01. September 2015


Leserfrage: Ist der MSCI World Small Cap ein guter Einsteiger-ETF?

Leser D. fragt

Ich sitze im Urlaub auf Kreta und habe in den letzten Tagen Ihr gesamtes Blog verschlungen. Ich bin ETF-Einsteiger und lerne nun stündlich dazu.

  1. Frage im Blick auf maximale Rendite bei bewusst hoher Volatilität, Anlagezeitraum garantiert und eisern mindestens 20 Jahre (Anleger ist "am Mast festgebunden und hat die Ohren mit Wachs verschlossen"): Was spricht gegen MSCI World Small Cap? Hier scheint mir die wahrscheinliche Rendite höher zu sein als beim MSCI World?

  2. Frage und konkret: Es gibt wohl nur einen ETF dazu, SPDR MSCI World Small Cap (WKN A1W56P). Was spricht gegen diesen ETF? Kennen Sie Alternativen?

Der Finanzwesir antwortet

Ein Finanzblog als Urlaubslektüre ‒ ein größeres Lob kann es kaum geben. Vielen Dank.

Was spricht gegen den Small Cap ETF?

Nichts und alles. Je nachdem, von welcher Warte man es betrachtet.
Der SPDR ist mit einem Volumen von 33 Millionen ein ziemlich kleiner Fonds. Eine Faustregel besagt, dass ein Fonds ab einem Volumen von 50 Millionen wirtschaftlich betrieben werden kann. Aber der Fonds ist ja auch noch sehr jung, er wurde am 25. November 2013 aufgelegt. Das kann ja noch werden.
Eine Kostenquote von 0,45 % ist auch nicht übertrieben hoch. Als replizierender Thesaurierer nicht ganz steuereinfach. Aber machbar.
Alles in allem würde ich sagen: Warum nicht das Segment Small Caps über diesen ETF abbilden?

Aber nicht für Leser D.

Warum?

Zuerst die Pflicht, dann die Kür

Weil ein Anfänger immer mit einem marktbreiten Index anfangen sollte. Das wäre entweder der MSCI World, eine Kombination aus World und dem Schwellenländer-Index von MSCI oder dem MSCI ACWI.

Index Firmengröße Zahl der Märkte Firmen im Index Abdeckung
MSCI ACWI large und mid cap 23 Industrieländer
23 Schwellenländer
2.478 85 % des handelbaren Aktienkapitals
MSCI World large und mid cap 23 Industrieländer 1.642 85 % des handelbaren Aktienkapitals
MSCI Emerging Markets large and mid cap 23 Schwellenländer 836 85 % des handelbaren Aktienkapitals
MSCI World Small Cap small cap 23 Industrieländer 4.267 14 % des handelbaren Aktienkapitals

Small Caps haben auf Deutsch den treffenden Namen Nebenwerte. Nebenwerte sind kein brauchbares Fundament für eine sinnvolle passive ETF-Strategie. Eine Abdeckung von 14 % des handelbaren Aktienkapitals rein in den Industrieländern ist zu wenig.
World bedeutet bei MSCI nicht weltweit, sondern weltweit mit der Einschränkung: "Muss ein Industrieland sein." Nach MSCI-Definition sind weder China noch Russland oder Griechenland Industrienationen. Die drei findet man im Schwellenland-Index.

Einschub: Gibt es Alternativen?

Dieser Fonds scheint tatsächlich der einzige ETF für Industrieländer-Nebenwerte zu sein. Es gibt noch ETFs, die Nebenwerte in der Eurozone, den Schwellenländern und für einzelne Länder (USA, UK, Japan) abdecken. Mehr habe ich auch nicht gefunden.

Die Small-Caps-Wette

Die Small-Caps-Wette muss nicht für die nächsten 20 Jahre aufgehen. Ja, in der Vergangenheit galt der Deal: "Wir Nebenwerte schwanken wild herum, aber wir bringen dir auch eine schöne Rendite nach Hause." Aber das muss nicht so bleiben, denn wie lautet der Standardspruch der Finanzindustrie:

"Die vergangene Performance ist kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung und bietet keine Garantie für einen Erfolg in der Zukunft."

Fazit

Wenn man an das Small-Caps-Premium glaubt, spricht nichts dagegen, später einmal 10 % des Vermögens in so einen Fonds zu investieren. Aber erst wird einer der Brot-und-Butter-Fonds gekauft!
Einen Anfänger setzt man auch nicht auf einen Bronco, sondern er bekommt den gutmütigen Wallach Pepe.
Anfänger neigen dazu, sich zu überschätzen. Warum nicht erst einmal lernen, wie sich die 5 % Verlust eines MSCI World anfühlen, bevor man sich auf Kamikaze-Tour begibt und mit den Nebenwerten 15 % in die Tiefe rauscht?

Ohne Leser D. zu nahe treten zu wollen ‒ vielleicht hat er ja wirklich einen stählernen Willen: Das mit dem "am Mast festbinden" ist leichter gesagt als getan.
ETFs haben einen großen Nachteil: Man kann sie sofort und problemlos an der Börse loswerden. Wenn man in Panik verfällt, ist da kein bürokratischer Prozess, kein Notartermin, nichts, was einen aufhält oder dazu zwingt, noch einmal darüber zu schlafen.
Broker alarmieren, PIN/TAN eingeben, die ETFs zum Verkauf stellen und weg sind sie. Fluch und Segen einer hochliquiden Anlageform.

Zum Weiterlesen

  1. ETF: Die Ein-Fonds-Lösung
  2. Leserfrage: Wozu diversifizieren? Landen nicht alle Firmen irgendwann im MSCI World?
  3. Der Finanzwesir mixt ETF-Cocktails für die beste Rendite

(awa)

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Kommentare

Quiddje sagt am 01. September 2015

Hallo Finanzwesir,

hier schreibt ein absolutes Finanzgreenhorn.

Verstehe ich das richtig, dass der MSCI ACWI sozusagen den MSCI World und Emerging Markets verbindet? Da du ja für Anfänger diese beiden empfiehlst, reicht es dann auch, sich nur den MSCI ACWI anzuschaffen? Oder ist das ungünstig, weil man dann die Gewichtung 70/30, die du ja auch vorgecshlagen hast, nicht einhalten kann, wenn man nur ein Produkt hat.


Finanzwesir sagt am 01. September 2015

Hallo Quiddje,
Deine Annahme ist korrekt. Der MSCI ACWI besteht rund und roh aus 90% World + 10% EM. Ob Du Dich für den ACWI oder eine Kombi aus World & EM oder fürs Erste nur für den MSCI World entscheidest, ist in meinen Augen unerheblich. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. In der Vergangenheit, ist man mit 70/30 World/EM gut gefahren, aber das muss nicht so bleiben.
Wenn die großen Schwellenländer China, Indien, Brasilien und Russland Vernunft annehmen und

  • aufhören ihre Umwelt zu verwüsten
  • anfangen anständige Löhne zu zahlen

wird sich das Wachstum abschwächen. Die Smartphones werden teurer, wenn der ganze Dreck, der beim Platinenätzen anfällt, nach deutschem Standard entsorgt werden muss, anstatt ihn einfach in den nächsten Fluss abzulassen.

Es kann also sein, dass in Zukunft die ACWI-Kombi genauso gut performt, weil es keine große Rolle mehr spielt, ob man 10%, 20% oder 30% EM im Depot hat.
Das weiß keiner.

Es zählen nur zwei Dinge

  • Kosten runter!
  • Nicht zu viel kaufen. Du musst eine Halbierung der Kurse aussitzen können.

Gruß
Finanzwesir


Finanzkoch sagt am 01. September 2015

Hallo Finanzwesir,

so sehe ich das auch. Erst kommt das solide Fundament. Wenn man erste Erfahrungen gemacht hat, kann man die Strategie immer noch anpassen.

