Geld oder Liebe – Leserin im Unglück
Ich würde gerne den finanzglücklichen Nico bestehlen und ihm das Format der Freitagsfrage klauen.
Leserin J. hat mir diese Mail geschrieben
Kurzporträt – Finanzen einer Ehe
- Vor der Eheschließung: Haus gekauft 50/50. Sie bezahlt, er finanziert.
- Er selbstständig, ich bei ihm angestellt.
- Mein Gehalt findet Verwendung als Haushaltsgeld und ich trage meine Kosten, PKW, Versicherungen etc.
- Er bezahlt alle anderen NK (Haus BK, Telefon, etc.)
So sind die ersten 10 Jahre. Normale Sache, alles gut. Dann die Heirat.
Kurz danach Umsatzeinbrüche, meinen Job muss er kündigen.
Einkommen? Es reicht nicht mehr. Mache mich mit 65 noch für zwei Jahre selbstständig, ist aber schwer …
Mein angelegtes Geld wird zum Lebensunterhalt, für die Firma und die Tilgung seiner Hypothek gebraucht. So ist nach weiteren 10 Jahren mein voreheliches kleines Vermögen um 250.000 € geschmolzen.
Ja, ich bringe mich ein. Das ist Ehe, aber es wird eng. Der Sohn kauft nun einen Teil des Hauses zur Kapitalbeschaffung.
Jetzt die eigentliche Frage.
Ich möchte mit dem Verkauf bei der neuen Grundbucheintragung die Gewichtung ändern.
- Bisher: 50/50
- Neu: Sohn 25 %, Gatte 25 %, 50 % behalte ich wie bisher. Darin liegt für mich ein gewisser Ausgleich. Mein Gatte möchte die bei uns verbleibenden 75 % wieder mit mir teilen. Das hieße, ich bringe nochmals viel ein. Er hat keine Vorsorge und eine winzige Rente. Meine Rente ersetzt de facto mein früheres Nettogehalt.
Komme gedanklich auf keinen grünen Zweig.
Ja, man ist immer für den anderen da, habe ich bereits bewiesen. Ein Einbringen durch Anteilsverzicht vom Gatten wäre doch nur fair, oder sehe ich das falsch.
Danke für mögliche Gedanken anderer Menschen.
Vielleicht sollte ich noch hinzufügen: Mein erster Mann hat mein elterliches Erbe verbraten. Ich war auf null und kam durch unvorhergesehene Rückübertragungen wieder auf die Beine.
Der Finanzwesir antwortet
Gunter Dueck sagt zwar: „Schwarmdumm: So blöd sind wir nur gemeinsam“, aber vielleicht schaffen wir ja die Ausnahme. Um einen wirklich guten Rat zu geben, kennen wir J. zu wenig. Aber wenn jeder eine Facette beiträgt, bekommt J. vielleicht einige Anstöße und kann sich aus den von der Community angebotenen Legosteinen einen Ausweg bauen.
Fangen wir mit Einstein an:
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Der erste Mann hat J. ruiniert. Schicksal und Karma haben sich angesehen und gesagt: „Ok, dann im Zweifel für die Angeklagte. Lass mal alles wieder in den Originalzustand versetzen.“
Was macht J.? Holt sich den zweiten Kerl ran, der sie wieder ruiniert.
Schicksal und Karma schütteln nur den Kopf. Ihnen sind die Hände gebunden, das ist jetzt ein Job für Kali, die Schwarze.
Die Frage ist: Wie ist J.s Mann gestrickt? Es gibt zwei Typen von Menschen
- Die Krieger. Sie übernehmen Verantwortung, kämpfen und versuchen sich selbst aus einer miesen Situation zu befreien.
- Die Lappen. Sie jammern und versuchen, solange es geht, huckepack zu reiten. Solange der Lappen noch einen Cent wittert, den ein anderer für ihn ausgeben kann, wird er Psychoterror ausüben, um an diesen Cent heranzukommen.
