14. Juni 2016


Für eine Überrendite im Leben

Letzthin waren wir Segeln auf der Ostsee. Wenn die Segel gesetzt sind, übernimmt der Wind die Arbeit und man kann versonnen bis nachdenklich den Lauf der Wellen betrachten.
Am Montag haben wir unseren Podcast zum Thema "Humankapital ‒ Die eigene Arbeitskraft" herausgebracht und im Bekanntenkreis sind einige Dinge passiert, die das Vorstellungsvermögen eines Menschen unter 40 Jahren doch arg strapazieren.
Also liebe Leser, höret die Moritat eines alten Mannes.

Definition Moritat: Enthält schaurige und gruselige Verbrechen mit einem moralischen Hintergrund.

Verbrechen habe ich keine, aber eine schicke Moralkeule.

Die Analogie

Wenn Geld anlegen, dann Weltportfolio. Das Weltportfolio besteht

  1. aus dem Petrus-Anteil. Sichere Anlageformen wie Tages- oder Festgeld oder Staatsanleihen, die kaum Zinsen abwerfen, aber Stabilität bringen.
  2. aus dem Mr.-Market-Anteil. Das sind die Aktien. Sie schwanken, gehen auch mal ins Minus, bringen aber langfristig die Rendite.

Zitat aus meinem Aufsatz über die eigene Arbeitskraft:

"Ein 26jähriger Akademiker hat das Potenzial, im Laufe seines Lebens knapp zweieinhalb Millionen Euro zu verdienen."

Ihre Arbeitskraft schlägt vom Volumen her alle anderen Anlageklassen um Längen.

Was ist die normale Reaktion auf ein Klumpenrisiko? Man versucht zu diversifizieren. Nur, wie diversifiziert man die eigene Arbeitskraft?
Zwei Jobs annehmen und dann rund um die Uhr arbeiten?
Aber wer hält das auf Dauer aus? Und wie soll man dann jemals seine Liebe finden?
Nein, das ist keine praktikable Lösung.
Vielleicht doch.

Die Idee

Die erste Hälfte des Satzes

"Zwei Jobs annehmen und dann rund um die Uhr arbeiten."

ist doch ganz brauchbar. Nur das mit dem

"rund um die Uhr arbeiten"

ist Murks.

Warum übertragen wir nicht das Weltportfolio-Konzept auf die eigne Arbeitskraft? Wir brauchen einen risikoarmen, sicheren Anteil und einen risikobehafteten, renditeträchtigen Anteil.

Der sichere Anteil

Wir stellen drei Forderungen an den sicheren Anteil:

  1. Er muss soviel einbringen, dass wir davon ‒ wenn auch sehr bescheiden ‒ leben können. Ein einfaches Dach über dem Kopf und der Kühlschrank voll mit Aldi-Produkten.
  2. Er darf uns auf keinen Fall emotional belasten. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.
  3. Er muss unkündbar sein oder es muss sich nach einer Kündigung schnell Ersatz finden lassen.

Welche Jobs kommen infrage?

Am besten ist eine Teilzeitstelle als Beamter im öffentlichen Dienst.
Aber aufgemerkt, nicht jede Stelle ist geeignet!
Ein Polizist oder eine Krankenschwester haben emotional belastende Aufgaben. Mir geht es nicht um die Angestellten und Beamten, die operativ an der Front arbeiten, sondern um die Nachtschattengewächse, die in den Totarmen der Verwaltungsbürokratie gedeihen. Genau so einen Job brauchen Sie. Perfekt ist eine Teilzeitstelle in einer Organisation ohne Publikumsverkehr, die rein nach Aktenlage um sich selbst kreist.
Jetzt sind Sie unkündbar und werden ‒ genau wie Ihre Vollzeitkollegen ‒ rein nach Betriebszugehörigkeit befördert.
Nicht perfekt, aber auch gut: eine offizielle Stelle als Putzfrau in einem Privathaushalt. Keine Schwarzarbeit!
Warum?

  1. Sie arbeiten selbstbestimmt. Sie kommen, Sie putzen, Sie gehen. Niemand redet Ihnen rein, und wenn Sie gehen, sehen Sie, was Sie geschafft haben. Deshalb Privathaushalt und nicht gewerbliche Putzkolonne. Dauerndes "Dawai, dawai" nervt.
  2. Keine Schwarzarbeit, denn mit diesem Job wollen Sie Teil des Systems sein. Die Rendite dieses Jobs macht sich nicht nur am Stundenlohn fest, sondern auch an den eingesparten Euros zur Krankenversicherung und den anderen Sozialabgaben. Ziel muss es sein, zum Discountpreis ins System zu kommen.
  3. Wenn es Ihnen nicht mehr passt, gehen Sie. Putzstellen lassen sich immer finden.
  4. Aber ich bin ein Mann! => Bewerben Sie sich als Technik-Dompteur im Haushalt, Billy-Bezwinger (ich schraube, Sie leben) oder Garten-Guru.

Nicht geeignet ist sind Jobs wie

  1. Regale auffüllen im Supermarkt
  2. Samstags beim Bäcker verkaufen

Warum? Wegen Punkt zwei der Liste. Man weiß nie, mit wem man da zusammenarbeiten muss und als letztes Glied in der Hierarchiekette soll man springen und nicht diskutieren. Nicht vergessen: Wir suchen keine sozialen Kontakte, sondern wollen preiswert ins System.

Der unsichere Anteil

Wir stellen vier Forderungen an den unsicheren Anteil:

  1. Er muss Geld bringen.
  2. Er muss uns Spaß machen und uns fordern.
  3. Er muss in Teilzeit machbar sein.
  4. Es muss eine selbstständige Tätigkeit sein.

Welche Jobs kommen infrage?

Jetzt wird’s richtig individuell. Wenn ein Job die vier Bedingungen erfüllt, kommt er infrage. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Ich kann aber einige Beispiele aus dem erweiterten Bekanntenkreis bringen

  1. Wer gerne segelt und alle nötigen Scheine hat, bietet als Skipper Törns in den beliebten Segelrevieren an. Mit seinem Hobby in der Karibik Geld verdienen ‒ das schafft nicht jeder.
  2. Fotografien online verkaufen. Mein Gott, was für ein alter Hut, habe ich gedacht. Aber ich musste lernen: Da gibt es noch viele unbesetzte Nischen. Man muss den Markt eben kennen.
  3. Dann wäre da noch die gute alte Immobilie. Sei es als reguläre Vermietung oder als Ferienhaus.
  4. Die üblichen Verdächtigen: Handelsgeschäfte, Vermittlungsgeschäfte, irgendwas mit Internet …

Was immer es ist, es bringt Geld, Sozialprestige und interessante Kontakte. Es bereichert Ihr Leben.
Aber: Es ist so individuell wie Sie.

Verlassen Sie die ausgetretenen Wege. Schauen Sie sich individuell in Ihrem Revier um. Wenn Sie die Augen offen halten, werden Sie schon etwas finden.

Und die Börse?

Das, was Sie mit dem unsicheren Anteil verdienen und nicht zum Leben brauchen, legen Sie passiv an der Börse an.
Die Börse trägt langfristig über den Zinseszinseffekt zu Ihrem Wohlstand bei.

Das Modell im Überblick

Das Finanzwesir-Überrendite-Modell

  1. Der sichere Job bringt das Brot. So greifen Sie die Vorteile des Systems ab und vermeiden die Nachteile so gut es geht.
  2. Die Selbstständigkeit bringt den Lachs aufs Brot und sie füttert das Börsendepot. Leider schwankt sie. Im Schaubild habe ich "Macht das Leben schön" in 26 Punkt großer Schrift gesetzt. Manchmal ist das blaue Kästchen aber knapp so groß, dass nur ein schönes Leben in 22 oder gar 18 Punkt drin ist. Dann ist es schön, wenn
  3. die Börse einspringen kann. Zusammen kommen das schöne und das noch schönere Leben dann vielleicht wieder auf 26 Punkt. Die Hauptaufgabe der Börse ist es aber, die Altersvorsorge zu speisen.

Ich habe im Bild die drei Kästchen, "sicherer Job", "Selbstständigkeit" und "Börse" gleich groß gemacht. Sieht halt besser aus. Aber im echten Leben atmet das System. Mal ist das eine Kästchen größer, dann wieder das andere.
Langfristig sollte

  • das Börsenkästchen immer größer werden,
  • das Selbstständigkeitskästchen immer so groß sein, dass es Ihnen Spaß macht,
  • das Sicherer-Job-Kästchen immer kleiner werden und spätestens mit Rentenbeginn verschwinden.

Was gar nicht geht

Die traditionelle Karriere, mit der man meine Generation noch ködern konnte. Gute Ausbildung und dann zu einem "großen Namen". Für Ingenieure einer der Autobauer oder Chemieriesen. Die BWLer und Juristen werden ihre eigenen "großen Namen" gehabt haben.
Warum? Vor allem, weil die traditionelle Karriere gegen die Weisheit des John Davison Rockefeller verstößt, die da heißt:

"Lieber eine Stunde über Geld nachdenken als eine Stunde für Geld arbeiten."

Die Karrierepyramide läuft ziemlich spitz zu. Die meisten Karrieren enden im Mittelmanagement. Zeitlich anspruchsvoll und emotional belastend. Das Sandwich kämpft einen Zweifrontenkrieg.
Überstunden werden erwartet und gelegentliche Dienstreisen machen aus einer 43-Stunden-Woche eine 50-Stunden-Woche. Nichts besonders Grausames oder Ausbeuterisches, nur der normale Wahnsinn.
Aber für ernsthaftes Nachdenken bleibt da weder Zeit übrig, noch ist Kraft vorhanden.
Doch, am Wochenende.
Am Samstag geht leider nicht. Da will die Frau zu Ikea. Neue Staubfänger kaufen, damit das Heim noch gemütlicher wird.
Verstehe, das duldet keinen Aufschub. Aber am Sonntag vielleicht?
Nein, schon in der Bibel steht:

"Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tag sollst du ruhen."

Irgendwann ist Schluss. Am Montag geht der Wahnsinn in der Firma wieder los. Da muss ich fit sein.

Liebe Leserin, wenn Sie sich in diesem Dialog nicht wieder erkannt haben, hier kommt die Variante für Sie:

Doch, am Wochenende.
Am Samstag geht leider nicht. Da muss ich im Haushalt das erledigen, was unter der Woche liegen geblieben ist. Er verspricht immer viel, hält aber wenig und von Wäsche waschen hat er ja mal so was von keine Ahnung.
Verstehe, das muss gemacht werden. Aber am Sonntag vielleicht?
Nein, da gilt das gleiche wie für die Männer: Auch die härteste Kriegerin muss mal die Füße hochlegen.

Also, lieber Rockefeller, dann stell dich mal hinten an mit deinem "über Geld nachdenken".

Der Blutegel namens "kalte Progression"

Die Steuerprogression im Zusammenspiel mit den Sozialabgaben macht die ganze Sache noch unattraktiver.

Steuerprogression Quelle: Gehaltsrechner für Arbeitgeber, kinderloser Single (Steuerklasse eins, für das Jahr 2015), überall rein gesetzlich versichert (Kranken-, Renten-, Arbeitslosenversicherung)

Was sehen wir?

  • Bis zu einem Jahresbrutto von 10.000 Euro im Jahr behalten Sie 79 %.
  • Ab 70.000 Euro Jahresbrutto toppt es aus. Sie sind jetzt an der Bemessungsgrenze der Sozialabgaben angelangt. Jetzt greift nur noch noch die Steuerprogression.
  • Der Sweet-Spot für den Staat: Die 10.000 Euro zwischen 10.000 und 20.000 Euro Jahresbrutto. Hier steigt die Abgabenlast relativ am stärksten. Wenn Sie 10.000 Euro verdienen, dürfen Sie 79 % behalten, wenn Sie 20.000 Euro verdienen, dürfen Sie 71 % behalten.
Jahresbrutto Das darf ich behalten Zunahme der Mehrbelastung
10.000 € 79,3 %
20.000 € 71,1 % 8,2 %
30.000 € 65,8 % 5,3 %
40.000 € 62,3 % 3,5 %
50.000 € 59,5 % 2,8 %
60.000 € 58,0 % 1,5 %
70.000 € 56,5 % 1,5 %
80.000 € 56,1 % 0,4 %

Fazit für kinderlose Singles: Bis 10.000 Euro und ab 70.000 Euro Jahresbrutto geht’s. Alles dazwischen ist Todeszone. Diese Gehälter bezahlen in Deutschland die Steuern und Sozialabgaben.
Für Familien oder Ehepaare sehen die Zahlen anders aus, aber auch hier gibt es eine Untergrenze und eine Obergrenze.
Was tun? Entweder als Angestellter richtig, richtig über 70.000 Euro jährlich verdienen oder unter 10.000 Euro bleiben. Wohlgemerkt: aus abhängiger Beschäftigung.

Abhängig Beschäftigter versus Selbstständiger

Was ist der Hauptunterschied zwischen einem abhängig Beschäftigten und einem Selbstständigen?

Cashflow Selbstständiger

Der Selbstständige zieht seine Kosten ab und zahlt auf den Rest Steuern. Zu einem guten Teil sind die Ausgaben nicht verloren, sondern Investitionen ins Geschäft.

Cashflow abhängig Beschäftigter

Der abhängig Beschäftigte zahlt Steuern und muss mit dem Rest seinen Lebensunterhalt bestreiten.

Die Bewertung

Warum sollte man das so machen?

Weil diese Strategie drei Beine hat. Schauen Sie sich mal um. Immer, wenn es darum geht, auf unebenen Boden einen sichern Stand zu finden, greifen wir zum Dreibein. Egal ob Stativ oder Schlagzeughocker.
Die Strategie kommt mit ziemlich wenig Staat aus, kann atmen und ist so antifragil, wie man sie sich nur wünschen kann.