Ob es das "Small-Cap-Premium" noch gibt, ist eh stark umstritten ...

Herzliche Grüße Christoph


Dummerchen sagt am 01. September 2015

Hallo in die Runde,

zur Ausgangsfrage: Ich halte ein Investment in die Large Caps auch für den ersten Schritt ohne den man den (evtl.!!) zweiten in Form von Small Caps überhaupt nicht erst überdenken soll. Small Caps kann man sich ins Boot holen - wer dies als Anfänger tut, muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit auch höhere Schwankungen im Depot aushalten können muss. Da wäre ich skeptisch, wenn ich die allgemeine Aufgeregtheit der letzten Wochen so sehe. Ich bin jedenfalls froh, mir die Dinger als Beimischung erst mit der Erfahrung mehrere Crashs ins Depot gelegt zu haben.

Außerdem sollte man beachten, dass sie als Beimischung sicher erst ab einer gewissen Depotgröße sinnvoll sind. Sonst sind die Depotanteile viel zu klein und jede Form von Rebalancing verursacht gleich exorbitante Kosten.

Zum Thema: "Existiert das Premium überhaupt (noch)?" Kann sein, dass es das vielleicht nicht (mehr) gibt, kann aber auch das Gegenteil der Fall sein - wer außer ein paar Buchautoren ;-) weiß das schon? Aber selbst wenn es nicht der Fall wäre, stünde der Diversifikationsgedanke noch immer im Raum. Man streut halt noch ein wenig breiter. Ich habe irgendwo gelesen, dass in den 70ern die Small Caps rentabler waren, in den 80ern und 90ern die Large Caps und in den letzten 15 Jahren die Small Caps wieder die Nase vorne hatten. (Wohlgemerkt betrachte ich hier nur die Rendite, nicht die damit eingehende Volatilität.)

Lieben Gruß Dummerchen


Bobby sagt am 01. September 2015

Zum Thema Anfänger ETF/Aktie ist ggf. folgender Artikel noch hilfreich:

http://zendepot.de/warum-es-an-der-boerse-keinen-welpenschutz-gibt/

Grüsse Bobby


Chris sagt am 02. September 2015

Bzgl des ETF. Sicher nicht die schlechteste Wahl, wenn man unbedingt Welt-Smallcaps abdecken will (gut, ist bis jetzt anscheinend auch sowieso in Dland eh die einzige Wahl). Die Diskussion geht aber wohl weniger um den ETF selbst, als eher darüber hinaus um die Frage Sinn/Unsinn sich überhaupt Smallcaps ins Depot zu holen (bzw. damit sogar überhaupt erst gleich das Depot zu beginnen).

Natürlich, eine Ansage ala "ich kann bewußt das Risiko in Kauf nehmen und halte das eisern 20 Jahre durch" erzeugt erstmal eine berechtigte mäßigende Gegenreaktion (jaja, warts nur mal ab bis du echt Geld im Feuer hast und der erste Knick kommt), aber das ist für mich auch noch kein Grund, gleich Welt-Smallcaps komplett auszuschließen, weil sie denn (vieeel zu?) volatil seien.

Wie sehen denn dazu die konkreten Fakten aus? Damit wir nicht im luftleeren Raum an irgendwelchen Mythen und Binsenweisheiten argumentieren: Wie hoch ist die Volatilität vom MSCI World Small Cap Index wirklich ? Und besonders im Vergleich dazu auch die Vola des "großen" MSCI World, um zu sehen wieviel "riskanter" Smallcaps nun wirklich sind. Hat jemand dazu konkrete Infos ? Natürlich, klar vermute ich schon das die Vola des Small Caps höher ist, aber sicher eben auch nicht so dass man mit Extrem-Beispielen wie "geht der World um 5% runter, gehen die Smallcaps um 15% runter!" Angst machen muss. Also, nicht dass bei unbedarften Lesern nur der Eindruck enstehen könnte, man wäre hier einfach dreifach gehebelt unterwegs ;-)

Die Factsheets des Index-Anbieters selbst: https://www.msci.com/resources/factsheets/index_fact_sheet/msci-world-index.pdf https://www.msci.com/resources/factsheets/index_fact_sheet/msci-world-small-cap-index.pdf

Man sieht schon das Smallcaps tatsächlich eine langfristig höhere Rendite gebracht haben (siehe annualisierte max-Jahresperformance, 9,70% vs 7,44%). Natürlich gelten dabei die üblichen Disclaimer: Ja, das muss nicht automatisch auch für die Zukunft gleich so gelten, und ja, da gab es auch mal phasenweise Jahre der Unterperformance, bzw. wird es immer mal wieder geben. Zur Vola steht zwar nichts da, aber um das "Risiko"maß zu erahnen kann man sich ja behelfsweise erstmal auch die Performance in Krisenjahren anschauen. 2001 und 2002 hat sich der Smallcap ja sogar besser als der World geschlagen, 2008 sind beide relativ gleich abgerauscht (-41,60% vs -40,33%) und auch 2011 sind die Unterschiede (-8,71% vs - 5,02%) auch nicht sooo heftig dass ich nun unbedingt gleich sagen würde "Oh mein Gott, viel zu gefährlich, Finger weg!!!".

Im Umgang mit der Schwankungsbreite würde ich, anstatt über Large vs Small zu diskutieren, eher der schon öfter hier besprochenen Empfehlung folgen und über den eigenen Investitionsgrad steuern. Per der alten Daumenregel, Langfristanleger sollten sich gedanklich schonmal auf einen (mindestens) -50% möglichen Verlust einstellen - wer damit nicht umgehen kann sollte eben nur die Hälfte (wenn persönliche "Schmerzgrenze" bei -25% Verlust) oder weniger als ein Viertel (= ca 10% möglicher Verlust) ihres Kapitals in Aktien investieren, und den Rest dann eben auf "sicheren" Anlagen (Konto etc.) lassen.

Zu Smallcaps allgemein noch, das ist halt ein sog. "Faktor" (Size) unter vielen. Die akademische Literatur ist voll von solchen Untersuchungen über "Anomalien", "Marktineffizienzen" und "Risikoprämien" etc. Also alles was eine alpha-Überperformance gegenüber dem langweiligen ollen marktbreiten Standartindex verspricht. Und scheinbar wird auch aller paar Monate wieder ein neuer Faktor entdeckt, und natürlich legt die nette Finanzbranche gleich dutzende Produkte darauf auf ;-)
Ja, der Size-Faktor (also das "kleine" Firmen sich langfristig besser entwickeln als große) existiert wirklich (natürlich mit Disclaimer, siehe oben), aber es ist sicherlich nicht unvernünftig auch zu fragen ob der Faktor in Zukunft nicht einfach "plattgehandelt" wird (also sich wegrelativiert durch die Abgrasung wenn sich alle drauf stürzen). Kann sein, muss auch nicht, da ich als passiver Investor sowieso nicht gerne mit Mutmaßungen hantiere hole ich mir einfach alle Firmen ins Boot, egal ob groß oder klein, und profitiere vom sowohl als auch.
Ein anderer bekannter Faktor ist ja "Value", also die Tatsache dass sich "günstige" Unternehmen langfristig besser entwickeln als "überbewertete". Dürfte den meisten Leuten ja ein Begriff sein, gerade wenn sie Anhänger der Lehren des Heiligen Warren sind. Wer jetzt denkt - "hey, wenn sich kleine Unternehmen besser entwickeln als große, und unterbewertete besser als überbewertete - warum kombiniere ich das nicht einfach in einem Smallcap Value ETF, der sich zusammen besser als alles andere entwickelt ?" - auf den Gedanken ist ja die ach so nette Finanzbranche schon längst gekommen und bietet allerlei Faktor-Mix Produkte an (in Dland erstmal noch nicht so, aber in Amerika schon extrem und die "smart beta" Welle rollt auch bald zu uns). Andere beliebte Faktoren sind auch z.B. "Quality" (hochprofitable und niedrigverschuldete Unternehmen entwickeln sich langfristig besser als Schrottfirmen), "Low Volatility" (schwankungsarme Aktien entwickeln sich besser), "Momentum" (bzw. relative Stärke) etc.
Wenn das alles so stimmt hätte man ja schon einen tollen "halb-aktiven" Fonds (also der durch gezielter Selektion nach objektiven Kriterien nur Unternehmen aufnimmt die wahrscheinlicher ggü dem marktbreiten Standartindex überperformen werden), aber tja, das "ob" ist eben die Frage, und da sind mir viele der Produkte auch erstmal noch zu jung um da eine definitive Aussage zu treffen bzw wesentlich Kapital zu investieren. Ganz abgesehen davon das der ganze neumodische Faktor-Firlefanz für die Finanzbranche auch erstmal noch ein willkommener Grund ist, gleichmal die Gebühren für ihre tollen Kombi-Produkte höher anzusetzen.