Leserin J. schreibt
„Vor der Eheschließung: Haus gekauft 50/50. Sie bezahlt, er finanziert. So sind die ersten 10 Jahre. Normale Sache, alles gut. Dann die Heirat.“
Nix gut. An dieser Stelle ist die Sache in die Grütze gegangen.
Sie bezahlt, er finanziert.
Das war der Genickbruch. Wer erinnert sich noch an die Heiratsanzeigen der Partnervermittlerin Claudia Püschel-Knies in der Zeit? Das war so in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Ich habe die damals als Student meiner Freundin vorgelesen und ihr tolle Männer vorgeschlagen.
Daraus wurde aber nichts, weil die kluge Frau verstand, was der Satz „aus paritätischen Gründen gerne mit eigenem finanziellen Hintergrund“ bedeutet.
Genau das fehlt in dieser Ehe. Sie ist nicht paritätisch. Eigentlich ein klarer Fall für einen Ehevertrag. Deshalb habe ich in meinen Eheartikel immer geschrieben: Vor die Heirat haben die Götter die Due Diligence gesetzt.
- Wie ist es um die merkantilen Qualitäten des Partners bestellt? Welches Einkommenspotenzial besteht?
- Welche Burnrate hält er oder sie für angemessen?
- Wie steht der Partner grundsätzlich zum Thema Geld & Vermögen?
- Schmutzig und eklig
- Nötig wie Benzin im Tank
- Mein Schatzzz
Was nun?
Meiner Meinung nach muss hier ein Profi ran. Eheberatung, Psychologie, so etwas in der Richtung. J. hat kein finanzielles Problem, sondern ein menschliches. Wird die Ehe Bestand haben, wenn sie Schluss macht mit der Appeasement-Politik?
Das ist die klassische griechische Tragödie aus dem Deutschunterricht. Egal, ob sich der Protagonist für A oder für B entscheidet – gut ausgehen tut es nie für ihn.
Ich kann keinen Rat geben, wie J. jetzt weitermachen soll. Für eine Ferndiagnose ist die Situation zu komplex. Meine Hilfe ist, J.s Wunsch zu entsprechen
„Danke für mögliche Gedanken anderer Menschen.“
Was meinen Sie? Die Kommentarsaison ist eröffnet.
(awa)
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Kommentare
Joerg sagt am 02. Februar 2018
Wie waere es mit:
- Haus verkaufen und in 2 Zi Wohnung zur Miete ziehen
- Erfolglose Unternehmen abwickeln und Teilzeitjobs suchen (beide)
- Bei Oli in die Lehre gehen (http://www.frugalisten.de)
Und vom Hausgeld einen schoenen, aber bescheidenen Lebensabend fuehren?
Leser G sagt am 02. Februar 2018
Ich finde es ein bisschen befremdlich, dass die beiden Partner im Alter 65+ scheinbar immer noch gegeneinander aufrechnen.
Frage: Wollt Ihr eigentlich zusammen alt werden? Wenn ja, bedarf es m.E. einen umfassenderen Finanzplan als die bloße Entscheidung, wessen Anteil am Haus an den Sohn übergeht.
slowroller sagt am 02. Februar 2018
Sorry, aber dem Leserbrief mangelt es an Informationen um hier überhaupt sinnvolle Ratschläge zu geben.
Wenn ich das richtig geraten habe, ist die gute Frau 75 Jahre alt? Die Rücklagen für die Rentenzeit wurden quasi während der Rentenzeit genutzt um eine Firma am Leben zu halten?
Vielleicht kann das ja Albert oder die Protagonistin aufklären. Die genaue Aufteilung des Hauses dürfte in der Ehe total irrelevant sein und erst im Falle einer Trennung oder eines Ablebens (Erbe) überhaupt relevant sein.