Für abhängig Beschäftigte gilt: Es gibt zu jeder Karrierestufe ein bestimmtes Alter.
Die Bewerbung eines fünfzigjährigen Geschäftsführers ist willkommen (erfahrener Mann), einen fünfzigjährigen Sachbearbeiter braucht kein Mensch.
Man wird fragil über die Jahre als Arbeitnehmer.
Als Fünfzigjähriger kann ich bestätigen: Ab 50 ist man alt. Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert "ältere Arbeitnehmer" als Menschen zwischen "50 und 64" (Quelle)
Die werbetreibende Wirtschaft hält uns für starrköpfig. Einem Fünfzigjährigen kann man nichts mehr verkaufen. Die werberelevante Zielgruppe in Funk und Fernsehen endet mit den 49-Jährigen.
Ab 50 ruft auch kein Headhunter mehr an.

Und unverhofft kommt oft. Eine renommierte Firma schließt ihren Standort in München.
Unser Bekannter hat lange Jahre dort gearbeitet, ist Mitte 50 und zieht nun von München nach Nordrhein-Westfalen, um dort im Haus seiner verstorbenen Eltern zu wohnen.
Warum? Das Arbeitsamt hält ihn für unvermittelbar und hat ihm eine Sofortrente verpasst. Ein Sofort-Renter, der mit einer Krankenschwester verheiratet ist, kann sich München nicht mehr leisten.
Das ist nur eine Anekdote und auf eine Anekdote darf man keine Lebensplanung aufbauen.
Trotzdem, diese Dinge passieren und sie passieren zu oft, als das man sie ignorieren könnte.
Ein typisches Schwarzer-Schwan-Problem: Es muss nicht schiefgehen. Aber wenn wenn es kracht, dann richtig. Zwischen 50 und 67 liegen 17 lange Jahre. Das ist sehr viel Zeit. Wer mit 25 seine erste Stelle annimmt, ist 17 Jahre später 42.

Was spricht dagegen?

Zwei Punkte sprechen dagegen:

  1. Diese Strategie ist extrem gegen den Strich gebürstet und widerspricht jedem Karriereratgeber. Außerdem fehlen erfolgreiche Vorbilder.
  2. Es ist ein Affront gegen das System.

Oh je, Finanzwesir, "Affront gegen das System", was soll das denn? Geht’s auch etwas weniger wolkig?
Klar, ganz konkret heißt das: "Ich würde jemanden wie mich nicht einstellen".
Warum?
Jeder, der schon mal Leute eingestellt hat, weiß, wie nervig das ist. Ich habe das damals bei Yahoo! x-mal gemacht.
Man hat im Tagesgeschäft mehr als genug zu tun. Die Bewerbungen arbeitet man Abends durch. Dann muss man die ganzen Gespräche führen, und die Personalabteilung kommt permanent mit irgendwelchen blödsinnigen Formularen.
Aber irgendwann hat man jemanden. Der kommt dann und kann nichts. Man muss die neue Person erst einarbeiten und nach einem halben bis einem Jahr hat man jemanden, der mehr bringt als er kostet.
Dieses Prozedere durchläuft niemand freiwillig öfter als nötig.
Was bedeutet das? Dass es nichts schadet, wenn der neue Mitarbeiter nicht nur motiviert ist, sondern auch auf den Job angewiesen ist. Es heißt nicht umsonst "abhängig Beschäftigter".
Cowboys, deren Leben auf dem Konzept des "Fuck you" beruht, sind in diesem System nicht vorgesehen.

Kurz und bündig zusammengefasst von John Goodmann

Was nuschelt der?

"If you get up 2.5 million dollars, any asshole in the world knows what to do. You get a house with a 25 year roof, an indestructible Jap-economy shit box, you put the rest into the system and 3-5% to pay your taxes and that is your base.
You get me? That is your Fortress of Fucking Solitude.
That puts you for the rest of your life at a level of Fuck You.
Someone wants you to do something: Fuck You, boss pisses you off: Fuck You. Own your house, have a couple of bucks in the bank, don’t drink. That‘s all I have to say to anybody at any social level."

Wenn Sie weder mir noch John Goodmann glauben, dann glauben Sie vielleicht Heiko Mell, der seit 30 Jahren in der Karriereberatung der VDI Nachrichten erklärt, wie das System funktioniert.

Heiko Mell schreibt:

"Irgendwann "droht" Ihnen ein Vorgesetzter, der jünger und unerfahrener ist als Sie. Diese Entwicklung geht so weiter: Mit 50 Jahren und ohne "weiteren Aufstieg" Ihrerseits ist Ihr neuer Chef dann vielleicht 32 und hätte acht, Sie jedoch haben sechsundzwanzig Jahre Berufspraxis.
Das ist eine gute Basis für allerlei Frustrationen.
Damit wir uns nicht missverstehen: Jeder kann frei entscheiden, ob er nun aufsteigt oder nicht. Und ich habe Hochachtung vor einem Einsender, der sagt: "Ich kann es nicht, ich fühle mich davon überfordert."
Aber ich rate jedem, seine Haltung noch einmal zu überdenken, wenn er ruft: "Ich will einfach nicht." Ein Talent zu haben und es bewusst nicht zu nutzen, macht in späteren Jahren leicht unglücklich.
Und es widerspricht durchaus dem Grundaufbau unseres beruflichen Systems. (Hervorhebung durch mich)"
Quelle: AT oder nicht AT?

Deshalb amüsieren mich die Artikel der "jungen Wilden" unter den Finanzbloggern ein wenig, die sagen: "Ich will einfach nicht". Wer mit Mitte vierzig oder noch früher ernst macht mit dem Ausstieg aus dem klassischen Angestelltenleben, dem muss klar sein, dass das ein Weg ohne Wiederkehr ist.
Wer sich einmal ausklinkt, hat es wahnsinnig schwer, wieder aufgenommen zu werden.

Warum: Weil es genug Bewerber gibt, die einen Mainstream-Lebenslauf haben.
Ich als Chef will den Mainstream. Das kenne ich, das kann ich abschätzen.
Jeder vernünftige Chef wird Leute einstellen, die ihm sympathisch sind. Schließlich verbringt er den größten Teil seiner wachen Zeit mit ihnen. Sympathisch bedeutet immer: "Ist mir ähnlich".
Warum soll er einen Exoten einstellen, den er nicht einschätzen kann. Und kommen Sie mir nicht mit den Sonntagsreden von der Diversity. Ich brauch‘ keine Kulturbereicherer und Querdenker, sondern Leute, die was wegschaffen. Sie wissen schon, die Geschäftsführung mit ihren irren Kennzahlen …

So schnell wird sich das auch nicht ändern. Warum ich so sicher bin? Na, weil wir, die geburtenstarken Jahrgänge jetzt die Geschäftsführer, Bereichsleiter und Vorstände stellen.
Wir sind offline aufgewachsen. Unsere Väter haben das Geld verdient und unsere Mütter waren zu Hause oder haben etwas dazu verdient. Und wir werden mit jedem Jahr konservativer. Da wir die meisten sind, sind wir die Bestimmer.

Wer sind wir?

In Deutschland werden die im Zeitraum von 1955 bis 1969 Geborenen von Statistikern als geburtenstarke Jahrgänge bezeichnet. Die Geburtenzahlen erreichten im Jahr 1964 ihren Höhepunkt mit 1.357.304 Lebendgeborenen. 22 % ‒ mehr als ein Fünftel ‒ der Bevölkerung fallen in dieses Segment."

Bevölkerungspyramide Deutschland vom Statistischen Bundesamt Quelle

Und das bedeutet?

  1. Die Babyboomer sitzen an den Schaltstellen der Macht oder fangen an diese zu besetzen. Frau Merkel ist knapp keine Babyboomerin mehr. Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz wurde am 1. März 1965 geboren. Schauen Sie sich mal das Kabinett oder die Liste der DAX-Vorstände an.
  2. Mächtig oder nicht mächtig: Die Babyboomer geben schon durch ihre schiere Masse den Ton an. Das wird für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre so bleiben.

Fazit

Jetzt wird es dann mal Zeit für die Moralkeule: Ist es moralisch gerechtfertigt, sich zum Discountpreis ins System einzuhacken und sich von den Normalos die Krankenkasse subventionieren zu lassen?

Mal abgesehen davon

  • Will ich mich wirklich so konsequent aus dem klassischen System des Angestelltendaseins verabschieden?
  • Geht mein Partner diesen Weg mit?
  • Habe ich überhaupt noch Freiheitsgrade oder habe ich mich nicht schon vollkommen im System verheddert?
  • Bin ich bereit, die Härten dieses Weges auf mich zu nehmen? Der Hauptnachteil dieser Strategie: Sie ist so extrem individuell. Die Puzzlesteinchen sind alle bekannt, aber es gibt keine Blaupause, die mir sagt, wie ich sie zusammensetzen muss. Besonders blöd: Keine Garantie, dass auch alle Puzzlesteinchen auf dem Tisch liegen. Ein 1.000-Teile-Puzzle, bei dem nach 999 Teilen Schluss ist ‒ das nenn’ ich mal frustrierend.

Was tun?

Keine Ahnung, vielleicht den Lindenberg zitieren?

"Hinterm Horizont geht:s weiter."

Nachtrag

Am Samstag beim Mittagstisch verkündete unsere Tochter, sie würde jetzt eine Torte backen.
"Ah, einen Kuchen, Schatz, wie lecker."
"Nein! Eine Torte!", war die Antwort.
Zweifelnder Blick zur Frau: "Haben wir überhaupt ein Buch mit Tortenrezepten?" Natürlich nicht, aber Buch ist Old school. Heute heißt es "Hauswirtschaften mit Youtube."
So lernte ich Sally kennen und wir kriegen die Kurve zum Inhalt dieses Artikels.
Sally bäckt und kocht auf ihrem Youtube-Channel für über 775.000 Abonnenten. Angeschlossen sind ein Blog und ein Online-Shop.
Das ist ihr Spielbein. Ihr Standbein: Sie ist Grundschullehrerin.
Zwar ist sie die Frontfrau des Channels, aber im Impressum des Blogs und des Shops steht nicht ihr Name, sondern der eines Mannes. Elegante Aufgabenverteilung.
Natürlich nur ein anekdotischer Einzelfall. Nicht repräsentativ, ich weiß. Genau das ist das Problem. Wir sehen immer nur die Einzelfälle und zu jedem Einzelfall fällt uns ein, warum gerade dieser Einzelfall nun wirklich nicht auf unsere Situation anwendbar ist.
Sally ist als Youtuberin sehr sichtbar. Ich vermute, dass es in Deutschland viel mehr unkonventionelle Lebensläufe gibt, als wir uns das vorstellen. Aber man sieht diese Leute nicht.
Warum?
Weil es einfacher ist, unter dem Radar zu fliegen, als immer wieder die gleichen Erklärungen abgeben zu müssen und sich zu verteidigen: "Ja, das ist legal." Deshalb sehen wir nur die vorgestanzten Lebensentwürfe, die uns die einschlägigen Karriereportale präsentieren.
Hier gibt’s mehr über Sally

Zum Weiterlesen

Erklärt seit 30 Jahren, wie das System funktioniert: Die Karriereberatung von Heiko Mell in den VDI Nachrichten.
Besonders empfehlenswert: Die Ausgabe 465 mit dem Titel "Berufswegplanung Achtung: Teufelskreis".

Hier die Geschichte, wie man als ungelernte Kraft mit der wenig prestigeträchtigen Arbeit des Treppenhauswischens einen Stundenlohn von 154 Euro erzielt.

Meine Buchempfehlung

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Abgelegt unter Strategie, Grundlagen, Rendite, Altersvorsorge



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Kommentare

Finanzkaries sagt am 14. Juni 2016

Interessanter Artikel, ich hätte noch ein paar Nachfragen:

Der erste Teilzeitjob ist für die soziale Absicherung, der zweite Job dann für die Rendite. Aber ist es denn überhaupt vernünftig machbar, den zweiten Job von den ganzen Abgaben zu befreien?
Man kann als Selbstständiger zwar etwas Arbeitsmittel von der Steuer absetzen, aber in so einem Umfang (im Steuerbildchen ist beim Selbstständigen nur noch ein Geldhaufen, statt zwei). Oder gibt es soviele Tricks, seine Lebenshaltungskosten da vom Selbstständigenumsatz abziehen zu können?


Dummerchen sagt am 14. Juni 2016

"Am besten ist eine Teilzeitstelle als Beamter im öffentlichen Dienst."

Sicher, lieber Finanzwesir?
Ich bin zwar kein Beamter, aber meine mich zu entsinnen, dass eine Fünftelregelung existiert, nach der ein Fünftel der ausgeübten Arbeitszeit nicht überschritten werden darf. Insbesondere in Teilzeit wird die Zeit für eine Zusatztätigkeit dann noch kürzer. (Ja, ja, wo kein Richter... - aber welcher Beamter will schon die "enge, aber warme Jacke" freiwillig riskieren?)
Wie es bei Angestellten im öD ist, weiß ich nicht...


Finanzwesir sagt am 14. Juni 2016

Hallo Finanzkaries,

"Oder gibt es soviele Tricks, seine Lebenshaltungskosten da vom Selbstständigenumsatz abziehen zu können?"

Das ist der Unteschied zwischen einem Selbständigen und einen Angestellten. Der Selbständige gestaltet. Du brauchst Phantasie und Kreativität, was Du wann wo ansetzen kannst. Natürlich kann man den zweiten Job nicht ganz von den Abgaben befreien, aber die Klassiker Auto und geringfügiges Beschäftigen von Familienangehörigen gehen oft. Auch Reisen: Da kannst Du das Angenehme mit dem Geschäftlichen verbinden. Die Geschäftstermine tagsüber müssen natürlich echt sein, aber es gibt keine Pflicht im Hotel zu übernachten. Das kannst Du auch bei lieben Freunden tun. Aber ich bin Steuerberater. Kauf Dir ein paar gute Bücher und lerne, wie die Finanzverwaltung tickt. Es geht nicht darum, alle Lebenshaltungskosten weg zu drücken, das klappt nicht und ist auch nicht nötig. Lerne, das was legal ist anzusetzen. Da hast Du als Selbständiger unvergleichlich mehr Möglichkeiten, als ein Angestellter.
Ein guter, unternehmerisch denkender Steuerberater ist Gold wert. Du willst keinen, der Dich in irgendwelche Ausgaben drängt, nur um "Steuern zu sparen". Das ist Schwachsinn. Du willst einen intelligenten Gestalter, der langfristig plant und schon vorausahnt, wo die Finanzverwaltung in den kommenden Jahren die Fallstricke auslegen wird.