Dummerchen sagt am 02. September 2015

"Wie hoch ist die Volatilität [...]? [...]Hat jemand dazu konkrete Infos? Natürlich, klar vermute ich schon das die Vola des Small Caps höher ist, aber sicher eben auch nicht so dass man mit Extrem-Beispielen wie "geht der World um 5% runter, gehen die Smallcaps um 15% runter!" Angst machen muss."

Zum MSCI World kann ich Dir keine langfristigen Daten liefern. Volatilität drückt sich aber wohl nicht darin aus, um welchen Faktor ein Index ggü. einem anderen im Crash absinkt. Das fällt eher in die Kategorie "maximum Drawdown" und ist ein anderes Mass für das, was der Mensch gerne Risiko nennt.

Ganz platt ausgedrückt, gibt die Volatilität eher an, wie stark ein Index um seine durchschnittliche Rendite schwankt. Das kann bei verschiedenen Indizes zeitlich versetzt zueinander geschehen.
Ganz zufällig ist es auch nicht, dass die meisten Bücher, Artikel und Forschungsergebnisse der Finanzwelt von einer erhöhten Volatilität von Small Caps sprechen. Eine "bunte" Darstellung vieler Indizes/Anlageklassen findet man auf der IFA-Seite: (Nein, nicht die Internationale Funkausstellung, sondern die amerikanischen Index Fund Advisors ;-)!)
https://www.ifa.com/disclosures/index-data/
Am Ende der Seite werden für den Zeitraum von 1928 bis 2014 Renditen und Standardabweichungen (="Risk") aufgelistet, die zunächst recht erschlagend wirkt: "Oh, alles so schön bunt hier!" ;-). Die meisten Daten basieren übrigens auf DFA-Indizes, also nicht MSCI-Indizes. Ich denke aber, dass die Tendenzen verallgemeinert werden können.
Betrachtet man z.B. den US-Markt über diesen Gesamtzeitraum,so findet man bei LC: Return: 9,40%, Risk: 18,19% und bei SC: Return 11,37%, Risk: 24,58%. Auch die letzten Jahre zeigen ähnliche Ergebnisse.

Eine andere interessante Darstellung findet man hier unter der Überschrift "The Difference Between US Small Cap Stocks and US Large Cap Stocks, 88 Years (1/1/1927 to 12/31/2014)":
https://www.ifa.com/articles/small_tilt_still_reliable_source_higher_returns/ mit der nicht ganz uninteressanten Erkenntnis, dass die Small Caps in 49 Jahren (der insgesamt 87 Jahre) ein Renditeplus hatten (also in 55% der Jahre). Es gibt längere Durststrecken, innerhalb derer jeweils der eine oder der andere Index besser abschneidet.

Für mich bleibt als Erkenntnis:

  • Small Caps liefen bislang nicht im Gleichschritt mit Large Caps.
  • Small Caps schwankten stärker um ihre Durchschnittsrendite.
  • Small Caps hatten im Mittel eine höherer Durchschnittsrendite aber auch längere Zeitspannen (10 Jahre!), in denen man als Anleger schlechter abgeschnitten haben. (Genau das ist das Risiko für das der Langzeitinvestor mit einem Risk-Primium belohnt werden soll - wenn man der Finanzlogik glauben darf.)

Small Caps sind für einen unerfahrenen Anleger nicht zu gefährlich, aber auch nicht gerade ideal. Wie soll er damit umgehen, wenn DAX, MSCI World, S&P 500 laut medialem Getöse "durch die Decke" gehen und sein SC-World-Depot nur moderat steigt oder gar fällt? Wie viele Jahre hält ein Einsteiger diese Diskrepanz mental durch? Ich halte mich schon für recht entspannt und könnte es nur schwer ertragen, so etwas über längere Zeiträume mit ansehen zu müssen. Als Beimischung bei entsprechender Depotgröße sicherlich ok, aber als Hauptanlage extrem mutig.

Letztlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden - ich würde dem Fragesteller raten, sich nicht auf die Odysseus-Aktion am Bootsmast einzulassen und den Sirenen trotzen zu wollen. Die rufen wirklich penetrant und laut...

Lieben Gruß
Dummerchen


Chris sagt am 02. September 2015

Danke für die IFA Liste, das ist tatsächlich mal eine erste Diskussionsgrundlage, mit der man arbeiten kann. Das die Volatilität der Smallcaps höher ist, habe ich ja auch selbst schon vermutet, kenne ja die allgemeinen Behauptungen und theoretischen Erklärungen dahinter. Mir ging es eher erstmal darum, mit konkreten Zahlen zur Volatilität die Argumentation auf eine etwas objektivere Ebene zu stellen als nur mit tendenziös/abschreckend pauschalen ("...schwanken WILD herum...") Formulierungen einfach davon abzuraten.
Die SD von Smallcaps ist um dem Faktor 1,35 tatsächlich etwas höher als bei LCs, aber genau eben auch nicht sooo unverhältnismäßig massiv groß dass das (für mich persönlich) schon ein extremes Ausschlusskriterium sein würde. Und was den maximum Drawdown angeht, kann man bei MSCI nachlesen, da nehmen sich SCs und LCs (-61% vs -57%) auch wieder nicht so viel, das nun der eine automatisch das Prädikat "unsicher und wild, nur was für extrem Mutige, und nicht für Anfänger geeignet" verpasst bekommen müsste.

Eigentlich geht es doch bei dem ganzen weniger um Sinn/Unsinn der SC-Anlage an sich, sondern es wird im Grunde über den AnlegER selbst geredet. ER ist es, der ja (vermutlich? so läuft jedenfalls die Argumentation) die höhere Schwankungsbreite und phasenweise Unterperformance bei Smallcaps eventuell/wahrscheinlich nicht ertragen könnte, und sollte daher lieber erstmal nur mit den soliden Largecaps anfangen.
Ob er es wirklich schafft, sich "das höhere Risiko bewusst in Kauf zu nehmen und eisern mindestens 20 Jahre lang fest dranzubleiben", das kann man nun glauben oder nicht - mir ist es im Grunde sogar relativ egal. Wenn er tatsächlich einer sein sollte, der doch nicht so eisern ist wie gedacht, sondern schon beim ersten kleinen 10% Knick zittrig die Reißleine zieht, dann hat das doch im Kern weniger was damit zu tun weil er jetzt Smallcaps anstatt Largecaps ausgewählt hat, sondern er generell mit seiner Risikoverteilung (das was ich als Steuerung des Investitionsgrades angesprochen habe, und der Wesir auch schon einige Artikel dazu schrieb) im Unreinen war.

Um dazu mit deinem letzten Satz die verbindende Linie herzustellen, das muss eben jeder selbst für sich entscheiden. Also nichtmal ob Leser D jetzt speziell nun Smallcaps oder Largecaps (oder was auch immer für andre Dinge) ins Depot aufnehmen soll, sondern wieviel Verlust er grundsätzlich zu ertragen bereit ist und dementsprechend sein Geld auf die verschiedenen Risikoanlageklassen aufteilt.

