01. Februar 2016


Leserfrage: ETF-Sparplan oder Haus sondertilgen?

Leser H. fragt

In der Vorstellung des Leser-Portfolio von C. ging es um den Fall von paralleler Hypothek und Wertpapierdepot. Unter dem Gesichtspunkt der Fragilität hast Du geraten, das Wertpapier (teilweise) zu verkaufen und stattdessen zu tilgen. Das ist nachvollziehbar und leuchtet mir ein.

Zu meiner ähnlichen Ausgangslage:
Männlich, 43 Jahre, verheiratet, 1 Kind (drei Jahre), zweites unterwegs, keine BU und keine RLV (gesundheitliche Gründe), Arbeitsplatz "sicher" (Großkonzern).
Einfamilienhaus: Restschuld 117.000 Euro, 10 % Sondertilgungsmöglichkeit (25.000 Euro pro Jahr).
Den Sondertilgungsbetrag für 2016 und 2017 habe ich schon zusammen gespart.
Mit meiner derzeitigen monatlichen Rate wäre ich (inklusive der Sondertilgung) zum 01.01.2018 die Hypothek los.

Meine Frage:
Wäre es sinnvoll, bereits jetzt mit einem ETF-Sparplan zu beginnen (da ich ja nicht noch mehr sondertilgen kann)?
Oder aber sollte ich ebenfalls unter dem Gesichtspunkt der Fragilität, weiter auf dem Tagesgeldkonto ansparen?
Gerade der von Dir genannte schwarze Schwan (arbeitslos, arbeitsunfähig) in den nächsten zwei Jahren ließe sich in diesem Fall zumindest teilweise vermeiden, da das zusätzlich angesparte Geld dann in die monatliche Rate gesteckt werden könnte.
Ich bin in diesem Punkt hin und hergerissen und wäre für eine Einschätzung Deinerseits dankbar.

Der Finanzwesir antwortet

Ich wünsche Leser H. und seiner Familie alles Gute! Aber ich sehe nicht, dass er einen sicheren Arbeitsplatz hat.
H. ist erst 43. Ab 50 sieht es schon anders aus. Ich kenne genug Leute, die von Konzernen ausgespuckt wurden. Vor allem, wenn man aus gesundheitlichen Gründen eh‘ schon angeschlagen ist. Irgendwann kann man das Tempo nicht mehr mitgehen und dann ist man raus.
Meine Empfehlung: Ich würde an H.s Stelle in meine persönliche Fitness investieren (Kieser oder eine andere Mucki-Bude). Es muss ja Gründe geben, warum kein Lebensversicherer H. haben wollte.
50 ist so ein Umbruchpunkt im Leben der meisten Menschen. Mit Anfang 40 geht man abends noch einen trinken mit den Jungs und wuchtet sich am nächsten Morgen aus dem Bett, dann unter die Dusche und weiter geht’s.
Mit 50 ist das nicht mehr so. Da nimmst du das Bier noch, lässt den Whisky aber weg. Leser H. hat mit 55 Jahren ein pubertierendes Gör am Hals und eines, das sich warmläuft.
Das kostet Kraft (ich weiß das, ich habe zwei meiner drei jetzt durch :-)) Ich bin mit 55 nur noch die Hälfte eines alten Ehepaares und sage: "Man reiche mir einen Enkel".

Was tun?

Lieber H.: Am 31.12.2017 kaufst du eine Magnum-Pulle Veuve Clicquot und stößt um Mitternacht mit deiner Frau auf die Schuldenfreiheit eures Eigenheims an.

Ein Familienernährer ohne BU und Risikolebensversicherung ist ein Drahtseiltänzer ohne Netz und doppelten Boden über dem Grand Canyon.
Das ist schon verwegen genug, da muss ich nicht noch mit Kettensägen jonglieren (Aktien auf Kredit kaufen).

H.s Geld gehört auf ein seriöses Festgeldkonto, dann bekommt er noch ein bisschen mehr als die Inflation.
Für ihn als Familienvater, der seine Kinder ‒ je nach Ausbildung ‒ unterstützen muss, bis er 67 ist, kommt nur der sichere Weg infrage.
Wenn er mal nicht mehr kann, muss das Haus schuldenfrei sein, damit das, was seine Frau verdient, zum Leben reicht.