Gruß
Finanzwesir


Finanzwesir sagt am 14. Juni 2016

Hallo Dummerchen,
wegen der Fünftel-Vermutung. So ganz werde ich aus dem hier nicht schlau:

Nebentätigkeiten von teilzeitbeschäftigten Angestellten

Grundsätzlich haben teilzeitbeschäftigte Angestellte einen Anspruch auf Ausübung einer Nebentätigkeit, wenn die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit durch Teilzeit- und Nebentätigkeit insgesamt nicht überschritten wird und sonstige Versagungsgründe nicht vorliegen.

Allerdings stehen auch Nebentätigkeiten von teilzeitbeschäftigten Angestellten nach den bisherigen Regelungen unter einem Genehmigungsvorbehalt. Dies gilt unabhängig von den Gründen für die Teilzeitbeschäftigung auch dann, wenn der zeitliche Umfang von Teilzeitbeschäftigung und Nebentätigkeit zusammen die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit eines vollzeitbeschäftigten Angestellten nicht überschreitet. Dies soll nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 30.05.1996 (6 AZR 537/95) dem Arbeitgeber ermöglichen zu prüfen, inwieweit durch die Nebentätigkeit dienstliche Interessen beeinträchtigt sein könnten.

Dienstliche Interessen können insbesondere dann berührt sein, wenn die zeitliche Beanspruchung durch die Teilzeitbeschäftigung und die Nebentätigkeit zusammen in der Woche ein Fünftel der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit überschreitet. Diese so genannte Fünftel-Vermutung ist in § 65 Abs. 2 Nr. 1 i.V.m. S. 4 BBG gesetzlich normiert und gilt über die Verweisung des § 11 BAT für Angestellte (der Länder) entsprechend. Angestellte von Bund und Kommunen, für die der neue TVöD gilt, unterliegen für die Ausübung einer Nebentätigkeit keinem Genehmigungsvorbehalt mehr. Hier reicht nach der neuen Regelung die Anzeige der Nebentätigkeit gegenüber dem Arbeitgeber aus.

Quelle: http://www.nebentaetigkeitsrecht.de/nebentaetigkeiten/nebentaetigkeiten-von-tarifbeschaeftigten/nebentaetigkeiten_von_angestellten_nt

Kein generelles Verbot, aber "Dienstliche Interessen können berührt sein". Also eher nein? Oder eher doch, denn

"Angestellte von Bund und Kommunen, für die der neue TVöD gilt, unterliegen für die Ausübung einer Nebentätigkeit keinem Genehmigungsvorbehalt mehr."

Ich würde sagen: Wie im Artikel geschrieben: Eine wichtige, aber individuelle Frage. Welcher Tarifvertrag, Angestellter oder Arbeiter, Arbeitgeber: Kommune, Land, Bund?

Beamte nehme ich aus. Hätte ich wohl besser mal dazu geschrieben. Ein Beamter ist so 100% RK1, der braucht nichts anderes mehr.
Meine Zielgruppe sind eher die, die in der Wirtschaft arbeiten müssen oder wollen.

Gruß
Finanzwesir


Alex von Homemade Finance sagt am 14. Juni 2016

Das ist mal wieder ein richtig starker Beitrag. Vom Feinsten Herr Wesir!

Im Endeffekt ist die Antwort die gleiche wie bei praktisch 75% aller Finanzfragen: Diversifikation

Diversifikation ist nicht einfach eine Floskel für die Börse sondern vielmehr eine Lebensphilosophie. Sie endet nicht am Rande des Depots sondern durchzieht alles was wir tun.

Paradoxerweise herrscht immer noch die Ansicht das klassische Angestelltendasein wäre etwas sehr Risikoavereses. Dabei ist es wie du so schön gesagt hast ein Klumpenrisiko von epischem Ausmaß.

So richtig versichern kann man es nicht und so bleibt einem nur die Diversifikation.

Ich würde meinen Ansatz so stricken, dass er auf den sieben Einkunftsarten des Steuersystems basiert:

  1. Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft
  2. Einkünfte aus Gewerbebetrieb
  3. Einkünfte aus selbständiger Arbeit
  4. Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
  5. Einkünfte aus Kapitalvermögen
  6. Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
  7. Sonstige Einkünfte

Man könnte versuchen 3 bis 4 der Einkunftsarten abzudecken. Mit der ersten weiteren neben nichtselbständiger Arbeit ist der Zugewinn an Diversifikation am Größten, danach ist er immer noch positiv aber weniger stark.

Wenn sich das Einkommen aus mehreren Arten zusammensetzt, dann steht man deutlich weniger schwankend im Leben wie es so schön heißt.

Das Prinzip bleibt gleich wie im Artikel, ist nur eine andere Art es zu strukturieren.

Viele Grüße
Alex


Andi sagt am 14. Juni 2016

  1. Beamter wird man nicht mal so eben :)

Insbesondere nicht im einfachen oder mittleren Dienst, wo es auch ein Angestellter tut.

Angestellte im ö. D. sind nicht unkündbar.
Und zwar NIEMALS.
Wir sind nach 15 Jahren Dienstzeit UND mit Vollendung des 40. Lebensjahres BETRIEBSBEDINGT unkündbar. Aber eben nur betriebsbedingt.
Und das kann sich alle 2 Jahre ändern, wenn mal wieder Tarivverhandlungen anstehen. Da knapsen se ja gerne zum Leidwesen des Arbeitnehmers, auch wenn es medial anders verkauft wird.

Nichts desto trotz gibt es natürlich kaum einen sichereren Arbeitsplatz, als einen Arbeitsplatz irgendwo im öffentlichen Dienst.

Zum Thema Nebentätigkeit kann ich nur folgenden Link empfehlen:
https://www.verdi-bub.de/service/praxistipps/archiv/nebentaetigkeit_wann_ist_sie_zulaessig_wann_nicht/

Eine Nebentätigkeit muss im TvöD zwar nicht mehr vorab genehmigt werden, kann jedoch nach Anzeige versagt werden, was im Enddeffekt aufs selbe rausläuft.

im übrigen (auch dort zu lesen):

"Hiernach darf die Summe der Arbeitszeit von Haupt- und Nebentätigkeit die gesetzliche Höchstgrenze von werktäglich acht Stunden im Durchschnitt nicht überschreiten (§ 3 ArbzG)."

Bei einer Teilzeitbeschäftigung im ö. D. sagen wir über 4-6 Stunden am Tag würden für die Nebentätigkeit durchschnittlich nur 2-4 Stunden täglich für die Nebentätigkeit bleiben.
Für eine "Renditeträchtige" selbständige Arbeit zu wenig würde ich meinen.


14republic sagt am 14. Juni 2016

Das ist mal ein faszinierender Artikel! Interessantes Thema, gute Beispiele, regt zum Nachdenken an - deswegen lese ich diesen Blog.


Felix sagt am 14. Juni 2016

| Ich gehöre auch zu den Stammlesern von Heiko Mell. Der würde aber bei den Modell die Hände übern Kopf zusammen schlagen. Er setzt auf Karriere mit Personalverantwortung, was nur gelingt, wenn man 105 % bringt und nicht 20 %. Mein Berufsleben war eigentlich auch durch immer weiteren Aufstieg gekennzeichnet.
Wenn die interessanten Überlegungen für die jungen Wilden gelten sollen, dann sind das ja die wenigen Nachkommen der Babyboomer, die jetzt am Hebel sitzen, fett Kohle machen und alles in die Ausbildung ihrer Kids investieren.
Das heißt wir haben die am besten ausgebildete Generation ever und die sollen, um das System auszutricksen, die Treppen der Geschäftsräume ihrer Väter wischen - schwer vorstellbar.
Interessanter finde ich schon die oben genannten steuerlich relevanten Einkommensarten. Jede hat ihren eigenen Freibetrag und diese auszunutzen zusätzlich zum Hauptjob ist nicht die schlechteste Idee.


Capri sagt am 15. Juni 2016

Hallo Finanzwesir,

ich bin eher ein Mensch der offenen Worte und muss doch sagen, dass dein Beitrag wie ein Schlag in die Fr..... ist. Zumindest für mich der durchaus an das halbwegs bequeme Leben eines Angestellten glaubt und versucht zu leben, so gut es geht.

Trotz allem sehe ich immer die Sätz "Das Leben ist kein Wunschkonzert" + "Nicht jeder kann Häupling sein". Es gibt da eben noch die reale Welt, fernab von Blogs.

Gerne möchte ich meine Einnahmen in einem spürbaren Maße auf mehrere Quellen verteilen (Börse ausgeklammert, das ist bereits getan). Aber auf Selbständigkeit habe ich keine Lust, denn die ist selbst und ständig.

Und das da jeder auf einen grünen Zweig kommt, ohne das ich meine Freizeit im Stile eines Managers verbrenne, da kann ich nicht ganz dran glauben. Und Teilzeitjobs kann ich als arbeitsloser 50er (wie putzen) dann immer noch machen.

Wie gesagt, ich muss die Infos erstmal verdauen :), wollte trotzdem eine Reaktion tippen.

Bietest Du auch Privat-Consulting an? ;-) Gerne würde ich was ändern, aber sehe nicht wie.... .


mafis sagt am 15. Juni 2016

Genau de passende Beitrag zur richtigen Zeit. Mit dem Thema Selbstständig befasse ich mich jetzt seit einiger Zeit und hatte schon meine Diskussionen mit der Ex-Studentin und WhatLifeCouldBe.

Komplett selbstständig würde wohl die größte Rendite bringen. Aber dabei auch wohl das höchste Risiko. Den Ansatz mit der Diversifikation ist dabei irgendwie interessant. In der Freizeit Geld mit Dingen verdienen, welche einem Spaß machen und Arbeit arbeit sein lassen.

Ich glaube die Richtung muss ich wirklich mal durchrechnen. Vielleicht lohnt sich dieser Weg sogar bei verminderten Risiko. Vor allem da ich nah den Punkt bin, wo Abgaben prozentual nicht mehr so stark ins Gewicht fallen.


Volatiltät sagt am 15. Juni 2016

Das ist auch typisch deutsch, dass man sich gegen alle Eventualitäten 8-fach absichern will. Finde ich persönlich unnötig.

Einfache Regeln:

  • Weniger Ausgaben, als Einnahmen
  • in Humankapital investieren (Ausbildung, Studium, Qualifikation, sorry ich hab doch nicht studiert um zu putzen)
  • deswegen den Lebensstandard immer verzögert anpassen (nach oben ist man schnell gewöhnt, nach unten ist es für die meisten tragisch)
  • langfristig sparen bzw. investieren (überweigend Aktien, aber auch Immos)und genügend fu** you money aufbauen.

Wurden diese Punkte beachtet sollte man als Akademiker bis Anfang/Mitte 50 einen mittleren sechstelligen oder knapp siebenstelligen Networth beisammen haben. Das sollte als Überbrückung/Hilfe im Notfall reichen, dafür ist es auch da, dann muss eben Kapitalverzehr her, obwohl das nach 20-40 Jahren Kapitalakkumulation sicher nicht leicht fällt.


Finanzwesir sagt am 15. Juni 2016

@Alex: "Diversifikation als Lebensphilosophie" - eine sehr gute Zusammenfassung

@Andi: Vergiss die Beamten, die sind speziell (wegen der besonderen Treue- und Fürsorgepflichten). Angestellter reicht. Ich finde Deinen Kommentar gut, weil er zeigt, woran mein Konzept krankt: Menschen, die im ÖD arbeiten sehen das Leben durch eine ganz andere Brille, als Menschen, die selbständig arbeiten. Du argumentierst mit § 3 ArbzG. Was interessiert mich dieser Paragraph. Mein Arbeitgeber bezahlt micht, deshalb begiete es der Anstand, dass ich als Anegstellter einen anständigen Gegenwert liefere. Egal, was irgendwelche Paragraphen sagen.
Alles weitere ist meine Sache.
Wegen "renditeträchtig". Rendite ist erst einmal Aufwand/Ertrag. Der Stundenlohn macht's. Klar, bei 2-4 Stunden täglich wird man absolut gesehen keine Reichtümer verdienen. Aber es ist mehr als nichts. Und im Übrigen: Wie werden die täglich 2-4 Stunden denn kontrolliert? Solange Du nicht des nachts als Musiker 5 Stunden im Club musizierst - wer will's ausrechnen?
Ich glaube, dass ist der fundamentale Unterschied: Ob man die Regeln akzeptiert, einfach weil sie das sind oder ob man sagt: "Hauptsache, ich kann mich morgens noch im Spiegel anschauen." Diese grundsätzlich unterschiedlichen Mentalitäten unter einen Hut zu bringen erfordert vielleicht doch zu viel Schizophrenie.

@Felix: 105% bringen ohne Garantie auf Erfolg. Das ist für mich die Verkörperung des "Alles-oder-nichts"-Prinzips. Das klassische Karriere-Prinzip halte ich für sehr gefährlich. Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber 50 ist eine magische Grenze. Mit 50 ist man Geschäftsführer, Partner, Bereichsleiter oder ist ein sehr geschätzter Spezialist oder besser noch: "Wanderer zwischen den Welten". Die Jungs ohne Personalverantwortung, die ich kenne und die fest im Sattel sitzen sprechen Java mit den Codern und bezaubern beim Kunden mit ihren ausgesucht guten Manieren. Für die Masse der Leute gilt das aber nicht. Das sind einfach gute Sachbeabeiter, aber letztendlich Verfügungsmasse.

