Hier bezahlt aber nun jemand dafür, unsere Order auszuführen zu dürfen? (natürlich werden nicht wir direkt bezahlt, sondern unser Broker, welcher uns u.a. damit unsere scheinbar "kostenlosen Orders" anbieten kann).

Da bei den HFTs keine Samariter sondern kühle Kalkulierer sitzen, kann man davon ausgehen, dass sie damit schon irgendwie mehr Geld verdienen als sie dafür ausgeben, sonst würde es keinen Sinn machen. Und wie verdient man damit Geld? Klar, es fällt einem dabei zuerst die relativ "plumpe" Methode ein, spread-arbitrage (so wird dir die Wirecard-Aktie eben z.B. zu 135,66 € verkauft, bzw. der Zwischenhändler holt sie sich vorher schnell von woanders für 135,64 € wenn verfügbar, und macht so seinen Schnitt. Alles nur Centbeträge, aber mit genügend Volumen oft genug wiederholt kommt da schon was zusammen, und das relativ risikofrei), aber da darf mans auch nicht übertreiben sonst wirds zu offensichtlich und selbst die letzten Schäfchen kriegens mit. Oder es ist etwas mehr sophisticated, und die Order Flows werden dazu genutzt, Investor-Sentiment zu kanalisieren und den Algos Datenfutter zur Positionierung des eigenen HFT-Portfolios zu geben, so dass man sich anbahnende Marktbewegungen frontrunnen kann, etc.

Die angesprochenen Robinhood hatten übrigens grad von der amerikanischen FInanzaufsicht ne Millionen-Strafe dafür bekommen , dass gesetzliche Vorgaben zur "best execution" policy nicht eingehalten wurden. Da Payment for Order Flow in den USA ansonsten nicht generell verboten ist (und viele andere Broker auch dies im Hintergrund betreiben, nur damit man eben zur Kundenseite hin mit scheinbar niedrigsten oder kostenlosen Ordergebühren werben kann), muss es hier wohl noch Forscher als eh schon üblich abgelaufen sein, damit sich überhaupt mal die Aufsicht regt.

Achja, und weil von den Befürwortern (also den Profiteuren hinter) von PFOF ja immer zu hören ist "aber wir bringen dadurch Liquidität und somit bessere Ausführungspreise am Ende für den Kleinanleger!" (glaubt jemand, den HFTs ginge es dabei wirklich primär darum den Kleinanlegern zu helfen?), in UK ist PFOF seit 2012 untersagt und die Orderausführung zum günstigsten Preis hat sich danach vielmehr verbessert statt verschlechtert.

Nun kann man ja immer noch sagen, ach was solls, dann verdient halt der HFT ein paar cent an meiner Order beim neuen "kostenlos"-Broker mit, ist mir doch egal bzw. trotzdem immer noch besser als der olle klassische Standard-Broker, der sich selbst schon jedesmal 10 Euro nimmt, plus Börsenplatzgebühr obendrauf, etc. und das ist ja auch legitim so zu denken, bzw. jeder kann da halt zu seinen eigenen Ansichten dazu haben, bzw. die Diskussion über die dahinterliegenden Mechaniken und ob sie gut oder schlecht für den Markt sind führen, was auch oberhalb meines Dienstgrads ist.

Eigentlich wollt ich erstmal nur eins sagen, in der Welt ist eben nix "kostenlos". Es scheint vielleicht manchmal so, aber nur weil jemand andres mal dafür bezahlt, und das macht er auch nur mit Eigeninteresse, also weil er meint damit hinterher wieder mehr verdienen zu können. Und woher kommt das Geld am Ende, wenn man die Kette bis zum letzten Glied wieder rückverfolgt? Am Ende zahlt immer irgendwie der Endanleger :-D


Waldemar sagt am 22. Februar 2020

In DE sieht man überall Broker die mehr Gebühren erhöhen. Dass sich der Trend umkehrt und gar kostenlos wird? Schwer vorstellbar.

@Heinz

Passiert doch schon: Trade Republic 1€ pro Trade, Smartbroker 4€ pro Trade, JustTrade 0 €, Gratisbroker 0 €, ... Die meisten sind recht neu auf dem Markt. Aber sobald sie etwas mehr Kunden haben, ist meine Einschätzung, dass sich etablierte Broker früher oder später an deren Preise anpassen werden.


Marvin sagt am 22. Februar 2020

Was ist daran so schlimm, dass ein Hochfrequenzhändler weiß, dass ich Wirecard zu 135,65 € gekauft habe. Ich habe die Aktie ja schon.

Was ist, wenn der Hochfrequenzhändler weiß, was du geordert hast? Also vor der Ausführung? Und selbst bei den typischen ETF Sparplankäufern ist doch klar, an welchen Tagen die Kaufaufträge reinkommen. Und es soll niemanden geben, der aus diesen Daten Gewinne generiert?
Im Film (noch in der ARD Mediathek)

System Error-Wie endet der Kapitalismus?

gibt es auch das Thema Hochfrequenzhandel. Sinngemäß sagt dort ein Händler, dass es naiv sei, seine Altersvorsorge der Börse anzuvertrauen, weil der Hochfrequenzhandel die Rendite abschöpft.


primal matrix sagt am 23. Februar 2020

Was ist daran so schlimm, dass ein Hochfrequenzhändler weiß, dass ich Wirecard zu 135,65 € gekauft habe. Ich habe die Aktie ja schon.

