06. September 2016


Wenn Finanzvertriebler zu Hyänen werden

Leser M. fragt

Ich habe zwei Nichten, denen ich zum 18. Geburtstag etwas Geld schenken möchte. Mein Finanzberater hat mir jetzt empfohlen, das Geld in die fondsgebundene Rentenversicherung von der Helvetia (Model CleVesto Favorites G in der Variante Mainlane) zu investieren. Der Vertrag hat eine Laufzeit bis 2068, ist aber jederzeit kündbar. Dieses Angebot klingt eigentlich ganz gut.
Meine Nichten sind fünf Jahre alt, die Laufzeit würde also 13 Jahre betragen.
In den letzten Jahren habe ich bereits 1.000 € auf einem Sparbuch angespart. Ich möchte die 1.000 € in den von meinem Berater empfohlenen Fonds einzahlen und dann monatlich zusätzlich 30 € sparen.
13 Jahre entsprechen 156 Monaten. Diese teilen sich ‒ rein rechnerisch ‒ wie folgt auf

  • 33,3 Monate zu 60 € (30 Spar-Euros plus 30 € vom Sparbuch; nach 33,3 Monaten sind die 1.000 € verbraucht)
  • 122,6 Monate zu 30 € (nur noch meine 30 Spar-Euros)

Mein Berater meint, wegen der Kursschwankungen ist es ungünstig, die 1.000 € auf einmal einzuzahlen, deshalb der Split.

Die Gebühr wird in den ersten 5 Jahren erhoben.

"…. Die Abschluss- und Vertriebskosten werden anteilig in den ersten 5 Vertragsjahren erhoben und betragen monatlich 5,70 €. Für die gesamte Vertragslaufzeit betragen diese einmaligen Kosten insgesamt 342,— €"

Zwei Fragen meinerseits.

  1. Sind die Gebühren in der Höhe für solch ein Produkt in Ordnung?
  2. Ist diese Anlageform überhaupt sinnvoll für das Sparziel?

Der Finanzwesir antwortet

Die Kostenanalyse

Insgesamt zahlt M. 5.680 € ein, die wie folgt zusammenkommen

  • 33,3 Monate x 60 € = 2.000 €
  • 122,6 Monate x 30 € = 3.680 €

  • Wenn er den Vertrag am 01.10.2016 abschließt, sind die 13 Jahre am 30.09.2029 um.
  • In den ersten 60 Monaten zahlt er pro Monat 5,70 € an Gebühren. In Summe sind das 342 €.
  • Die Gesamtgebührenquote beträgt 6,02 % (342 € von 5.680 €)
  • Die Kostenquote beträgt in den ersten 33 Monaten 9,5 % (5,70 € von 60 €)
  • In den folgenden 27 Monaten beträgt die Kostenquote 19 % (5,70 € von 30 €)
  • In den restlichen 96 Monaten ist Kostenquote gleich null.

Das Produkt

Vermarktet wird das Produkt wie folgt:

"Für den renditeorientierten Anleger ‒ Attraktive Wertsteigerung bei überschaubarem Risiko:

  • Investition zu 100 % in Aktienfonds mit Schwerpunkt auf europäische Aktienfonds, marktabhängige Beimischung von amerikanischen, fernöstlichen oder japanischen Werten.
  • Zur Absicherung der Erträge kann in schwachen Börsenzeiten eine Umschichtung von bis zu 50 % des Kapitals in Geldmarkt- oder Rentenfonds erfolgen.“

Die Helvetia stellt dieses Produkt aber nicht her, sondern vertreibt es nur. Das Advisory-Mandat haben die renommierten Vermögensverwalter der Schweizer Privatbank Vontobel.

Kurze Zwischenfrage: Finanzwesir, wo hast du diesen Satz her und was bedeutet er?