H.s Familie liebt ihn sicher als Vater und Ehemann, aber sie braucht ihn auch ganz profan als Versorger.

Fazit

Ich präsentiere Ihnen diese Mail, weil Sie einen typischen Anlegerfehler illustriert:

Zu kurzer Zeithorizont

Leser H. ist 43, sein Kind ist klein, das zweite noch gar nicht geboren. Da sieht man sich nicht als Beinahe-Renter, der aber immer noch finanzielle Verpflichtungen gegenüber seinen Kindern hat.
Für Kinder und Hypotheken zahlt man in etwa gleich lange: so zwischen 20 und 25 Jahre.
Je länger man sich finanziell bindet, umso länger gibt man dem Schicksal die Möglichkeit, einen in den Hintern zu treten.
Irgendwas ist immer. Dieses "Irgendwas" muss ja noch nicht einmal schlecht sein. Nur eben anders als geplant. Wer dann gebunden ist, muss hohe Opportunitätskosten zahlen.
Ich kann Ihnen meine Lebensgeschichte so erzählen, dass Sie sagen: "Unglaublich, was für ein zielstrebiger und durchstrukturierter Mann. Logisch, dass der es im Leben zu etwas gebracht hat." Oder ich kann die Wahrheit sagen.
Die ist viel weniger glamourös, hat aber etwas damit zu tun, Optionen zu haben. Kein Fuchs bezieht einen Bau mit nur einem Ausgang.

Deshalb mein Wahlspruch: Liquidität vor Rendite. Oder wie man im Rheinland sagt: Käsch in de Täsch!

Zum Weiterlesen

Lohnarbeit: Klumpenrisiko und versiegende Quelle

(awa)

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Kommentare

T. sagt am 01. Februar 2016

@finanzwesir: warum soll jemand, der 45 Jahre alt und schuldenfrei ist, nur weil er Kinder hat, nicht in der Lage sein, einen gewissen monatlichen Betrag in einen ETF-Sparplan zu investieren, um für die Rente zusätzlich vorzusoregen? Warum hat man denn mit 45 Jahren keinen ausreichenden Anlagehorizont mehr? Irgendwas verstehe ich an dem Artikel nicht. Bitte um Erläuterung ;-:

Gruss, T.


Christoph (der Stillhalter) sagt am 01. Februar 2016

Gute Antwort, Finanzwesir. Der Fall ist wohl so eindeutig wie kaum ein anderer.

Je nachdem an welcher Krankheit Leser H. leidet, sollte er vielleicht über eine Dread-Disease Versicherung nachdenken. Da kann man die größten gesundheitlichen Risiken außer Psyche und Rücken versichern, wenn BU nicht funktioniert.


Philipp sagt am 01. Februar 2016

Die Überschrift ist etwas irreführend, da die Frage eher in Richtung etf Sparplan oder Festgeld geht. Die sondertilgungen werden so oder so vorgenommen;)


Anton sagt am 01. Februar 2016

Ohne BU bzw. anderweitige Kapitalrücklage aka "Notgroschen" würde ich an C`s stelle auch in erster Linie die Hypothek tilgen - wo sonst lässt sich zur Zeit solch eine Traumhafte Rendite erzielen?!.
Anschließend bzw. wenn noch freie Mittel verfügbar sind gerne auch parallel sollte der Notgroschen aufgebaut werden. Neben Tagesgeld würde ich hier zur sogenannten Festgeldleiter (Anlage in Festgeldern mit unterschiedlichen Laufzeiten) raten. Erst wenn der Notgroschen genügend gefüttert ist, kann man über einen ETF-Fond-Sparplan (für die Kinder) nachdenken ...

