30. Juni 2023
Leser: Aber die Kommer-Strategie ist viel einfacher
Watt sull de Quatsch mit diesem Unkorreliert-Kram? Das geht doch auch einfacher! Wir reagieren auf einen Follower-Kommentar und erläutern, warum die klassische Kommer’sche Kombi:
- Renditeteil = Weltportfolio,
- Stabilitätsanker = Tages-/Festgeld beziehungsweise Anleihen bester Bonität
für uns nicht in Frage kommt.
Grundsätzlich gilt: Mitbesitz ist King. Die Aktie ist die Anlageklasse mit der historisch höchsten Rendite. Also Aktie all-in!
Das mag ja sein, aber wer hält die ganzen Schwankungen aus? Minus dreißig Prozent - bei einem 100.000 €-Depot ist das ein durchschnittliches Jahreshaushaltsnettoeinkommen. Solche Schwankungen sind nicht alltagstauglich!
Sie haben drei Möglichkeiten, die Schwankungen in den Griff zu bekommen:
- Markttiming: Raus aus der Aktie, wenn die Kurse fallen, wieder einsteigen, wenn die Kurse steigen. Scheitert meistens.
- Verwässern. Kaufen und Halten und dann einfach so viel Tagesgeld ins Portfolio rühren, bis die Schwankung des gesamten Portfolios erträglich sind.
- Das was wir hier propagieren: Jede einzelne Anlageklasse sollte eine aktienähnliche Rendite haben, aber die "Renditeproduktion" muss unkorreliert erfolgen. Wenn eine Anlageklasse schwächelt, wird sie von den Kollegen aufgefangen, um dann ihrerseits in einem anderen Börsenregime erstarkt eine strauchelnde Anlageklasse zu stützen.
Wir behandeln hier den Fall zwei: Renditeverwässerung.
Eine kleine Rechnung skizziert das Problem. Ein Depot besteht aus dem MSCI ACWI und Tagesgeld.
- Depotgröße: 50.000 €
- Ertragener Verlust: 20 % = 10.000 €
- Aus der Historie abgeleiteter Maximalverlust des ETF: 50 %
- Daraus ergibt sich ein ETF-Anteil von 40 %
- Langfristige ETF-Rendite: 9 %, Tages-/Festgeld langfristig: optimistisch 2 %, realistisch 0,2 %
Depotrendite realistisch: 40 % * 9 % + 60 % * 0,2 % = 3,7 %
Depotrendite optimistisch: 40 % * 9 % + 60 % * 2 % = 4,8 %
Schwankungen eingehegt, schön, aber Inflation seit März 2022: 5,9 % - 8,8 % - so wird das nichts mit dem Vermögensaufbau.
Teil 1
Teil 2
Anton spricht Klartext: "Du bist zu arm, um Dir diese schlechten Anlagen leisten zu können". Und ja: Auch wer eine Million Euro besitzt ist noch zu am.
Mit schlechte Anlagen meint er Tages- und Festgeld und kurzlaufende Anleihen bester Bonität.
Wenn Du mal die 10 Millionen beisammen hast, ok warum nicht. Aber vorher sollte die Realrendite, also die Rendite nach Inflation und Steuer Deine Messlatte sein.
Tagesgeld und kurzlaufende Anleihen als Bargeldspeicher einsetzen, das ist ok. Aber im Altersvorsorge/finanzielle Freiheit-Vermögen haben diese Anlagen nichts verloren.