  1. Ich habe ihn von der Website der Helvetia geklaut.
  2. Advisory Mandat = Die managen das Ding. Einer muss ja die fernöstlichen Aktien marktabhängig beimischen und nach intensivem Glaskugelstudium: "Die Börse wird schwach" wieder entmischen.
  3. renommiert, Schweiz, Privatbank = Unsere Preise sind auf Matterhorn-Niveau.

Der Favorites G in der Variante Mainlane ist nichts weiter als ein Mischfonds. Mischfonds taugen nichts, wie ich in meinem Mischfonds-Artikel dargelegt habe. Zu allem Überfluss ist dieser Fonds kein reiner Mischfonds, sondern ein Dachfonds.
Das bedeutet, er investiert nicht direkt in Aktien und Anleihen, sondern in andere Fonds. Das verlängert die Nahrungskette noch einmal. Leser M. bezahlt

  1. Die Hyäne, die sich Finanzberater nennt.
  2. Die Helvetia-Versicherung als Vertriebsorganisation.
  3. Vontobel, die mit dem Advisory-Mandat.
  4. Die Fonds-Manager der Fonds, in die der Favorites G investiert.

Da ist ein ganzer Haufen Kapitalmarktexperten am Werk. Als sprichwortgeschulter Mensch wissen Sie: Die Zahl der Köche ist umgekehrt proportional zum Wohlgeschmack des Breis.

Ein Wort noch zu den Kosten: ETFler wollen Kostenquoten zwischen 0,1 % und 0,4 % sehen. Ein 0,6 % wird maulend akzeptiert (aber nur für Spezial- und Sektoren-ETFs), alles ab 1 % gilt als unsittlich. 2 % ist obszön und ab 3 % setzt die Schnappatmung ein. Bei M.s 6 % hilft auch eine Sauerstoffdusche nicht mehr ‒ der Finanzwesir kippt vom Stuhl.
Was mich interessieren würde: Sind damit alle Kosten abgedeckt oder kommen da noch 1,83 % an Fondskosten für den MainLane-Fonds hinzu? (Quelle)

Das perfide: Die Kosten werden am Anfang abgezogen. So schädigen sie die Rendite maximal. Jeder Euro, den M. im ersten Jahr als Gebühr verliert, kann die nächsten 12 Jahre keinen Zinseszins mehr produzieren. Die 30 Euro, die M. im ersten Monat des dreizehnten Jahres einzahlt, machen den Kohl nicht mehr fett.
Mehr dazu im Artikel: "Was 1,8 % ausmachen".
Ich habe Ms. Daten in den Sparrechner von Zinsen-berechnen.de eingegeben. Das Ergebnis:

durchschnittl. Aktienmarktrendite Endkapital Einzahlungen Zinsen
4 % 518,01 € 342,00 € 176,01 €
5 % 573,33 € 342,00 € 231,53 €
6 % 634,52 € 342,00 € 292,52 €
7 % 701,48 € 342,00 € 359,48 €
8 % 774,93 € 342,00 € 432,92 €

Je nach Quelle liegt die langjährige durchschnittliche Aktienmarktrendite zwischen 6 % und 8 %. M. entgehen nicht nur die 342 Gebühreneuros, sondern er hat auch noch Opportunitätsverluste von bis zu 433 €.

Fazit

M. wollte wissen:

  1. Sind die Gebühren in der Höhe für solch ein Produkt in Ordnung?
  2. Ist diese Anlageform überhaupt sinnvoll für das Sparziel?

Die Antwort

  1. Diese Gebühren sind nie und für kein Finanzprodukt jemals in Ordnung. Das ist ruchlose Abzocke.
  2. Diese Anlageform ist vollkommen ungeeignet für jeden Zweck.

Was tun?

Wir haben hier einen Modellfall für passives Anlegen mit ETFs.

  1. Langfristiger Zeithorizont
  2. Das Geld wird nicht gebraucht. Die Eltern sind für ihre Kinder verantwortlich. Alles, was der Onkel gibt, ist reines Plus.
  3. Wenig Neigung, sich dauernd mit der Geldanlage zu beschäftigen. Sparplan und fertig.