Die due diligence stimmt im Prinzip, allerdings wird man das in der Form bei der Partnerwahl kaum tun, muss man aber auch nicht: die meisten Paar, die sich in wichtigen Aspekten des Lebens so stark unterscheiden, bleiben selten bis zu einer Heirat zusammen.
Götz sagt am 02. Februar 2018
Bei einer möglichen Scheidung wäre das eine Frage des Zugewinnausgleichs. Das Ergebnis der unterschiedlichen Varianten lässt sich dabei relativ leicht ermitteln - vorausgesetzt alle Variablen sind eindeutig bekannt.
Beispiel: Wert des Hauses bei Scheidung: 200.000; komplett abbezahlt
Variante A: Sohn 25%, Gatte 25%, Sie 50%
Sie:
- Anfangsvermögen: 100.000
- Endvermögen: 100.000
- Zugewinn: 0
Er:
- Anfangsvermögen: 0
- Endvermögen: 50.000
- Zugewinn: 50.000
-> Zugewinnausgleich: 25.000 (Er an Sie)
Endergebnis (Sie) nach Zugewinnausgleich: 100.000 + 25.000 = 125.000
Variante B: Sohn 25%, Gatte 37,5%, Sie 37,5%
Sie:
- Anfangsvermögen: 100.000
- Endvermögen: 75.000
- Zugewinn: 0 (kein negativer Zugewinn möglich)
Er:
- Anfangsvermögen: 0
- Endvermögen: 75.000
- Zugewinn: 75.000
-> Zugewinnausgleich: 37.500 (Er an Sie)
Endergebnis (Sie) nach Zugewinnausgleich: 75.000 + 37.500 = 112.500
Es ergibt sich bei Variante B also ein Nachteil von 6,25% (für Sie) bezogen auf den Wert des Hauses.
Auf dem Blog von Götz gibt es hierzu diesen Artikel: Warum du deine (finanzielle) Freiheit in der Ehe vergessen kannst
HerrPfeffer sagt am 02. Februar 2018
Psychologische Beratung für die Dame, reflektieren wie man sich den dritten Lebensabschnitt vorstellt, wirtschaftliche Abhängigkeiten auflösen, Haus aufgeben und in zwei getrennte Wohnungen ziehen, schauen ob von der Beziehung was übrig bleibt.
Den Jungen bloß nicht noch in das Haus mit reinreiten. Dann soll der lieber bei 0€ starten, als sich den emotionalen Ballast der Eltern aufzuladen.
Ex-Studentin sagt am 02. Februar 2018
- Wie hoch ist eure gemeinsame Rente? Wie hoch sind eure gemeinsamen Ausgaben?
- Seid ihr noch in der Lage zu arbeiten? Babysitten, Haushaltshilfe, Hausmeister etc.?
- Wie lange könnt ihr davon leben, wenn euch euer Sohn 25% ausbezahlt?
Ich kann die Situation gut verstehen. Allerdings sehe ich das aus Sicht des Kindes: Lasst euer Kind nicht für eure falschen Entscheidungen aufkommen. Ich würde das Haus verkaufen und mir eine günstige Mietwohnung suchen. Was ist euer Haus ca. wert?
Was im Grundbuch steht, ist für ein Paar, was zusammen alt werden möchte, relativ egal. Habt ihr ein Testament? Mit dem Berliner Testament könnt ihr erst mal auf Gegenseitigkeit vererben.
Wenn aber ein anderer Angehöriger seinen Pflichtteil einklagt, geht es doch nach Grundbuch. Falls du dich trennen willst, wird bei einer Scheidung verglichen, was ihr in die Ehe gebracht habt und wie ihr nun da steht. Die Differenz wird dann 50:50 aufgeteilt. Auch hier ist der Grundbucheintrag egal. Aber es kämen aber je nach Höhe deiner Rente Unterhaltszahlungen auf dich zu.
Mein persönlicher Tipp: So lange ihr gut miteinander klar kommt, freut euch, dass ihr einander habt und findet gemeinsam eine Lösung, ohne den Sohn mit rein zu ziehen. Der muss im Zweifelsfall ohnehin für euren Unterhalt aufkommen.