Ach, und zum vorletzten Absatz, das ist eine leicht andere, aber auch ganz interessante Diskussion. Was ist eigentlich "Verlust"? Klar, wir kennen alle den absoluten Verlust, und davon reden wir auch meistens: "OH GOTT meine Aktien sind um 50 Prozent gefallen!" zum Beispiel. Aber es gibt auch noch den "relativen Verlust", also die möglichkeit entgangener Gewinne bzw Unterperformance: "och menno, Aktie X ist um 30% gestiegen, während meine Aktie Y "nur" um 20% gestiegen ist..." (habe ich damit also wirklich " gefühlt 10% Verlust" gemacht ? Die Finanzpsychologie beschäftigt sich mit solchen interessanten Fragen, wie sich das für die Menschen jeweils anfühlt). Dazu muss man halt wissen/akzeptieren (am besten vorher, aber tja ansonsten eben hinterher durch Erfahrung) dass, egal in was genau man nun anlegt und mit welcher Strategie man nun investiert, es wird IMMER irgendwo irgendjemanden/irgendwas geben was grad besser performt als man selbst. Das ist ja kein Problem, da Investieren wirklich kein Wettlauf ist (bzw die Leute, die das als Wettlauf begreifen, auch meistens sind die von einem Trend zum andern hoppen, irgendwelchen Blasen hinterhertraden und am Ende meist schlechter dastehn als wenn sie entspanntes diversifiziertes B&H gemacht hätten).
Phasenweise liegt mal Value vorn, andernmal ein paar Jahre Growth, genauso dominieren ab und zu Smallcaps und dann wieder Largecaps, und jeder andere Faktor hat genauso Jahre der zyklischen Über/Unterperformance (wer nun zum Beispiel, wie man ja aus der IFA-Liste und anderen Studien schlussfolgern könnte, das die Kombi "Smallcap Value" auf lange Sicht die meiste Rendite gebracht hat und daraufhin alles darin investiert, der soll das gern tun, muss es aber wie gesagt dann auch genauso jahrzehntelang durch phasenweise Unterperformance durchhalten, und da sind wir wieder beim Ausgangsproblem). Oder mal sind die "heißen Stories" spezielle Regionen (z.B. letztes Jahr hat sich China 100%+ entwickelt) bzw Branchen (dotcoms bzw Neuer Markt etc.). Da muss man sich als Anleger halt daran gewöhnen, sich nicht schlecht zu fühlen/ärgern, wenn man solchen Gelegenheiten halt nur hinterherschauen kann, weil man eben genausowenig in die Zukunft sehen kann was demnächst wieder mächtig abgeht (und die meisten sich beidem Versuch auch nur wieder irren). Deshalb sind wir ja passive breite Anleger, um uns darauf garnicht erst einzulassen und einfach von allem ein bischen was mitzunehmen.


Danny sagt am 11. September 2015

Passt zwar nocht so ganz zum MSCI Small Cap, aber mir ist mit Wisdomtree ein neuer ETF-Anbieter aus den USA aufgegfallen, der ebenfalls Small Caps und vor allem Indizes anbietet, die nicht kapitalisierungsgewichtet sind.

Findet Ihr das sinnvoll? Habe mich etwas in den Smart Beta Ansatz eingelesen und auf den ersten Blick erscheint es mir schlüssiger als der Standard.

Ist das jetzt nur so ne Marketingidee? Auch ishares bringt diese Produkte gerade an den Markt.


Akim sagt am 11. September 2015

@Danny. Über Wisdomtree bin ich die Tage auch gestolpert! In der Neuauflage (IV Auflage) von Souverän Investieren in Indexfonds schlägt Kommer folgenden Alternativansatz vor ... "wenn in Deutschland ein ETF auf einen globalen Small Value Index herauskommt...würde sich folgende einfache Allokation anbieten ... 50% MSCI AVWI, 40% des obigen World Small Value, 10% Immobilenaktien..." Die Idee, die dahinter steht ist lt. Kommer dass der Value Effekt bei Small Aktien deutlich größer als bei Small Aktien ist.

Der WisdomTree Europe SmallCap Dividend Index bietet Zugang zu Europäischen Aktien mit geringer Marktkapitalisierung (Small Caps) und einer hohen Dividendenrendite.

Wenn jetzt hohe Dividendenrendite = Value dann wäre jener ETF doch einer, wie von Kommer gewünscht...

Ansonsten ist mir noch bei dieser Auflage im Anhang unter den empfehlenswerten deutschen Webseiten jene aufgefallen =:> www.finanzwesir.com :-)

Gratus an den Wesir zur Aufnahme seiner Seite in den Kommer :-)

LG aus der Kurpfalz


Finanzwesir sagt am 11. September 2015

Hallo Akim,

"Gratus an den Wesir zur Aufnahme seiner Seite in den Kommer"

Wie jetzt? Meine kleine Web-Site im Kommer? Keine Verarsche?

Gruß
Finanzwesir


Dummerchen sagt am 11. September 2015

Nein, keine Verarsche: Amazon -> Blick ins Buch. Seite 362.

Glückwunsch! Ein kleiner Adelsschlag. Ich denke, Herr Kommer verfolgt auch ein wenig die deutschen Finanzblogger, denn er war ja auch schon Interviewpartner von Holger (Zendepot).


Käptn Nuss sagt am 12. September 2015

Von mir auch Glückwünsche.

Dass Kommer allerdings das WPF nicht in seiner Übersicht hat, finde ich schade. Es gibt ja faktisch kein anderes deutschsprachiges Forum, in dem auf solch hohem Niveau diskutiert wird. Auch und gerade über die Sinnhaftigkeit passiven Investierens.


PIBE350 sagt am 12. September 2015

Mit den angesprochenen WisdomTrees habe mir ein Zweitdepot aufgebaut (Erstdepot Lyxor MSCI ACWI):

  • 20% WisdomTree Europa (284 Unternehmen)
  • 20% WisdomTree USA (448 Unternehmen)
  • 20% WisomTree Schwellenländer (399 Unternehmen)
  • 20% WisdomTree Europa klein (350 Unternehmen)
  • 20% WisdomTree USA klein (745 Unternehmen)

Im Gegensatz zu anderen Dividenden-ETFs sind sie sehr breit gestreut, nach dem Dividendenfluss gewichtet (verhindert eine hohe Gewichtung von kleinen Unternehmen). Gebührenfrei ab 500€ bei der Ing-Diba kaufbar. Japan habe ich wegen der Dollar-Währungsabsicherung als Europäer weggelassen und auf den EM SC aus Risikogründen verzichtet. Mal sehen, was die Zukunft bringt. :-)

http://www.wisdomtree.eu/documents/wte-product-list-germany-04-03-2015.pdf


Patrick sagt am 12. September 2015

Gibt es eigentlich eine Evidenz dazu, dass es sinnvoll ist einen MSCI Emerging Markets neben einem MSCI World zu nutzen?

Nach dem Motto Keep it super simple. Ich frage das nicht, weil EM gerade gefallen sind. Das wäre ja eher ein Grund zu kaufen. Ich frage mich eher, wieviel "Schaden" ich damit anrichte, wenn ich auf EM komplett verzichte und "nur" in 1600 Unternehmen in den entwickelten Märkten investierte.

Meine (eventuelle falsche) These: Die Unternehmen in den DM werden an dem Wachstum der EMs partizipieren (z.B. Nestlé, Coca Cola, Roche usw.). Das heisst ich wäre auch über diese schon im Schnitt 20-30% in EM investiert.

Was meint Ihr? Blöde Idee nur auf den MSCI World zu setzen? Falls mir das zu langweilig wird, kann ich ja über Anbieter diversifizieren.

Danke für die Rückmeldung & beste Grüsse!