Ohne die Details des Datendeals zu kennen, weiss ich, dass Kaufaufträge an den Börsenplatz geroutet werden und dort im Orderbuch in der Position des Bestellungseinganges auf ein Matching mit einem oder mehreren Verkaufsaufträgen warten. Limitierte Aufträge werden zum gewünschten Preis oder besser ausgeführt. Marktaufträge werden mit dem nächstbesten Verkaufsauftrag gematcht. Ein Hochfrequenzhändler kann seinen Verkaufsauftrag blitzschnell so platzieren, dass er mit deinem Auftrag "zu Marktpreis" matcht und Minuten später zu einem besseren Preis wieder verkaufen. Für dich (und Tausend andere) ein kleiner Verlust, für den Hochfrequenzhändler ein fetter Gewinn.


Peter sagt am 23. Februar 2020

Die Senioren. Das "Problem" der Senioren ist nicht die Digitalisierung an sich. Ich mache mal ein paar Beispiele: Der Bargeldautomat wartet nicht lange genug, bis der Betrag eingetippt wurde. Das Smartphone ist viel zu klein, um sicher und vor dem Time-Out auf den OK-Button zu klicken. Kartenzahlung schön und gut, aber wie soll ein Senior schnell genug auf dem kleinen Display den angezeigten Betrag lesen und verstehen? Das sind die Probleme. Mein Vater war immer stinksauer, weil er es nicht geschafft hat, alleine Geld aus dem Automaten zu bekommen oder eine Überweisung am Rechner durchzuführen (weil da schon wieder das Timeout zugeschlagen hat).


Smartinvestor sagt am 24. Februar 2020

Sinngemäß sagt dort ein Händler, dass es naiv sei, seine Altersvorsorge der Börse anzuvertrauen, weil der Hochfrequenzhandel die Rendite abschöpft.

Genau. Daher ist es bedeutend smarter, reine Alpha&Beta-Anlagen passiv "buy&hold" zu halten und über die reinen Alpha-Tradingfonds (Liquid Alternatives) am Abschöpfen der Rendite anderer Anleger doppelt an den schrumpfenden Ertragspotenzialen zu institutionellen Konditionen zu partizipieren. Hinzu kommen noch staatliche Subventionen ausschließlich des Terminmarkthandels, die an braven ETF-Anlegern komplett vorbeigehen.

Wird es jetzt klarer, warum ich so vehement für "meine" reinen Alpha"-Anlagen plädiere, damit möglichst viele Anleger später nicht von Staat und Tradern ausgeraubt werden. Dann wäre das Sparen für den Ruhestand nämlich für die Katz oder kaum noch der Rede Wert. Denn mit schrumpfenden traditionellen Aktienmarktrenditen werden die Sitten immer rauher in dieser raffgierigen Branche. Da wird man sich schon etwas aktiver* schadlos halten müssen.

Smarte Investor-Grüße
Norbert


Smartinvestor sagt am 26. Februar 2020

Den Crash-Propheten in die Karten geschaut.

Danke, Albert, für diese schöne Steilvorlage, um mit meiner Expertise als antifragiler Crash-Profiteur hier mal wieder die großen Zusammenhänge beleuchten zu können.

Kein Mensch kann einen Crash zeitlich so genau vorhersagen, wie diese naiven Crash-Propheten es dümmlich glauben machen wollen. Denn was die wohl immer noch nicht verstanden haben, ist, dass der Crash eine systemische - im Gegensatz zu einer systematischen - Krise des aktuell einzigartigen Systems ist. Also ein typisch emergentes Phänomen.

Von diesem ALLES Andere dominierenden systemischen Einflussfaktor scheinen die mit ihren ausgelutschten aber vor jeder Krise immer wieder aufgewärmten Kochrezepten keinerlei Ahnung zu haben! Dabei wird seit der letzten Krise 2008 über offensichtlich schwer zu verstehende systemische - auch wiederum NICHT systematische - Risiken zu Recht sogar in der Öffentlichkeit diskutiert. Denn das sensibilisiert diese für unsere dadurch immer unberechenbarer und unvorhersagbarer werdende Welt und sollte sie den im entlarvenden Artikel thematisierten Bullshit besser erkennen lassen.

Wie es der verlinkte Artikel gut aufzeigt, scheinen diese Crash-Propheten das aber alles wider besseres Wissen stur zu ignorieren. Mit ihrer Klugscheißerei degradieren die sich daher allesamt zu Scharlatanen oder zu naiv rationalen "INTELLECTUALs YET IDIOTs (IYI) NACH TALEB"

Damit versenken sie deren WiWi-Pseudowissenschaft nur noch immer weiter in deren kürzlich schon thematisierte Bedeutungslosigkeit. Das wurde von selten untypischen Querdenkern dieser schillernden Zunft auch schon sehr gut herausgearbeitet:

"Fabozzi: Finance Must Modernize or Face Irrelevancy"(!) Paul Kovarsky, CFA, 3.6.2019.

Auf dem auch schon lange überholten Dogma der Effizienzmarkt-Hypothese (EMH) propagieren diese IdIs daher genau die falschen alten Maßnahmen. Aber bereits Einstein wusste und sagte es auch unerschrocken vor fast einem Jahrhundert, anscheinend ohne jegliche Wirkung auf diese WiWi-Populisten:

"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Die Lösung eines jeden Problems zeigt sich, wenn wir es bloß von der nächst höheren Ebene aus betrachten."