Ein ETF-Sparplan setzt 1. und 2. voraus und bietet 3.

M.s Sparplan in der Praxis

  1. Einen ETF auf den MSCI World aussuchen. Etwas anderes kommt bei den Summen, die M. sparen möchte, nicht infrage. Kostenquote: 0,2 % bis 0,5 %
  2. Schauen, wo dieser ETF sich als kostenfreier Aktions-ETF besparen lässt. Kostenquote: 0 %
  3. Sparplan einrichten und Freistellungsauftrag einreichen. Die 801 € Freibetrag reichen locker, wenn wir die Ausschüttungsrendite mit 3 % abschätzen.

Damit haben wir das Thema sauber und elegant erledigt und zwischen 95 % und 97 % der Favorites-G-Kosten gespart.

Ein Wort noch zu den 1.000 Euro: Da wir von langfristig steigenden Börsen ausgehen (sonst würden wir nicht passiv an die Börse gehen), ist es sinnvoll, alles sofort zu investieren. Je schneller das Geld ans Arbeiten kommt, umso besser.
Mehr dazu hier: "Soll ich mein Geld Stück für Stück investieren oder in einem Rutsch?".

Dass „nicht lang nachdenken, sondern einfach kaufen“ eine ziemlich clevere Sache ist, wusste schon die Investment-Legende Sir John Templeton. Eine junge Dame fragte ihn einmal: Ich habe gerade ein bisschen Geld von meinem Großvater geerbt. Wann ist für mich der ideale Zeitpunkt, es anzulegen?
Sir John hielt kurz inne und gab dann eine nicht minder banale Antwort: Junge Dame, der beste Zeitpunkt, Geld anzulegen, ist dann, wenn Sie Geld haben.

Na dann, also alles in ein ETF-Depot und fertig? Nein, denn es gibt da ein

Psychoproblem

Die Börse schwankt. Es ist nicht garantiert, dass die Börse pünktlich zum 18. Geburtstag Höchststände feiert und der Onkel mit stolzgeschwellter Brust ein dickes Depot übergeben kann. Vielleicht können die Mädels ihren Führerschein auch erst mit 22 bezahlen.
Wo ist das Problem? Das passiert den Vontoblern doch auch.
Klar, aber dann kann der Onkel seine Hände in Unschuld waschen. Er hat guten Willen gezeigt. Es probiert, aber es hat eben nicht sollen sein. Selbst die Experten haben versagt.
Als DIY-Anleger steht M. persönlich im Feuer: Onkel wollte großartig was für die Nichten tun, jetzt hat er’s an der Börse verzockt! Wäre er mal beim Sparbuch geblieben.
Also M.: Entweder mit dem Bruder oder der Schwester über das Thema Börse reden oder komplett die Klappe halten und zum 18. Geburtstag entweder ganz steil aus dem Gebüsch kommen oder schweigen.

(awa)

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Kommentare

ChrisS sagt am 06. September 2016

Wieder schön durchexerziert. Ich hab innerlich schon beim Satz "Mein Finanzberater hat mir empfohlen..." wohlwissend abgeknickt :-D

Leser M, nicht böse gemeint, aber all das was Ihnen der Wesir jetzt hier vorgerechnet hat, sind eigentlich Dinge die sie schon längst von Ihrem sogenannten "Berater" klargemacht bekommen hätten sollen!
Ein echter Berater hätte sich das Kostenmodell angeschaut und gleich festgestellt dass das nicht in Ihrem Kundensinn und -Nutzen sein kann (bzw. würde so ein Produkt garnicht erst vorschlagen).
Wenn das anscheinend nicht so ist, dann können Sie diesen Menschen doch nicht ernsthaft Ihren "Berater" nennen. Er ist anscheinend nicht fähig, Ihre Fragen "Sind die Gebühren in der Höhe für solch ein Produkt in Ordnung? Ist diese Anlageform überhaupt sinnvoll für das Sparziel?" richtig zu beantworten - oder vielleicht auch nicht willens, weil das Eigeninteresse an der Provision höher ist.
Von so jemandem sollten Sie sich jedenfalls lieber keine "Empfehlungen" mehr holen, denen man ja anscheinend nicht vertrauen kann, sondern lieber mit etwas eigener Bildung gewappnet selbst anlegen um die Mitesser-Schichten so weit es geht zu reduzieren (gerade für Ihre Kleinbeträge das A und O, wie man sieht).