Auf dem Blog von Anton gibt es hierzu diesen Artikel: (sichere) Geldanlage am kurzen Laufzeitende


Finanzwesir sagt am 01. Februar 2016

Hallo T., es geht nicht darum, gar nicht in einen ETF-Sparplan zu investieren, sondern darum, das Haus schnellstmöglich schuldenfrei zu bekommen. Wenn das Haus der Familie von H. gehört, kann man weiter sehen. Aber auch dann wäre ich vorsichtig. Die Familie hat zwei kleine Kinder. Das heißt: In den nächsten 10 Jahren kann nur einer der beiden Eltern Vollzeit arbeiten.
Klar, man kann die Kinder ab der Geburt in den Hort und ab drei in den Kindergarten geben. In der Grundschule kommen sie dann in die Nachmittagsbetreuung.
Wenn nötig kann man die Kinder von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr betreuen lassen. Aber das kostet Geld und dann ist der Haushalt immer noch nicht gemacht.
Das Problem ist einfach: Die Arbeitskraft des Familienernährers ist nicht abgesichert. Da muss man mit einem ganz anderen Kapitalpuffer fahren. Wäre eine Risiko-Lebensversicheurng vorhanden, könnte man da schon "aggressiver" rangehen. So zynisch es klingt: Aber wenn es heißt: "Papa tot, egal, Versicherung zahlt", dann ist wenigstens das Haus garantiert schuldenfrei + ein Betrag X ist auf dem Konto.
Ohne RLV muss die Familie das selbst erwirtschaften.
Da kann man es nicht brauchen, wenn die Aktienkurse 3 Jahre am Stück nach unten gehen.
Meine persönliche Meinung: Riskomanagement geht vor Rendite.
Mit 43 und zwei kleinen Kindern, geht es nicht mehr darum finanziell frei zu werden oder ein signifikatnes Vermögen anzuhäufen, sondern die Risiken sauber zu erkennen und abzufedern.

Gruß Finanzwesir


T. sagt am 01. Februar 2016

Hallo Finanzwesir, jetzt habe ich es verstanden, was Sie meinen. Danke für die nochmalige Erläuterung!

Gruss, T.


Ex-Studentin sagt am 01. Februar 2016

Oft frage ich mich, ob die meisten Leute den Effekt der Börse überschätzen.
Die Rendite klingt natürlich verlockend. Anderseits denke ich mir: Das finanzielle Glück sollte nicht von 2 Jahren +/- abhängen.
Der Zinseszins entscheidet langfristig. Dabei darf man nicht zu gierig sein: Man hat mehr zu verlieren als zu gewinnen.
Bei kleinen Kindern und Schulden ist es noch mal riskanter. Eine Mutter kann kaum beides stemmen kann, wenn sie zusätzlich durch Pech mit einem Pflege- oder einem Trauerfall belastet wird.

Auf dem Blog von Ex-Studentin gibt es hierzu diesen Artikel: Großes Finanzpolster: Verzicht auf hohe Renditen vs. Wohlfühlfaktor (2/2)


Pfennigmillionär sagt am 02. Februar 2016

Ich bin selbst ein großer Freund davon sämtliche Schulden zu tilgen bevor ich anfange anderweitig zu investieren.
Ich hatte das Thema erst kürzlich mit einem Bekannten der 20.000,- € Schulden bei 6,7% Zinsen hat und mich fragte, ob ich ihm dabei helfen kann einen ETF-Sparplan aufzusetzen.
Er wollte quasi eine unsichere Aktienrendite gegen seine sicheren Kreditzinsen antreten lassen. Das macht nicht sonderlich viel Sinn. Und in diesem Fall ist es ähnlich. Allerdings sprechen hier tatsächlich noch ein paar mehr Gründe gegen solch ein Vorhaben.

Grüße,
Chris


alemao sagt am 02. Februar 2016

Hallo Finanzwesir,
eine sehr deutliche Antwort. Wie sähe es denn Ihrer Meinung nach aus, wenn BU und RLV vorhanden wären? Könnte man dann die angesparten Sondertilgungen nicht u.U. in den Kauf einer zu vermietenden Immobilie investieren? Das genau ist nämlich derzeit mein großer Zweifel.