Akim sagt am 13. September 2015

Das Stichwort lautet Korrelation. Man sucht vereinfacht ausgedrückt Anlageklassen, die nicht alle im Gleichschritt marschieren. Dadurch sinkt das Risiko des Gesamtportfolios. Die einzelnen Klassen mögen zwar wild auf und ab zappeln (EM, Small Caps...), aber was zählt ist die Summe über alle Klassen und da ist es hilfreich wenn EM nach unten zappelt, aber Stox600 nach oben.

LG aus der Kurpfalz


Patrick sagt am 13. September 2015

@Akim

Das ist schon klar. Danke für Deine Antwort. Seit der Finanzkrise bestehen diese (negativen) Korrelationen innerhalb von Anlageklassen aber kaum noch. Und sogar zwischen den Anlageklassen werden sie in den jüngsten "Korrekturen" immer geringer. Anleihen, Gold und Aktien fallen alle zusammen. Vielleicht ein Effekt der Notenbank-Interventionen oder Algos. Keine Ahnung.


Dummerchen sagt am 14. September 2015

@Patrick: Es müssen ja nicht gerade negative Korrelationen zwischen Anlageklassen existieren, damit die von Akim beschriebenen Effekte greifen. Gefühlt geht es in meinem Depot mit den Emerging Markets seit einiger Zeit weniger aufwärts als mit den entwickelten Märkten. Ich würde daher keine starke positive Korrelation erwarten.
Erstes googlen liefert ähnliche Erkenntnisse:
http://www.assetcorrelation.com/majors/1826
Sowohl US-large/mid/small-caps als auch EAFE (Europe, Australasia and Far East) sind nur schwach (ca. 0,2) mit EM korreliert. Würden wir hier Werte von 0,8 aufwärts auftauchen, könnte ich Deinen Einwand verstehen. So allerdings nicht.


chaostrader sagt am 16. September 2015

Stichwort EAFE: hat hier jemand einen ETF dafür? Ich habe bis jetzt nur einen von iShares gefunden, der in geringsten Mengen mal sporadisch in Deutschland gehandelt wird und absolut steuerintransparent ist. Welche anderen Indices decken den Bereich ab und sind hierzulande handelbar?


Dummerchen sagt am 17. September 2015

@chaostrader: EAFE ist aus Sicht der US-Anleger "Rest of the World" ohne Emerging markets. Daher gibt es wohl eher in den USA einen Markt dafür. Aus deutscher Sicht müsste man halt MSCI Europe und MSCI Pacific kombinieren. Dann ist man allerdings bei der 4-ETF-Lösung, sofern man nun noch MSCI North America (oder nur die USA) und MSCI EM hinzufügt.


chaostrader sagt am 19. September 2015

@Dummerchen Ja danke, soweit bekannt. Ich hatte gehofft, dass es von anderen Anbietern noch so einen ähnlichen Index (World ex USA/North America) gibt und man dafür bei uns handelbare ETFs findet.

Es geht dabei um "Dual Momentum Investing", eine der neuesten Säue, die momentan durch die englischsprachigen Finanzforen getrieben werden. Ein meiner Meinung nach interessanter Ansatz.


T. sagt am 07. Oktober 2015

Ich bin neu in ETFs eingestiegen und überlege mir meine Basis auf diesem Index aufzubauen: iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF (DE), da ich gerne passiven Einkommen erzielen würde, ist dies eine sinnvolle Basis oder sollte ich besser einen MSCI World nehmen und anderweitige für Dividenden sorgen.


Reinsch sagt am 07. Oktober 2015

Hallo T.,

die schlechteste Wahl ist dieser ETF sicher nicht. Annehmbare Kosten, geringe tracking differenz, steuerlich einfach dank deutschem Domizil, für einen Dividendenfonds gute Diversifikation und in den vergangenen Jahren eine ordentliche Rendite.
Zwar wurde er vom MSCI World renditetechnisch überholt, was aber m.E. am deutlich höheren US-Anteil des MSCI World liegt, wo ja in den vergangenen Jahren das höchste Wachstum war.

Die Frage die ich mir stellen würde: Brauche ich wirklich die Dividendenausschüttungen? Die Rendite kommt ja nicht nur von den Ausschüttungen, sondern auch von Kursgewinnen. Und bezüglich Gesamtrendite lagen Dividendenfonds nicht wirklich über einem Weltportfolio, auch in der vergangenen Chinakrise sind sie ähnlich eingeknickt.

Mein Fazit: In der Ansparphase wäre mir höhere Diversifikation wichtiger. Also ein simples 2er, 3er oder 4er Portfolio wie vom Wesir präsentiert. Träumst du hingegen davon, dich zeitnah als Privatier zurückzulehnen und nur noch deine Dividenden auszugeben? Dann wären Dividendenfonds ein probates Mittel.

Ob es derjenige da sein muss, und ob 100% deines Vermögens rein geht oder nur ein Teil, das kann man dann nochmal diskutieren.


T. sagt am 07. Oktober 2015

Besten Dank Reinsch,
da ich relativ plötzlich zu einem größeren Betrag gekommen bin, ist das weniger als Ansparphase gedacht, sondern der Anfang eines ausschüttenden Depots, da ich noch am einarbeiten der Materie bin dachte ich aber, dass wäre ein guter Einstieg, dem weitere Dividenfonds folgen sollen. Ich bin mir nur nicht ganz sicher ob es Sinn macht ausschließlich auf Dividenden ETF zu gehen oder ob es Sinn das Depot auch mit anderen ETF auszugleichen und davon gelegentlich Gewinne abzuschöpfen.

Gruß T.


Phoenix sagt am 07. Oktober 2015

@T: Was du grundsätzlich beachten solltest, ist wie oft ein ETF ausschüttet. Den genannten Index (du sprichst zwar von Index, nennst dann aber einen konkreten ETF) gibt es meines Wissens nach von db und von iShares.
db schüttet nur jährlich aus, iShares hingegen quartalsweise. Soll ein stetiges passives Einkommen fließen, muss man darauf Rücksicht nehmen. In den USA gibt es wohl etliche ETFs mit monatlicher Ausschüttung, auf dem europäischen Markt sieht es da aber mau aus.


Reinsch sagt am 08. Oktober 2015

Kernfrage ist für mich weiterhin: Brauche ich wirklich die höheren Ausschüttungen? Hinsichtlich Gesamtrendite waren Dividendenfonds den passenden Indexfonds in den vergangenen Jahren nicht wirklich überlegen. Siehe hier am Beispiel Europa (ein guter Vergleichsfonds für den GSD fiel mir leider nicht ein):

http://www.fondsweb.de/fondsvergleich/DE000ETFL284-DE0002635299

Ich weiß, es ist schön regelmäßig Euros auf's Konto sprudeln zu sehen. Aber wenn ich auf diese nicht angewiesen bin ist die Gesamtrendite der entscheidende Faktor.

Und auch die Diversifikation ist mit solch einem Index-Weltportfolio deutlich größer. Statt 100 Unternehmen hast du dann mehrere 1000 im Depot.

Mein Rat daher: Leg dir ein 2er, 3er oder 4er Depot zu. Wenn du ausschüttende Fonds wählst kommst du auch auf ca. 2% Bruttoausschüttungen (Europa etwas mehr, USA etwas weniger, EM irgendwo dazwischen).

Ich weiß nicht was für dich "ein größerer Betrag" ist, aber schon bei einer 5stelligen Summe bist du hier kostengünstig dabei. Wenn es gar 6stellig wird kann man noch weiter spielen und mehr Fonds, ggf. auch Small Caps und Dividendenwerte reinpacken.


