Unkorreliertheit - der Portfolio-Joker

Das hier ist die Landingpage für eine kleine Videoreihe von Anton Gneupel und mir. Anton und ich kennen uns schon länger. Anton investiert einkommensorientiert. Seine Schlagwörter sind: Dividenden, Cash-Flow, Barrendite. Ich dagegen habe meine ETFs und die Trendfolge- und LongVolatility-Fonds.
Auf den ersten Blick: Zwei vollkommen unterschiedliche Strategien.
Auf den zweiten Blick: Eine sehr ähnliche Sicht der Dinge, nur die operative Umsetzung unterscheidet sich.
Und da Investieren seit je her ein Geschäft des zweiten Blicks ist, wollen wir genau das in dieser Videoreihe machen.

Unkorreliert?

Unkorreliert bedeutet nicht schwankungsarm oder gar sicher. Für jedes einzelne Investment gilt nach wie vor: Keine Rendite ohne Risiko. Jeder Fonds, jede Aktie, jede Anleihe ist in nicht unerheblichen Maße risikobehaftet. Deshalb bekommen Sie ja auch eine entsprechende Risikoprämie.
Unkorreliert bedeutet immer: Unkorreliert zu was? Wir betrachten immer mindestens zwei Anlageklassen. Und da kommt Harry Markowitz - der 1952 seine moderne Portfoliotheorie entwickelte - ins Spiel.
Markowitz mischte Aktien und Anleihen und heraus kam das effiziente Portfolio. Anton und ich nehmen noch ein paar mehr Anlageklassen dazu; aber im Grunde genommen ist es immer die gleiche Geschichte: Ein Wald ist mehr als die Summe der Bäume. Ein Wald ist ein eigenständiger Organismus.
Genauso ist es mit einem Wertpapierdepot. Das Rendite-Risiko-Profil eines Depots ist eine eigenständige Sache. Sie können nicht einfach die Renditen und Schwankungen der Assetklassen aus denen das Depot besteht addieren. Deshalb ist es nicht nur sinnlos, sondern vollkommen kontraproduktiv sein Depot Zeile für Zeile zu bewerten. Das ist wie beim Fußball: Nur weil eine Mannschaft aus lauter Stars besteht, bedeutet das noch lange nicht, dass die Meisterschaft gewonnen wird. Das Zusammenspiel muss klappen.

Gedankenexperiment

Ein Depot besteht aus drei Assetklassen

Assetklasse Rendite Schwankung nach unten
A 5 % 20 %
B 10 % 30 %
C 15 % 30 %

Das Depot wird jetzt keine Rendite von 30 % bei einer Schwankung von 80 % bringen. Sondern vielleicht 10 % Rendite bei 30 % Schwankung oder 10 % Rendite bei 15 % Schwankung.
Es kommt darauf an, wie sich die Anlageklassen zueinander verhalten. Wie überlagern sich die Kurskurven? Überlappen die Kurven so, dass die Wellentäler aufgefüllt werden oder verstärken sich die Assetklassen noch in ihrer Dramatik?
Wir wissen es nicht. Das einzige, was wir wissen

  • Je unkorrelierter die Anlageklassen, umso besser das Verhältnis von Rendite zu Kursschwankung. Unser 10/15-Beispiel von oben kommt definitiv aus der unkorrelierten Ecke.
  • Je korrelierter die Anlageklassen, umso mehr Drama. 10/30 - das ist ziemlich korreliert. Man steigt gemeinsam auf, stürzt dann gemeinsam ab. Aber die Rendite wird dadurch nicht besser.

Unkorreliert ist asymmetrisch

Das Schöne an der Unkorreliertheit: Die Schwankungen nach unten löschen sich teilweise aus, nicht aber die Renditen. Langfristig reduzieren sich die Renditen der Anlageklassen nicht auf Null, sondern grooven sich auf den Durchschnitt der zugrunde liegenden Anlageklassen ein.