Wir besparen einen BSV, mit dem am Ende der Zinsbindung Mitte 2019 70T€ Restschuld abgelöst werden sollen. Der Vetrag bestand schon länger, war eigentlich für etwas anderes vorgesehen, das Geld lag darum, also haben wir alles rausgeholt was ging. 1,5% Zinsen sind gut, nach weiteren 7 Jahren wäre das Darlehen getilgt und das Haus schuldenfrei. So war der bisherige Plan!
Sollte ich das bisherige Guthaben von 20T€ herausnehmen, noch 5 oder 10T€ von unserem sonstigen Ersparten drauflegen, und eine weitere ETW erwerben (90%-Finanzierung)? Es wäre unsere dritte: Nr. 1 generiert 133€ Cashflow im Monat, Nr. 2 300€. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern liegt bei 13 bzw. 19% - und damit viel höher als die Kreditzinsen. Meine Frau und ich sind angestellt im Öffentlichen Dienst, 100 bzw. 70%; zwei kleine Kinder, Eigenheim; ein Wohnriester, eine Riester-Fondsrente, ETF-Sparpläne für alle - und die feste Absicht, mit 50 auszusteigen (also in 12 Jahren).

Finanziell unterbelichtet waren wir nie, die "wahre finanzielle Erleuchtung" kam aber erst Ende 2014 (dank Kiyosaki), seitdem kommt alles auf den Prüfstand...

Für eine Einschätzung wäre ich wirklich dankbar!


Peter sagt am 02. Februar 2016

@alemao: Vorsicht, du vergleichst hier Äpfel mit Birnen.
Die Eigenkapitalrendite bezieht sich, wie der Name schon sagt, auf das Eigenkapital. Die Höhe der Schuldzinsen, bzw. der Annuität, bezieht sich auf das Fremdkapital.
Beides wird zwar als Prozentsatz ausgedrückt, ist aber dennoch nicht miteinander vergleichbar. Hierbei kommt es alleine auf das Verhältnis bzw. die absolute Höhe der Cashflows an.


Finanzwesir sagt am 02. Februar 2016

Hallo alemao, das kann ich Dir nicht sagen. Für mich ist das weniger eine finanzielle als eine Lebensstil-Entscheidung.
Ihr habt zwei Immobilien, die ihr vermietet und wohnt selbst zur Miete. Habe ich das richtig verstanden?
Jetzt wollt ihr noch eine dritte Immobilie kaufen und in 12 Jahren aufhören mit dem klassischen Zeit-gegen-Geld-arbeiten.
Das stellt sich mir die Frage: Wie sieht Euer Leben mit 50 aus? In 12 Jahren

  • sind die kleinen Kinder zwischen 13 und 18 Jahren und auf dem Absprung. Ok, mit 13 noch nicht auf dem Absprung. Aber schon sehr selbständig. Selbständiger, als ihr euch das jetzt vorstellen könnt.
  • habt ihr eure Arbeitszeit massiv reduziert. Privileg des öffentlichen Dienstes: Ihr müsst nicht kündigen, ihr könnt einfach auf 20% bis 30% reduzieren und gut ist. Könntet ihr ja bereits jetzt tun.
  • besitzt ihr zwischen 2 und 4 Immobilien. Womöglich läuft euch ja noch eine günstige über den Weg ;-)

Ich würde mir zuerst überlegen: Wie soll das dann ablaufen mit dem Leben? Klar, ihr seid noch immer schulpflichtig. Das bedeutet: Maximal 13 Wochen pro Jahr könnt ihr auf Reisen gehen.
Was machen Deine Frau und Du dann so von Montag bis Sonntag? Kümmert ihr Euch um Eure Immos? Vielleicht wollt ihr ja ein Immo-Imperium aufbauen. Einfach weil ihr es spannend findet.
Oder werden Euch die Immobilien eher zum Klotz am Bein werden, weil ihr eigentlich perspektivisch (Kind Nr. 2 geht ja auch mal aus dem Haus) von November bis April im Süden leben wollt. Zum einen, weil das Wetter einfach mies ist und zum anderen, weil einer von euch beiden gegen Birken allergisch ist und nicht zur Heuschnupfenzeit in Deutschland sein will.
Oder wollt ihr noch mal ein ganz anderes Fässchen aufmachen? Dieses "Seit ich ein kleiner Junge war, wollte ich... machen".
Keine Ahnung.
Du solltest erst eimal mit Deiner Frau sprechen, was ihr so vorhabt als Ehepaar. Denn dafür stellt ihr heute die Weichen.