Genau das haben Nassim Taleb und Ray Dalio praktisch angewendet und daraus einfache, aber viel bessere, antifragile Lösungen abgeleitet. Und zwar agnostische Lösungen, durch die man auf jegliche Krisen jederzeit optimal vorbereitet ist, um die nicht nur gerade so zu überstehen. Sondern um davon sogar als selten große Chancen mehr zu profitieren, als wenn die nicht eintreten. Und zwar völlig egal, wann und wie. Siehe dazu:

"Antifragile - Things that gain from Disorder" - Nassim Taleb.

"Holy Grail of Investing" von Ray Dalio.
Forbes Marketplace, Benjamin C. Halliburton:

"Traditional diversification involves adding more assets at relatively high correlations. Wiser diversification is adding uncorrelated and low-correlation assets. Adding one uncorrelated asset (two assets in the portfolio) can reduce risk by 29 percent. Utilizing six uncorrelated assets reduces risks by nearly 60 percent."

Wer während der größten Crash-Einbrüche darüber hinausgehende negativ korrelierte, also zu Aktien gegenläufige, und während anderer Zeiten un-korrelierte, d.h. sich unabhängig von anderen entwickelnde Anlagen einfach mit ausreichend großem Anteil allokiert, kann das größte Risiko von hochrentierlichen Aktienanlagen sogar noch weiter zu ganz gewöhnlichen Schwankungen des Gesamtportfoliowertes reduzieren. Wer Regel-basiert agnostisch rebalanct, kann zusätzlich Mehrrendite erwarten.

All diese herausragenden Eigenschaften bieten bekanntlich ausschließlich Trendfolger in einem. Die werden derzeit jedoch von fast Allen - insbesondere von unseren fehlgebildeten WiWi-Scharlatanen - aufgrund unüberwindlichem Recency, Ankerheuristik und anderen Biases dumm geschmäht, weil diese Instrumente konsequent agnostisch das tun, was sie sollen, nämlich nicht zu korrelieren.

Im Gegensatz zu deren ollen Kamellen sind das heute gefragte innovative, hoch wirksame systemische Lösungen ohne Opportunitätskosten. Mit den ganz anderen, überholten Ansätzen der WiWi-Scharlatane kann man hingegen gleich jetzt schon anfangen, das Verlieren zu üben, wie die Bilanzen deren Schrott-Fonds deutlich zeigen. Denn die haben aus eigener Crash-Angst viel zu früh zurückgeschaltet und wollen mit ihrem Marktgeschrei hauptsächlich sich selber mithilfe des großen Haufens an "Dumb Money" retten.

Erst Recht in der Krise wird dann jedoch das große Verlieren einsetzen. So ist es bekanntlich dem "wunderbaren" Kommer schon in der letzten Krise mit seiner passiven Rohstoff-Empfehlung zur Diversifikation solcher kritischsten Phasen widerfahren. Trotzdem hat er das erst vor rund 2-3 Jahren vor der Auflage der aktuellen Ausgabe von "Souverän investieren" nahe dem tiefstand der Rohstoffe eingesehen, seine Empfehlung revidiert und damit seinen Tracking Error Regret realisiert.

Leider ist er dann nicht gleich den einzig richtigen Schritt weitergegangen, wie sein ebenfalls Rohstoff-geschädigter Kollege Larry Swedroe, und hat Trendfolger und andere tatsächlich unkorrelierte Anlagen (noch) nicht empfohlen. Denn die enthalten auch Commodities, aber artgerecht richtig aktiv long & short getradet, und nicht marktverzerrend passiv gehalten.

Vor allem stehen diese vorteilhaften Anlagen heute schon seit Jahren selbst in D mittels Managed Futures Liquid Alternatives UCITS Fonds jedem Kleinanleger ab kleinsten Beträgen zur Verfügung. Und das sogar zu institutionellen Konditionen, kosteneffizient ohne Provision und AA.

Es ist also grundsätzlich sehr empfehlenswert, die nächste Krise immer ins Zentrum der eigenen Anlagestrategie zu stellen, um darauf jederzeit so gut wie möglich vorbereitet zu sein und um davon als seltene Chance maximal profitieren zu können.

Dazu möglichst nicht auf dieses abstoßende Marktgeschrei dieser Crash-Propheten hereinfallen! Dabei hilft es vielleicht zu wissen, dass die damit - als rein von Eigeninteressen getriebene Verkäufer-Berater - auch nur, phantasielos die Gunst der Stunde nutzend, ihr für Krisen ungeeignetes, veraltetes Zeugs verkloppen wollen.

Smarte Investor-Grüße
Norbert


Martin sagt am 27. Februar 2020

Geschätzter Smartinvestor,

Ich lese deine Beiträge wirklich gerne, ebenso die Reaktionen darauf. Ich habe aber langsam das Gefühl, dass sich das ein wenig im Kreis bewegt. Wäre es nicht mal an der Zeit, alles, was du hier so anschneidest, geordnet in diesem Blog darzulegen, von dem du schon länger redest? Du müsstest dich halt damit abfinden, nur noch Links zu Posten, statt kleine Aufsätze ;) (und hoffentlich gäbe es dann immer noch konträre Positionen von ChrisS und Co zu lesen).