Auf dem Blog von Ex-Studentin gibt es hierzu diesen Artikel: Ist das Modell der Ehe veraltet? – (Scheidung) Teil 5
Sebo sagt am 03. Februar 2018
Eigentlich sollte es doch irrelevent sein, wem welcher Anteil am Haus gehört. Es geht J. höchstwahrscheinlich einfach ums Prinzip, weil sie bisher schon soviel eigenes Vermögen eingebracht hat.
Der Ehemann sollte interessiert an einer fairen Lösung für beide Parteien interessiert sein. Wenn er das nicht einsieht, kann ich schon verstehen, dass das einen faden Beigeschmack hinterlässt.
Wenn schon 250.000€ (!!) verbrannt wurden, dann ist aber doch etwas anderes im Argen. Beide Partner sollten kooperativ und mit voller Zugkraft an der ultimativen Prio 1 ansetzen: Das Schrumpfen des Vermögens sofort stoppen! Sonst gibt es bald nichts mehr aufzuteilen.
Stov sagt am 03. Februar 2018
Stimme slowroller zu. Die Informationen sind viel zu gering und die Situation zu komplex.
Hier geht es ja auch nicht mehr um Finanzberatung, sondern um eine Gerechtigkeitsfrage. Über den Mann wissen wir allerdings nichts. Was für Opfer hat er gebracht?
Was für Anteile an Geld, Arbeit und schlaflosen Nächten hat er getragen? Im Prinzip sind die Infos „Ich hab Geld verloren und will jetzt eine andere Aufteilung. Ist doch fair, oder?“
Wichtig ist zu allererst die Frage, ob man noch zusammenbleiben will. Falls ja, braucht es eine gemeinsame Planung für die nächsten Jahre. Dabei hilft eine Aufteilung genau nichts, weil ja beide trotzdem überleben müssen und im Zweifel mehr Geld aus dem dann größeren Topf dafür fließt.
Falls die Sache allerdings im Zweifel steht ... Phew.
Dann sieht die Sache natürlich anders aus. Dann sollte man tatsächlich mal aufrechnen. Aber eben auch nicht alleine.
Einen Rosenkrieg will man in dieser Lebensphase ja wohl ganz sicher nicht mehr? Insofern muss das Ganze ja eh einigermaßen einig ablaufen, maximal bis zum zähneknirschenden Einverständnis.
Darunter fallen dann ggf. auch noch andere Aspekte. Wer hat wie viele Rücklagen und ist es vom zur Verfügung stehenden Kapital möglich, beide durch den Lebensabend zu bringen?
Beide sind da zusammen rein. Wenn sie drinbleiben wollen, muss das gemeinsam geschehen. Falls nicht, darf keiner der beiden dadurch ruiniert werden.
Ich wünsche auf jeden Fall viel Erfolg und Nerven!
Matthias sagt am 03. Februar 2018
Die ganze Geschichte spiegelt Misstrauen und Unzufriedenheit in der/den Partnerschaft(en) wider. Die Leserin spricht von „ihrer Situation“ und der „Situation des Gatten“. Sie nennt ihren Sohn „den“ Sohn, sie schreibt nicht „mein“ Sohn (sprachliches Merkmal, Deutsch, Oberstufe :-) ).
In der Tat: Da muss ein Profi ran.
Das ist kein finanzielles Problem. Und es wird durch keine wie auch immer geartete Aufteilung des Hauses gelöst. Und: Wozu dient denn die Aufteilung des Hauses: Sie wird doch nur im Todesfall relevant.
Frage: Wer muss sterben, damit es keinen Ärger gibt?
- Variante 1: Die Leserin stirbt. wer erbt ihren Anteil? Streit zwischen Sohn und dem Gatten ist vorprogrammiert.