Ansonsten seit ihr weich gebettet. BU, RLV und garantiert nie arbeitslos. Was soll da passieren? Solange dein Tod dazu führt, dass deine Frau genug Geld von den Versicherungen bekommt, um die Immos zu bezahlen, ist finanziell alles ok.
Dann ist es ein persönliches Drama und ich wünsche es euch nicht. Aber eiskalt, schnöde monetär gesehen gibt's dann kein Problem.

Fazit: Deine Frau und Du sollten klären, was ihr mit der zweiten Hälfte Eures Lebens anfangen wollt und dann die Weichen stellen. Das kann eine dritte Immobilie sein oder auch nicht.

Gruß
Finanzwesir


alemao sagt am 03. Februar 2016

Vielen Dank für Eure Antworten.

@Peter: ja, Du hast natürlich recht! Whg 3 würde mir so etwa 60€-120€ bringen, je nachdem, für welche ich mich entscheide. Der Kredit fürs Häuschen hingegen würde dann eben in voller Rest-Höhe prolongiert, ca. 660€ über 15 Jahre (Volltilgung).
Ich habe bewusst EK-Rendite geschrieben, denn: wenn ich von der Tilgung was abzwacke, und das dann mit 12, 13, 14% verzinst wird - PLUS ggf. Steuervorteile - hab ich doch mehr davon, als wenn ich zwei, drei Jahre früher das Eigenheim entschuldet habe... Für mich klingt das logisch, aber ich könnte wetten, da steckt ein Denkfehler drin! (bin weder Ingenieur noch sonst etwas mit Mathe!!!)

@Wesir: Wir wohnen im Eigenheim, der besagte Betrag ist eigentlich für die Anschlussfinanzierung gedacht. Was die Freizeit angeht, haben wir einige Hobbys, die sich auch mit schulpflichtigen Kindern realisieren lassen und für die uns einfach die Zeit fehlt...drei, vier Jahre lassen sich da sehr gut überbrücken! ;)


Michael sagt am 03. Februar 2016

Holla Finanzwisir,

ei ich muss schon freudig grinsen auf Grund deiner Antwort. Schön und keck formuliert und das liebe ich :-D.

Im Grunde genommen fragt Leser H. nach der Option in eine zweite Assetklasse zu Investieren (ETF Sparplan). Dabei ist er gerade voll in der Assetklasse Haus und hat sich damit ein hohes Klumpenrisiko ans Bein gehängt. Da die Immobilie keine monetäre Rendite abwirft (die Familie lebt ja selber drin), sondern "nur" eine Gefühlsrendite (Eigenheim) erhöht sich das Risiko in Anbetracht der Finanzierungsform über Schulden.

Jetzt kann man den ganz heißen Ritt auf der Kartoffel wagen und wirklich noch in einen ETF Sparplan investieren. Da hat jedoch der Finanzwisir einen sehr guten Standpunkt: Raus aus dem Risiko! Aus rationalen sowie aus Technischen (Portfoliotheory) Gründen, hat die Begleichung der Schulden höchste Prio.

Dabei könnte man aber auch bei den kleinen anfangen einen ETF Sparplan anzulegen. Der Zinseszins ist hier bestimmt jedem bekannt und wenn Leser H. auch nur 20€ pro Monat für seine Kinder Investiert, so haben sie bis zum 18 Lebensjahr (wahrscheinlich) schon eine recht gute Basis und sind weniger auf die Eltern angewiesen.