Beste Grüße,
Martin


Micha sagt am 28. Februar 2020

Fincamp 2020. Ich war 2018 dabei, fand es klasse und habe eine Menge Informationen mitgenommen. Jetzt erscheint mir das Programm etwas gestraffter mit weniger Referenten, kostet aber mehr als das Doppelte??? Ähem, nööö, so dann eher nicht. Ich hatte damals 189,- Euro bezahlt und fand es angemessen. Jetzt 399,-?!


Hans sagt am 28. Februar 2020

Ich komm jetzt nimmer mit, hier beim finanzwesir geht es doch meist um buy and hold von ETF. "Reine Alpha-Anlagen" sagt mir nix, mögliche Mehrrendite durch Faktor-Investing, wie z.B. Gerd Kommer gerne erwähnt, schon.

Aber egal, ich habe ja erst kürzlich meine aktiven Fondsanlagen (bis auf Berkshire Hathaway, einem Rohstoff-ETF und einem Schweizer Value Fonds) verkauft, mit der Absicht, nur noch in ETF World und EM zu investieren. Jetzt ist das Geld auf dem Konto und ich überlege natürlich, sofort wieder komplett investiert zu sein, oder einfach in Ruhe abzuwarten, wie sich die Märkte entwickeln. Oder ist es einfach ein "No Go", NICHT am Aktienmarkt investiert zu sein und das Geld für ein paar Wochen oder Monate auf dem Konto liegen zu haben?


Matthias sagt am 28. Februar 2020

Gerade eben habe ich festgestellt, daß die SecurePlus-App der Consorsbank seit dem letzten Update auf meinem gerooteten und Google-freien Androidtelefon nicht mehr läuft. Dementsprechend habe ich aktuell keinen Zugriff auf mein Depot.

Nun wird es einige geben, die „selbst schuld” denken, aber daß nicht jeder bereit ist, sich an Google oder Apple zu binden, nur um auf sein Bankkonto zugreifen zu können, wurde hier ja erst kürzlich diskutiert.

Ich habe gerade mal die Hälfte meiner zu erwartenden Lebenszeit erreicht und bin mit Sicherheit sehr technikaffin, aber angesichts der Tatsache, daß unsere Abhängigkeit von wenigen (ausländischen) Großkonzernen auch in Bezug auf Bedürfnisse des täglichen Lebens rapide zunimmt, will ich die Idee, mich „an der letzten Bankfiliale festzuketten” inzwischen nicht mehr kategorisch ausschließen.


ChrisS sagt am 28. Februar 2020

@ Hans

Jetzt ist das Geld auf dem Konto und ich überlege natürlich, sofort wieder komplett investiert zu sein, oder einfach in Ruhe abzuwarten, wie sich die Märkte entwickeln. Oder ist es einfach ein No Go, NICHT am Aktienmarkt investiert zu sein und das Geld für ein paar Wochen oder Monate auf dem Konto liegen zu haben?

Falls die Frage nicht einfach nur rhetorisch gestellt war, sondern als ernstgemeintes Problem welches du von der Community gelöst haben willst:

Lass uns doch einfach erstmal an deinen eigenen Überlegungen teilhaben, die du dir dazu schon gemacht hast bzw. warum du dir damit noch so schwertust. So sehen wir an welcher Stelle genau es noch hakt und können passender darauf antworten (anstatt z.B. bekanntes oder nichtzutreffendes unnötig zu wiederholen). Also was spricht deiner Meinung nach fürs Investieren, was spricht fürs Abwarten, und warum kannst du dich bei der Gegenüberstellung der Pro-Contra-Argumente beider Seiten noch nicht alleine für eine entscheiden, die du für überzeugender hälst?

Ich kann ja auch nur für mich sprechen - als persönlich jemand, der über die letzten 20+ Jahre mehr oder weniger immer irgendwie investiert war, es also schon garnicht mehr anders kennt und daran gewöhnt ist - müsste ich mich ja auch erstmal überhaupt wieder in die Gedankenwelt von jemandem reinversetzen, der da "abwartet" bzw. rumtaktiert.

Na, ich versuchs mal auf die sokratische Methode:
Auf was genau willst du dabei eigentlich warten? Ja klar, "wie sich die Märkte entwickeln", aber was heißt das konkret? Ohne klare Zahlenwerte ist das so schwammig formuliert, dass das alles und nix bedeuten kann (es lassen sich z.B. immer, wenn man nur danach sucht, irgendwelche "Gründe" finden, warum man "grad nicht investieren will... aber später wieder ganz bestimmt, wenn...." ... ja, wenn was genau eigentlich?

Als disziplinierter B&Hler bin ich bestimmt die falsche Person um dafür Ratschläge zu geben, aber wenn überhaupt, würde es dir wohl am hilfreichsten sein, wenn du einfach mal in wirklich objektiv messbaren Kriterien spezifizierst, auf was genau du eigentlich wartest - damit du eben auch wirklich sehen kannst, ob es eintritt oder nicht, und nicht jedesmal immer nur weiter vom dann jeweils aktuellen Bauchgefühl in die Irre getrieben wirst. Wenn du z.B. grad "auf einen Kursrückgang wartest", oder was auch immer man sich ja gern für Spielchen vorstellt, dann tu dir wenigstens den Gefallen, genau festzulegen, wie groß der Kursrückgang, den du abwarten willst, auch konkret sein soll, und - ganz wichtig - wie lange du auch bereit bist, auf ihn zu warten (bis es dir zu lang wäre). Denn was ist auch, wenn der Rückgang dann doch nicht so in deiner gewünschten Größe kommt, würdest du nur ewig weiter darauf warten (bzw. weiter irgendwelche neuen Gründe ausdenken, warum jetzt grade wieder kein guter Zeitpunkt zum investieren ist)?