"besten ausgebildete Generation ever und die sollen, um das System auszutricksen, die Treppen der Geschäftsräume ihrer Väter wischen"

Warum nicht? Bloß weil jemand formal! gut ausgebildet ist, bedeutet das nicht, dass dieser Mensch auch einen Arbeitsplatz findet. Die formale Ausbildung ist sicher besser als bei jeder anderen Generation zuvor. Aber was heißt das schon. Es muß

  • einen Arbeitsplatz geben (siehe die Euro-Südländer mit ihrer Jugendarbeitslosigkeit von bis zu 30%)
  • lukrativ sein, diese Arbeit zu machen. Wenn die Sozialabgaben prohibitiv hoch werden, weil jeder junge Mensch die Rente von zwei Babyboomern bezahlen muss, ist es vielleicht schlauer schwarz oder im Rahmen der "erweiterten Nachbarschaftshilfe" zu arbeiten.

Was die Ausbildung dieser Kids angeht: Finde ich gruselig, was da passiert. Diese massive Förderung durch die Eltern: Immer gute Noten, noch ein Praktikum, Klavier, Schach, und noch 'ne Qualifikation. Vor lauter Panik vor dem sozialen Abstieg wird Kanonenfutter für's Rattenrennen gezüchtet.
Wir fördern unsere Kinder nicht. Wenn sie etwas wollen, unterstützen wir sie nach Kräften, aber wir tragen sie nicht zum jagen. Es ist ganz erstaunlich, wozu selbst 12-Jährige fähig sind, wenn sie etwas wirklich, wirklich wollen. Man muss sie nur lassen und Vertrauen haben.

@Capri:

"Bietest Du auch Privat-Consulting an?" Ja, schick eine Mail an finanzwesir@....

Grundsätzlich: Wenn Du Dich in Deinem Leben als Angestellter ganz gut eingerichtet hast, dann bestehr doch kein dringender Handlungsbedarf. Läuft ja erst mal. Den wichtigsten Punkt: "Bin an der Börse" hast Du ja bereits erledigt. Es gibt bereits eine Diversifikation in Deinem Leben. Das ist gut!

"Und das da jeder auf einen grünen Zweig kommt, ohne das ich meine Freizeit im Stile eines Managers verbrenne, da kann ich nicht ganz dran glauben." Aha, ein Glaubenssatz! ;-) Je nach Ausrichtung ein echter Beschleuniger oder der Stein, der Dich in die Tiefe zieht.

Mein Vorschlag: Laß das mit dem grünen Zweig mal weg. Schreib einfach mal auf, was Du gerne machen würdest und was sich in einem Dir zeitlich genehmen Rahmen erledigen ließe. Das mit dem zeitlichen Rahmen ist eine wunderbare Einschränkung des ansonsten doch recht unendlichen Feldes. Es geht um Deine Lebenszufriedenheit. Wenn übermäßiger Zeitkonsum einer Nebentätigkeit Dich unzufrieden macht, scheidet diese Tätigkeit aus. Fertig!

Hier ein Beispiel für Dich, welche Formen der Wahnsinn annehmen kann:

Ich kannte mal einen, der hatte nur eine Wohnung, liebte aber Gartenarbeit. Aber die Machovariante, das Unkrautzupfen hat er den Mädels überlassen. Wie kann so einer seine Triebe ausleben? Ganz einfach, er stellt sein schweres Gerät bei den Eltern unter und bietet seine Dienste auf Blauarbeit oder einem der anderen Handwerker-Portale an. Wenn er gebucht wird, spannt er den Hänger an und rückt an. Wir hatten ihn im Garten, er hat ordentlich was weggeschafft, einfach weil er Spaß daran hatte. Wir waren zufrieden. Er erzählte mir, dass er sich zwischen Frühhahr und Herbst (kleine Delle im Sommer) vor Aufträgen nicht retten kann. Unter der Woche Schreibtischtäter, am Samstag Garten-Rambo - der konnte sich die Mucki-Bude sparen.

@mafis:

"Vielleicht lohnt sich dieser Weg sogar bei verminderten Risiko."

Hm, aber wenn Du jetzt am oberen Ende bist, bei dem es austoppt, dann hast Du doch zwei Möglichkeiten

  1. Mit Vollgas weiter, bis auch nicht nur die Sozialaabgaben, sondern auch die Steuer austoppt.
  2. Einen Gang runterschalten, dann rutschst Du wieder die Progressionskurve runter. Die Selbständigkeit muss dann aber lukrativer sein als die abhängige Beschäftigung.

Du bist ja noch sehr jung und - wenn ich das richtig verstanden habe - ungebunden und dürftest schnell einen neuen Arbeitsplatz finden. Die Schwarze-Schwan-Problematik steht bei Dir erst in einigen Jahrzehnten an.

@Volatiltät gegen drei Deiner vier Punkte ist nichts zu sagen, die predige ich ja selbst. Ich würde nur bei Punkt zwei, Humankapital Einspruch erheben.

"sorry ich hab doch nicht studiert um zu putzen"

Kommt aufs Studium an. Ich kenne etliche Akademiker (besonders aus dem musischen Bereich und der Verlagsbranche), die mit Putzen einen besseren Stundenlohn einfahren würden, als mit dem, was sie studiert haben.

Die haben auch

"Anfang/Mitte 50 keinen mittleren sechstelligen oder knapp siebenstelligen Networth beisammen"

Bloß weil jemand Akademiker ist, bedeutet das nicht, das er - oder vor allem sie - ein Gehalt bezieht, mit dem man Vermögen aufbauen kann. In Zukunft wird sich das eher verschärfen. Wer soll all die Genderspezialistinnen, Ich-mach-was-mit-Medien"-Gestalten und Hybrid-Chimären beschäftigen?
Hybrid-Chimären = So was wie der Studiengang "Internationale Beziehungen", der diese drei Bereiche in 6 Semestern zusammelegiert

  • rechtswissenschaftliche Perspektiven = Haben weniger Ahnung von Gesetzen als die Juristen
  • sozialwissenschaftliche Perspektiven = Sind super mit Social Media
  • wirtschaftswissenschaftliche Perspektiven = Können weniger Mathe als die BWL/VWLer

Berufliche Tätigkeitsfelder laut Website: Unter anderem in internationalen und supranationalen Institutionen,beim Staat, in Nichtregierungsorganisationen, in Verbänden und in der Kirche.
Also alles vom Steuerzahler alimentiert.

Gruß
Finanzwesir


Finanzkaries sagt am 15. Juni 2016

@Capri: Zustimmung, der Artikel war für mich auch ein Schlag in die Fresse und hatte danach schlechte Laune. Da reißt man sich den Arsch auf für eine Arbeitsstelle, wo das bisherige Kernthema des Blogs (vernünftig investieren) erfüllt werden kann. Und dann kommt so ein Artikel daher und sagt, ätschibätsch, aber Selbstständige habens besser.
Nagut, aber besser so ein Artikel als einer, der meine bestehende Meinung nur bestätigt. Dafür brauche ich dann kein Blog lesen, ich will neue Denkanstöße und die liefert Herr Finanzwesir aufs vortrefflichste. Und auf Rückfragen geht er auch sehr schön ein, was will man mehr ;-)

Und zumindest der eine Absatz versöhnt mich dann doch wieder:

"Was tun? Entweder als Angestellter richtig, richtig über 70.000 Euro jährlich verdienen oder unter 10.000 Euro bleiben. Wohlgemerkt: Aus abhängiger Beschäftigung. "


Coxeroni sagt am 15. Juni 2016

Sehr spannender Artikel. Im Prinzip genau der richtige Ansatz für meine Position. Ich sitze in einem der beschriebenen Idealjobs, bei den die Akten von links nach rechts auf dem Schreibtisch wandern und ich sicher im Sattel sitze und dazu noch sehr gut verdiene.
Da ich möglichst viel Zeit mit meiner Tochter/Familie verbringen möchte, hege ich den Gedanken möglichst früh in Teilzeit zu wechseln.
Bisher war der Plan, so lange Vollzeit zu arbeiten, bis die Einkünfte des Depots die "ausgefallenen" Teil aufwiegen. Da dass aber noch eine Weile dauern wird, bin ich nicht 100 % glücklich mit dieser Lösung.

Dein Ansatz ist dabei sehr spannend, nur fällt mir partout nichts ein, was ich in Selbständigkeit "nebenbei" machen könnte...
Irgendwelchen Plunder zu handeln will ich nicht, Webskills habe ich keine und ein Hobby was ich mal eben zum Beruf machen kann habe ich auch nicht zur Hand.
Immobilien sind hier in München zu teuer, da zahlt eine Wohnung zwar ihren Kredit ab, aber dadurch habe ich nicht mehr in der Tasche. Ich werde darüber noch eine Weile grübeln, vielleicht fällt mir ja noch was ein. Bis dahin lese ich mal, was der Rest hier so dazu meint. Bisher sind die Meinungen ja geteilt..


Teilzeitinvestor sagt am 15. Juni 2016

Spannender Artikel und noch spannendere Diskussion hier.

Was die Selbständigkeit angeht sollte man allerdings nicht zu blauäugig herangehen. Um das nicht nur als nettes Hobby sondern als wirtschaftlich lukratives Zubrot zu betreiben, muss man schon eine passende Nische finden, und darin auch noch sehr gut sein.

Bei einem Großteil der naheliegenden selbständigen Tätigkeiten ("Webdesigner", alles mit "Coaching" und "Training", "ebay Händler", "Dawanda-Kreativer") sind die Preise derart unter Druck und das Angebot an Hobby- oder Möchtegern-Dienstleistern so groß, dass man kaum die Kosten wieder einspielen kann, geschweige denn noch etwas verdient, und das trotz viel Herzblut und Zeitaufwand.

Beispiele für erfolgreiche Selbständigkeit kenne ich eigentlich nur aus der IT- und Beraterwelt, wo jemand sich als Berater selbständig gemacht hat und von seinem alten Arbeitgeber gleich 1-2 lukrative Kunden mitgenommen hat. Das lässt sich aber nicht einfach so herbeizaubern sondern erfordert schon sehr individuelle Voraussetzungen.


Stefan sagt am 15. Juni 2016

Hallo Finanzwesir,

klasse Artikel - mir gefällt deine Einstellung:

Ob man die Regeln akzeptiert, einfach weil sie das sind oder ob man sagt: "Hauptsache, ich kann mich morgens noch im Spiegel anschauen."

Du beschreibst in dem Post genau meine Situation, deine Ausführungen kann ich im Großen und Ganzen bestätigen. Hier kommen meine Details zum Thema.

  1. Anstellung mit 20 h / Woche
  2. Selbstständig im Internet-Bereich

Vorteile des Modells für mich:

  • ich kann in meiner selbstständigen Tätigkeit höhere Honorare nehmen und kann Kleinkram oder schlecht Bezahltes ablehnen, weil ich das Grundeinkommen durch die Anstellung habe (TVL 14 Stufe 5)
  • in der Anstellung sind mir die Eitelkeiten von Vorgesetzten und Kollegen egal (siehe John Goodman)
  • ich habe in der Anstellung eine gute Verhandlungsposition, so dass ich zwei Tage Anwesenheit pro Woche ausgehandelt habe (zuvor vier Tage)
  • ich treffe bei meiner Anstellung sehr gut ausgebildete Leute, die meist nicht so gut bezahlt sind, so dass sie offen sind, bei einigen Projekten mitzumachen
  • Bibliothek und Zugriff auf eBooks sind toll
  • Dienstreisen und Weiterbildungen übernimmt mein Arbeitgeber
  • Rentenversicherung / Arbeitslosenversicherung wird bezahlt (bzw. geht auch vom Gehalt ab)

Nachteile des Modells:

  • ich habe natürlich mehr Arbeit, als wenn ich nur angestellt wäre (ist ja klar - muss einem aber auch klar sein)
  • in meinem Angestellten-Job fühle ich mich bei Meetings oft deplaziert / nicht dazugehörig
  • ich will nicht, dass meine Kunden wissen, dass ich angestellt bin und musste mir für den Fall, dass sie es rausfinden, eine Story zurechtlegen.
  • Zwei Tage Anwesenheit sind ok, aber es sind auch zwei Tage, wo ich nicht selbstständig arbeiten kann
  • Anrufe von Kunden (zum Glück schreiben 95% Mails), wenn ich gerade für die Anstellung arbeite (teils gelöst durch digitalen Anrufbeantworter mit Mail-Zustellung).

Ich kenne 100% Selbstständigkeit und 100% Anstellung.

Was mich bei der 100% Anstellung gestört hat, waren vor allem:

  • schlechte Bezahlung
  • das Fegefeuer der Eitelkeiten von Kollegen und Vorgesetzten
  • die Macht, die Vorgesetzte haben - weil sie wissen, dass man "abhängig" beschäftigt ist (besonders schlimm, wenn man ein Haus baut/kauft oder eine Familie zu ernähren hat)
  • die Spezialisierung auf einen Arbeitgeber - ich hatte Angst, ich werde auf Dauer nur noch da funktionieren können, aber nicht mehr bei anderen Arbeitgebern

Bei meiner 100% selbstständigen Tätigkeit war nervig:

  • Kleinkram annehmen und um Aufträge kämpfen
  • effektiv schlechte Bezahlung, wenn man die gesamte Arbeitszeit einrechnet

Die 50/50 Variante mache ich seit 10 Jahren - und ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so viel verdienen werde.

Einige meiner Freunde sind auch angestellt und wollen sich und etwas verändern, aber sie reden seit Jahren davon, ohne es anzugehen. Also Vorsicht: Neben einigen Vorteilen kann eine Anstellung einen ziemlich träge machen. Ich denke immer daran: Stechuhr = Lebenszeit


BigMac sagt am 15. Juni 2016

So richtig zufrieden bin ich mit diesem Blog-Beitrag nicht. Weil, mit den vier Forderungen an den unsicheren Anteil

  1. Er muss Geld bringen.
  2. Er muss uns Spaß machen und uns fordern.
  3. Er muss in Teilzeit machbar sein.
  4. Es muss eine selbständige Tätigkeit sein.

kann ich mich so nicht anfreunden. Meiner Meinung nach müsste vor allem Forderung 1 anders lauten:

Er muss spürbar mehr Geld bringen, als der sichere Anteil.