Mr. X sagt am 15. Oktober 2015

Hallo!
Habe mal unter den Small Caps geschaut und bin auch auf Mid-Cap indizes gestoßen. Frage: sind die nun schon im MSCI (World, USA, etc) drin ??
Aussage:

  • MSCI normal: 85% der MK
  • MSCI MID: 15% der MK
  • MSCI SC: 14%

Heißt das nun, dass ich mit MID CAP nur die untersten 15% des World kaufe? und dann, wenn ich World halte eine dopplung habe? (kann ja immer noch sinnvoll sein durch eine übergewichtung)
Aber generell wäre ich schon eher daran interessiert die verbleibenden 15% abzudecken und das wäre ja dann der SC index..
am LIEBSTEN wäre mir jedoch ein Index der Mid und Small Caps abbildet und den man zusätzlich zum großen kauft, sodass man die kleisten 30% nochmal übergewichten kann...

gibt es da solche ?


moneybunny sagt am 07. Mai 2016

Hallo Mr. X,

deine Frage ist ja schon eine Weile her, aber vielleicht interessiert es ja auch andere/spätere Leser.

Ein "normaler" MSCI-Index ohne expliziten Size Factor (also z.B. die Feld-Wald-Wiesen-ETFs MSCI World oder MSCI ACWI) enthält sowohl Large Caps (ca. 70% der MK) als auchMid Caps (ca. 15% der MK).

Die Small Caps (ca. 14% der MK) sind dann entweder über entsprechende Länder-/Regionen-Small-Cap-Indizes oder über die IMI-Varianten abgebildet.

Gruß,
moneybunny


Andi sagt am 10. September 2016

Moin,

ich suche einen passenden Small Cap ETF für mein Portfolio. Fahre momentan 70% MSCI WLD und 30% EM und habe eine vernünftige Basis. Nach Lektüre des vom Finanzwesir empfohlenen Buchs "Investing without Wall Street" würde ich gerne noch einen Small Cap EFT beimischen. In dem Buch wird von bis zu 20% gesprochen - ich würde max zu 10% gehen wollen.
Nun habe ich justETF durchforscht aber leider nix Geeignetes gefunden. Wenn möglich soll der Small Cap ETF:

  • weltweit und nicht nur eine Region abbilden.
  • steuerlich einfach sein.
  • wenn möglich ausschüttend (thersaurierend aber auch ok).sein.
  • Fondsvolumen > 10M

Hier ist meine Suche bei justETF: https://www.justetf.com/de/find-etf.html?assetClass=class-equity&equityStrategy=Small%2BCap

Ich konnte bisher keinen entdecken. Habt ihr einen Tipp?
Danke und VG,


ChrisS sagt am 10. September 2016

@ Andi

SPDR bietet einen MSCI World Small Cap ETF (IE00BCBJG560) an, und einen für die Emerging Markets (IE00B48X4842).
Inwieweit die deinen Idealkriterien entsprechen, oder man dafür "Kompromisse" eingehen muss um die Assetklasse überhaupt abdecken zu können, ist halt immer so ne Sache.
Viele der Steuergedanken zB werden ja auch 2018 wieder hinfällig.


xoz sagt am 11. September 2016

@Andi

Einen ETF, der den gesamten weltweiten Small-Cap-Markt abbildet, gibt derzeit nicht. Der marktbreiteste ist noch der ETF auf den MSCI World Small Cap aus dem Artikel. Wenn du dein Depot nicht komplett umschichten willst, gibt es m.M.n. drei Möglichkeiten, diese Asset Allocation zu erreichen:

Variante 1: Du beschränkst dich auf den im Artikel genannten MSCI World Small Cap ETF und lässt die Emerging Markets außen vor. Damit holst du dir nur einen zusätzlichen Posten ins Depot und hast den Markt relativ gut abgedeckt.
-> 60% World/30% EM/10% World SC

Variante 2: Du kaufst den ETF auf den MSCI World Small Cap und dazu noch einen der zwei ETFs auf den MSCI EM (https://www.justetf.com/de/find-etf.html?index=MSCI%2BEmerging%2BMarkets%2BSmall%2BCap). Das wird allerdings eine sehr kleinteilige Angelegenheit, wenn du die 70/30-Verteilung bei den Small Caps durchziehen willst.
-> 63% World/7% World SC/27% EM/3% EM SC

Variante 3: Du holst dir deine Small Caps aus dem MSCI ACWI IMI (siehe auch: http://www.finanzwesir.com/blog/msci-acwi-imi-fm und den Kommentar von moneybunny über dir), der zu ~15% aus Small Caps besteht und den kompletten Markt abdeckt. Um den Small-Caps-Anteil wieder auf die gewünschten 10% runter- und die Emerging Markets auf 30% hochzuschrauben (der ACWI ist nach Marktkapitalisierung gewichtet, also 90/10), tarierst du dein Depot mit separaten MSCI World und MSCI Emerging Markets aus, die du ja ohnehin schon hast, wenn auch in anderer Gewichtung.
-> 67% ACWI IMI/10% World/23% EM

Variante 3b: Da du eine Verteilung BIP anstrebst, kannst du den MSCI World weglassen und stattdessen noch einen Index auf Europa hinzunehmen.

Das sind natürlich alles nur Beispiele, wie du auf 10% Small Caps kommen könntest, ohne dein Depot völlig umschichten zu müssen. Variante 3 würde ich überhaupt nur in Betracht ziehen, wenn das Depot im Verhältnis zur Sparrate noch relativ klein ist, sich das Depot also ohne nennenswerte Verkäufe nur durch frisch investiertes Geld relativ zügig auf die Ziel-Allocation bringen lässt. Dafür das halbe Depot zu verkaufen, wäre natürlich wahnsinnig.

ETFs gibt es auf alle genannten Indizes nicht viele, da wirst du keine großen Ansprüche stellen können und musst nehmen, was es halt gibt.


Dummerchen sagt am 11. September 2016

Hallo Andi,
Du hast doch schon all das getan, was hier jeder andere auch tun würde: Kriterien definieren und bei justetf suchen. Wenn es dort nicht den von Dir gewünschten ETF gibt, dann wirst Du Deine Anforderungen ändern müssen. Der einzige World Small ETF enthält "ausschüttungsgleiche Erträge" und thesauriert.
Dir bleibt also nur der Weg über mehrere Regionen. Konkrete ETFs empfehle ich grundsätzlich nicht; der Finanzwesir wird auch den Teufel tun und Produktempfehlungen aussprechen. Du hast aber auch das nötige Wissen (und das richtige Tool an der Hand), um jetzt eine Alternative zu finden oder aber zu entscheiden, dass mindestens zwei ETFs mit je 5% (oder so) ziemlich blöd zu besparen sind. Hängt halt von den entstehenden Kosten durch Deinen Broker ab.

Viel Spaß bei der weiteren Ausgestaltung des Depots.
Dummerchen


tm sagt am 11. September 2016

Hallo Andi,
ich habe mit der gleichen Strategie begonnen und die letzten Wochen viel recherchiert und mich im WPF rumgetrieben. Dabei bin ich auf eine, auch hier des öfteren erläuterte 3ETF-Lösung, aufmerksam geworden, welche durch Europa bzw. den Euroraum ergänzt wird. Ich präferiere im Moment die Lösung mit Hilfe des Euroraumes zu realisieren, um möglichst nah an eine BIP-Gewichtung zu kommen ohne GB und CH massiv überzubewerten. Ideralerweise würde ich den Teil durch einen EMU-Small-Cap realisieren.
So fällt zwar dein weltweites Kriterium unter den Tisch, aber da wird es eh schwer etwas Steuereinfaches zu finden. Ich tendiere aktuell, wenn meine aktuellen Berechnungen nicht komplett daneben sind, zu einer 50-15-35-Gewichtung. Vielleicht können meine Gedanken zu einer konstruktiven Diskussion beitragen.

LG tm


Andi sagt am 13. September 2016

@ all: Erstmal vielen Dank für euer konstruktives Feedback!