Wie gesagt, ich kann dich nicht "zwingen", jetzt gleich wieder alles zu investieren, wenn du das nicht willst (wäre vielleicht auch eh nicht die beste Lösung, wenn du das noch nicht ganz entspannt und überzeugt selbst machen kannst, da ansonsten nur die Unsicherheit und damit das Fehlerpotential (Verkaufsnervosität im Krisenfall) größer als nötig wäre), aber du selbst kannst dir ja wenigstens ansonsten ein klares Wenn-Dann-Regelwerk zurechtlegen, anhand dessen du deinen dir passenderen Investitionszeitpunkt selber bestimmst. Sowas wie zum Beispiel "ich investiere wenn der MSCI World -15% von seinem letzten Allzeithoch gefallen ist" und "ich investiere wenn 6 Monate rum sind (egal wie er dann steht)".

Letzteres, die definierte Zeitspanne ist eben auch das wichtigste dabei, denn ansonsten kann es ja häufiger passieren, dass man dem Markt nur ewig von der Seitenlinie zuguckt, wie er eben nicht so wie "gewünscht" fällt, sondern weiter steigt und man hat dann in der Zwischenzeit schon wieder einiges an Rendite verpasst (Opportunitätskosten). Wie sagte ja auch einmal Peter Lynch so treffend: “Far more money has been lost by investors preparing for corrections, or trying to anticipate corrections, than has been lost in corrections themselves.”

Oder fangen wir mal andersrum an. Für wie lang willst du überhaupt insgesamt investieren? Bist du auf das Geld bzw. eine bestimmte Summe davon, in mittelfristigen Zeitrahmen (< 10 J) angewiesen? Würde sich eine Aktienkrise aktuell signifikant auf deinen Lebensstandard auswirken? Etc. Das sind so die Fragen, die ich mir beim Investieren stelle, und da ich sie "positiv" beantworten kann (ich investiere langfristig, ich bin auf das Kapital noch Jahrzehnte hin nicht angewiesen, daher tangieren mich aktuell zwischenzeitliche Schwankungen nicht die Bohne, usw.) bin ich eben aktuell auch immer ziemlich voll investiert.

Wenn das für dich und deiner persönlichen Lebenssituation, deinen Ansprüchen und Bedürfnissen, noch anders ist, dann kannst, sollst du sogar, das natürlich gern individuell anpassen. Falls du z.B. die möglichen -50% Buchverluste, die man bei einer vollen Aktieninvestitionsquote unvermeidlich aushalten muss (die schönen langfristigen Aktienrenditen gibts ja auch nicht "umsonst", sondern nur im Gegenzug dafür), aus irgendwelchen Gründen nicht ertragen könntest, dann investiere eben nicht zu 100% in Aktien, sondern nur zu XY %, eben so wie es deine Risikotoleranz-Grenze zulässt. Oder wenn du dich damit schwertust, alles auf einmal zu investieren, weil es dir noch widerstrebt, von der Wohl oder Wehe eines einzigen Investitionszeitpunkts abhängig zu sein (ich kann ja nachfühlen, dass man so leicht in das Grübeln kommt, ob jetzt auch wirklich ein "guter" Zeitpunkt ist, oder ob man doch nicht lieber später.... usw.), ist es auch nichts ehrenrühriges, seine Investition in mehrere Raten zu splitten und über einen längeren Zeitraum zu strecken, wenn einem das besser zur Kontrolle der Gefühle und dem Erlangen des Umgangs hilft.

Aber auch hier wieder, wie gesagt, am besten mit klaren selbstgesetzten Werten arbeiten (z.B. Summe X, wird aufgeteilt in Y Blöcke, über Z Monate/Quartale/Jahre usw.), damit der Fahrplan absehbar ist und man nicht nur weiter Spielball seiner Emotionen bleibt. :-)


Nostradamus sagt am 01. März 2020

@Hans

Jetzt ist das Geld auf dem Konto und ich überlege natürlich, sofort wieder komplett investiert zu sein, oder einfach in Ruhe abzuwarten, wie sich die Märkte entwickeln. Oder ist es einfach ein "No Go", NICHT am Aktienmarkt investiert zu sein und das Geld für ein paar Wochen oder Monate auf dem Konto liegen zu haben?

Der streng passive Investitionsansatz kommt ja völlig ohne Market Timing aus, d.h. es wird sofort immer alles investiert. Ich würde größere Summen aber auch ungerne auf einen Schlag investieren, sondern zumindest innerhalb mehrerer Monate. Zur Zeit lasse ich (wie immer) meine monatlichen Sparpläne einfach weiterlaufen. Wenn man auf die maximal mögliche Rendite aus ist, fände ich es jetzt aber auch nicht verkehrt, noch etwas zu warten. Ich würde davon ausgehen, dass die Kurse noch weiter sinken werden, das Virus ist ja nach wie vor am Wüten. Ich bin halt inzwischen einfach so entspannt geworden, dass die Investitionen auf Autopilot laufen, egal was passiert. Im schlimmsten Fall entgeht mir halt die maximal mögliche Rendite, na und?