Warum? Gleich viel oder weniger Geld würde der Überschrift „Für eine ÜBERrendite im Leben“ widersprechen. „Spürbar mehr Geld als beim sicheren Anteil“ wirft nun aber ein Problem auf, denn es kann zwei Dinge bedeuten:

1) Die abhängige Beschäftigung wird schlecht bezahlt. Dann kann man durch Putzen, Gärtnern, Handwerkern, etc. die Forderung erfüllen und das Erfüllen ist einfach, „das kann jeder“. Ob dann aber Forderung 2 erfüllt ist, wage ich in den meisten Fällen zu bezweifeln. Ich bin sogar der Überzeugung, dass die meisten Menschen keine Tätigkeit nennen können, die sie dauerhaft gerne ausüben würden und mit der sie gleichzeitig vermutlich ausreichend Geld verdienen können.

2) Die Selbstständigkeit wirft nicht nur relativ sondern auch absolut sehr viel Geld ab. Mal abgesehen davon, dass man dafür entweder ein großes Talent oder eine sehr gute Geschäftsidee braucht: Wer mit der Selbstständigkeit viel Geld macht, wird höchstwahrscheinlich über kurz oder lang die abhängige Beschäftigung anderen überlassen. Und wer als fähiger Firmeninhaber mit einer guten Idee ein gutes Geschäft betreibt, wird dies auf Dauer bestimmt nicht als One-Man-Show machen, sondern Chef von einigen oder vielen Angestellten werden, mit 60-Stunden-Woche etc.. Wie schon geschrieben ist das vielleicht auch nicht das, was dauerhaft angestrebt wird.

Deshalb lautet mein Fazit: Als Entwurf für das Arbeitsleben nur bedingt geeignet, als Denkanstoß gut, als Anleitung für den Einstieg in die Selbstständigkeit auch.

Noch zwei Gedankengänge:

„Wenn Sie die Augen offen halten, werden Sie schon etwas finden.“
Meine Erfahrung mit 50+ Lenzen: Tätigkeiten und Geschäftsideen, die Forderungen 1 und 2 erfüllen, sind sehr, sehr rar. Die Fähigkeit, diese zu finden, ist noch seltener anzutreffen. Ich kenne relativ gesehen deutlich mehr Selbstständige, deren Geschäft den Bach runtergegangen sind, als Angestellte, die im Laufe des Arbeitslebens ernsthafte Probleme bekommen haben. Und Erfolg hatten nur die, die sowieso gut waren und ein hohes Einkommen hatten. Mag sein, dass auch hier der Blick in die Vergangenheit keine Prognose für die Zukunft erlaubt.

„Als Fünfzigjähriger kann ich bestätigen: Ab 50 ist man alt.“

Na und? Ich dachte, wir schreiben und lesen hier, weil es primär unser Ziel mit 50+ alt sein zu dürfen und in den Sack hauen zu können ….

Gruß, BigMac


mafis sagt am 15. Juni 2016

@Finanzwesir du hast meine Situation schon erfasst und vor allem ist Nummer 1 mein Favorit.

Aber meinte das ganze auch eher übergangsweise. Ich könnte aktuell zwei Schritte gehen. Sofort kündigen und selbstständig machen und nebenbei langsam beginnen. Vielleicht über ein Jahr ca. und dann den Sprung machen. Also mir geht es weniger darum es zu tun, als den Übergang geschmeidig zu wählen.

Ich denke mal dies ist jetzt nicht die blödste Art an die Sache ran zu gehen.


Covacoro sagt am 15. Juni 2016

@Big Mac: sehr gute, ausgewogene Argumentation.

Zum Artikel: es gibt noch einen dritten Weg. Wenn man sehr gut ist, in dem was man tut, wird das Einkommen über die Jahre deutlich steigen. Niemand zwingt einen aber dann, den Weg zur 50 Stunden oder zur Managerwoche und Karriere einzuschlagen, man kann sich auch fachlich und beruflich weiterentwickeln, ohne das Privatleben am Tor abzugeben.
Dazu ist es ggf. nötig, die Arbeitsstelle regelmäßig zu wechseln und über die aktuelle Anstellung hinaus zu denken, sowohl im Mittelstand als auch in Großunternehmen bereit sein zu arbeiten.

Kombiniert mit der bereits in anderen Kommentaren erwähnten Maximen: sparsam in den Ausgaben und planvoll im investieren, kann man so sehr schnell finanziell solide dastehen und möglicherweise viel eher als mancher Selbständige oder Karrieremacher kürzer treten.

Covacoro


James Moellendorpf sagt am 15. Juni 2016

Interessanter und subversiver Blog-Beitrag, der das Gedankengut der Punkbewegung der 70er-Jahre aufgreift.

Dieser ganz Geldverdienkram ist im Prinzip total unplanbar. Letztendlich muss man sich die Frage stellen, wie man seinen Kenntnissen viel Geld verdienen kann und es dann TUN.

Aus eigener Erfahrung - zum Unternehmerglück gezwungen - kann ich nur diejenigen unter euch ermutigen, die schon so 15 Jahre Berufserfahrung haben und sich überlegen, ob sie eigentlich zu alt fürs Gründen sind. Seid ihr nicht, denn diese 15 Jahre sind Lehrjahre.

Ihr habt seit 15 Jahren eine zweite Ausbildung gemacht, ohne es zu merken.

Zurzeit steht viel in der Presse von Fuck-up-Nights usw.

Da braucht ihr nicht hin, dann wer mit 40 Jahren gründet und die entsprechende Berufserfahrung hat, macht eben nicht so viele Fehler wie jemand, der frisch von der Uni kommt.


Ex-Studentin sagt am 15. Juni 2016

In der IT-Branche klingt das mit der Selbstständigkeit immer so einfach. Oder auch als Architekt oder Bauingenieur. In meinem jetzigen Job würde das hingegen nicht gehen. Zumindest nicht als One-Man-Show. Meine Arbeit basiert darauf, dass wir große Projekte in einem ganzen Team abarbeiten.

Ich will aktuell auch gar nicht selbstständig sein. Man darf nicht längerfristig krank werden, muss den Kunden bei nicht gezahlten Rechnungen hinterherrennen, viel Bürokratismus. Der Stundenlohn kann je nach Branche natürlich top sein. Die gesparten Rentenbeiträge kann man selbst anlegen.

Eine Freundin von mir hat das große Dilemma, dass sie die 80-Mann-Firma ihres Vaters übernehmen könnte. Allerdings mit älterer, männlicher Belegschaft. Als junge Chefin kaum die Möglichkeit, Freundschaften zu schließen.

Da habe ich es besser: Seit 6 Jahren junge Kollegen und einen netten Chef. Einzelne Kollegen kannte ich schon vorher, weil man aus dem selben Ort kommt.
Zukünftige Kollegen kann ich beeinflussen, weil ich mich um die dualen Studenten kümmere. Die 50 Stunden pro Woche kommen da zugegeben recht schnell zusammen. Von den 70.000 im Jahr kann man als kleines Licht in einem Unternehmen leider nur träumen.
Aber man lernt viel. Man lernt sich vor allem besser kennen. Der bereits genannte Lebenslauf bleibt lückenlos. Und wenn ich Urlaub habe, übernimmt im besten Fall jemand anderes meinen Job und ich kann mich ausklinken.

Das Alter im Angestelltenverhältnis macht leider wirklich viel aus. Als Frau schon vor dem 50. Lebensjahr. Es ist was anderes, nach 10 Jahren Betriebszugehörigkeit die Stunden zu reduzieren als sich als Mutter mit Teilzeitwunsch in manchen Firma zu bewerben. Da bleibt am Ende wirklich nur noch putzen. Bzw. das Erreichen der finanziellen Freiheit vor dem 50. Geburstag.


Stefan (Immobilienanleger) sagt am 16. Juni 2016

Sehr schöner Artikel, der ziemlich genau unser eigenes Finanzkonzept beschreibt.

Besonders effektiv läßt sich der Teilzeitjob mit gleichzeitiger Selbstständigkeit in einer Ehe umsetzen. Wir haben dies folgendermaßen umgesetzt (Bis letztes Jahr, dann haben wir uns entschieden, dass wir die Stelle nicht mehr benötigen):

Meine Frau hatte eine Teilzeitstelle für 500€/Monat, so dass gerade eben Sozialversicherungspflicht bestand. Gleichzeitg hat sie ein Planungsbüro für unsere freiberufliche Tätigkeit angemeldet. Ich selber bin offiziell Hausmann, arbeite aber unentgeltlich voll im Planungsbüro. Dies ist gesetzlich gedeckt und fällt unter Familienmitthilfe.
Auf diese Weise waren wir beide und unsere Kinder über die Teilzeitstelle Krankenversichert. Sie als Arbeitnehmer, ich als Familenmittversicherter ohne eigenes Einkommen.
Duch diese Konstruktion sparten wir fast 1000€ Krankenversicherungsbeiträge, welche wir als freiwillig gesetzlich Versicherte hätten zahlen müssen und seit diesem Jahr auch zahlen.
Damit konnten wir praktisch das Einkommen aus der Teilzeitstelle verdreifachen: 500€ Gehalt + 1000€ eingesparte Krankenversicherung.

Dies ist meiner Meinung nach eine der größten Lücken in unserem Sozialversicherungssystem, welche eigentlich geschlossen gehört, aber solange dies erlaubt ist, kann man es auch nutzen.

@Finanzwesir

Ich bin mit deiner Darstellung des Geldflusses beim Selbstständigen nicht ganz einverstanden. Die Darstellung suggeriert, das der Selbstständige seine Lebenshaltungskosten von der Steuer absetzen könnte, dies geht aber nur zu einem unerheblichen Teil.
Steuern spare ich im Grunde nur indem ich Betriebskosten verursache. Wenn ich dies geschickt mache produziere ich Kosten, die meinen Betriebswert erhöhen, meine Bilanz aber verschlechtern. So verschiebe ich Bruttoeinnahmen in mein Vermögen ohne diese versteuern zu müssen. Dies geht z.B. sehr gut bei sanierungsbedürftigen Immobilien.

@alle die schon mal daran gedacht haben sich selbstständig zu machen

Sebstständig machen ist nicht so schwer und auch gar nicht unbedigt mit mehr Arbeit und Risiko verbunden als eine angestellte Arbeit.
An dem Spruch "Selbst und das standing" stimmt nur selbst, ständig kann ich so nicht bestätigen. Mit der Absicherung über eine Teilzeitstelle kommen auch keine sehr hohen Sozialversicherungskosten auf eine zu, so dass der Einstig nicht ganz so heftig ist.
Einen passenden Beruf sollte man am besten schon gelernt haben der sich auch leicht selbstständig ausüben läßt. Handwerk geht immer, IT-Berufe meist auch oder wie bei mir Architektur, es gibt aber bestimmt noch viele andere Berufe, welche auch Möglichkeiten bieten.


Buechermaus sagt am 17. Juni 2016

Selbständig machen und nebenbei soziale Absicherung durch kluges Ausspielen des Systems zu erreichen ist ja schön und gut, aber ich würde gern den Gedanken ausspinnen, dass auch in diesem Fall Rechte und Pflichten auf die Person zukommen.
Ich bin seit vielen Jahren selbständig (fuck you Chef) und seit geraumer Zeit finanziell unabhängig (fuck you Gesellschaft).
Ich lebe in einem Land in dem es weder ein soziales Netz noch eine funktionierende Rentenversicherung oder Krankenkasse gibt. Das ist dann fuck me hoch drei. Aber alles eine Frage der Organisation.
Nun habe ich aber Angestellte, deren Brötchen fuer sich und Familie indirekt von mir kommen. Wenn ich nun beschliesse nur noch am Strand sitzen zu wollen und mir dreimal täglich die Nägel zu lackieren - was soll ich dann sagen? Fuck you ihr dämlichen kleinen Brötchenverdiener? Oder vielleicht doch mal über die Verpflichtungen nachdenken die auch bei selbständiger Arbeit nicht ausbleiben?


Haseat sagt am 17. Juni 2016

Toller Artikel, der definitv zum denken anregt.
Ich bin der Meinung, dass solche Arbeitsmodelle künftig sicher weiter verbreitet sein werden. Gerade in Zeiten, in denen man intensiver über Teilzeitmodelle im Rahmen Familienvereinbarkeit spricht, werden Arbeitgeber darauf reagieren müssen wenn ihre Mitarbeiter weniger als die üblichen 40 Stunden in einem Vollzeitjob verbringen wollen. Ich denke da sind wir gerade noch am Anfang und leider oft in eingefahrenen Denkmustern gefangen.

Teilweise muss es erst gar nicht ein Teilzeitmodell sein, wie Schweden mit seinem 6-Stunden Arbeitstag zeigt.

Was die Möglichkeiten zum Nebenerwerbst betrifft, liegen die Ideen oft so nah.
So war ich z.B. kürzlich auf einem 60. Geburtstag. Einige der Gäste hatten als Geschenk eine mobile Fotobox organisiert, die den Abend über für beste Unterhaltung sorgte. Ich war letztlich die ganzen Abend damit beschäftigt darüber zu grübeln, was für eine tolle Geschäftsidee das doch sei, da sie:

  1. kaum Arbeit bereitet (die Box war gemietet und der Vermieter hatte bei Abholung eine kurze Einweisung zur Benutzung gegeben und hatte selbst den Abend frei)
  2. Es super nebenbei zu realisieren ist, da die meisten Feiern am Wochenende stattfinden
  3. Es in der Anschaffung recht güstig sein kann, da Teile der Technik so oder so bei einem zu Hause rumliegen. Oder man sie, wie Albert beschrieben hatte, als Betriebskosten von der Steuer absetzen könnte.

Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte: Eine Anleitung zum Selbstbau hatte ich recht schnell im Internet gefunden.


Finanzwesir sagt am 17. Juni 2016

Finanzkaries:

"Und dann kommt so ein Artikel daher und sagt, ätschibätsch, aber Selbstständige habens besser.