- Variante 2: Der Gatte stirbt. Leserin und Sohn werden sich bestimmt einig.
- Variante 3: Der Sohn stirbt. Leserin und Gatte haben wieder die gleiche Diskussion.
Tja...welche Variante endet gut? Vielleicht sollte man es mit offenem Visier (nicht zu verwechseln mit Wesir) zu Lebzeiten durch Hausverkauf und Trennung regeln.
Mike Schäfer sagt am 03. Februar 2018
Hallo Frau J., Hallo in die Runde,
es ist wie es ist, das Kind ist in den Brunnen gefallen. Jetzt gilt es einige unangenehme Fragen zu stellen. Da stimme ich meinem Werten Kollegen Albert zu - vermutlich mit professioneller Unterstützung.
- Welches Problem löst die neue Eigentumsverteilung genau? Geld, Selbstwertgefühl, Kommunikation?
- Welche Probleme und Meinungsverschiedenheiten existieren auf beiden Seiten?
- Wieso kommen diese Probleme zu stande?
- Was sind Lösungsansätze um die Probleme zu beseitigen?
- Gibt es eine Lösungsmöglichkeit mit der sich beide arrangieren können (Fairness?)?
- Was ist der derzeitige Bestand? Wie viel Geld ist vorhanden? Wie hoch sind die Schulden? Wie viel Geld wird für den Lebensunterhalt benötigt? Wie viel Geld wird für eine glückliche Rente benötigt? Woher könnte weiteres Geld fließen?
- Ist der Teilverkauf an den Sohn die geschickteste Variante? Befindlichkeiten? Parteiergreifung? Beziehungsbelastung?
- Wie steht es um die Ehe? Zeckgemeinschaft? Wertschätzung? Ängste? Ziele?
Das sind ein paar der vielzähligen Fragen, die es zu klären gilt.
Mein Tipp: Überlegt Euch individuell, ob Ihr an Eurer Ehe festhalten wollt und gemeinsam Euren weiteren Lebensweg bestreiten wollt? Dann redet miteinander und sprecht über Eure Gedanken und Gefühle.
Von da an geht's weiter. Sucht Euch professionelle Hilfe - egal, ob Ihr an Eurer Ehe und Euch festhaltet oder getrennte Wege gehen wollt.
Ist ein erstes gemeinsames Gespräch zu zweit nicht möglich oder endet im Desaster, holt direkt eine professionelle Dritte Kraft hinzu.
Beste Grüße und viel Erfolg
Mike
Auf dem Blog von Mike Schäfer gibt es hierzu diesen Artikel: Beziehungs-Investoren
Stefan (Immobilenanleger) sagt am 03. Februar 2018
Ich sehe das so wie Leser G.
In einer Ehe gibt es ab einen gewissen Punkt kein Mein und Dein mehr, sondern nur noch Unser und Wir. Mit 65 sollte dieser Punkt lange erreicht sein.
Ingo von Mission-Cashflow sagt am 03. Februar 2018
Ich bin zwar auch der Meinung, dass für eine richtige Einschätzung noch ein paar Hintergrundinformation fehlen, aber spontan, und aus dem ersten Reflex raus, tendiere ich zu einer Warnung.
Im Best Case bekommt man, was man möchte und ist vom Kopf her nicht belastet und im Worst Case weiß man, woran man mit diesem Partner ist.
Wieder ein gutes Beispiel, dass man Geld und Liebe besser trennen sollte. Und zwar vorher.
Ach und sollte Worst Case zutreffen, selbst mit 65 kann man noch mal etwas neues Anfange ;o) ...
CU Ingo.
Geldfrau sagt am 03. Februar 2018
Liebe Frau J., lieber Albert, hallo Runde.
(und ja, wir wissen viel zu wenig von J. für fundierte Antworten, trotzdem meine Gedanken dazu)
Wenn Frau J. mir gegenüber säße mit ihrem Problem, würde ich Sie fragen: Möchten Sie mit Ihrem Gatten - wie Sie ihn nennt - auch weiterhin das Leben teilen, mit ihm zusammen leben, bis zum Ende? Oder sich lieber trennen.