Mein ganzes Depot will ich nicht im großen Stile umwerfen / verkaufen.
Ich schaue mal ob ich die beiden Small Cap ETFs im Sparplan habe (wobei ich es natürlich gerne möglichst simpel halten will). Ansonsten denke ich dass die ein zusätzlicher ETF wohl am sinnigsten ist auch wenn ich keinen Small Cap ETF mit meinen Wunschkriterien finde...

@tm: das klingt auch ganz gut. Du hast dann 50 WLD / 35 EM und 15 Small Cap EMU? Was spricht in deiner Sicht gegen Variante 1 die xoz vorgeschlagen hatte? Die Steuergründe?


tm sagt am 14. September 2016

@Andi: Gegen die Variante an sich spricht nichts. Ich konnte den Beitrag zu dem Zeitpunkt nur noch nicht sehen ;).

Ich persönlich möchte jedoch die Übergewichtung von Amerika auflösen und mich dem BIP annähern (ohne auf die 4er-Lösung zu switchen). Zusätzlich habe ich mich aus verschiedenen Gründen für replizierende Ausschütter entschieden, was den World-SC ausschliesst. Und steuereinfach soll es natürlich auch noch sein. Folglich definiert sich für mich die optimale Strategie wie oben beschrieben. Bei der Gewichtung versuche ich mich derzeit noch optimal anzunähern - die Lösung hat sich mir noch nicht erschlossen.
Die BIP-Gewichtungen bekomme ich aufgestellt und berechnet. Bei der Aufteilung der 3-ETF hakt es noch ein wenig. Mir ist klar, dass langfristig +/- 2% irrelevant sind. Um aber stur mehrere Jahre diese Strategie zu fahren, suche ich nach einer theoretisch, korrekten Herleitung. Aktuelle Lösung nimmt das BIP aller einzelnen (in den ETF enthaltenen) Länder, anschliessend nehme ich die Summen für die einzelnen ETF (World, EMU, EM) und berechne die prozentuale Gewichtung. Folglich komme ich aktuell eher auf 55-15-30 als auf 50-15-35.

Steinigt mich für den Knoten im Gehirn!

Lange Rede kurzer Sinn - wichtig ist für sich selbst eine Strategie zu entwickeln. Mir ist es zusätzlich wichtig diese theoretisch untermauern zu können, um das Balancing über einen langjährigen Anlagezeitraum darauf auszurichten. Und ganz wichtig - dabei ruhig schlafen zu können ;)

LG tm


Alex sagt am 16. Oktober 2016

Sehr interessante Diskussion ueber die SC. Befinde mich zurzeit in der selben Fragegestellung ob und wenn ja welcher SC- ETF in mein Depot soll. Zurzeit besteht es aus

  • MSCI World
  • Europa
  • EM

Der oben erwaehnte Msci World SC ist sehr US-lastig. Und mit der Tatsache dass der MSCI-World ebenfalls US dominiert ist waere mir das dann insgesamt etwas zu viel USA glaube ich.

Gibt es die Moeglichkeit den World SC zu splitten? Also Europa und "Rest"? Einen Europa SC gibt es meiner Meinung nach schon... Jemand Ideen fuer den "Rest"?

VG Alex


ChrisS sagt am 18. Oktober 2016

@ Alex

"Befinde mich zurzeit in der selben Fragegestellung ob und wenn ja welcher SC- ETF in mein Depot soll."

Bleiben wir doch erstmal beim "ob" ? Bevor du dir schon Gedanken darüber machst welcher SC-ETF es genau sein soll, wäre es ja erstmal viel sinnvoller, überhaupt klar zu werden welchen Nutzen du dir davon erhoffst. Welche Argumente sprechen dafür, welche dagegen ? Erst nach einer vernünftigen Abwägung dieser Fragen kann man sich danach später vielleicht damit beschäftigen was die sinnvollsten Vehikel sind um diesen Bereich abzudecken.

"Der oben erwaehnte Msci World SC ist sehr US-lastig. Und mit der Tatsache dass der MSCI-World ebenfalls US dominiert ist waere mir das dann insgesamt etwas zu viel USA glaube ich."

Naja, mit dem "Glauben" ist das so ne Sache... Die "US-lastigkeit" der weltweiten Indizes ist ja kein Versehen oder Gemeinheit um ausgerechnet dich dabei zu ärgern, sondern spiegelt einfach nur die historisch so gewachsenen Marktkapitalisierungs-Verhältnisse wieder.
Die kann man nun so akzeptieren, zwecks Simplizität, oder man meint halt es etwas besser zu wissen und passt mit einzelnen Regionen-ETFs nach eigenem Gutdünken an, aber auch hier stößt man relativ schnell an die Grenze des sinnvoll möglichen, da (wie du ja auch schon bemerkt hast) das Produktangebot meist noch unseren Wünschen hinterherhinkt.

"Gibt es die Moeglichkeit den World SC zu splitten? Also Europa und "Rest"? Einen Europa SC gibt es meiner Meinung nach schon... Jemand Ideen fuer den "Rest"?"

Einen direkten ETF auf MSCI World ex Europe Small Cap scheint es wohl noch nicht zu geben. Bleibt also entweder nur die Verwendung einzelner Regionen-SC's (für Europa und USA gibts schon einige etablierte Small Cap ETFs, für Emerging Markets ein paar weniger).
Sinn und Nutzen des Hinzufügens mehrerer solcher kleiner Positionen musst du selbst beurteilen. Ansonsten kann man sich auch mit den vielen Amis im MSCI World SC einfach abfinden und nimmt halt zur Einfachheit den weltweiten ETF.
Oder man schaut über den Tellerand, in den USA werden zB. zumindest auch World ex US (also MSCI EAFE) Small Cap ETFs angeboten, aus denen du dir wieder mit US dein Wunschverhältnis zusammenmischen kannst (wie praktikabel das nun allerdings wieder ist, sei auch dahingestellt). Und zu guter letzt kann man natürlich auch die ganze Sache erstmal verwerfen und lässt die spezielle SC-Anlage vorläufig weg. Auch nicht so schlimm.


Alex sagt am 19. Oktober 2016

@ChrisS

Danke fuer deine Antwort. Ja bin schon ueberzeugt die SC ins Depot aufzunehmen :) Der Finanzwesir hat ja in seinem ETF cocktail mix gesagt die SC sind der Vodka und darauf moechte ich definitiv nicht verzichten :P


ChrisS sagt am 19. Oktober 2016

@ Alex

Kein Problem :-)
Tja, dann bleibt es halt leider dabei dass die aktuelle Palette der hier angebotenen SC-ETFs wohl noch nicht deinen Idealvorstellungen entspricht.
Da hilft auch nichts dran vorbei (ist ja nicht so als ob dir hier irgendjemand noch einen bisher neuen unbekannten ETF empfehlen könnte, nein wir schauen ja auch alle nur in die selben Plattformen und Datenbanken wie justETF etc.), also musst du wohl oder übel nachdenken wie du aus den vorhandenen Produkten die bestmögliche (oder zumindest akzeptabelste, zB im Aufwand/Nutzen-Verhältnis) Kompromisslösung zusammenzimmerst.


Manuel sagt am 22. August 2017

Hallo zusammen,

mit großem Interesse habe ich die Disskussion hier gelesen. Auch ich habe bisher die bekannte 70/30 Asset-Korrelation gefahren. Inzwischen habe ich auch mit großer Begeisterung den Kommer gelesen. Da ich regelmäßig und kontinuierlich Sparen möchte, ist es natürlich unrealistisch Kommers Weltprotfolio 1:1 umzusetzten.
Auf Rohstoffe und Immobilien möchte erstmal bewusst verzichten. Bisher habe ich also EM und die Industrieländer gut abgedeckt, allerdings ohne SC. Nach Kommer müsste ich diese ja mit 37,5% berücksichtigen. Dies ist ja ein deutlich größerer Anteil als hier oft diskutiert. Was sagt ihr dazu? Und was spricht dagegen den hier genannten World SC dafür zu verwenden?
(Sehr) langfristiges Ziel ist es sich allmählich dem Weltprotfolio anzunähern.