Ganz falsch. Habe ich nie gesagt ;-) Selbständige haben auch oft ein elendes Leben. Aber- und das ist das Faszinierende - wenn man an der Börse zwei Assetklassen zusammenrührt, die nicht korrelieren, ist die Mischung auf einmal risikoärmer bei gleicher Rendite oder renditestärker, bei gleichem Risiko.
Genau dieses Prinzip habe ich auf die Arbeitskraft übertragen. Stefan hat das in seinem Kommentar sehr schön ausgeführt.

  • Als Angestellter in einer guten Verhandlungsposition
  • Als Selbständiger muss er nicht jedem Kunden hinterherlaufen

Der Mix aus den beiden nicht korrelierenden Assetklassen "abhängig" und "selbständig" sorgt für eine Stabilität, die eine Anlageklasse alleine nie zustande bringen würde.

@BigMac:

"Er muss spürbar mehr Geld bringen, als der sichere Anteil."

Nee, muss er nicht. Die Qualität des Ganzen liegt auch in der Mischung. Bronze ist nicht einfach Kupfer plus Zinn, sondern hat als Legierung eine ganz eigene Qualität. Genauso ist es mit der Kombi aus abhängig und selbständig. Man gewinnt Freiheitsgrade, die man so als nur Angestellter oder nur Selbständiger nicht hat.

"...weil es primär unser Ziel mit 50+ alt sein zu dürfen und in den Sack hauen zu können …."

Dann muss aber bis 50+ viel glatt gelaufen sein im Leben. Ich richte mich auch an Leser Mitte, Ende 30, die noch knapp 4 Jahre vor sich haben.

@Teilzeitinvestor

"Das lässt sich aber nicht einfach so herbeizaubern sondern erfordert schon sehr individuelle Voraussetzungen."

Das habe ich auch nie behauptet. Wie man an den Kommentaren sieht, sind das alles Einzelschicksale. Das macht es zum einen sicher, denn keiner von uns den einen Stefan oder den anderen Stefan kopieren. Zum anderen sind diese Beispiele alle unsichtbar. Ich vermute selbst im Bekanntenkreis der Stfans wird darüber nicht viel gesprochen.
Was man sieht sind die ausgetretenen Trampelpfade und deshalb nimmt jeder an, das es nicht anders geht. Individuelle Wege sind immer kompliziert, weil man keinen Sherpa hat, der einem den Weg zeigt. Man muss sich seine Umwege schon selbst erlaufen. :-)

@Stefan (Immobilienanleger)

"Ich bin mit deiner Darstellung des Geldflusses beim Selbstständigen nicht ganz einverstanden."

Ist auch grob vereinfachend ;-) Aber geschicktes "Betriebskosten hochtreiben" ist ja gerade einer der Hebel, den man als Selbständiger hat.

@Coxeroni: München, goldener Käfig => Europäisches Patentamt? ;-)

@Ex-Studentin: James Moellendorpf hat es gesagt:

"Ihr habt seit 15 Jahren eine zweite Ausbildung gemacht, ohne es zu merken."

Du schreibst

"Ich will aktuell auch gar nicht selbstständig sein."

Na, wozu denn auch. Du hat ja noch Jahre Zeit. Um noch mal auf die Analogie mit der Assetallokation zurückzukommen: Bespar jetzt erst mal den MSCI World. Der wilde EM kann ja in 10 Jahren dazukommen. Du bist eine hoffnungsvolle Jungingenieurin, die sich erst einmal beweisen muss und sich ein Netzerk aufbaut. Dann sehen wir weiter. ;-)

@Buechermaus:

"Oder vielleicht doch mal über die Verpflichtungen nachdenken die auch bei selbständiger Arbeit nicht ausbleiben?"

Hab' ich nicht was von Moritat geschrieben und sage zum Schluß des Artikels, dass ich auch nicht so recht weiter weiß. Diese Punkte muss jeder mit sich selbst aus machen. Hättest Du Lust einen Gasatrtikel schreiben, wie Du Dich in die Situation gebracht hast, in der Du jetzt lebst.

"finanziell unabhängig in einem Land in dem es weder ein soziales Netz noch eine funktionierende Rentenversicherung oder Krankenkasse gibt"

Klingt nach Somalia oder den USA ;-)

@Haseat:

"als Geschenk eine mobile Fotobox organisiert haben..."

Das meine ich ja. Viele Geschäftsideen sind vollkommen unscheinbar. Ich habe mal einen Online-Händler kennengelernt, der sehr gute Umsätze mit Kirschkernkissen gemacht hat. Total unsexy, aber ein ehrbares Geschäft und ernährt seinen Mann.

Gruß
Finanzwesir


Reinsch sagt am 18. Juni 2016

Sicher ein interessantes Konzept, wenn man der Mensch dafür ist. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass viele damit auch ihre Bauchschmerzen haben, und das nicht nur weil es vom gesellschaftlichem Mainstream abweicht. Ebenso wie Anlagekonzepte sind eben auch Lebenskonzepte verschieden. Der Analogie nach gibt es eben auch den 100% Aktienanleger, der auf sicheren Anteil pfeift. Dieser findet es dann schon emotional belastend einen Job auszuüben den er nicht liebt. Daher setzt er voll auf seinen Traumjob, auch wenn dies mit gewissen Unsicherheiten verbunden ist. Für die sorgt er (hoffentlich) in guten Zeiten vor.
Oder den Anleger, der der Börse komplett misstraut und daher alles in Tagesgeld/Festgeld bunkert. Der hat evtl. gar kein Problem damit, 8h pro Tag einen Graubrotjob zu schieben, und holt sich dann seine Lebensfreude nach Feierabend mit Freunden und Hobbies.


Oliver sagt am 18. Juni 2016

Ich muß zugeben, dass die meisten Gedankengänge für mich in deinem Artikel ziemlich neu waren. Ich war die geringste Zeit meines Lebens angestellt (2 1/2 Jahre Azubi und dann vielleicht noch max. 2 Jahre mehr oder weniger fest). Danach immer selbstständig und weit über 10 Jahre Mitfirmeninhaber mit Angestellten.
Seid 5 Jahren wieder einzeln selbstständig. Das interessante ist, dass mir mein gegenwärtiger Auftraggeber tatsächlich anbieten würde, fest angestellt zu arbeiten, was ich aber abgelehnt habe. Ich bin einfach nicht der Mensch, der sehr gut in Hirarchieebenen arbeiten kann und habe andere Qualitäten, als irgendetwas nur abzuarbeiten.

Wenn ich mir es recht überlege, geht es bei deinem Modell sehr stark nach Sicherheit. Fällt A aus, hast Du immer noch B und C. Alle Einkommensströme klingen nicht nach viel Geld verdienen. Nehmen wir den Teilzeitjob: Der sollte möglichst sicher sein und gleichzeitig den sozialen Kram abdecken und dir die Freiheit bei der Selbstständigkeit geben.

Das Thema mit der Selbstständigkeit ist: Wenn Du wirklich gut bist, dann hast Du diese Freiheit schon. Du bist für dich selbst verantwortlich, d.h. Du musst natürlich schauen, dass Du zum einen notwendiges Fachwissen besitzt und dieses auch wirklich gut anwenden kannst.
Zum anderen brauchst Du natürlich ein Netzwerk oder Tools, wie Du dich sichtbar machst (Social Media bzw. Webseite oder was auch immer). Als wir damals das erste Unternehmen gegründet haben (da war ich bereits im IT-Bereich selbstständig und habe gut damit verdient), mußten wir uns entscheiden, um dies wirklich effektiv machen zu können, dass wir das Dauerprojekt nicht mehr weitermachen.
Schwere Entscheidung, da dies gutes Geld gebracht hat. Aber die Gründung der Firma wäre sonst im Sande verlaufen, was sich aufgrund der späteren Entwicklungen gezeigt hätte. Und genau hier liegt meines Erachtens die größte Schwäche in deinem System und man merkt am Ende auch, dass dir etwas daran fehlt: Mangelnde Fokussierung. Wenn Du die nicht hast, hast Du in allen Bereichen Defizite, die Du selber spürst. Ein Kommentator weiter oben, der das lebt, beschreibt es bei seinem 2-Tagesjob sehr gut: Bei Meetings fühlt er sich deplaziert, weil eben nicht voll dabei.

Letztendlich gibt es nicht den einen Weg. Für mich habe ich festgestellt, dass die Unwägbarkeiten zwar vorhanden sind, aber bei weitem nicht so schlimm, solange man es sich angewöhnt, aktiv an den Problemen zu arbeiten.
Fachwissen in einem oder zwei Gebieten sehe ich als wesentlich größeren Schutz an, genauso, dass man als Mensch in der Lage ist, wenn etwas nicht mehr funktioniert, sich neues Fachwissen anzueigenen. Mein altes Fachwissen, große Netzwerkumstellungen unter WIN-NT in großen Unternehmen durchzuführen, bringt mir heute so gut wie nichts mehr. Aber ich kenne mich immer noch mit Netzwerken gut aus, auch wenn heute die Anforderungen ganz anders sind. Solange das gefragt ist, muß ich mir keine Sorgen machen.

Was das Ansparen mit ETFs, Einzelaktien oder Immobilien betrifft sollte das jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten machen. Das ist neben der normalen Beschäftigung, wie auch immer sie aussieht und man es organisatorisch gelöst hat, das Freiticket, irgendwann sich aus dem aktiven Einnahmenzwang zu verabschieden.
Das kann man als Angestellter oder als Selbstständiger machen. Ich würde empfehlen, sich über dieses Thema am Anfang Gedanken zu machen und dann einfach stur jeden Monat zu sparen.
Am Anfang ist es zäh, aber irgendwann nach 15 oder mehr Jahren wird das ein Selbstläufer. Zumindest bei mir kann ich sehen, dass es sich langsam auszahlt. Nur die Einnahmen sollten entsprechend hoch sein, das man auch etwas zurücklegen kann.


Longus sagt am 20. Juni 2016

Hurra, der Finanzwesir hat zugegeben, das Steuersystem nicht verstanden zu haben!

Kalte Progression ist nicht gleich Steuerprogression und ersteres gibt es nur bei Inflation. Damit der Vergleich Einkünfte aus selbständiger und nicht selbständiger Tätigkeit auch so richtig hinkt, werden natürlich (in Anlehnung an unsere 8,50 EUR-die-Stunde-Spitzenpolitiker) auch die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung unterschlagen. Bei dem Durchschnittsangestellten gehen etwa 50 % der vom Arbeitgeber aufgewendeten Gelder an Leute, die es nach Meinung des Staates mehr verdient hätten.
Dagegen hat der Selbständige paradiesische Gestaltungsmöglichkeiten. Aber zurück zum Thema: Beim Depot diversifiziert man das, was man schon hat, sofern nicht auf Pump spekuliert wird. Die Diversifikation der Arbeitskraft ist aber eben jenes spekulieren, dass man außerhalb des "Systems" mehr verdienen kann.
Vergangene Paradebeispiele sind keine Garantie für zukünftige Gewinne. Außerdem ist das Modell nur so lange möglich, wie der Staat mitspielt. Ruckzuck kann es Pflichtsozialversicherung für Selbständige geben, die eigene Tätigkeit wird kraft Gesetz eine Scheinselbständigkeit. Ich persönlich finde, dass Lücken im System ausnutzen zwar ein netter Zusatz ist, aber nie Grundlage für etwas dauerhaftes sein kann.
An dem Punkt "macht der Partner das auch mit" kam mir der Gedanke: Warum nicht mit dem Partner diversifizieren? Einer hat einen sicheren Job für den Lebensunterhalt, der andere den riskanten Teil mit der höheren Rendite. Der Tellerrand muss nicht an der eigenen Person enden!

Gruß Longus.


Coxeroni sagt am 20. Juni 2016

@Finanzwesir: schon möglich ;)

Das bringt mich in die spezielle Situation, das vermutlich jeder andere (auch selbständige) Job schlechter bezahlt ist als der sichere und ich deshalb das Gefühl habe, mir ins eigene Bein zu schießen, wenn ich einen Schritt aus dem goldenen Käfig heraustrete. Außerdem fällt mir als Chemiker wenig ein, was ich selbständig machen könnte. Eine eigene Firma gründen will ich in diesem Bereich garantiert nicht. Folglich kann ich meine berufliche Kompetenz nicht gewinnbringend nutzen.
Ich werde mich wohl weiter damit auseinandersetzen und vielleicht fällt mir irgendwann was sinnvolles ein 😊


Finanzwesir sagt am 20. Juni 2016

Hallo Coxeroni,
mein Vorschlag: Prüfe Deine Situation unvoreingenommen. Wenn Du feststellst: Das, was Du jetzt hast kann an Sicherheit und guter bezahlung nicht getoppt werden, dann bleib dabei.
Das hier ist ein Passiv-Blog. Gegen die bewußte und informierte Entscheidung: "Ich tue nichts" ist nichts einzuwenden.

"Außerdem fällt mir als Chemiker wenig ein, was ich selbständig machen könnte."

Einspruch Euer Ehren. Du bist noch nicht nur Chemiker. Du bist doch auch Mann, Ehemann (?) & Vater(?), Kumpel, hast Hobbies und Interessen. Wer sagt denn, dass es bei Deiner Selbständigkeit knallen und zischen muss. Obwohl, Polen-Böller in deutscher Chemiker-Qualität.... das hat doch was ;-)

Gruß
Finanzwesir


Finanzwesir sagt am 20. Juni 2016

Hallo Reinsch,

"Der hat evtl. gar kein Problem damit, 8h pro Tag einen Graubrotjob zu schieben, und holt sich dann seine Lebensfreude nach Feierabend mit Freunden und Hobbies."

das soll dieser Mensch ja auch machen. Eine wunderbare Konstruktion, die aber auf dem Glaubenssatz beruht:" Ich mache hier anständig meine Arbeit und darf bleiben."
Mir andern Worten: Es gibt so etwas wie Fairness. Das bestreite ich. Ich halte das Modell "Bremer Stadtmusikanten" für realistischer. Das ist eine politische Frage und darüber können wir lange debattieren. Ich für mich habe aber beschlossen kein Spielball externer Mächte zu werden und dazu braucht man schlicht Geld. Nicht unbedingt Unsummen, aber doch ein gewissen Polster.