Wenn zusamen weiterleben: Haus verkaufen, in kleine Wohnung ziehen. Vermögen genau bestimmen. Finanzplan aufstellen für Alter bis ... 100 Jahre? Geld einteilen. Sie übernimmt die Kontrolle über die Finanzen, er erhält ein Taschengeld.
Klingt hart; der Mann scheint aber in der Vergangenheit bewiesen zu haben, dass er nicht mit Geld umgehen kann: Trotz laufender Firma und kaum Beitrag zu den Kosten für das gemeinsame Leben schafft er es nicht, seinen Teil des Hauses zu finanzieren, also die Hypothek zurückzuzahlen und seine Firma ordentlich abzuwickeln.
Wenn trennen: Mit Fachanwält'in für Familienrecht Situation durchrechnen lassen, wieviel sie im Scheidungsfall an ihn zahlen müsste (Rentenausgleich etc, das noch verbleibende Vermögen vor der Ehe gehört ihr und auch die Haushälte, die sie gezahlt hat, geht nicht mit ein, solange es VOR der Ehe gekauft wurde, das muss sie nicht teilen bei Scheidung.) Trennen, ohne Scheidung?
Frau J. hat schon so viel Geld in das gemeinsame Leben gesteckt - was hat er noch mal mit seinem Geld gemacht? Wissen wir nicht.
Auf keinen Fall mit Mann wieder halbe, halbe beim Haus machen, denn Frau J's Hälfte fließt NICHT mit in die Zugewinngemeinschaft, weil ja vor Ehe gekauft. Erhielte er davon wieder einen Teil, würde sie weiter draufzahlen. Auch nicht Sohn hereinholen. (wessen Sohn?, seiner, der gemeinsame?) Das verkompliziert alles. Dann besser komplett verkaufen. (wenn es verkaufbar ist)
Allerdings hat auch Frau J. finanziell nicht klug gehandelt. Übernimmt fast alle Kosten des Lebens (keine partnerschaftliche Teilung!), und er trägt die (Kaum)Tilgung des Kredites(!) und Betriebskosten des Hauses (was'n das genau?), und als seine Firma den Bach runtergeht, zahlt sie auch dafür? Hätte sie nicht tun müssen.
In der Ehe teilen Mann und Frau. Richtig. Jeder bringt sich ein. Richtig. Finanziell Teilen und sich einbringen scheint v.a. Frau J. getan zu haben. Ehe ist aber nicht. Einer zahlt, der andere nimmt. Wenn freilich einer krank ist, sähe die Sache wieder anders aus. Oder gemeinsame Kinder großzuziehen sind. Ferndiagnose schwer.
Nochmal kurz: Absolut ehrlich für sich klären, wie sich Frau J. ihre Zukunft mit oder ohne den Gatten vorstellt, was SIE will, dann entscheiden, vmtl. Haus verkaufen, verkleinern, nicht Sohn mit reinziehen, alles durchrechnen, (Profis hinzuholen - Anwalt'in, Honorarberater'in, Paartherapeuth'in), Finanzplan aufstellen, auf kleinem Fuß leben. Zeit genießen.
Ich wünsche Frau J., dass sie in diesem Lebensabschnitt noch einmal allen Mut zusammennimmt und ehrlich ihre Wünsche und Bedürfnisse erkennt, um dann entscheiden und handeln zu können.
Mr. Wolf sagt am 04. Februar 2018
Gruselig.. Ich würde mich da dem Finanzwesir anschließen und professionelle Beratung empfehlen.
Beziehungsebene vor Sachebene. Scheint mir alles sehr ungünstig verstrickt zu sein.