Vg Manuel


ChrisS sagt am 23. August 2017

| @ Manuel

(erstmal etwas Pedantik am Anfang :-D
"Korrelation" beschreibt die Beziehung der Entwicklung verschiedener Werte miteinander, was du meinst ist eher die "Asset-Allokation", also die Anlageverteilung)

Erstmal dazu wie Kommer auf den augenscheinlich hohen Smallcap-Anteil überhaupt kommt (hihi).
Dazu hatte ich hier schon einiges geschrieben, lies mal und vielleicht hilft dir das weiter:
https://www.finanzwesir.com/blog/was-tun-mit-einer-million#1482855986

In seinem Musterportfolio wird nicht einfach der MSCI World genommen, sondern aufgeteilt in Regionen Nordamerika, Europa, (entwickeltes) Asien/Pazifik, (und EM). Gewichtet dann jeweils nach BIP.
Und dazu werden dann auch nicht einfach die stinknormalen Breitmarkt-Indizes für die Regionen genommen, sondern jeweils hälftig aufgeteilt in Value- und Smallcap- Spezialvarianten (gemäß der Theorie, dass mit diesen Faktoren historisch etwas Renditepremium zu holen war).Ausser beim EM, da verwendet er lustigerweise immer noch die Standardvariante (warum eigentlich?).
Jedenfalls ist der Smallcap-Anteil also so "hoch", weil eben nur in Value- und Smallcap -ETFs investiert wird, und die normalen Largecaps ignoriert. Für den Anfänger lauert hier auch noch eine gehörige Portion Tracking-Error Regret, weil man (siehe die ganzen Artikelkommentare hier, wo es ja darum geht dass sich die Entwicklungen von LC und SC unterscheiden können) auch lernen muss es aushalten zu können, wenn sich die zweckmäßig ausgewählten Alternativ-Indizes doch nicht immer und überall die Benchmarks outperformen können, sondern ab und zu mal drunterliegen (dazu braucht es eben Disziplin und Überzeugung, um solche abweichenden Strategien langfristig durchziehen zu können bis man auch einigermaßen verlässlich die Erfolge sieht.
Um diese Überzeugung zu entwickeln muss man sich halt auch ein bischen mit den Hintergründen auseinandersetzen, warum man das überhaupt macht um Gründe zu haben warum das eigentlich funktionieren soll. Und weil Anfänger diese Bildung noch nicht haben, wird ihnen meist eher davon abgeraten es gleich überkomplizieren zu wollen, zumindest erstmal bis sie irgendwann besser wissen was sie da tun.)

Man erkennt also schon, wo die Schwierigkeiten und Einschränkungen beim übergang zwischen Theorie (das Musterportfolio existiert ja eigentlich nur als "Ideal" auf dem Papier) und der Praxis (in der wir nur mit dem konkreten vorhandenen Produktangebot arbeiten können) liegen werden - es gibt zB noch nicht für alle Regionen ein so exaktes Angebot an Value- und SC-ETFs.
Von daher müssen eh schon immer Kompromisse vom Privatanleger bei der Umsetzung gemacht werden, also entweder auf manches verzichten oder statt Regionen wieder globale ETFs verwenden (und nicht zuletzt, wie ich bereits im Kommentar demonstriert hatte, setzt ein so "kleinteiliges" Portfolio auch schon eine gewisse Depotgröße voraus, um es wirtschaftlich effizient betreiben zu können).

Ich würde daher auch immer etwas Abstand nehmen von Formulierungen wie "Kommer sagt..." und "nach Kommer muss/soll ich...".
Ich weiß ja aus Erfahrung, das Anfänger&Einsteiger am liebsten gern klare Anleitungen und "so wirds gemacht"-Weisungen von Experten und Autoritätspersonen haben wollen, aber das artet mir manchmal zu sehr in Verpäpstlichung und Dogmatik aus und man kann nicht einfach alles nur blind nachmachen ohne auch selber nachdenken zu müssen (um zB zu verstehen, wie und warum Kommer überhaupt auf seine Aussagen kommt, und was man da in der eigenen Umsetzung zwangsläufig der Situation anpassen muss).

Wenn du zB in einem Aspekt ("auf Rohstoffe und Immobilien möchte ich erstmal bewusst verzichten") schon vom Kommer-Portfolio abweichst, zeigt das ja schon dass du auch in anderen Aspekten (zB dem Smallcap-Anteil) nicht streng dran kleben musst.
Wie hoch oder niedrig dein Smallcap-Anteil also sein soll, kann dir eigentlich niemand von aussen wirklich sagen (weder ich, noch der Finanzwesir, oder Kommer).
Alles was du machen kannst ist dich selbst damit ein bischen auseinanderzusetzen, zB indem du schaust, wie sich historisch das Renditepremium von SC ausgeprägt hatte (und wie lange man auch manchmal evtl "darauf warten musste"), wo auf der anderen Seite vllt auch zusätzliche Risikofaktoren lauern (Rendite gibts ja meist nicht umsonst), und was überhaupt die eigentliche Quelle des Premiums sein soll (und wie belastbar sie ist, also vereinfacht gesagt ob sie dich so überzeugt dass du auch in Zukunft noch davon ausgehen kannst).
Ob, und in welcher Höhe, du dann Smallcap dazumischen willst, bleibt dann eigentlich wieder dir überlassen. Als "Sinn-Grenzen" hat man dazu ja nur ein paar grobe Daumenregeln, zB "alles unter 10%" Gewichtung wäre nur eine unnötige Klein-Klein Mickerposition (die die langfristige Gesamtportfolio-Rendite nur noch in der dritten Nachkommastelle beeinflussen kann) auf die man auch gleich verzichten kann, bei 15% SC-Gewichtung kommt man so in etwa an die MSCI-Definition ran (die ja Smallcap als die Firmen mit den letzten 15% der Marktkapitalisierung einteilen), und alles was darüber hinausgeht (zB die jenseits der 30% bei Kommer) stellt eben die bewusste Übergewichtung dar, wenn man von dem Faktor so überzeugt ist dass man da auch einen Schwerpunkt drauf legen will um am Renditepremium stärker zu partizipieren.
Schau wo du dich da selbst einordnest und was du selbst für deine Portfoliostruktur am praktikabelsten umzusetzen hälst (wie du schon merkst, ist 1-zu-1 meist nicht wirklich möglich), und ja, wenn du dich dann zB für einen bestimmten Smallcap-Anteil entschieden hast, kannst du natürlich auch den SPDR-ETF dazu nehmen.... denn es geht ja auch nicht anders, für MSCI World Small Caps ist er ja sowieso nur der einzige mögliche angebotene ETF ;-)


Tammo sagt am 23. August 2017

@Manuel: Wenn du glaubst, das 37,5% sinnvoll sind, solltest du es machen!

Ich hab 10% SC und 20% MC und das reicht mir vollkommen. Auch hab ich mich gegen einen SC-ETF entschieden, da die mich alle nicht so überzeugt haben. Bei Comdirect bin ich auf GOLDMAN SACHS GLOBAL SMALL CAP CORE gestoßen. Der TER ist mit 0,76%vergleichsweise günstig und bei 0% Ausgabeaufschlag kostet eine Order 2,90€. Problem bei dem Fond ist, dass man ihn evtl. nicht nachkaufen kann, da es eigentlich ein Fond für professionelle Anleger ist.

Für die EM hab ich mich auch für einen aktive Fond entschieden: TEMPLETON EMERGING MARKETS SMALLER COMPANIES - der ist aber vergleichsweise teuer - aber ich denke das bei SC in EM ein Fondmanager einen Mehrwert hat (und Marc Mobius sehr renomiert ist).


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