Meine These: "Der normale Angestellten-Job in der Wirtschaft ist ein Hochrisiko-Geschäft und wird mit jedem jahr gefährlicher." Rente mit 65, 67 oder 70 - schön, aber wo kommen die Arbeitsplätze her? Ich sehe das einfach nicht.

Gruß
Finanzwesir


Finanzwesir sagt am 20. Juni 2016

Hallo Oliver,

"Wenn ich mir es recht überlege, geht es bei deinem Modell sehr stark nach Sicherheit."
Absolut richtig. Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit. Das ist das Einzige was bei vielen Menschen zählt. Die Garantie auf "keine Verluste" läßt die Menschen beim Tagesgeld bleiben. Deshalb reite ich so auf dem Thema Sicherheit herum.
Der Angestellten-Job in der Wirtschaft ist ein Hochrisiko-Konstrukt und wird jedes Jahr riskanter, wenn man sich nicht auf der altersgemäßen Karrierestufe befindet.
Im öffentlichen Dienst sieht es - zumindest im wissenschaftlichen Bereich - wohl auch oft nicht viel besser aus.

"Ein Kommentator weiter oben, der das lebt, beschreibt es bei seinem 2-Tagesjob sehr gut: Bei Meetings fühlt er sich deplaziert, weil eben nicht voll dabei."

Jede Entscheidung hat ihren Preis. Dafür braucht er nicht jeden Auftrag anzunehmen. Ich habe im Laufe der letzten Jahrzehnt immer wieder Menschen versucht die Selbständigkeit nahezubringen und bin immer gescheitert. Der Grund waren immer Sicherheitsbedenken.
Es ist nicht jeder zum 100%-Selbständigen geboren, ich wäre schon froh, wenn sich mehr Leute ein kleines Nebenbei-Business aufbauen würden, um im Angestelltenjob nicht so fragil zu werden.
Wie schon gesagt: Der Deal: "Ich arbeite anständig und dafür darf ich bleiben." wird immer löchriger. Wo gibt es denn noch den strengen aber gütigen Patriarchen, der durch seine Firma geht. Natürlich ohne Betriebsrat und diesen ganzen Schickschnack, dafür aber seine Mitarbeiter bis 67 behält und ihnen ein sorgenfreies Leben (zwar ohne große Sprünge,aber eben sorgenfrei) bietet. Dieses Lehnsherr, Vasallen-Verhältnis ist doch nach dem Mittelalter ausgestorben.

"Für mich habe ich festgestellt, dass die Unwägbarkeiten zwar vorhanden sind, aber bei weitem nicht so schlimm, solange man es sich angewöhnt, aktiv an den Problemen zu arbeiten."

Für Dich, denn Du hast Dich trainiert ;-) Dazu meinen Glückwunsch, aber es gibt Leute, die das nicht können oder wollen und zwar aus ganzem Herzen. Das bringt mich auf eine Idee: Vielleicht sollten wir mal einen "Sicherheits"-Podcast machen. Finanzbegriff der Woche wären dann in diesem Podcast die "Opportunitätskosten". ;-)

Gruß
Finanzwesir


wedges sagt am 21. Juni 2016

Ein gewisses Sicherheitsdenken finde ich jetzt nicht verkehrt, schon gar nicht, wenn eine Familie mit drin hängt. Zugegebenermaßen durchschaue ich das Versicherungssystem in D für Selbständige nicht, da ich aus Ö bin. In Ö gibt es die Pflichtversicherung - dh. Selbständige können sich nicht aussuchen, wo sie versichert sind, sondern sie sind automatisch bei der gewerblichen SVA versichert und unterliegen damit der Beitragszahlung.

2007 bin ich eher zufällig in die Teilzeitselbständigkeit gekommen und es macht mir Spaß. Womit? Mit meinem Brotjob - ich bin Dienstleister - die Kombination find ich genial. Der angestellte Job für das täglich Brot, die Selbständigkeit für Luxus. Was nicht heißt, dass ich im angestellten Job keinen Spaß habe - sondern im Gegenteil - durch die zusätzliche Selbständigkeit kann ich bei angestellten Jobs wählerischer sein UND muss nicht für jedes Gehalt arbeiten gehen.

Zudem wohn ich eigentlich schon immer im (selbstangeschaften) Eigentum - damit ist der Zwang einen bestimmten Betrag zu verdienen schon mal nicht gegeben - ich KANN, aber ich MUSS nicht - schon gar nicht zu jedem Preis.


Tabasco sagt am 21. Juni 2016

Hat denn jeder die Option so einen "sicheren Job" zu bekommen? Es gibt doch unzählige Selbständige, die gerade über Existenzminimum verdienen und nicht mehr zurück ins Angestelltenverhältnis kommen u.a. weil viele Personaler sich denken, dass so jemand doch nicht integrierbar ist etc.


Stefan sagt am 21. Juni 2016

Danke für die interessante Diskussion hier! Viele Beiträge drehen sich um die Vor- und Nachteile von Selbstständigkeit und Angestellten-Dasein - diese Diskussion ließe sich endlos auf einer Metaebene fortsetzen.
So ähnlich wie aktives vs. passives Investieren. Interessant wird die konrekte Ausgestaltung - also das individuelle Lebens- und Businessdesign. Das entscheidet darüber, wie hoch das Risiko ist (Anstellung im ÖD oder einer insolventen Firma, selbstständig in Branche XY) und welche Rendite man einfährt.

@Finanzwesir:

Aber- und das ist das Faszinierende - wenn man an der Börse zwei Assetklassen zusammenrührt, die nicht korrelieren, ist die Mischung auf einmal risikoärmer bei gleicher Rendite oder renditestärker, bei gleichem Risiko.

Das finde ich sehr schön auf den Punkt gebracht.

@BigMac:

Und wer als fähiger Firmeninhaber mit einer guten Idee ein gutes Geschäft betreibt, wird dies auf Dauer bestimmt nicht als One-Man-Show machen, sondern Chef von einigen oder vielen Angestellten werden, mit 60-Stunden-Woche etc.. Wie schon geschrieben ist das vielleicht auch nicht das, was dauerhaft angestrebt wird.

Ich finde, dass das ein Glaubenssatz ist, den ich auch sehr gut innerlicht hatte. In meiner Beschäftigung als Selbstständiger (neben meinem Angestellten-Dasein) habe ich drei Angestellte und fahre hohe Umsätze ein.
Ich dachte immer: "Du verdienst gut, beschäftigst andere Menschen mit deinen Projekten, also musst du auch viel arbeiten". Ich habe dann das Buch "Die 4-Stunden-Woche" gelesen, was mir die Augen geöffnet hat. Jetzt sind es 5-6 Stunden Arbeit am Tag - das reicht. Meine Kollegen arbeiten verteilt, Treffen und Aufgabenverteilung online jede Woche, freie Zeiteinteilung und persönliche Treffen alle paar Monate.

Meine Anstellung ist auch eine gedankliche Hängematte, in der ich als Teilzeitrentner liege. Wenn mir meine Selbstständigkeit zu viel wird oder es nicht mehr läuft oder ich eine Auszeit brauche (für Familie oder/und mich), dann bin ich zwei Tage die Woche arbeiten und mache 5 Tage Wochenende - bis mir wieder etwas einfällt oder ich neue Ideen habe.

@Longus:

Die Diversifikation der Arbeitskraft ist aber eben jenes spekulieren, dass man außerhalb des "Systems" mehr verdienen kann.

Das ist aus der Perspektives eines Angestellten gesehen. Die Angestellung kann genau andersherum die sichere Basis eines Selbstständigen sein.

Vergangene Paradebeispiele sind keine Garantie für zukünftige Gewinne. Außerdem ist das Modell nur so lange möglich, wie der Staat mitspielt. Ruckzuck kann es Pflichtsozialversicherung für Selbständige geben, die eigene Tätigkeit wird kraft Gesetz eine Scheinselbständigkeit.

Es hört sich ein wenig an, wie die Geschichte mit dem Fuchs und den sauren Trauben :) Du bist ja nicht gezwungen, dann noch weiter zu machen, wenn die Rahmenbedingungen so schlecht werden, wovon ich nicht ausgehe.
Aber selbst, wenn dem so ist: Es gab in der DDR Steuersätze für Selbstständige zwischen 50% und 90%. Und es gab immer noch Unternehmer. Aber wir leben ja in einem kapitalistischen System, das ohne Unternehmer nicht funktionieren würde.

Grüße!

Stefan


Coxeroni sagt am 22. Juni 2016

@Finanzwesir: Stimmt schon, die Nutzung der primären Ausbildung würde mir als erstes einfallen, da dort das meiste zu holen ist. Ähnlich wie beim ITler, der dann freiberuflich coded etc. Wie ja schon andere geschrieben haben, ist es nicht so leicht die entsprechende Geschäftsidee bzw. Nische zu finden, wenn man nicht gerade den naheliegenden Pfad inkl. mitgenommener Kunden einschlägt.
Der schwierigste Teil dieser Übung ist wohl eine Idee zu entwickeln und diese dann auch umzusetzen. Normalerweise müsste man dafür ja schon sein Pensum im Basisjob reduzieren, sonst weiß man ja nicht wohin vor lauter Arbeit. Davor haben die meisten, inkl. mir, wohl den meisten Schiss ;)


Julia Lukas sagt am 01. Juli 2016

Mal was Lustiges zum Wochenende. Normalerweise lösche ich diesen Spam-Müll unverzüglich, aber warum nicht mal einen Blick hinter die Kulissen eines Blog wagen ;-) Hier von mir redigierte Spam. Die ganzen URLs und E-Mail-Adressen sind raus und ich habe das Geschwafel eingekürzt.

Hallo an alle, mein Name ist Janie Lukas, ich lebe in Sachsen, Deutschland. Hier bin die Güte Gottes auf mein Leben zu bezeugen, wie er mich von XXX Finance Firma bekam mein Darlehen zu machen. bin eine Witwe mit zwei Kindern, das Leben war für mich die Hölle, weil es kein Geld zu kümmern sich um mich und meine Kinder nach dem Tod meines Mannes. Ich entschied mich für ein Darlehen zu suchen, so dass ich ein Geschäft starten können, aber leider war ich zwei Mal von verschiedenen internationalen Kreditgeber betrogen worden, die behaupteten, die Kreditgeber direkt in diesem Forum hier zu sein, dachte ich, ihre Kreditvergabe war real und ich angewendet, aber sie nie gab mir Kredit.
Ich verlor die Hoffnung auf Darlehen Kreditgeber im Internet und war verwirrt und frustriert, bis ein Freund von mir vorstellen, mich zu Herrn A. der Geschäftsführer A. Firma, die mich mit einem Darlehen von meinem Wunsch helfen versprochen, und er tat es wirklich, als er ohne jegliche Verzögerung versprochen, obwohl ich Zweifel hatte, aber wollte es nur einen Versuch zu geben und zu meiner größten Überraschung der Darlehen war Übertragung auf mein Bankkonto.
Ich hätte nie gedacht, es gibt immer noch zuverlässig und echte Darlehen Kreditgeber, bis ich Herrn A. traf, der mir wirklich geholfen, mit einem Darlehen in Höhe von $ 190,000.00usd und änderte mein Leben zum Besseren.
Ich weiß, dass es noch viele Darlehen-Sucher sind da draußen, suchen nicht mehr und kontaktieren Sie den gottesfürchtige Mann für ein Darlehen heute.

Der Finanzwesir fragt sich:

  • Wieso steht im Feld "Name" Julia, wenn die Dame sich im Spamtext mit Janie vorstellt?
  • Habe ich den Saxit verpaßt? Seit wann braucht eine Sächsin Dollar, um ein Geschäft zu starten?
  • Wieso gibt es im Osten nach 51 Jahren DDR noch Gottesfurcht?
  • Kriegen sächsische Witwen mit zwei Kindern kein Hartz IV? Oder war ihr Leben aus anderen Gründen "die Hölle"? Vielleicht weil sie geglaubt hat, im Internet einen Kredit zu bekommen...
  • Wieso erfahren wir nichts über den Zinssatz des Kredits?
  • Wer glaubt im Ernst, dass so ein Müll-Kommentar einen Kreditsuchenden dazu bewegt, sich mit Herrn A. in Verbindung zu setzen? Die Conversion-Rate dieses Mülls liegt doch bei Null.

Der Finanzwesir rät: Liebe Julia / Janie, spam die Finanzblogs nicht voll, sondern lies sie. Das bringt mehr.
Die anderen 3 Finanz-Spams waren nicht so lustig, die habe ich einfach gelöscht. Auch Julia wird in Zukunft nicht mehr mit so viel Gnade rechnen können.


EnergyAffairs sagt am 05. Januar 2017

Hallo zusammen, mir haben dir Inhalt des Artikels extrem imponiert. Gerne hole ich kurz aus. Seit etwas mehr als einem Jahr beschäftige ich mich mit Blogs zum Thema passives Einkommen. Mit der Zeit ist in mir die Abneigung gewachsen für jemanden zu arbeiten, der sich aufgrund meines Einsatzes die Taschen voll macht. Das liegt zum einen daran, dass ich häufig gesagt bekomme, dass ich meinen Job ganz gut mache, aber sich das nicht direkt monetär auswirkt. Es kommen immer wieder die Aussagen der Vorgesetzten: "Wir können nicht einfach so das Gehalt erhöhen. Da müssen wir bis zur nächsten Gehaltsrunde warten...bla bla bla." Bis die dann kommt, wechselt am besten noch der Vorgesetzte und die ganze Maloche war monetär für die Katz. Dann kommt noch dazu, dass ich mich dem Diktat meiner Vorgesetzten nicht unterwerfen will a lá Pause ist von bis, Anwesenheitspflicht ist von dann bis dann, tu dies zu das, widersprich nicht etc... kein Bock drauf. Eine weitere Sache, die mir massiv auf die Nüsse geht: ich muss meine 40h mindestens da sein, egal wie schnell ich arbeite. Eigentlich ist es noch perverser: desto schneller ich arbeite, desto mehr Aufgaben muss ich machen und kann nicht früher nach Hause - bäh. Was soll das? Und der der neben mit Sitz, bekommt das gleiche Gehalt. Langfristig vielleicht nicht, aber ich habe auch keine Garantie, dass es langfristig so kommt.