Wenn einer immer nur "reinbuttert" und der Andere trotzdem auf keinen grünen Zweig kommt -und- derartige Konstellationen im Leben gehäuft aufgetreten sind, könnte da möglicherweise ein systemisches Problem zugrunde liegen. Würde ich, wie gesagt, mal versuchen durch Externe zu mehr Klarheit zu kommen.
DocHumbug sagt am 07. Februar 2018
Es gibt die Möglichkeit ein Haus zu verkaufen und trotzdem das Wohnrecht bis zum Lebensende zu behalten (sog. Leibrente). Dabei zahlt der Käufer dem Verkäufer eine Rente. Das könnte das Finanzproblem vielleicht entschärfen.
Babett Grün sagt am 08. Februar 2018
Liebe J.,
die Situation ist sehr komplex und ich kann nichts neues an hart facts zu den vorherigen Kommentaren hinzufügen.
Was mir aber als Denkanstoss einfällt:
Ich finde es wichtig die eigenen Glaubenssätze in Bezug auf Geld und auch Beziehungen zu hinterfragen.
Damit einem nicht immer wieder die gleichen hindernden Sachen passieren.
- Was stellt für mich eine perfekte Beziehung dar und (warum) weiche ich davon ab?
- Gibt es ein Muster bei der Männerwahl, das immer wieder Verwendung findet?
- Was in meiner Vergangenheit führte dazu, dass ich mein (hart)verdientes Geld immer wieder für die Männer verbraucht habe?
- Gab es da schon Muster in deiner Familie zu erkennen?
- Falls ja, hast du die übernommen?
Es hört sich nach einem Glaubenssatz/Erziehungsmuster an, dass du hast, welches dich zu Männern führt, die dein Geld verbrauchen, dich also klein halten.
Geld ist Energie und die Männer “rauben“ dir deine Energie mit deiner Hilfe.
Wie Finanzwesir schon gesagt hat, ich kann keinen Rat geben wie J.weiter machen soll: Aber Kraft und gute Gedanken kann ich dir schicken!
P.S. Mein Artikel, den ich dir verlinke, dreht sich darum, wie man mit aktuell weniger Geld an seine finanzielle Unabhängigkeit/ Freiheit ran gehen kann.
Auf dem Blog von Babett Grün gibt es hierzu diesen Artikel: Mit Minimalismus zur finanziellen Freiheit
Je Di sagt am 09. Februar 2018
Bisher gab es ja schon viele gute Kommentare. Ich möchte vor allem auf folgendes Zitat eingehen:
"Ja, man ist immer für den andern da, habe ich bereits bewiesen. Ein Einbringen durch Anteilsverzicht vom Gatten wäre doch nur fair, oder sehe ich das falsch."
- Ja, so ist die Ehe. Man ist immer für den anderen da und hilft ihm. Man packt gemeinsam Sachen an. Jedoch ist das nichts was man einfordern kann (im Sinne von "du musst immer für mich da sein, also mach jetzt XZY"), sondern etwas das der andere von sich aus gibt.
- Ich sehe, dass Sie für ihren Partner da war. Im Text wird leider nicht die Beziehungsebene oder Erziehungsebene angesprochen, sondern nur das Finanzielle. Und da muss ich leider sagen, habe ich nicht herauslesen können, dass er auch für sie da war. Erscheint mir recht einseitig.
- Es gibt keine objektive Definition von "fair". Fair ist immer, was für beide Parteien in Ordnung ist. Das kann 50-50% sein oder auch mal 70-30 oder 100-0. Darüber muss man reden und auch seinen Standpunkt erklären. Eine faire Aufteilung ist etwas, dass gemeinsam gefunden werden muss.
Ben sagt am 09. Februar 2018
Ein Hallo in die Runde,
Das meiste ist schon gesagt, wir wissen zu wenig, es stellt sich die Frage ob das Paar überhaupt zusammen bleiben will, außerdem wäre es wohl viel besser in eine Wohnung zu ziehen. Auch ist klar, dass das Kind nicht mit dem Ballast der Eltern belastet werden sollte.