Falsch

Viele Anleger gehen davon aus: Wenn ein Vermögenswert besser und ein anderer schlechter abschneidet, folgt daraus, dass sie sich gegenseitig neutralisieren und das Ergebnis eine schwarze Null ist.
Ein Beispiel: Aktien steigen um 5 % und Rohstoffe fallen um 5 % - das Nettoergebnis ist gleich Null. So funktioniert das aber nicht.

Richtig

Sowohl Aktien als auch Rohstoffe haben langfristig eine durchschnittliche Rendite, die höher ist als die von Tagesgeld. Andernfalls würden Investoren nicht in diese Anlageklassen investieren, sondern einfach die risikofreie Tagesgeldrendite einsacken.
Wenn Aktien in einer schlechten Periode schlechter abschneiden als ihr Durchschnitt und Rohstoffe in einem für diese Anlageklasse günstigen Umfeld besser abschneiden, dann sollten sich die beiden Renditen dem langfristigen positiven Durchschnitt von Aktien und Rohstoffen annähern und nicht bei Null liegen.

Fazit

Langfristig liefern die einzelnen Assetklassen ihre "Mehr-als-Cash"-Rendite ab und auf dem Weg in Richtung Altersvorsorge stützten sie sich gegenseitig. Wenn eine Anlageklasse ins Straucheln gerät, fangen die anderen sie auf.
Ihre Aufgabe: Verhalten Sie sich gegenüber den Assetklassen so, wie Sie es sich von ihrem Chef wünschen: Lassen Sie die Burschen in Ruhe ihren Job machen.
So, das war jetzt flapsig erklärt, einen Nobelpreis werde ich dafür nicht bekommen. Aber das war jetzt "Markowitz für den Rest von uns". Mehr Markowitz auf Wikipedia.

Weitere Unkorreliert-Artikel

Die Videos

  1. Auftakt - Unkorreliertheit - Der Kopf sagt ja, das Herz sagt nein.
  2. Covered Calls - wir besprechen die erste Anlageklasse. Was sind Covered Calls? Wie funktionieren sie? Wo kann man die Dinger kaufen und vor allem: Welche Produkte verdienen Ihr Interesse?
  3. Trendfolge - alt, bewährt und immer noch ein Geheimtip. Wie funktioniert Trendfolge, was kann ich von dieser Anlageklasse erwarten, welche Produkte gibt es und wo kann ich die kaufen?
  4. Royality - die blaublütige Anlageklasse. Royalties heißen Royalties, weil die Royals damals die Ausbeutungs- und Nutzungsrechte, die ihnen qua Stand zufielen, gegen die Zahlung von Lizenzgebühren an ihre Minions abtraten.
  5. Watt sull de Quatsch? - Wir reagieren auf einen Follower-Kommentar und erläutern, warum die klassische Kommer’sche Kombi: Renditeteil = Weltportfolio, Stabilitätsanker = Tages-/Festgeld beziehungsweise Anleihen bester Bonität für uns nicht in Frage kommt.
  6. Long Volatility - Sofortrendite im Crash. Bevor sich ein Abwärtstrend bildet, herrscht Uneinigkeit im Markt, die Kurse schwanken stark. Davon profitiert diese Anlageklasse.
  7. Ich frage für einen Freund - "YieldMax Tesla ETF", "The India Fund" und "Simplify Volatility ETF" - über 50 % Rendite im Jahr. Ab wann schlägt Renditehunger in reine Gier um?
  8. Hochzins-Produkte besser als Aktien? - Über 7 % erwartete Rendite bei geringerer Volatilität und Drawdown als bei Aktien. Senior Loans rentieren teilweise über 14 %.

Die Reihe wird fortgesetzt. In den folgenden Videos werden wir weitere Anlageklassen vorstellen, die wir im Depot haben.
Dann das große Finale: Wie wird aus einem Assethaufen ein wohltemperiertes Depot?

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