Smartinvestor sagt am 02. März 2020

@Nostradamus

Im schlimmsten Fall entgeht mir halt die maximal mögliche Rendite, na und?

Nach welchen Kriterien oder Algo könntest du denn den Zeitpunkt für die maximal möglich Rendite wie sicher ermitteln, wenn du wölltest?

Smarte Investor-Grüße


Hans sagt am 02. März 2020

@ChrisS

Vielen Dank, ich versuche, soweit es mir möglich ist, zu antworten. Ich bin i.d.R. immer zu fast 100 in den Aktienmarkt investiert (ca. 20% des Investitionskapitals ausnahmsweise derzeit in Gold, Goldanteil wird mit der Zeit wieder auf max. 5% gesenkt). Seit ca. 20 Jahren beschäftige ich mich mit Aktien, Fonds etc. Es ist auch Geldreserve auf dem Girokonto, dieses Geld bleibt da auch und bildet den "risikoarmen Teil, u.a. auch für die Instandsetzung mehrerer kreditfreier Immobilien.

Finanziell bin ich mit gut 50 Jahren absolut unabhängig. Der Verkauf von aktiven Fonds (bis auf 3 Positionen) und der geplante Kauf von ETF hat mir jetzt das Bargled "beschert". Der Corona-Virus hat aus meiner Sicht einen "überfälligen" Crash eventuell zeitlich etwas beschleunigt, wobei natürlich kein Crash kommen muss, und wenn, dann ist die Höhe natürlich auch nicht vorhersehbar. Da Markttiming meiner Meinung nach nicht bzw. nur seltenst funktioniert, sollte eigentlich das Geld ohne wenn und aber sofort wieder investiert werden. ABER, ich denke insgeheim, vielleicht ist diesesmal tatsächlich alles anders und der MSCI World (mein bevorzugter Index) korrigiert "wieder" um die 50% vom Allzeithoch (wie 2002 bzw. 2008), oder vielleicht sogar noch mehr und ich kann zu "Schnäppchenkursen" investieren.

Eine konkrete zeitliche Begrenzung habe ich jetzt nicht ins Auge gefasst, aber vermutlich nach 2-3 Jahren würde ich spätestens ungeduldig und da es für mich keine andere sinnvolle Anlageklasse gibt, würde ich dann wieder in den Aktienmarkt mittels ETF investieren. Ob ich jemals meine ETF wieder verkaufe, oder vererbe, kann ich nicht sagen, meine aktiven Fonds hatte ich ca. 12 Jahre und nur weil ich mittlerweile überzeugt bin, das nur die wenigsten, nicht prognostizierbaren Fondsmanager den Markt dauerhaft nach Kosten schlagen, habe ich trotz Steuervorteil die Altfonds verkauft. Ansonsten vielleicht in 10-20 Jahren, falls z.B. meine 2 Kinder Geld für eine größere Anschaffung benötigen würden.

Aktienkrisen beunruhigen mich in keinster Weise, 2000-2003 und 2008 war ich voll investiert und hätte ich im Crash eine Reserve an Geld übrig gehabt, wäre das postwendend investiert worden. Natürlich nicht am Tiefpunkt, den weiß man bekanntlich erst im Nachhinein.

@Nostradamus

Danke, ja, auf die maximale Rendite bin ich schon etwas aus, EINMAL dem Markt ein Schnippchen zu schlagen, das wäre schon was!
Natürlich habe ich u.a. die Bücher von Max Otte (Weltsystemcrash) und Markus Krall (Dragicrash, schwarze Schwäne) gelesen, beide Autoren schätze ich sehr. Nach langem Auf an der Börse, kommt wieder ein Ab, aber WANN und wie STARK, das weiß niemand, leider oder zum Glück, sonst würden die Märkte nicht mehr funktionieren.


ChrisS sagt am 02. März 2020

@ Hans

Hm, na okay, ich hoffe ich konnte dir helfen zu ner Entscheidung zu kommen - wie gesagt, meine präferierte Methode ist, egal ob du dich nun fürs investieren oder abwarten entscheidest, wenigstens mal konkret geplant zu spezifizieren, auf was genau (Zahlenwerte!) du eigentlich wartest und für wie lang du bereit bist zu warten (bis du dir evtl. doch eingestehen kannst, dass dein Erwartungen nicht eingetroffen sind), oder wenn du dich fürs Investieren entscheidest, einfach einen Zeit/Ratenplan zurechtlegst mit dem du dich noch am ehesten wohlfühlst, um einen persönlich passenden Kompromissweg zwischen den beiden Extremen "jetzt auf einmal alles sofort in den Markt schmeißen YOLO" und "bis zum Sanktnimmerleinstag aus irgendwelchen diffusen Tagesängsten immer nur an der Seitenlinie verbleiben" zu finden.