Aber eigentlich ist die Entscheidung hier auch schon längst gefallen. Den Formulierungen von J ist zu entnehmen, dass sie von uns nur noch die Bestätigung sucht, sich von ihrem Partner zu trennen.
In diesem Fall dient die Community als moralische Stütze um aufzuzeigen, was allen längst bewusst ist.
Sie fühlt sich von all Ihren Männern betrogen und ist klar der Meinung, dass Ihr Gatte finanziell mehr leisten soll.
Sie fühlt sich ausgenutzt und unfair behandelt. Dabei ist der finanzielle Part wahrsch. nur ein kleiner Teil. Verliebte würden sich diese Frage wohl nicht stellen.
Was wir sehen, ist also nur ein Anlass, der berühmte Tropfen im vollen Fass. Um die Ehe zu retten, bedarf es viel Überzeugungsarbeit seitens des Gatten, Freunde etc. Ob es klug ist, die Ehe zu retten ist wieder eine andere Frage.
Hier stimme ich dem Wesir zu. Bei dem Mann handelt es sich offenbar um einen Lappen. Abschiessen, rausholen, was noch da ist. Manchmal muss man sich mit Verlusten von einer Aktie trennen, solange der Laden noch nicht insolvent ist.
maultasch sagt am 10. Februar 2018
Die Ehe ist eine Lebens- und Gefahrengemeinschaft. In guten wie in schlechten Zeiten. Allerdings scheint hier schon von Anfang an etwas schief gelaufen zu sein, ohne dass es den Protagonisten so recht aufgefallen ist. Jetzt, im letzten Lebensabschnitt kommt es nach oben. Das Hamsterrad des Arbeitslebens ist zum Stillstand gekommen und man hat viiiiiiel Zeit zum Resümee.
Ohne die Punkte der vorigen Kommentare groß aufzunehmen. Es scheint hier grundlegende Probleme zu geben, die unterschwellig wohl schon Jahrzehnte vorhanden waren. Krisen spülen diese erfahrungsgemäß nach oben. Nachdem keine weiteren Eckpunkte nachgeliefert wurden, kann ich nur auf den Ursprungsbeitrag zurück greifen.
Meiner Meinung nach bleibt nur eine schonungslose Bestandsaufnahme, eine ehrliche Abwägung aller Fakten und dann entscheiden. Ein harter Schnitt ist manchmal besser, auch wenn er erst mit über 60 erfolgt. Auf keinen Fall noch einen Dritten mit rein ziehen. Vor allem nicht mit einer Immobilie, die ja ihre Bezeichnung nicht umsonst hat. Eine Klage auf Aufhebung der Gemeinschaft ist hier noch das geringste Problem.
Simeon sagt am 22. Mai 2020
Hallo Wesir,
nachdem du den Artikel jetzt 2 Jahre später als Archiv-Empfehlung verschickt hast - hat sich Leserin J. jemals mit einem Update gemeldet? Die Wahrscheinlichkeit ist klein, aber die Neugier eben groß.
Negroni2Go sagt am 26. Mai 2020
Ja,
dieses Update wäre sicher spannend zu lesen!
Viele Grüße!
Viola Marie sagt am 08. Januar 2022
Viele Frauen und vor allem Müttern, die sich entscheiden für die Kindern gar nicht mehr oder nur in Teilzeit zu arbeiten, machen sich zu wenig Gedanken, wie sie sich finanziell absichern können/sollten/müssten.
Das ist inzwischen überall zu lesen und es gibt inzwischen einige Initiativen, um mehr Bewusstsein, v.a. bei jüngeren Müttern zu schaffen.
Denn eine Partnerschaft und auch die Ehe sind keine Absicherung für die Rente. Das hat nicht mit Liebe zu tun. Leben ändern sich mit der Zeit und nach wenigen so wie nach vielen Jahren ist man am Ende für sich selbst verantwortlich. Vor allem finanziell.