Selbst konnte ich durch das kluge Verhalten meiner Eltern mit einem gewissen Kapital ins Leben starten. 14 Jahre später (bis jetzt 32), habe ich das Geld gut angelegt und es hat sich prächtig vermehrt. Ich habe zwar einen "hohen" Schuldenberg, jedoch werden diese durch gut gesicherte Assets (Immobilien) gesichert und mein monatlicher Cash-Flow aus Kapitalanlagen deckt die Zins und Tilgungsrate mehr als genug ab.

Liebe Grüße,
Michael

Auf dem Blog von Michael gibt es hierzu diesen Artikel: Gute und schlechte Schulden


Hans sagt am 03. Februar 2016

Hallo zusammen,

ich bin Leser H. und mir scheint, bei dem ein oder anderen Leser kam mein Anliegen nicht ganz rüber.

Es geht darum, dass ich derzeit meine Rückzahlung gar nicht mehr erhöhen kann! Rückzahlungsrate ist ohne Vorfälligkeitsentschädigung nicht zu erhöhen und alle anstehenden Sondertilgungen sind bereits getätigt bzw. liegen auf dem Konto und warten auf die Überweisung zum nächstmöglichen Termin. Darüberhinaus ist abgesehen von einer ausreichenden Rücklage immer noch Geld zur Verfügung. Und nur um dieses Geld ging es bei meiner Anfrage.
Die Argumentation des Wesirs habe ich verstanden und finde sie auch sehr gut begründet und nachvolziehbar.
Leider hatte ich vor knapp 5 Jahren "außergewöhnliche Belastungen" im privaten sowie beruflichen Umfeld die eine, wenn auch nur sehr kurze, Psychotherapie notwendig gemacht haben. Da die Gesundheitsfragen meistens nur die letzten 5 Jahre betreffen, werde ich in Kürze einen neuen Anlauf in Richtung RLV machen.

@ Michael: ETF Sparplan für den Kleinen läuft seit 3 Jahren...

Gruß
Hans


chaostrader sagt am 04. Februar 2016

Hans, deine Restschulden von 117T sind zur Hälfte durch Tagesgeld gedeckt und werden in 2 Jahren getilgt sein.
Und es ist immer noch Geld übrig. RLV wird in naher Zukunft kommen. Das ist doch beneidenswert. Ich denke in dem Fall spricht nichts gegen ein Investment in ETFs, mit dem Geld was übrig ist.
Persönliche AA festlegen und jeden noch nicht verplanten Euro entsprechend sparen und investieren. Risikoarmer Anteil mit aufs aufs Tagesgeld, risikobehafteten Anteil in ETFs.
Sobald die Schulden weg sind wird die Sparrate explodieren, da Tilgungszahlungen dann auch investiert werden können.


Sencer sagt am 04. Februar 2016

Hallo Hans,

Wenn die Zinsbindung deines aktuellen Kredits abläuft solltest du eben das jetzt gesparte Geld zur Reduzierung des Anschlusskredits nutzen.

Ist es sinnvoll das Geld in der Zwischenzeit in ETFs zu parken? Aus den von Albert genannten Gründen eben nicht. Bedenke auch, dass der Anlagehorizont dann wahrscheinlich sehr kurz ist, und dass du zeitlich unflexibel zu einem definierten Zeitpunkt an das Geld heranmusst. Hier taugen Index-ETFs nicht, da es eben sein kann, dass die Anlage just dann wenn dein Kredit abläuft bei -15% steht.

Die Empfehlung hat m.E. durchaus noch Gültigkeit.

Ansonsten verstehe ich, dass du die Situation ausführlicher darstellen willst, da der Artikel ja etwas pointiert geschrieben ist. Aber ich denke die "Würze" war nicht persönlich gemeint und sollte nur abstrakt den Gedanken in die Köpfe der Leser hämmern. ; )


Hans sagt am 04. Februar 2016

@ Sencer

Es gibt keinen Anschlusskredit, da zum 01.01.2018 sämtliche Hypotheken komplett getilgt sind.