Was du am Ende drauss machst (ob du z.B. nun wirklich ernsthaft erst auf den großen -50% Crash warten willst oder das nur so eine Pointe war, so ganz hab ich das noch nicht rauslesen können) ist deine Sache, aber ich wünsche dir jedenfalls so oder so viel Erfolg dabei :-)

Wie gesagt, ich (re)investiere selbst ja auch nur die ganze Zeit fortlaufend. Das Taktieren und Abpassen auf irgendwelche vermeintlich "besten" Einstiegszeitpunkte hab ich mir schon längst abgewöhnt. So hat man quasi über die ganze Zeit verteilt viele kleine Einstiegszeitpunkte - das werden sicher nicht immer die (im Rückspiegel) "besten" gewesen sein, aber eben auch nie die allerschlechtesten, sondern immer irgendwas was dazwischen, und weil langfristig selbst der "Durchschnitt" schon gut genug ist reicht mir das.

Gerade an der Börse ist ein übertriebenes Streben nach Überdurchschnittlichkeit einer der häufigsten Gründe dafür, am Ende stattdessen doch eher unterdurchschnittlich abzuschneiden ;-)


Nostradamus sagt am 02. März 2020

@Smartinvestor

Nach welchen Kriterien oder Algo könntest du denn den Zeitpunkt für die maximal möglich Rendite wie sicher ermitteln, wenn du wölltest?

Also, ich beschreib es nochmal etwas anders: Ich glaube durchaus, dass die Kurse auch in den nächsten Wochen noch nach unten gehen werden. Vielleicht liege ich ja auch falsch damit und ab morgen geht wieder alles steil bergauf, mit meinem Wissensstand kann ich mir das aber nicht vorstellen. Wenn ich also Market Timing machen wollte, würde ich jetzt noch warten. Schwer bis unmöglich zu sagen, bis wann genau ich warten würde. Vielleicht bis die Kurse wieder leicht nach oben gehen? Das müsste man mal für sich definieren. Aktuell lasse ich wie gesagt einfach die Sparpläne weiterlaufen, glaube dass mir dadurch etwas Rendite entgeht, ärgere mich darüber aber auch nicht weiter.


Hans sagt am 04. März 2020

@Chris

Ja, du hast mir auf jeden Fall geholfen, ich werde nicht zu lange mit dem Reinvestieren warten und es wird in 2-3 Tranchen erfolgen, statt alles auf einmal. Kommt somit auch den gerne hier praktizierten Sparplänen näher.


Smartinvestor sagt am 06. März 2020

Kommt somit auch den gerne hier praktizierten Sparplänen näher.

Das ist leider auch ein großer Trugschluss, dem sehr häufig sogar Profis erliegen. Denn das "tote" Kapital auf dem Bankkonto mit 0% Zinseinahmen könnte ja im Vergleich dazu sofort restlos investiert im Schnitt eine unendlich mal höhere Aktienmarktrendite von real 6-7% p.a. für dich verdienen. Diese - im Durchschnitt, von dem man als wahrscheinlichsten Fall ausgehen darf - entgangene Rendite von real 6-7% p.a. nennt man Opportunitätskosten. Die sind in jedem Fall wesentlich höher, als die vernachlässigbar kleinen Gebührenunterschiede zwischen aktiven und passiven Fonds/ETFs. Oder war dein spontaner Ausverkauf fast all deiner aktiven Aktienfonds eine aktuelle Panikreaktion?

Wesentlich besser ist es daher, bei Umschichtungen taggleiche Verkäufe der alten und Käufe der neuen Anlage vorzunehmen, um jegliche Opportunitätskosten zu vermeiden.

Viele liebe Depotbanken bieten dazu sehr zinsgünstige Effektenkreditlinien zum "Credit Dealing" kostenfrei standby an oder bieten taggleiche, sich nominal praktisch aufhebende Gegengeschäfte auch ganz ohne Kreditinie, ab der Bestätigung der Ausführung, wie z.B. "meine" DAB. Denn die Valutas erfolgen danach ja auch im Schnitt taggleich und diese Depotbank geht damit im Schnitt über die hohe Zahl an Verf-/Käufen am Tag praktisch kein Risiko ein und hilft ihren Kunden unnötige Opportunitätskosten zu sparen.

Der große Unterschied deines "suboptimalen" Vorgehens mit einem Haufen toten Kapital auf dem zinslosen Bankkonto und Reinvestitions-Sparplan im Vergleich zu den hier hingegen sehr sinnvoll praktizierten Spar-(Raten-)Plänen ist, dass die der automatisierten Sofort-Anlage der geplanten Sparquote von laufenden Einnahmen sofort nach Zufluss dienen. Die großen Vorteile dieses Vorgehens ggü. deinem Vorgehen sind also:

  • Praktisch keine Opportunitätskosten durch totes Kapital ohne Zinsen auf dem Bankkonto.
  • Der Versuchung vorzubauen, freies Kapital für verlockenden Konsum zu verbrauchen, bevor es investiert wird.

Dein großer Haufen jederzeit abrufbaren Bares auf dem zinslosen Bankkonto ist hingegen eine sehr große Versuchung bei all den verlockenden Konsumofferten, wie z.B. Traum-Reisen - man gönnt sich ja sonst nichts, warum also diese Occasion versäumen - oder Sport- oder Luxusschlitten vor der Tür, um den Protznachbarn mal so richtig vor Neid erblassen zu lassen... Da hat jeder Mensch so seine eigenen, gaaanz schwachen Punkte und Momente, denen kaum einer widerstehen kann, wenn das passende Angebot zum richtigen - oder auch falschen - Zeitpunkt vorbeikommt.