Also habe ich mir überlegt, was will ich. Auf der einen Seite einen Job, der mir keine Energie absaugt, oder mit anderen Worten, ich will mich nicht anstrengen müssen und trotzdem Geld dafür bekommen. Auf der anderen Seite ein Backup für meinen ständigen selbständigkeitsideen haben, falls die den Bach runter gehen. Ich habe dauernd Ideen, womit ich ein Gewerbe aufziehen könnte...

Meine Überlegungen haben sich lange hingezogen. Ich kann festhalten: Reden fällt mir leicht und das auch vor vielen Menschen. Dazu kommt, dass ich gerne mit jungen Menschen zusammenarbeite. Ich habe mir dann meine Möglichkeiten aufgelistet und mich dazu entschieden als Hochschllehrer zu arbeiten. Mein Studium der VWL habe ich sehr gerne gemacht und habe schon da gesagt bekommen, dass ich sehr gut erklären könne, was mich stolz gemacht hat. Notwendig für dieses Unterfangen ist eine Promotion in dem Bereich. Ich arbeite aktuell in der Industrie und verdiene für meine fast 35 Lenzen ein sehr ansehnliches Gehalt. In den Vorstellungsgesprächen wegen einer Stelle als Wissenschaftler Mitarbeiter (50-75%) wurde ich stets gefragt, warum ich denn einen gut dotierten Job aufgeben wollen würde? Weil ich investieren muss um später zu ernten.

Für mich bedeutet es Hochschullehrer zu sein folgendes: mehr Freizeit, einen Job der mich nicht anstrengt, gutes Einkommen, Prestige und das wichtigste: Sicherheit. Alles was dazukommt ist Bonus. Ich denke da an Immobilien kaufen und aufpeppen (ist als Angestellter nebenbei echt schwierig, da wenig Zeit); Selbständigkeit; Geldanlage. Mal sehen.

Ich hoffe, ich werde damit glücklich, da es als Angestellter der Weg in das Verderben ist.

Nochmal Danke für den tollen Artikel, er zeigt mir, dass ich mit meinem Vorgehen vermutlich nicht so ganz daneben liege ( zumindest von einer strategischen Sichtweise).

Könnte hier noch seitenweise zu dem Thema schreiben, solm jetzt aber mal genug sein...


Dummerchen sagt am 12. Januar 2017

Hallo EnergyAffairs,

interessante Entwicklung, die Du da angehst. Einzelne Passagen erinnern mich an meinen persönlichen Lebensweg.

Als ich Deinen ersten Absatz las, hätte ich allerdings nicht vermutet, dass Du eine Stelle anstrebst, die wiederum überhaupt nicht das Prinzip "Mehr Geld für mehr Leistung" ermöglicht. Oder darf man Deine Schlussfolgerung so verstehen: Wenn sich mehr Leistung schon nicht lohnt, dann soll wenigstens die Sicherheit höher sein.

Ob der Beruf eines Hochschullehrers tatsächlich nicht anstrengend ist, kann ich nicht beurteilen - ich habe nur auf der anderen Seite des Hörsaals gesessen und traue mir kein Urteil zu. Aber da wirst Du Dich hoffentlich schon mit entsprechenden Personen ausgetauscht haben. Viel Erfolg auf jeden Fall beim neuen Berufsweg.

Liebe Grüße
Dummerchen


EnergyAffairs sagt am 16. Januar 2017

Hallo Dummerchen und alle anderen, die meinen Beitrag gelesen haben. Vor 18 Monaten hätte ich hier eine komplett andere Story reingeschrieben. Und zwar: ich arbeite so lange und so hart bis ich irgendwo Vorstand bin.

Gott sei dank bin ich von dem Trip runter. Für mich hat sich herauschristallisiert, dass ich einen Job machen möchte, der mir nicht zu viel Energie abzieht - wäre auch ein kluges Verhalten als Energieökonom ;-)

Ich sage nicht, dass der Job als Hochschullehrer für alle einfach ist. Ich habe lediglich aus dem Abwägen meiner Stärken und Schwächen festgestellt, dass dieser, oder ähnlicher Job, zu mehr persönlichem Wohlbefinden führen könnte. Sicher bin ich mir allerdings, dass es das Angestelltendasein nicht ist.

Ich habe zwar schon Gespräche geführt, aber auch nicht so wahnsinnig viele. In meiner Frau habe ich den größten Kritiker, die viele meiner Ideen einstampft, bevor ich diese bis zum Ende erläutert habe. Die meint, dass ich das versuchen soll. Und was kann im schlimmsten Fall passieren? Ich bin dann 36 oder 37 und bin promovierter Volkswirt mit einiger Bergufserfahrung in einem Gebiet, das uns die nächsten Jahre noch Kopfzerbrechen bereiten wird: Energiewirtschaft.

Ich nehme die Herausforderung an :-)

Bis dahin
Beste Grüße


Ingmar sagt am 01. März 2017

Hallo EnergyAffairs!

Dein Kommentar ist interessant zu lesen.

Zitat 'Also habe ich mir überlegt, was will ich'

Genau das ist in meinen Augen der Punkt, an den die meisten Menschen in ihrem Leben gar nicht wirklich herankommen. Und weil das so ist, sind auch viele unzufrieden.

Und bist du an dem Punkt, wird es nochmal richtig unbequem, denn es ist nicht immer einfach herauszufinden, was einem wirklich wichtig ist, wo seine Stärken und Schwächen tatsächlich liegen und welche Ressourcen einem zur Verfügung stehen.

Nun, manche gehen sicher instinktiv ihren eigenen Weg des 'geringsten Widerstandes', ohne sich das bewusst zu machen. Viele jedoch nicht.

Auch nicht zu vergessen: Prioritäten können sich natürlich verschieben. Deshalb muss man sein Tun und seine Pläne immer mal wieder hinterfragen. Selbst, wenn es gut läuft. Sonst übersieht man auch mal das aufziehende Gewitter am Horizont, weil man nur im Klein Klein des Alltäglichen verhaftet ist.

Was an deinem Beispiel schön zu sehen ist: Weil du dir eine Aufgabe ausgesucht hast, die mit deinen Stärken übereinstimmt, ist sie für dich einfach. Die gleiche Arbeit wäre für jemanden, der zB nicht gerne vor Leuten spricht oder allgemein nicht so redegewandt ist, eine Tortur. Im schlimmsten Fall mit psychologischer Betreuung am Ende.

Somit lohnt es immer, sich bei der Aufgaben-Wahl an seinen Stärken und Interessen zu orientieren und nicht Geld, oder anderweitige fragwürdige Prioritäten zu setzen.

P.S. Wer seinen Weg geht, kann nicht überholt werden ;)

@Finanzwesir

Beim Umzug meiner Website, ist mit einigen Links leider etwas schiefgegangen. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du meinen - im Beitrag weiter oben verlinkten Artikel - nochmal neu verlinkst ;)

Ich denke, der passt weiterhin gut zum Thema. Habe den aktuellen Link hier mit eingefügt.

Schöne Grüße und allen viel Erfolg und Lebensglück
Ingmar

Auf dem Blog von Ingmar gibt es hierzu diesen Artikel: Privater Trader werden - Wie geht's am schnellsten?


akrinah sagt am 18. Januar 2020

Hallo Finanzwesir,

ich bin gerade fast am Heulen. Ich bin frische 30 und kurz vorm Uni-Abschluss. All die 20er hab ich damit verbracht, mir Zeugs ins Hirn zu fressen, in Depression weil man ja nicht genug kann/weiß. Wie soll man gegen die Konkurrenz auf dem Weltmarkt bestehen? Warum sollten mich andere einstellen? Ich würde es nicht tun. Mein Zeug ist die IT. Ich hab viel mir selbst beigebracht, wenig davon war förderlich für den Uniabschluss. Eher im Gegenteil. Fehlt Zeit für die wesentlichen Fächer. Heute hab ich mein Praxissemester im internationalen Konzern beendet. Auch hier hatte ich oft eins im Hinterkopf: ich kann nicht so arbeiten wie die anderen. 35h pro Woche? Zu viel! Ich hab die Stunden in 4 Tage reingepackt, damit ich Freitag frei hab. Am Wochenende gebe ich Nachhilfe (quasi das 2. Standbein). Krieg da selben Lohn (ohne Abgaben für Sozialzeugs, wovon ich im Ernstfall eh kaum was bekomme) viel einfacher als im Job.

Danke für diesen Artikel. Du hast mir nur einmal mehr gezeigt, dass ich nicht ins System passe. Nie gepasst habe. Fing schon im frühen Kindesalter an. Ich will Leidenschaft, Freiheit und Unabhängigkeit. Karriere ist Abhängigkeit! Am schlimmsten ist es, dass der Deal im Gegensatz zu früher nicht mehr aufgeht. Es findet ein Betrug statt. Das Geld reicht nicht, um eine Famlie zu ernähren. Gleichzeitig sind die Steuern horrend. Was früher Spitzengehalt war, ist heute Normalgehalt. Wird jedoch zum Spitzensatz versteuert. 45%? Diebstahl. Und das ist nur die Lohnsteuer. Weitere Steuern kommen hinzu. Die MwSt fing in den 70ern bei 10% an. Jetzt ist sie doppelt so hoch. Wir werden ausgenommen von vorn bis hinten. Im Job, vom Staat. Dazu verkauft dir jeder irgendeinen Schrott von mieser Qualität, das du nicht mal brauchst. Wenn man aber mal Hilfe benötigt, dann wird man keine in Würde erhalten. Rente? Meine Generation kann sich das nicht mehr vorstellen. Ne, fuck you all.

Ich freu mich, dass ich erst 30 bin. Mit Investment hab ich letztes Jahr bereits begonnen. Also jetzt alle 3 Beine aufgestellt, die ich nur noch ausbauen muss. Danke nochmals für den Artikel. Hat mir nur einmal mehr Bestätigung gegeben, dass ich auf dem richtigen Weg bin und keinesfalls falsch ticke. Auch wenn ich sonst im Umfeld da recht allein rumstehe. Who cares? Wenn man stattdessen lebt. 300€ investiertes Kapital ergeben 1€ jeden Monat bis ans Lebensende, so heißt es bei Frugalisten. Also ne halbe Mille für ein stattliches Gehalt, wofür andere 40h die Woche ihren Körper schunden. Ich war nie der Mensch für den A-Quadranten.


Reinsch sagt am 20. Januar 2020

Auha, da hat es ja einen alten Artikel nach oben gespült…

Dieses ganze „Wider dem System“ ist mir ein bissl zu „clickbaity“. Demnach wäre ich ja mit meinem Studentenlifestyle bei Ingenieurgehalt auch ein echter Revoluzzer. Aber ich mache das Ganze ja nicht aus punkiger „Keine Macht für Niemand“ Attitüde, sondern weil es einfach so für mich passt. Und so richtig revolutionär ist ja nun eine nebenberufliche Selbstständigkeit auch nicht…

Das größte Problem sehe ich eher darin, die Säulen dauerhaft auszubalancieren. Einfach ruhig Dienst nach Vorschrift schieben mag eine Weile gut gehen, langfristig kann der Ruf „Na, Kollege R. macht ja eh nicht mehr als nötig.“ schnell gefährlich werden. Gerade wenn man dann zu den älteren Semestern gehört. Sollte man also vielleicht nur dann so offen leben wenn man es sich (inzwischen) auch leisten kann.
Auch meine Beobachtungen im Bekanntenkreis mit nebenberuflicher Selbstständigkeit zeigen: Entweder bleibt das Ganze ein erweitertes Hobby, oder man muss sich früher oder später entscheiden ob man nun voll damit durchstarten will, oder aber nicht.
Dauerhaft zwischen zwei Stühlen sitzen und beides gut meistern dürfte eher hart werden.

Meine persönlichen Säulen:

  1. Der Graubrot-Ingenieurjob. Nicht besonders aufregend, aber er bringt mich auch nicht um. Gut bezahlt ist er auch. Und liefert damit den Löwenanteil des Einkommens.
  2. Das Aktiendepot ist inzwischen quasi zur Existenzsicherung geworden. Jahresendabrechnung hat gezeigt: Meine Basislebenskosten, also Miete, Grundnahrungsmittel, hier und da ein neues Kleidungsstück und die Zugfahrt zu den Eltern, werden durch die Dividenden gedeckt. Selbst ohne Job müsste ich also nicht unter der Brücke sitzen und aus Mülltonnen essen. Gut, Krankenversicherung käme dazu, dafür wäre ich aber fast steuerfrei, dürfte sich quasi ausgleichen.
  3. Selbstständigkeit: Och nö. Habe zweimal versucht, eine Freizeitbeschäftigung zum „Hobby with Benefits“ zu machen. Am Ende war es dann doch nur jeweils viel Gerödel für wenig Taler. Um es effektiv anzugehen hätte ich es schon richtig in Vollzeit machen müssen, dann aber wahrscheinlich immer noch schlechter bezahlt als der Hauptjob.

Daher bleibt es dabei, Hobby bleibt Hobby.


Marko sagt am 31. März 2020

Sehr schöner Artikel und interessantes Modell. Ein komplettes Ausklinken aus dem Arbeitsleben halte ich ebenfalls für sehr gefährlich - auch psychologisch ist man nach einer Weile schnell "draußen".
Dann lieber ein geplantes Sabbatical, um die Sache erstmal zu testen. Und dass die Chefs vor allem jemanden wollen, der was wegschafft, dito!


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