magicw sagt am 06. September 2016

Genau. 1-ETF-Lösung bei so kleinen Beträgen und gut ist.
Depot am besten noch auf den Namen der Kinder einrichten, damit das Ansparen nicht am eigenen Steuerfreibetrag nagt.


J3 sagt am 06. September 2016

Schöner Artikel. Müsste man jedoch nicht auch für die ETF Lösung die p.a. Gebühren über 13 Jahre aufsummieren? Sehr grob über den Daumen gepeilt käme ich dann für eine TER von 0,5% auf eine kostenquote von ~4,5% nach den 13 Jahren ... Liebe Grüße J3


Matthias sagt am 07. September 2016

Hallo Finanzwesir,
top! Den Link zu diesem Artikel sende ich gleich meinem ehemaligen "Finanzberater".

Danke für solche Artikel.
Matthias


christoph sagt am 07. September 2016

OT: so unterhaltsam wie unser Finanzwesir schaffts kein zweiter im deutschen Sprachraum, das Thema Finanzen von allen für Otto Normal relevanten Seiten zu beleuchten!!!

Danke Dir dafür, habe seit Ende letzten Jahres v.a. dank Dir meine Finanzen auf Vordermann gebracht und beschäftige mich nach wie vor mit Freude sehr intensiv mit dem ganzen Thema!

VG!


Barbaz sagt am 07. September 2016

Eine Sache die im Artikel noch nicht angesprochen wurde: Warum eine Rentenversicherung?

Der Grund dafür ist dass die Kapitalerträge aus den Fonds so für M. steuerfrei sind und Steuern erst fällig werden, wenn die betreffenden Kinder das Geld auszahlen lassen und diese dann (mangels eigenen Einkommens) unter den entsprechenden Freibeträgen liegen.

Die nächste Frage ist jetzt natürlich: lohnt sich der Steuervorteil gegenüber den hohen Kosten? Die Antwort ist natürlich ein klares Nein.

(Gab es nicht vor ein paar Wochen einen Blogpost von einem Finanzberater der ein ähnliches Produkt für seine Kinder abgeschlossen hat um dann später zu merken dass er froh sein kann wenn am Ende überhaupt mehr rauskommt, als er eingezahlt hat?)


Leser sagt am 07. September 2016

@ J3: Mit den fixen Anfangsgebühren in diesem Beispiel wirkt das ja eher wie ein Aufgabeaufschlag (http://www.finanzwesir.com/blog/was-1.8prozent-ausmachen), und wenn dann zusätzlich die vierfachen Kosten der Fondsnahrungskette die Rendite ganz sicher deutlich schmälern werden, braucht es kaum noch einen Vergleich mit der ETF-Lösung.

Aber zeig doch mal deine Rechnung.


Aniong sagt am 07. September 2016

Grundregel Nr. 1: Niemals von der Person beraten lassen, die einem auch etwas verkaufen will. Ich ziehe das nicht nur bei Finanzen durch, sondern auch beim Autokauf oder sogar im Einzelhandel.

Dazu finde ich folgendes immer ziemlich paradox: Damit ich überhaupt beurteilen kann, dass mir ein Berater keinen Unsinn erzählt, muss ich mir erst einmal so viel eigenes Wissen aneignen, dass ich danach oft gar keine Beratung mehr brauche. Was bei mir letztendlich fast immer dazu führt, dass ich von Anfang an auf Beratung verzichte und mich lieber komplett selbst informiere.