Gruß Hans


blabla10 sagt am 04. Februar 2016

Versteh ich das richtig? Du hast noch eine Restschuld, die du teilweise monatlich begleichst (von deinem Einkommen), Sondertilgungen hast du alle bereits auf einem Tagesgeld/Festgeld Konto? Das heißt das einzige Riskio, das du in Bezug auf deinen Hauskredit hast wäre, dass du arbeitslos wirst und dann die monatlichen Raten in den nächsten 2 Jahren nicht mehr so easy abzahlen könntest? Find ich persönlich ein überschaubares Riskio, der absolute Großteil des Kredits ist ja bereits bedient.

Was spricht jetzt dagegen in ETFs anzulegen? Weil Kinder und keine RLV? Das würde ja heißen, dass man mit Kindern und ohne RLV überhaupt keine Aktien kaufen dürfte. Macht es da nicht Sinn einfach eine recht konservative Aktienquote zu fahren?


DerAxi sagt am 04. Februar 2016

Hallo zusammen, die aufgerufenen Zahlen verwundern mich doch ein wenig @Hans
67T€ Restschulden in 2 Jahren bei 25T€ (10%) Sondertilgung p.A d.h. 250T€ Kredit ?
geschätzte 2.700€ Monatsrate ? ohne Nebenkosten.
Den Mutigen gehört die Welt. Mit welcher Annuität wird denn der Vertrag bedient ?

@alemao
d.h. (Entnahme 20T€+x)+90% Finanzierung) Du würdest nochmal geschätzte 200T€ Kredit aufnehmen wollen, um 60€+ x zu verdienen ?, zumal wer sagt daß der BSV zum Zeitpunkt tatsächlich zuteilungsreif ist ?
Hier gehört sondergetilgt was das Zeug hält. Und mit 50 aussteigen und noch 4 Kredite bei.........?
Ansonsten Hut ab und Respekt.
Irritierte Grüße


Hans sagt am 05. Februar 2016

@ DerAxi Meine Anfrage an den Wesir habe ich im Dezember geschrieben.
Mittlerweile ist die nächste Sondertilgung erfolgt und es sind noch gut 90.000€ auf der Uhr. 01.01.2017 und 01.01.2018 volle Sondertilgung, bleiben rund 40.000€ übrig, die ich über meine normale Rate in den nächsten 2 Jahren abzahle (~1950 pro Monat inkl. Zinsen).
Hintergrund für den hohen Tagesgeldbestand ist meine alte Wohnung, die ich erst nach Hausfertigstellung verkaufen konnte. Da war die Hypothekensumme schon festgelegt.

Gruß
Hans


Jonas sagt am 11. Februar 2016

Hallo,

ich möchte gerne die folgenden Gedanken loswerden:

a) Mehr Eigenkapital desto besser, schon klar. Aber bitte nicht die Kaufnebenkosten vergessen. Bei 400.000€ Hauspreis sind das locker 24.000€ (6% Grunderwerbsteuer?) plus 10.000€ Notar plus vielleicht 20.000€ Makler (5%, wenn es blöd läuft..). Also im vorliegenden Falle sprechen wir eventuell sogar von einer notwendigen Beleihung die jenseits der 100% liegt. Mir wäre das eher nix.
b) Wieso muss es ein Invest von 400.000€ sein? Vielleicht geht es ja auch ein wenig günstiger, in 10 Jahren kann man sich ja dann immer noch verbessern / vergrößern. Vielleicht schläft der Fragesteller dann auch besser.

Beste Grüße
Jonas

Auf dem Blog von Jonas gibt es hierzu diesen Artikel: Artikelserie: was ist besser - kaufen oder mieten?


Elias sagt am 12. Februar 2016

Hallo Jonas,

Frage b) gefällt mir. Je nach Standort müssen es nämlich halt dann doch 400.000 und mehr sein. In Ingolstadt kostet der Quadratmeter inzwischen über 4.000€, in München sowieso, und auch in Freiburg, Heidelberg, Hamburg sieht es nicht viel besser aus. Und da rede ich nicht von 1A Lagen.

Da schluckt man ganz schön, wenn man sieht, dass man für ne 3 Zimmer Wohnung fast ne halbe Mille auftreiben soll...

Cheers,
Elias


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