Dem kann ausschließlich durch Unzugänglichkeit sofort investierten Kapitals vorgebaut werden! Daher sind die Sparpläne für die laufende Sparquote vom regelmäßigen Einkommen die beste doppelte Hilfe zum schnellen Reichwerden, vor allen, weil sie behavioristisch richtig hilft.

Sparpläne für die Reinvestition einer großen Summe freien toten Kapital sind hingegen im doppelten Sinne schädlich, da behavioristisch falsch wirksam und mit hohen Opportunitätskosten verbunden.

Daher sollte man sich gut überlegen, ob man diesen Unsinn als extrem teure Psychopille wirklich braucht, um überhaupt wieder einzusteigen. Viel besser ist immer der sofortige Um- oder Einstieg, der allenfalls reversiblen Schwächephasen ausgesetzt sein kann. Die sind bislang aber noch immer vorbeigegangen.

Also das ist doch nun wirklich ein kleiner psychologischer Preis, wenn er vor noch größeren ungeplanten Konsumkosten schützt und im Schnitt auch noch mehr Rendite bringt.

Am allerbesten wäre es natürlich, wie immer bei und von mir ;-) sofort, vollständig und gleichzeitig in traditionelle und unkorrelierte alternative Anlagen mit Aktien-ähnlich hoch zu erwartenden Renditen und Risiken 50/50 zu investieren. Denn damit bekommst du deine offensichtlich erforderliche Psychopille gegen relevante mittelfristige Kriseneinbrüche noch als mindestens kostenfreie Dreingabe mit dazu.

Es ist für mich immer sehr interessant, warum dieser nun doch wohl wirklich verlockenden aber Anleger-freundlich profitablen Offerte so Viele widerstehen können!?

Wer sagte noch gleich, dass ein Tag intensives Nachdenken über die eigene Geldanlage soviel einbringt, wie ein Jahr stumpfsinniges Malochen oder so ähnlich? War es nicht Kosto oder Buffett? Also am besten gleich drei Mal tief durchatmen und dann denk zur Abwechslung Mal darüber nach...

Albert hat bekanntlich auch nichts gegen diesen Spaß einzuwenden. Nur ein paar Blog-weit bekannte, notorische MF-Basher, die du getrost ignorieren kannst. Denn die wollen es eh nicht besser wissen und anderen nur den Spaß verderben, aus welchen Gründen auch immer!?

Smarte Investor-Grüße ;-)


CarstenP sagt am 08. März 2020

Es geht beim Investieren nicht nur um die höchste Rendite, sondern auch um den Umgang mit den damit verbundenen Risiken. Im Vordergrund sollten die persönlichen Ziele stehen, eine Anlage in 100% Tagesgeld ist nicht per se schlecht und eine Anlage in 100% Aktien ist nicht per se gut, sondern abhängig von der persönlichen Situation können beides sinnvolle Anlagen sein.

Ein erfahrener Investor sollte schon mal vom Konzept der persönlichen Risikotoleranz gehört haben. Wer in guten Zeiten nicht bereit ist sich Geld zu leihen um das in Aktien zu investieren, wird in schlechten Zeiten wahrscheinlich nicht von einem Effektenkredit abhängig sein wollen, darum ist das kein allgemein empfehlenswerter Ersatz für eine Notreserve auf dem Tagesgeldkonto, sondern nur für Investoren mit hoher Risikotoleranz geeignet.

Hier mal ein überspitztes Beispiel, man nehme einen hundertseitigen fairen Würfel, wenn die 1 fällt, wird der Einsatz vertausendfacht (100000%), bei allen anderen Zahlen geht der gesamte Einsatz verloren. Was ist die optimale Strategie für dieses Spiel?

Es gibt keine einzelne optimale Strategie. Das Spiel hat einen positiven Erwartungswert von 1000%, darum ist jede Einsatzhöhe sinnvoll. Wieviel man setzt, hängt rein von der persönlichen Risikotoleranz ab. Ein komplett risikoneutraler Investor würde alles Geld, was er auftreiben kann, setzen. Die meisten Investoren sind aber risikoavers und wären nicht bereit alles zu setzen, weil es eine 99% Wahrscheinlichkeit gibt alles zu verlieren. Die meisten Investoren würden also auf die höchste Renditeerwartung verzichten um keine Pleite zu riskieren. Das Kelly-Kriterium liegt für dieses Spiel bei ca. 1% des Gesamtvermögens, damit wird die Wachstumsrate auf ca. 400% maximiert, d.h. 99% des Gesamtvermögens in Cash wäre Kelly-optimal, wenn es nur dieses Spiel und Cash zum investieren gäbe.

Jedenfalls ist Cash in der Hinterhand kein "totes Kapital", wenn es zum Risikosteuern dient.
Am Aktienmarkt ist es nicht anders, ein risikoaffiner Investor hält vielleicht 200% Aktien aus, ein risikoaverser Investor vielleicht nur 50%, das ist beides nicht richtig oder falsch, sondern eine persönliche Angelegenheit.

Aber es ist schon witzig, wenn jemand ständig am Bashen ist (Kommer, Swedroe, risikoarme Anlagen, IYIs usw.), aber mit Kritik an seinen heißgeliebten Managed Futures nicht umgehen kann. Aber weil es so schön ist, meiner Meinung nach sind Managed Futures Fonds nutzloser teurer Kram und für Privatanleger nicht allgemein empfehlenswert, was jeder selbst damit macht, ist natürlich jedermanns persönliche Angelegenheit.


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