GeldFrau sagt am 07. September 2016

Immer wieder erschreckend, was "Finanzberater" so alles empfehlen, damit sie selbst über die Runden kommen. Wann hört das endlich mal auf!!!!

Kompliment Finanzwesir. Ich finde, genau solche Beispielfälle sollten Schüler/Berufsschüler im Fach "Finanzbildung" rechnen. Nur leider gibt es solche Lebensbildung nicht an den Schulen.

@magicw

"Depot ... auf Namen der Kinder einrichten"

Wichtiger Hinweis. Bitte auch beachten, dass Eltern als Erziehungsberechtigte völligen Zugriff auf das Ersparte haben und es einfach für sich nutzten könnten - ohne Onkel oder Kinder um Erlaubnis bitten zu müssen.
Aber wer macht sowas denn schon ... den eigenen Kinder die Kohle des Onkels wegnehmen ...


Barbaz sagt am 07. September 2016

@Geldfrau
Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht. Was Eltern mit dem Geld ihrer Kinder machen dürfen ist gesetzlich klar geregelt. Es darf zB nicht für den Lebensunterhalt verwendet werden.


Marielle sagt am 07. September 2016

Vielen Dank für den sehr unterhaltsamen (und für viele sicherlich sehr lehrreichen) Artikel!

Genau wegen solcher Finanzberater beschäftige ich mich mit meinem Depot und meiner Geldanlage lieber selbst - da ist der Schuldige wenns schiefläuft wenigstens nicht über alle Berge und ich kann mich im Fall des Falles über mich selbst ärgern. In der Realität hoffe ich natürlich eher stolz auf die Ergebnisse meiner Mühen sein zu können :-)


ManeausW sagt am 08. September 2016

Hallo,
ich habe aufgrund dieses Blogs für meine beiden Enkel je einen ETF MSCI World angelegt. Gleich zu Anfang einen Tausender eingezahlt und jetzt monatlich 25 Euro. Da die beiden 1 und 4 Jahre alt sind zahlen wir keine Depot - Gebühren. Schauen wir mal, was in 10 oder 15 Jahren dabei herauskommt.


Vola sagt am 08. September 2016

@ Barbaz: Und wer soll das in der Realität kontrollieren? Denke schon wenn die Eltern einen unsteten Lebenswandel haben (z.B. Konsumschulden, Dispo etc.), dass man dann als Onkel erst mal die Hand draufhalten sollte und vielleicht erst mit 16-18 an die Kinder übergibt.


Carlos sagt am 09. September 2016

noch was zum Thema Börsencrash "kurz" vor dem 18ten Geburtstag:
Ich habe auch ETF-Sparpläne, allerdings für meine Kinder, nicht für meine Nichten, ich bin also in der "Pflicht" wie der Finanzwesir sagen würde, nicht in der Kür.
Aber dennoch, mein Ansatz ist, ab dem ca. 13. Lebensjahr langsam Teile in Anleihen umzuschichten (im Moment 100% MSCI World, die Kinder sind noch klein) und so bis zum 18ten Geburtstag (oder dem dann absehbaren Termin wenn Geld für Studium o.ä. benötigt wird) 50%-80% in eine niedrigere Risikoklasse umzuschichten, um die Verfügbarkeit zum "Stichtag" abzusichern.

Um im Kontext zu bleiben: Man kommt dann vielleicht nicht ganz so steil aus dem Gebüsch, blamiert sich aber auch nicht und die Kinder haben einen guten Teil risikoarmes Geld für die zweckgebundene Verwendung und einen Rest risikobehaftetes Geld, um sich gleich mit eigenem Geld in die Lernkurve Wertpapieranlage zu werfen ;-)

Gruß
Carlos


Jan sagt am 09. September 2016

@Barbara und @geldfrau

Sehr wichtiges Thema, für meine Tochter zur Geburt Ein Sparbuch angelegt auf ihren Namen. Jahrelang hat meine Mutter Geburtstags- weihnachts- und Zeugnis Geld brav zur Bank gebracht.
Nach der Trennung der Eltern hat die Kindsmutter das Sparbuch als verloren gemeldet und sich alles geholt ohne jemals einen cent eingezahlt zu haben. Leider muss man mit so etwas rechnen. Auch die Erbfolge gilt es zu beachten.

Jan


WiMi sagt am 09. September 2016

| Hallo,

ich bin selbst gerade Vater geworden und habe überlegt, einen ETF mit eigenem Konto für mein Kind anzulegen, mich dann aber dagegen entschieden.
Bis das Kind 18 ist, soll es ohnehin nicht darüber verfügen. Da ist es doch besser, wenn ich das als mein eigenes Vermögen mit meiner Asset-Allocation anlege, bei den Transaktionskosten spare und das Kind bei meinem Anlagehorizont berücksichtige. Sollte ich z.B. ein Haus kaufen brauche ich jeden cent Eigenkapital für einen günstigen Kredit. Man kann ja trotzdem auf dem Schirm haben, dass man später das Studium des Kinds finanzieren muss.
Natürlich ist da noch der Vorteil des Freistellungsauftrags. Aber der ist a) auch nur politisch und b) bei den niedrigen Zinsen und verhaltenen Dividenden dauert das ja auch eine Weile bis man seinen eigenen Freibetrag knackt.

Bezüglich der Gerechtigkeit und mehreren Kindern ist es wahrscheinlich ohnehin besser den Barwert zu berechnen und jedem Kind dann mit 18 Summe X zu geben, die im Referenzjahr Y Wert Z hatte, wobei Z für alle Kinder gleich ist.
Wobei: Klar ist es für das Kind schön, mit 18 über einen großen Betrag eigenes Geld zu verfügen. Aber Bafög gibt es dann für das Kind nicht mehr (abgesehen von illegalem verschieben des Geldes).


Barbaz sagt am 09. September 2016

@Jan
Was hat dein Anwalt dazu gesagt?

@Vola
Klar, wenn die Eltern absolut unvertrauenswürdig sind dann würde ich das Risiko nicht eingehen. Ansonsten gibt es ja wohl Wege da ein Auge drauf zu haben. Im Zweifelsfall an Jugendamt wenden, die klagen dann ggf auch im Namen der Kinder.


maultasch sagt am 10. September 2016

| Vertraue nie deinem Finanzverkäufer! Er möchte nämlich nur dein Bestes - dein Geld. Glücklicherweise scheint es ja in diesem Fall nicht zu spät zu sein.
Ich habe für meine Kinder je ein Unterdepot bei Consors angelegt. Durch die NV-Bescheinung (Nichtveranlagungsbescheinigung) gehen die Erträge nicht auf meinen Freistellungsauftrag. Die NV-Bescheinigung ist historisch gewachsen theoretisch würden jetzt auch "normale" Freistellungsaufträge reichen. Ist aber geschickt, da sie jeweils 3 Jahre gelten und es keine Rechnerei mit den verschiedenen Zinsen der anderen Institute gibt.
Drin sind jeweils 3 ETF, wobei ein MSCI World die Basis ist. Ich vertraue halt drauf, die die Regeln des Aktienmarktes der letzten Dekaden für die folgenden gilt. Wenn der schwarze Schwan vorbeikommt ist es eh fast egal, wo das Geld angelegt ist.

In diese ETF kommen dann die Geldgeschenke, wobei es immer noch ein Tagesgeldkonto für den Fall gibt, dass die Sprösslinge mal eine außergewöhlich teure Anschaffung machen möchten und ihren Teil dazu beisteuern müssen.
Ob es einen Onkel, Tante oder Oma gibt, die darüber hinaus noch irgendwo irgendwas sparen weiß ich nicht. Bisher wurden "gößere" Geldgeschenke (also über den Oma-5er hinaus) bei uns abgegeben. Natürlich mit der Bitte, das entsprechend gut für die Kinder anzulegen. Dies mache ich nach bestem Wissen und Gewissen :-).

In Bezug auf "Kinder-Geldanlagen" gibt es schon Jahrzehnte Auswüchse. Angefangen bei den "Ausbildungsversicherungen" und sonstigen, meist undurchschaubaren (und umso länger laufenden), Kombiprodukten.


Alex sagt am 13. Januar 2017

Hallo,

ich kann mich nur anschließen, wieder einmal ein sehr toller Beitrag mit tollen Kommentaren! Danke!

Mich interessiert welchen der MSCI World - ETF´s Ihr so bevorzugt?

Viele Grüße

Alex


Günter sagt am 12. Juni 2017

Habe ebenfalls eine Versicherung bei Generali
Bisher einbezahlt 2.610,00 € (2011 mit 30,00 € angefangen,jedes Jahr 2,50 € monatlich mehr)
Zeitwert ist 1531,00 € Man sagte mir,die Abschlusskosten wären nur die ersten 5 Jahre jährlich 115,20 € = 576,00 € Nun geht es aber ab dem 6.Jahr weiter so,da ja jedes Jahr ein neuer Vertrag entsteht
Da geht man nicht mehr von 30,00 € Beitrag aus,sondern dann von 45,00 €
Abschlusskosten ab dem 6.Jahr dann 163,00 €
Dazu kommen dann noch 17,16 % Gebühren pro Jahr = bisher 447,00 €
Vertrag soll 70 Jahre laufen...ca 90.000 € würde ich einzahlen und hätte nach 70 Jahren nur 45.000 €
Die fondsgebunden Risiken hätte ich dann auch noch
Kurzum : Jährlich geht die Hälfte der Beiträge weg an Gebühren und Abschlusskosten
MfG Günter D.


Der Nachdenkliche sagt am 21. Juli 2017

Mal wieder ein Beitrag, der allen zeigt, wie leicht unerfahrene Geldanleger von Beratern zu Entscheidungen gedrängt werden, die nicht wirklich optimal sind.

Zur Frage, ob man zum 18. Geburtstag mit dem Geld "steil aus dem Gebüsch kommen" soll oder ob man besser mit den Eltern redet - oder ob das Depot aus steuerlichen Gründen gleich auf den Namen des Kindes anlegt werden sollte:

Mein Vorschlag wäre zwar, daß das Depot auf den Namen des Spenders läuft. Bei den Beträgen sind die Steuern ja nun wirklich nicht so hoch! Ich würde aber mit allen drüber reden; vor allem schon ab frühestem Alter mit dem Kind.
Ich hielte es für Unsinn, einer 18.jährigen Nichte aus dem Gebüsch kommend ein Depot zu überschreiben oder eine Summe Geldes in die Hand zu drücken.
Der Wert, den es hat, wenn der Onkel schon in der Kindheit mit der Nichte darüber redet, wie Geldanlage funktioniert, ist weitaus bedeutender für das Kind als der Wert des an das Kind eines Tages übergebenen Geldes.
Schon relativ früh kann man den Kindern davon erzählen, daß man für sie Wertpapiere anspart. Kinder sind meist neugierig und kommen dann vermutlich mit interessierten Fragen, die es ermöglicht erste Grundkenntnisse zu vermitteln.
Man kann dann ab einem gewissen Alter, zum Beispiel zum Geburtstag, mit den Heranwachsenden das Anwachsen des Depots beobachten und die Hausaufgaben für den Mathematikunterricht mit Zinsberechnungen anhand des Depots unterstützen.
Und die frühe Gewöhnung daran, daß Geldanlage etwas ganz selbstverständliches ist, die wäre das größte Geschenk für das Kind, denn die wirkt sich über Jahrzehnte aus.


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